Hitchens und Irak

Hitchens und Irak

Beitragvon Andreas Müller » Mo 27. Aug 2007, 17:33

Christopher Hitchens ist ein amerikanischer Journalist und der Autor von "Der Herr ist kein Hirte" ("God is Not Great"):

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Der Herr ist kein Hirte
Christopher Hitchens
Blessing 2007-08 Gebundene Ausgabe 352 Seiten


Er war früher ein Anhänger von Trotzki und in der Linken aktiv. Nach der Umwandlung der Linken in postmoderne Werterelativierer wurde er zum unabhängigen Kommentator. Er gilt als einer der wenigen Intellektuellen, die den Irak-Krieg befürworten. Seine Argumente können unter anderem hier nachgelesen werden:

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Regime Change
Christopher Hitchens
Penguin Books Ltd 2003-07-31 Taschenbuch 112 Seiten


Im Verlaufe der Diskussionen um den Irak-Krieg hatte er eine Auseinandersetzung mit dem britischen Politiker George Galloway, einem Kriegsgegner:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=INy2ysHhgYM[/youtube]

Kürzlich stellte sich heraus, dass Galloway tatsächlich Bestechungsgelder von Saddam Hussein erhielt - ausgerechnet vom Oil for Food Programm -, um gegen den Krieg Propaganda zu machen:

http://www.slate.com/id/2170981/nav/navoa

Nachdem ich sein Buch, die Interviews und seine Artikel zum Thema gelesen und angesehen habe, bin ich der Meinung, dass Hitchens Recht hat mit seiner Position zum Irak-Krieg. Wer mit mir darüber in vernünftiger Art und Weise reden möchte, kann sich hier gerne einschalten.
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Beitragvon wuschelpuschel » Mo 27. Aug 2007, 22:31

Das der Irakkrieg nicht ganz so gelaufen ist wie man sich das von amerikanischer Seite aus vorgestellt hat dürfte ja mittlerweile jedem aufgefallen sein. Von daher war es sicherlich keine gute Idee. Solche Kriege gehen eigentlich immer nach hinten los. Die Frage ob so ein Krieg ethisch und moralisch vertretbar ist ist zwar interessant, aber für mich stellt sie sich erst gar nicht. Selbst wenn man sie mit ja beantwortet und der Krieg eigentlich moralisch geboten wäre ist es doch klüger die Sache sein zu lassen.
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Beitragvon Klaus » Mo 27. Aug 2007, 22:43

Ersteinmal zu Hitchens, den haben ja die Linken und Demokraten in den USA übelgenommen, dass er im Weißen Haus ein-und ausgegangen ist wie es ihn beliebte. Heute sieht Hitchens seine Irak-Position durchaus kritisch.
1. Ausmeiner Sicht wäre der Krieg nicht nötig gewesen.
2. Er wurde erstunken und erlogen.
3.Obwohl vom Irak kein Terror ausging, war es der Krieg gegen einen terroristischen Schurkenstaat.
4. Die Lage im mittleren Osten ist destabilisiert worden.
5. Statt weniger Terror, haben wir nun mehr, eindeutig.
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 27. Aug 2007, 23:15

Heute sieht Hitchens seine Irak-Position durchaus kritisch.


Aber nur, was Detailfragen betrifft. Er hält ihn immernoch für gerechtfertigt und letzlich unausweichlich. Nur die Durchführung kritisiert er.

1. Saddam Hussein hat jede einzelne Auflage der Vereinten Nationen gebrochen. Er ist in Kuweit eingefallen, er hat seine eigene Bevölkerung vergast, gefoltert, eingesperrt, das Land wirtschaftlich ruiniert und jede Woche im Radio einen fundamentalistischen Islam gepredigt, mit ihm als Erlöser. Die Baath-Partei hat sich damit gebrüstet, dass es ihnen egal sein kann, was die Vereinten Nationen fordern - die bestrafen sie sowieso nicht.
2. Nein, die amerikanischen Geheimdienstberichte über die Massenvernichtungswaffen wurden vom britischen und vom russischen Geheimdienst bestätigt. Bush und Blair hatten Grund, davon auszugehen, dass Saddam bereits Atombomben besitzt - außerdem: Die Franzosen haben ihm ein Atomkraftwerk gebaut, in vollem Bewusstsein, was er damit vorhatte. Also, egal, ob er die Waffen schon hatte oder nicht: Er versuchte mehrmals nachweislich, an sie heranzukommen.
3. Der Irak hat Al Kaida Mitglieder geschützt und mit ihnen zusammengearbeitet. Das passt auch wunderbar zu Hussein, dem Bin Laden sehr wollwollend gegenüber stand.
4. Das wäre ohnehin geschehen. Die Frage war einzig: Soll der Irak untergehen mit einem wahnsinnigen Despoten darin, der über Atombomben verfügt - oder soll er untergehen mit der kleinen Chance, dass die Amerikaner das Schlimmste verhindern können? Man erinnere sich auch daran, dass Saddam 1991 seine Ölquellen anzündete, NACHDEM er sie schon aufgegeben hatte.
5. Da haben die linken Propagandamedien gut mitgeholfen, indem sie den Irak-Krieg als bösen Masterplan eines üblen Satanisten darstellten. Wusstest du, dass Bush der erste Präsident seit 20 Jahren ist, der der UNESCO wieder beitrat UND die angehäuften Nachzahlungen bewilligte? Er hat fünf Monate lang gewartet nach dem 11. 9., bis er überhaupt darauf reagierte. Diese Zeit verbrachte er nachweislich mit Beratungen, um keine unüberlegten Reaktionen zu begehen. Und von wegen er wollte seinem Vater nacheifern: Bush Senior ist und war GEGEN den Irak-Krieg.

Ich will Bush auch nicht zu sehr verteidigen, weil er andere dumme Entscheidungen getroffen hat, aber ein bisschen geradebiegen muss man das Bild schon.
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Beitragvon Klaus » Mo 27. Aug 2007, 23:23

zu Punkt 3 hat Bush selbst zugegeben, dass der Irak nichts, aber auch gar nichts mit dem Terror zu tun hatte.

Ansonsten, weißt du was die Amis im Irak als erstes getan haben? Sie haben den Ölmarkt von Euro auf Dollar umgestellt, warum wohl?
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 27. Aug 2007, 23:37

Sie haben den Ölmarkt von Euro auf Dollar umgestellt, warum wohl?


Warum sollte man nicht um Öl kämpfen? Der Großteil der Ölreserven liegt in der Hand von religiösen Fanatikern, da wäre es doch nicht schlecht, wenn ein halbwegs zivilisiertes Land auch mal ein bisschen Öl hat? Oder sollen wir uns von Menschenrechtsgegnern ewig demütigen und erpressen lassen? Natürlich reicht das lange nicht als Kriegsgrund - muss es ja auch nicht. Trotzdem ist es doch irgendwie blöde, das Öl einfach da liegen zu lassen. Letztlich haben die Iraker entschieden, wer es bekommt, und sie haben sich für ein US-Unternehmen entschieden. Warum? Die einzige Alternative lautete Frankreich und deren Konditionen waren schlechter. Außerdem hat sich Frankreich einiges zu Schulden kommen lassen, weil sie für Saddam einen Atomreaktor gebaut haben, Atomtests im Pazifik machten, ohne die angrenzenden Länder zu fragen und weil sie das letzte Land sind, das imperiale Kolonialpolitik z. B. in Algerien betreibt. Kein guter Vertragspartner.

zu Punkt 3 hat Bush selbst zugegeben, dass der Irak nichts, aber auch gar nichts mit dem Terror zu tun hatte.


Nicht direkt, klar. Aber sie haben mit der Al Kaida zu schaffen gehabt. Kein Land der Welt war direkt für den Anschlag verantwortlich, aber den größten Anteil daran hatte der Irak. Und von wegen Saudi Arabien: Die Regierung des Landes hat nichts mit Terroranschlägen zu tun - die Regierung des Irak hatte es sehr wohl.
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Beitragvon Besserwisser » Di 28. Aug 2007, 03:38

@Andreas: Leider war in Deinem Beitrag nicht klar erkennbar, ob Du Hitchens nur zitierst oder Dir seine Thesen zu eigen machst. Ich gehe mal von Letzterem aus.

Andreas Müller hat geschrieben:1. Saddam Hussein hat jede einzelne Auflage der Vereinten Nationen gebrochen.
Das stimmt so nicht ganz.

Andreas Müller hat geschrieben:2. Nein, die amerikanischen Geheimdienstberichte über die Massenvernichtungswaffen wurden vom britischen und vom russischen Geheimdienst bestätigt. Bush und Blair hatten Grund, davon auszugehen, dass Saddam bereits Atombomben besitzt - außerdem: Die Franzosen haben ihm ein Atomkraftwerk gebaut, in vollem Bewusstsein, was er damit vorhatte. Also, egal, ob er die Waffen schon hatte oder nicht: Er versuchte mehrmals nachweislich, an sie heranzukommen.
Fakt ist, dass - trotz allen politisch erzwungenen Geschwurbels der Geheimdienste - der Irak keine Massenvernichtungswaffen hatte. Siehe auch die 50 EUR-Frage vom April 2003.

Andreas Müller hat geschrieben:3. Der Irak hat Al Kaida Mitglieder geschützt und mit ihnen zusammengearbeitet. Das passt auch wunderbar zu Hussein, dem Bin Laden sehr wollwollend gegenüber stand.
Das Gegenteil ist der Fall: Bin Laden stand Hussein ablehnend gegenüber. Hast Du Belege für Deine These?

Andreas Müller hat geschrieben:4. (...) Die Frage war einzig: Soll der Irak untergehen mit einem wahnsinnigen Despoten darin, der über Atombomben verfügt - oder soll er untergehen mit der kleinen Chance, dass die Amerikaner das Schlimmste verhindern können?
Man könnte die "einzige" Frage auch so formulieren:
Soll der Irak untergehen mit einer wahnsinnigen Besatzungsarmee darin, die über Atombomben verfügt - oder soll er untergehen mit der kleinen Chance, dass die Irakis durch Maßnahmen des zivilen Ungehorsams das Schlimmste verhindern können und sich aus eigener Kraft des Despoten entledigen können?

Andreas Müller hat geschrieben:5. Da haben die linken Propagandamedien gut mitgeholfen, indem sie den Irak-Krieg als bösen Masterplan eines üblen Satanisten darstellten. Wusstest du, dass Bush der erste Präsident seit 20 Jahren ist, der der UNESCO wieder beitrat UND die angehäuften Nachzahlungen bewilligte?
Ich verstehe leider den Zusammenhang mit einer Rechtfertigung des Irak-Krieges nicht.

Andreas Müller hat geschrieben:Und von wegen er wollte seinem Vater nacheifern: Bush Senior ist und war GEGEN den Irak-Krieg.
Deshalb ließ er auch US-Truppen 1991 in den Irak einmarschieren. Alles klar.

Andreas Müller hat geschrieben:Ich will Bush auch nicht zu sehr verteidigen, weil er andere dumme Entscheidungen getroffen hat, aber ein bisschen geradebiegen muss man das Bild schon.
Ich will Bush auch nicht zu sehr angreifen, weil er andere kluge Entscheidungen getroffen haben soll, aber ein bisschen geradebiegen muss man das Bild schon.

Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass die Art und Weise meiner Rede als vernünftig angesehen wird ...
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Beitragvon dvrvm » Di 28. Aug 2007, 06:48

Besserwisser hat geschrieben:
Andreas Müller hat geschrieben:4. (...) Die Frage war einzig: Soll der Irak untergehen mit einem wahnsinnigen Despoten darin, der über Atombomben verfügt - oder soll er untergehen mit der kleinen Chance, dass die Amerikaner das Schlimmste verhindern können?
Man könnte die "einzige" Frage auch so formulieren:
Soll der Irak untergehen mit einer wahnsinnigen Besatzungsarmee darin, die über Atombomben verfügt - oder soll er untergehen mit der kleinen Chance, dass die Irakis durch Maßnahmen des zivilen Ungehorsams das Schlimmste verhindern können und sich aus eigener Kraft des Despoten entledigen können?

Hm... diese Begründung verstehe ich nicht... sah nicht gerade danach aus, als ob die Iraker drauf und dran waren, Saddam auf eigene Hand abzusetzen...
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Beitragvon Andreas Müller » Di 28. Aug 2007, 14:17

Das stimmt so nicht ganz.


Doch. Er hat ein paar Mal so getan, als würde er sie anerkennen. Was soll diese Detaildiskussion überhaupt, wir reden von einem wahnsinnigen Massenmörder?

der Irak keine Massenvernichtungswaffen hatte


Also hätten wir noch ein wenig warten sollen, bis er welche hat? Hartnäckig genug haben sie es ja versucht.

Bin Laden stand Hussein ablehnend gegenüber. Hast Du Belege für Deine These?


Ja: Wie war es für Bin Ladens engsten Verbündeten Zarqawi möglich, auf der Flucht aus Afghanistan in Baghdad Unterschlupf zu finden, wenn Saddam es nicht erlaubte? Baghdad konnte man genau so schwer verlassen wie betreten. Saddam und Bin Laden hatten nur einige theologische Differenzen. Hussein sagte zu dem amerikanischen Journalisten Dan Rather indirekt, dass er im Prinzip auf Bin Ladens Seite ist.
http://www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Feb_28_2003.html

Außerdem:
According to the Reuters report: "At the time, bin Laden had a multi-million dollar price on his head for his suspected role in the 1998 bombings of two U.S. embassies in East Africa". So why did the hospital staff, who knew that Osama was at the American Hospital in Dubai, not claim the reward?

http://www.globalresearch.ca/articles/CHO311A.html

wahnsinnigen Besatzungsarmee darin, die über Atombomben verfügt


Die sind nicht wahnsinnig. Die Amerikaner wollten Demokratie im Irak einführen und Saddam stürzen. Ein paar Soldaten haben mir auch selbst erzählt, dass sie die politischen Hintergründe nicht so interessieren und sie dort nur den Menschen helfen wollen. Selbst wenn Bush anderes vorhätte, wäre das noch nicht im Falle der Soldaten so.

aus eigener Kraft des Despoten entledigen


Sehr unwahrscheinlich. Hussein war verrückt genug, dass er einfach alle mit Senfgas gekillt hätte.

Zusammenhang mit einer Rechtfertigung des Irak-Krieges


Ich sage nur, dass Bush zu einseitig dargestellt wurde, als unüberlegter Cowboy. Das stimmt aber nicht. Er ist sogar zu soft zu seinen eigenen Leuten, von denen er einige hätte sehr schnell rauswerfen müssen (z. B. Gonzales).

Deshalb ließ er auch US-Truppen 1991 in den Irak einmarschieren. Alles klar.


Bush Senior war gegen den zweiten Irak-Krieg:
http://www.handelsblatt.com/news/Wissenschaft-Debatte/Kommentar/_pv/_p/204051/_t/ft/_b/1165880/default.aspx/veter-gegen-sohn.html

weil er andere kluge Entscheidungen getroffen haben soll


Echt? Welche?
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Beitragvon ostfriese » Di 28. Aug 2007, 16:06

Natürlich muss sich die Weltgemeinschaft nicht nur für ihre Taten, sondern auch für ihre Unterlassungen verantworten. Grundsätzlicher Pazifismus ist daher keine moralische Position, denn die Behauptung, dass militärische Operationen grundsätzlich mehr Leid erzeugen denn verhindern, ist sowohl theoretisch unhaltbar als auch praktisch widerlegt.

Dennoch muss sich jeder, der einen Krieg vom Zaun bricht, der Tatsache bewusst sein, dass er sehr großes Leid auslöst, das es ohne den Krieg nicht gäbe. Von den materiellen Kosten, die auf andere Weise möglicherweise effektiver zur Leidensminderung eingesetzt werden könnten, ganz zu schweigen. Dies ist nur zu rechtfertigen, wenn zweifelsfrei erkennbar ist, dass die "Leidensbilanz" unter dem Strich positiv sein wird.

Wie deutlich erkennbar war das im Falle des Irak-Krieges (unabhängig von der Frage, wie wir die Bilanz aus heutiger Sicht beurteilen)?

Auf alliierter Seite herrschte die pure Ignoranz. Es gab kein durchdachtes Konzept, wie das irakische Gemeinwesen inmitten der arabischen Region in eine stabile Demokratie umgebaut werden könnte. Die Ratlosigkeit hält bis heute an.

Auf der Basis derartiger Unkenntnis darf man keine so weitreichenden Entscheidungen treffen, denn es besteht in solchen Fällen die Gefahr, dass die zugrundeliegende moralische Gewichtung schlicht falsch ist, dass die Waagschale genau anders herum ausgeschlagen wäre.

Die gefälschten Kriegsgründe und die unzureichende Planung der Nachkriegszeit vermittelten den Eindruck von Machtarroganz, und so war der Krieg aus weltpolitischer Sicht ein verheerendes Signal -- ruinös für vieles, das in mühevoller diplomatischer Kleinstarbeit in Jahrzehnten aufgebaut worden war.

Die Beurteilung der tatsächlichen Leidensbilanz des jüngsten Irak-Krieges samt Folgen überlasse ich euch, auch wenn ich dazu eine klare Meinung habe...
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Beitragvon Andreas Müller » Di 28. Aug 2007, 16:21

Ich glaube ja, dass wir ohne den Irak-Krieg alle ziemlich sehr tot wären. Denn Saddam mit Atomwaffen - er stand kurz davor und verfügte bereits über biologische und chemische Waffen - das wäre es im Falle seines Untergangs gewesen für den Westen.
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Beitragvon Tapuak » Di 28. Aug 2007, 16:36

ostfriese hat geschrieben:Es gab kein durchdachtes Konzept, wie das irakische Gemeinwesen inmitten der arabischen Region in eine stabile Demokratie umgebaut werden könnte. Die Ratlosigkeit hält bis heute an.

So ist es. Die täglichen Massenmorde haben ein Ausmaß angenommen, dass ich mittlerweile bereits so abgestumpft bin, dass ich sie in den Nachrichten kaum noch wahrnehme, sofern überhaupt noch über sie berichtet wird. Ein erster Schritt zur Lösung dieser Katastrophe würde darin bestehen, zunächst einmal die sozialen, kulturellen und politischen Strukturen in der Region zu verstehen, denn nur so könnte man herausfinden, an welchen Stellschrauben man überhaupt drehen müsste, um den gewünschten Zielen näherzukommen. Mit irgendwelchen Panzern wird man diese Art von Problemen jedenfalls nie lösen können. Doch nicht nur die katastrophale Situation im Irak selbst, sondern auch das vereinfachende Gut-Böse-Denken ("Saddam Hussein = Bin Laden = religiöse Spinner = böse = Krieg gerechtfertigt") scheint mir eine Folge profunder Unkenntnis der komplexen Situation zu sein.
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Beitragvon Tapuak » Di 28. Aug 2007, 16:47

Andreas Müller hat geschrieben:Warum sollte man nicht um Öl kämpfen? Der Großteil der Ölreserven liegt in der Hand von religiösen Fanatikern

Ziemlich unabhängig davon, wie sich die politische Situation im Irak im Einzelnen weiterentwickeln wird, kann man wohl davon ausgehen, dass die religiösen Fanatiker zukünftig jedenfalls ein größeres politisches Gewicht haben werden als zu Saddam Husseins Zeiten, dessen Terrorregime m.W. im Vergleich zu anderen Despotien in der Region noch relativ säkular war.
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Beitragvon Klaus » Di 28. Aug 2007, 16:54

@Tapuak, so sehe ich das auch
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Beitragvon Andreas Müller » Di 28. Aug 2007, 16:59

dessen Terrorregime m.W. im Vergleich zu anderen Despotien in der Region noch relativ säkular war.


Das stimmt nicht. Was ist mit seinen wöchentlichen Jihad-Reden; mit den Moscheen, die er baute und die er nach sich selbst benannte und was ist mit dem Geld, dass er den islamischen Suizid-Mördern in Palästina stolz anbot?
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Beitragvon Klaus » Di 28. Aug 2007, 17:06

Er war ein Despot, zumindestens wurde keiner zu seiner Zeit auf offener Straße weggesprengt. Man sollte immer das kleiner Übel wählen, und das war Saddam.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 28. Aug 2007, 17:13

Der Punkt ist ja, dass seine Diktatur ohnehin zusammengebrochen wäre, nur ohne Amis, die ihn davon abhalten, an seinem Ende noch andere mit in den Tod zu reissen.
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Beitragvon Tapuak » Di 28. Aug 2007, 17:18

Andreas Müller hat geschrieben:
dessen Terrorregime m.W. im Vergleich zu anderen Despotien in der Region noch relativ säkular war.


Das stimmt nicht. Was ist mit seinen wöchentlichen Jihad-Reden; mit den Moscheen, die er baute und die er nach sich selbst benannte und was ist mit dem Geld, dass er den islamischen Suizid-Mördern in Palästina stolz anbot?

Lies einfach eine beliebige Quelle zur Ideologie der Baath-Partei und denk noch mal drüber nach. Die Ideologie ist in erster Linie (pan-)arabisch, nationalistisch uns sozialistisch. Selbstverständlich spielt auch der Islam eine Rolle, aber im Vergleich zu anderen politischen Kräften in der Region eine untergeordnete. Falls Hussein also Attentäter bezahlt haben sollte, war das wohl eher arabisch-nationalistisch motiviert als religiös.
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Beitragvon [C]Arrowman » Di 28. Aug 2007, 17:50

was den Irakkrieg angeht, so kann ich es guten Gewissens behaupten, ich habe es gleich gesagt. Durch die Amis wurde das stabilisierende Element der Region entfernt und es entstand ein Machtvakuum, dass die Amis einfach nicht füllen können. Karge gebeite wie der Iran kann man nicht flächenddeckend besetzen, wodurch jeder Fundi sich animiert fühlt die bösen Ungläubigen in die Luft zu jagen.
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Beitragvon Andreas Müller » Di 28. Aug 2007, 17:54

das stabilisierende Element der Region


Ein wahnsinniger Massenmörder ist kein stablisierendes Element.
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