stefan2 hat geschrieben:Aa magst du recht haben; allerdings sind die "offiziellen" Stellungnahmen z.B. aus den diversen Ecken der EKD ziemlich eindeutig pro Evolution. Aber gerade diejenigen, die Du "wahrhaft gläubig" genannt hast, haben denn doch ihre Probeme mit dem "offiziellen" Protestantismus und rutschen dann in irgendwelche sektiererischen und obskuren Zirkel ab.
Stefan
Da liegst Du nicht ganz richtig. Papst Ratzfatz dreht mit seiner Enzyklika Spe Salvi das Rad der Geschichte zurück, Materialismus und Evolution sind ungeeignet das Leben und die Gesetze der Materie zu erklären, sie bringen nur Not und Elend. Nur eine theistischen Wissenschaft mit göttlichem Bezug ist akzeptabel, sofern deren Erkenntnisse nie über Gottes Wort stehen. Die Theologie darf weder wahre noch richtige Antworten finden, ihre Erkenntnisse müssen immer innerhalb ewiger Dogmen eines allwissenden Greises bleiben.
Die Instruktion über kirchliche Berufung des Theologen der Ratzinger-Kongregation vom Mai 1990 definiert Theologie derart, daß sie so wenig an eine Universität gehört wie Voodoo oder indianischer Fruchtbarkeitszauber. Theologie erfüllt nicht die theoretischen Voraussetzungen der Wissenschaftlichkeit. Im Fall Lüdemann folgt das Bundesverwaltungsgericht (2005, BVerwG 2 C 31.04) dieser Sichtweise. „Wer nicht die unfehlbaren Inhalte des christlichen Glaubens ohne Zweifel, ohne Kritik und Vorbehalte annimt, der hat nach der Glaubenskongreation unter Ratzinger einen persönlichen Defekt, ein ungenügend gebildetes Gewissen, eine sündige Verfaßtheit und huldigt der Untreue gegen den Heiligen Geist“.
Heute war eine interessante Sendung in ARTE über das Klonen und den Stand der Entwicklung. ES werden derzeit pro Jahr etwa 1000 Nutztiere geklont wie etwa Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, und zwar ausgehend von Hautzellen deren Gene in Embryonen übertragen und Leihmüttern eingepflanzt werden. Dazu kommen noch Haustiere besonders Hunde und Katzen. Die Kosten liegen etwa zwischen 3.000 bis 30.000 US$, ich schätze sie werden um den Faktor 100 sinken. Diese Entwicklung wird ganz entscheident von amerikanischen Universitäten und Privatfirmen getragen und forciert. Es sterben derzeit täglich etwa 50 bis 70 Arten und Spezies aus, Klonen ist offenbar die letzte Möglichkeit die genetische Vielfallt und damit unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Sonst sieht die Erde bei 12 Milliarden Mensch aus wie ein Supermarktparkplatz, durchgehend gepflastert, beleuchtet und sauber markiert je nach Nutzung.
Gleichzeitig sagen die christlichen Kreationisten unter Befufung auf das dicke Märchenbuch, Gott habe den Menschen die Herrschaft über die Tierwelt anvertraut, es stehe uns daher frei so zu handeln. Leider ist die christliche Einteilung der Lebewesen so falsch wie die Bibel selber. Nicht nur Primaten sind zu geistigen Leistungen fähig, auf Vögel und andere Säuger schaffen das. Z.B. können Papageien bis zu 120 Worte sprechen, logische Entscheidungen treffen, neue Wort bilden, zählen usw. – obwohl das Gehirn nur so groß wie eine Nuss ist. Der Unterschiede liegt hauptsächlich darin, dass die Evolution diese Fähigkeiten nicht unbedingt zum Überleben der Art fordert, obwohl die Anlage vorhanden ist.
Der Aberwitz der Situation wird von den Kreationisten (noch) nicht verstanden. Der Homo Sapiens ist nur ein Tier wie viel andere auch, die ganzen biblisch motivierten Unterscheidungmerkmale erweisen sich immer mehr als unwissender Humbug. Wenn aber der Mensch nur ein Tier ist wie die anderen Biomaschinen auch, dann wird der gesamte Gotteskult zu einem dummen Aberwitz.
Bei der Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung können wir in 30 bis 50 Jahren damit rechnen, daß Naturparks wieder Mammuts, Riesenfaultiere und viele andere ausgestorbene Arten bevölkern. Nur kommen die Klone mit einem leeren Datenspeicher (Gehirn) zur Welt, das was die theistische "Seele", Persönlichkeit und Wesen der Art ausmacht, das muß jeweils neu aufgebaut und gelernt werden.
Ich wage nicht mir auszumalen, mit welchem rhetorischen Aberwitz an Bibelzitaten diese Realität mit dem Glauben der Bibel in Einklang zu bringen wäre. Denn die Kreationisten haben auch Hunger und werden die Steaks und Hamburger ihrer "entfernten Klonbrüder" essen und dabei genußvoll schmatzen.