Aber verwechselst du hier nicht Ursache und Folge?Max hat geschrieben:Was man hier zu Gesicht bekommt ist ein Ausdruck religiösen Denkens. Man betet Führer und Autoritären an, vertraut ihnen blind und ist unfähig selbst zu denken.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Auch wenn - falls es stimmt (hatten wir ja schon mehrmals als Falschmeldung) - hier sowieso nicht passt.Aber verwechselst du hier nicht Ursache und Folge?Max hat geschrieben:Was man hier zu Gesicht bekommt ist ein Ausdruck religiösen Denkens. Man betet Führer und Autoritären an, vertraut ihnen blind und ist unfähig selbst zu denken.
Ist das Vertrauen in Führer und Autoritäten eine Folge der Religionen?
Oder sind Religionen (besser gesagt religiöse Organisationen) nicht eine mögliche Folge von Vertrauen in Autoritäts- und Führerpersonen?
Da Pferde, Hunde, Affen ... keine Religion haben (glaube ich wenigstens) aber Vertrauen an Autoritäten und Führer, glaube ich ans zweite
Religion ist nicht die Ursache jeden Übels, so einfach ist die Welt dann doch nicht.
Max hat geschrieben:Was man hier zu Gesicht bekommt ist ein Ausdruck religiösen Denkens. Man betet Führer und Autoritären an, vertraut ihnen blind und ist unfähig selbst zu denken. Es gibt keinen Zweifel; man hält die eigene Position für unfehlbar und kann sich nicht vorstellen, sich im Unrecht zu befinden. Genauso gibt es praktisch nichts, was diese Leute von ihrem irrationalem Glauben abbringen könnte. Sie beharren dogmatisch auf ihm. Argumente haben hier weder eine Chance, noch eine Bedeutung. Wie bei den weltanschaulich-religiösen sind die Vertreter dieser Ansichten meist unterdurchschnittlich intelligent und man kann konstatieren, dass die Leute umso eifriger und frommer sind, je weniger Intelligenz sie besitzen. Interessanterweise sind die Organisateure aber meist überaus ordentlich und intelligent. Sie planen mit einer Pedanterie, die ihres Gleichen sucht, Propaganda und versuchen die Jugend für ihre unsinnigen Ansichten zu gewinnen.
Auch nach 1945 brach die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Nazis nicht abrupt
ab. Manche Kleriker wollten selbst nach Kriegsende nichts von der Katastrophe wis-
sen, die Europauberkommen hatte, und sahen in den Nationalsozialisten immer noch
die Retter vor dem Bolschewismus. Einer von ihnen war derosterreichische Bischof
Alois Hudal, der 1923 Rektor des Collegio Teutonico di Santa Maria dell’Anima (deut-
sche Nationalkirche in Rom) wurde. In dieser Position war er der oberste Geistliche
fur die Auslandsdeutschen in Italien. Hudal war, wie so viele der damaligen geistlichen
Wurdentrager, vom Aufstieg des Nationalsozialismus fasziniert. Seiner Herkunft gemaß
begrußte der deutsch-nationale Bischof die Machtergreifung Hitlers. In einer Rede vom
1. Mai 1933 verkundete er in der Anima vor geladenen Gasten, unter anderem deutschen
Geistlichen und Angehorigen der NSDAP, folgendes:
In dieser Schicksalsstunde begrußen die auslandsdeutschen Katholiken das kommende
Deutsche Reich, dessen Grundlagen auf Christustreue und Volkstreue aufgebaut werden
sollen. [...] Die glanzvolle Vergangenheit des deutschen Volkes wird wieder lebendig.
Je mehr die vaterlandslosen Elemente aus demoffentlichen Leben verschwinden, die in
den Tagen des Umsturzes den deutschen Soldatenstand geschandet und mit ihm alles,
was in der deutschen Geschichte groß und heilig war, in den Kot gezogen haben, desto
machtiger soll der große volkische Gedanke erwachen, das erhabene Bewußtsein der Ein-
heit aller Deutschen in Sprache und Kultur. [...] So wollen wir den falsch verstandenen
Pazifismus bekampfen, der mit Schlagworten ewige Ketten an unseren Handen lassen
mochte, die unwurdige Friedensvertrage geschmiedet haben, und der deutschen Jugend
die Wehrhaftigkeit als den hohen Wert mannlicher Jugend zuruckerobern. [1]
Hudal blieb auchuber die ersten Jahre der Diktatur, die seine Bischofskollegen
zuruckschrecken ließen, gedanklich fest dem Nationalsozialismus verbunden. Wahrend
die meisten Stimmen in der Katholischen Kirche die volkischen Elemente ablehnten
und den Nationalsozialismus weltanschaulich bekampften, ruckte der Rektor der Anima
von seiner Idee des Bruckenschlages zwischen NSDAP und Christentum nicht ab. Seine
Gedanken hielt Hudal in einem Werk fest, das er mit handschriftlicher Widmung Dem
Siegfried deutscher Große Adolf Hitler selbst zukommen ließ. Fur sein Buch Die Grund-
lagen des Nationalsozialismus wurde er sogar mit dem goldenen NSDAP-Parteiabzeichen
belohnt. Dort heißt es unter anderem:
Niemand im katholischen Lager leugnet das Positive, Große und Bleibende, das in
dieser Bewegung gelegen ist, die neue Probleme beruhrt und Fragen aufgeworfen hat,
mit denen das Christentum sich auseinandersetzen muß, um eine moderne Synthese von
Deutschtum und Glaube zu finden. Die deutschen Katholiken sind vom besten Willen be-
seelt, das neue Deutschland zu bejahen, wenn sich sein Aufbau in der Abkehr nicht bloß
vom politischen, sondern auch vom kulturellen Liberalismus vollzieht. [...] Die reichs-
deutschen Katholiken lassen sich in ihrer Treue zu Volk und Reich von niemandubertref-
fen und bejahen die nationalsozialistische Revolution, weil ein Gerichtuber das Zeital-
ter der individualistischen Absonderung und Auflö war, eine Ruckbesinnung auf die
ewige Schopfungsordnung, auf die Blut und Schicksalsgemeinschaft der Deutschen und
auf die volkische Wesensart. Sie sehen in dieser Bewegung die straffe Zusammenfassung
und Vereinheitlichung der staatstragenden Krafte, eine starke Fuhrerverantwortung, in
der die liberaldemokratische Fiktion von der Selbstregierung des Volkes verdrangt ist.
Nach Ende des 2. Weltkrieges war Hudal maßgeblich an der Strickung eines großen
Netzwerkes beteiligt, das mehreren Nazis die Flucht nach Sudamerika ermoglichte. Die-
ser als Rattenlinie bekannt gewordene Weg fuhrte vonOsterreichuber die Alpen nach
Sudtirol, nach Rom und von dort nach Genua, wo Schiffe fur dieUberfahrt bereit-
standen. Auf dem Weg fanden mehrere Nazis Unterschlupf in diversenosterreichischen
und italienischen Klostern. Daher erklart sich auch der zweite Name der Rattenlinie
– Klosterroute. All dies ware nicht moglich gewesen, hatte der Vatikan Hudal nicht
weitreichende Kompetenzen gegeben. 1944 wurde die Papstliche Hilfskommission (Pon-
tificia Commissione Assistenza) in mehrere nationale Unterabteilungen gespalten. Der
osterreichische Bischof leitete fortan seine Sektion, die Assistenza Austraica, und wurde
nach Kriegsende vatikanischer Sonderbeauftrage fur die deutschsprachigen Internierten
in italienischen Lagern. Letztere Entscheidung stieß bei amerikanischen Funktionaren
aufgrund der politischen Gesinnung desOsterreichers auf Unmut. Hudal nutzte das
enorme Ansehen, das die katholische Kirche in Italien hatte, um dieUberfahrt nach
Sudamerika zu ermoglichen. Die notigen Dokumente erschwindelte sich derosterreichi-
sche Bischof beim Roten Kreuz, indem er den zustandigen Stellen falsche Identitaten
seiner Schutzlinge vorgaukelte. Unterstutzung erhielt er dabei vom Vizerektor der Ani-
ma, Kaplan Carl Heinemann, und dem Pallotiner-Pater Anton Weber. Letzterer hatte
bereits Erfahrungen vorzuweisen. Wahrend der Diktatur des Dritten Reiches war er als
Mitglied des St.-Raphael-Vereins fur die Ausreise mehrerer hundert Juden (allerdings
nur derer, die sich zum katholischen Glauben bekannten) zustandig. Unterstutzt wurde
die Organisation der Rattenlinie außerdem noch vom Erzbischof Genuas, Giuseppe Siri,
der 1953 in den Kardinalsrang erhoben wurde.
Die Liste der von Hudal Geretteten ist lang. Zu den bekanntesten Fluchtlingen
zahlen:
Adolf Eichmann, Leiter des Judenreferats und somit hauptverantwortlich fur die De-
portation von 4 Millionen Juden aus ganz Europa in die Vernichtungslager,
Josef Mengele, KZ-Arzt von Auschwitz, der sadistische Menschenversuche durchfuhrte,
Walter Rauff, Chefkonstrukteur der sogenannten Gaswagen, in denenuber 200.000
Menschen den Tod fanden,
Klaus Barbie, SS- und Gestapochef von Lyon, der Judendeportationen anordnete und
Mitglieder der Resistance eigenhandig folterte,
Franz Stangl sowie sein Stellvertreter Gustav Wagner, Kommandanten von Sobibor
und Treblinka, den nach Auschwitz großten Vernichtungslagern,
Eduard Roschmann, Kommandant des KZ Riga,
Erich Priebke, SS-Offizier, verantwortlich fur das Massaker in den ardeatinischen Hohlen,
Hans-Ulrich Rudel, hochstdekorierter Soldat der Wehrmacht, der trotz Beinamputa-
tion noch Kampfeinsatze flog.
Insgesamt konnten etwa 300 Nazis der strafrechtlichen Verfolgung durch Flucht nach
Sudamerika entgehen. Einige von ihnen bedankten sich in spateren Jahren bei ihren
kirchlichen Helfern.
Montag hat geschrieben:... schwache werden durch die gruppe stark. ...
Montag hat geschrieben:okay, muss ich mich korrigieren:
schwache fühlen sich in der gruppe stärker.
Montag hat geschrieben:ach ja, und außerdem könnte es auch darin liegen weil schlechte taten im verhältnis gesehen stärker bestraft, als gute honoriert werden. gutes wird einfach vorausgesezt. verhält man sich "gut" entgeht man einer strafe. verhält man sich "böse" wird man bestraft. mal grob gesagt.
Es gibt Kinder (Jugendliche und Erwachsnene), die NUR durch Misstetaten Aufmerksamkeit erfahren.
Also liegt viel Ursache unserer Probleme in den Familien.
Erstaunlich auch, dass das Bild einer liebenden Mutter in unserer Gesellschaft immer mehr zum Zerrbild gemacht wird.
Montag hat geschrieben:Erstaunlich auch, dass das Bild einer liebenden Mutter in unserer Gesellschaft immer mehr zum Zerrbild gemacht wird.
wie wird es gezerrt?
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