DDR alles noch einmal

DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » So 2. Dez 2007, 12:07

Aus Hamburger Abendblatt - Christian Pletz
Los Palos Grandes ist eines der wohlhabenden Viertel in Venezuelas Hauptstadt Caracas. Bei der Beschaffung von Grundnahrungsmitteln haben aber selbst die besser Betuchten erhebliche Probleme. Seit gut drei Monaten liegen in den Supermärkten keine Milch und keine Eier mehr. Und wenn doch einmal 100 Tüten Milch kommen, bilden sich Menschenschlangen bis auf die Straßen. Pro Käufer geht nur ein Liter über den Ladentisch.

Der Grund für diesen Missstand in Hugo Chávez' sozialistischem Staat ist die ungeheure Inflation. Offiziell wird von zehn Prozent gesprochen. Geschätzte 30 Prozent sind der Fall. Touristen und Geschäftsleute, die in einer Bank oder Wechselstube US-Dollar in venezolanische Bolivares tauschen, werden mitleidig belächelt. Der von der staatlichen Devisenbehörde Cadivi festgelegte Wechselkurs lautet: Ein US-Dollar sind 2150 Bolivares. Wer schwarz tauscht, bekommt für einen Dollar bis zu 6000 Bolivares.

Milch ist aber selbst auf dem Schwarzmarkt rar, der in Tante-Emma-Läden und auf Straßenmärkten blüht wie selten zuvor. Auf dem Schwarzmarkt kostet Milchpulver umgerechnet fast sieben Euro pro Kilogramm. Das ist das Doppelte des regulären Marktpreises - und glatt das Vierfache des Preises für die staatlichen Märkte. 30 Eier kosten offiziell 8000 Bolivares. Doch die Bauern beliefern die Läden gar nicht mehr regulär. Denn auf dem Schwarzmarkt erhalten sie das Doppelte pro Ei.

Einige Regierungsmitglieder werfen den Lebensmittelproduzenten vor, Grundnahrungsmittel absichtlich knapp zu halten, um Unzufriedenheit zu schüren. Und Chávez' Regierung hat reagiert. Das Milch-Problem sollte über eine Verstaatlichung der gesamten Produktion behoben werden. Erst wurde dem angeschlagenen italienischen Konzern Parmalat eine Fabrik zur Milchproduktion abgekauft. Dann wurden 1700 Kühe aus Brasilien per Schiff auf den Weg gebracht. Noch vor seiner Ankunft im venezolanischen Hafen Puerto Cabello geriet der Viehfrachter ins Schaukeln. Mehr als die Hälfte der Kühe kippte um und erdrückte Artgenossen. Die Tiere verendeten qualvoll oder kamen in der Massenpanik durch Herzversagen ums Leben.

Die toten Kühe wurden per Lastwagen abtransportiert. Allerdings kam es nur zu wenigen Fahrten, weil der durch Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit beschleunigte Verwesungsprozess einen derartigen Gestank auslöste, dass Bewohner und Geschäftsleute an den Transportstraßen lautstark protestierten. Die Regierung von Volkstribun Chávez reagierte sofort. Die Kadaver-Transporte wurden gestoppt und der uralte Frachter samt totem Vieh mehrere Meilen vor der Küste im Meer versenkt.

Doch die zum Teil aufgeblähten Kühe trieben wie Bojen an die Wasseroberfläche. Küstenanwohner berichteten von Sperrungen der Strände, weil tote Kühe angespült worden waren. An einigen hatten bereits Haie genagt.

Den Präsidenten ficht das nicht an. Hugo Chávez will an diesem Sonntag die Volksabstimmung über die neue Verfassung gewinnen, die "proyecto de reforma constitucional". Von Plakaten, T-Shirts und den Dekolletés gemieteter Helferinnen blitzt in diesen Tagen das "Si" zur neuen Verfassung. Scheitert das Referendum, endet Chávez' Amtszeit spätestens 2013.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon [C]Arrowman » Mo 3. Dez 2007, 15:39

Hier zeigt sich mal wieder wunderschön wie staatliche Preise den SChwarzmarkt fördert, war nch dem Krieg so, war in der DDR so und ist nun in Venezuela so. DA bringt es dem Volk nichts das das Öl in der Hand des Staates ist.
Das Referendum wurde abgelehnt wenn auch knapp, trotz "Unregelmäßigkeiten".
Benutzeravatar
[C]Arrowman
 
Beiträge: 961
Registriert: Mo 1. Jan 2007, 16:18
Wohnort: Fuldabrück

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon Jakob » Mo 3. Dez 2007, 16:00

Dieser Chavez ist eine ganz gefährliche Gestalt. Hoffentlich macht der keine Schule, sonder verschwindet bald wieder in der Versenkung.

So, wie die armen Kühe :mg:
Benutzeravatar
Jakob
 
Beiträge: 419
Registriert: Sa 29. Sep 2007, 15:56
Wohnort: Augsburg/Nürnberg

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon Ari » Di 4. Dez 2007, 19:04

Die Wahl aht er schonmal verloren. Diese vorauseilende "Wissen", daß er eh gewinnt (siehe Artikel) find ich schon schwachsinn. Es war zu merken das sich eine Unzufriedenheit bildet, die geführte und gestützt durch die Studenten auch ehemalige Chavezanhänger gegen das Referendum aufbringt.
Ari
 
Beiträge: 577
Registriert: So 16. Sep 2007, 18:27

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 4. Dez 2007, 19:26

Nunja, geführt hat da sicher auch der eine oder andere US-Dollar.
Und man sollte nicht aus den Augen lassen, dass Organisationen die einen Chavez vor 30 Jahren noch umgebracht hätten, heute zumindest für intensive Desinformation sorgen und auch sicher seine innenpolitischen Gegner intensiv betreut. Und Herr Chavez tut viel dafür, dass man vieles glaubt, da er sich so gebärdet, dass man wirklich jeden Schwachsinn auch glauben kann. Ich glaube nicht, dass Herr Chavez global gesehen eine gefährliche Gestalt ist. Hat wohl einfach ein paar Neuronenverdrahtungsprobleme. Gefährlich dürfte er wohl nur in lateinamerikanisch leider nicht unüblichen Rahmen innenpolitisch sein.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon [C]Arrowman » Di 4. Dez 2007, 23:50

1v6,5Mrd. hat geschrieben:Und Herr Chavez tut viel dafür, dass man vieles glaubt, da er sich so gebärdet, dass man wirklich jeden Schwachsinn auch glauben kann.


Sachen wie das hier? :lachtot:

1v6.5Mrd hat geschrieben:Nunja, geführt hat da sicher auch der eine oder andere US-Dollar.
Und man sollte nicht aus den Augen lassen, dass Organisationen die einen Chavez vor 30 Jahren noch umgebracht hätten, heute zumindest für intensive Desinformation sorgen und auch sicher seine innenpolitischen Gegner intensiv betreut.
Benutzeravatar
[C]Arrowman
 
Beiträge: 961
Registriert: Mo 1. Jan 2007, 16:18
Wohnort: Fuldabrück

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon Ari » Mi 5. Dez 2007, 00:20

Die intensive Betreuung hat dann aber wenig Früchte geschlagen. Natürlich kann ich mir diskrete Kontakte zwischen Opposition (die ja unglaubich verstritten und politisch weit auseinander ist), studenten etc. mit der US-regierung vorstellen. aber sicher gibt es acuh den ein oder anderen "smalltalk" zwischen spanischen Vertretern und diesen Gruppen. Ich würd das nicht gleich in "aktive hilfe zum umsturz" deuten. Fakt ist das Chavez zwar viel versprochen und auch einiges geändert hat, aber er zeigt immer mehr seine machtgierige, selbstverliebte Art. Und das kommt nirgends gut an....
Ari
 
Beiträge: 577
Registriert: So 16. Sep 2007, 18:27

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 5. Dez 2007, 09:02

[C]Arrowman hat geschrieben:Sachen wie das hier? :lachtot:
wow, ein fehlerfreier Satz :up:


@ Ari: Bis vor ganz kurzem, bis zu Juan Carlos' "Halts Maul" und auch dem Streit zwischen den Herrn Zapatero und Chavez unterstützte Spanien ja diese venezuelanische Regierung. Also kann (sollte) da nur sehr kurz "staatliche" Hilfe gekommen sein, wobei natürlich die rechts-konservative Opposition u.U. "schon immer" deutlich versteckte "Hilfestellungen" leistete. Offen tritt die PP und Herr Rajoy jedenfalls (politisch auch fast selbstverständlich: schwer rechts vs. schwer linksoderso-irgendwas-populistisch) seit ehedem als scharfer Gegner von Herrn Chavez auf.

Auch wenn natürlich der CIA und andere US-Geheimdienste nicht heute noch so oder ähnlich agieren müssen wie vor 30 oder 40 Jahren, es wäre sehr unwahrscheinlich dass sie hier im "Hinterhof" der USA sich nicht mindestens ebenso engagieren würden, wie sie es (nachgewiesenermaßen) auch heute in anderen Regionen machen. Und bei aller Ablehnung meinerseits des Herrn Bush, so wie Chavez über und gegen Bush, die US-Regierung und die USA insgesamt redet und gegen sie auch handelt, wäre es nahezu unvorstellbar und unverständlich wenn diese nicht Kontra geben würden. Was ich befürchte ist nur, dass die USA sich wie fast üblich nicht so ganz an die Spielregeln unter souveränen Staaten halten.

Prinzipiell finde ich es so gut wie immer gut, wenn ein Regierungschef es nicht schafft eine Verfassung zu seinen persönlichen Gunsten abändern zu lassen.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » Mi 5. Dez 2007, 13:39

[C]Arrowman hat geschrieben:Hier zeigt sich mal wieder wunderschön wie staatliche Preise den SChwarzmarkt fördert, war nch dem Krieg so, war in der DDR so und ist nun in Venezuela so. DA bringt es dem Volk nichts das das Öl in der Hand des Staates ist.

Es geht dabei nicht um Preise auf dem schwarzen Markt. Die industrielle Infrastruktur geht vor die Hunde. Nimm Zimbabwe als Beispiel, die haben jetzt rund 6000 % Inflation im Jahr. Eigentlich gibt es kein Geld mehr, sondern nur noch steinzeitlichen Tauschhandel. Mugabe tönt, wenn die Industrie nicht liefert was die Menschen wollen, dann werden wir sie verstaatlichen. Das gleiche wird Chavez in wenigen Jahren passieren.

Wenn die Firmen mangels Wert der eigenen Währung und wegen totaler Devisenbewirtschaftung keine Materialien und Technologien mehr kaufen können, dann machen sie zu. Sie machen auch zu, wenn die staatlich garantierten Löhne nicht durch Preise erwirtshaftet werden können, weil z.B. die Menschen kein Geld haben um überhaupt noch etwas zu kaufen. Nimm als Beispiel die PIN Ankündigung bei einem garantierten Mindestlohnder für die Briefzusteller - sofort 1.000 Mann zu entlassen und danach wahrscheinlich ganz zu schließen. Die Anwort an die Bundesregierung von Trichet kam postwendend, das Rad zurückdrehen ist schädlich und stoppt den Prozeß der wirtschaftlichen Konsolidierung.

Briefzusteller ist keine qualifizerte Arbeit, bei der man ein BMW-Cabrio fahren kann, auf den Malediven tauchen geht und jede Weihnachten neue Möbel kauft. Das sind Beschäftigungen für unqualifizierte und ungelernte Kräfte, die Lesen und gerade mal ein wenig Schreiben können. Bei 9 € brutto die Stunde kommen mit Nebenksoten etwa 22 €/Stunde für den Unternehmer zustande plus Zuschlag für den Außendienst - also rund 200 € am Arbeitstag. Wie viele Briefe sind das, wenn die Post dem Zustellergewerbe so an die 10% zugesteht.

In den sozialistischen Ländern entscheidet ein wirtschaftlicher Analphabet wie Chavez, Mugabe, Castro, Honecker usw. über solche Dinge und ruiniert die Existenz ganzer Bevölkerungsschichten. Wohlstand ist kein Resultat sozialistischer Umverteilung von NICHTS sondern von fleißiger Arbeit ALLER.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon [C]Arrowman » Do 6. Dez 2007, 14:12

Dem kann ich voll und ganz zustimmen danke für die Info :)
Benutzeravatar
[C]Arrowman
 
Beiträge: 961
Registriert: Mo 1. Jan 2007, 16:18
Wohnort: Fuldabrück

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon F.F.H. Fakt » Fr 7. Dez 2007, 15:22

emporda schrieb:
"Briefzusteller ist keine qualifizerte Arbeit, bei der man ein BMW-Cabrio fahren kann, auf den Malediven tauchen geht und jede Weihnachten neue Möbel kauft. Das sind Beschäftigungen für unqualifizierte und ungelernte Kräfte, die Lesen und gerade mal ein wenig Schreiben können. Bei 9 € brutto die Stunde kommen mit Nebenksoten etwa 22 €/Stunde für den Unternehmer zustande plus Zuschlag für den Außendienst - also rund 200 € am Arbeitstag. Wie viele Briefe sind das, wenn die Post dem Zustellergewerbe so an die 10% zugesteht."

1. Frage: Wer darf denn dann Deiner Meinung nach "ein BMW-Cabrio fahren, auf den Malediven tauchen und jede Weihnachten neue Möbel (kaufen)"?
2. Frage: Welche qualitativen Unterschiede gibt es Deiner Meinung nach zwischen "unqualifizierte(n) und ungelernte(n) Kräfte(n), die gerade mal
Lesen und Schreiben können" und denen, die "hochqualifiziert", "hochgelehrt" und des Schreibens und Lesens kundig sind?

GD
F.F.H. Fakt
Benutzeravatar
F.F.H. Fakt
 
Beiträge: 75
Registriert: Fr 6. Jul 2007, 11:52
Wohnort: Berlin

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 7. Dez 2007, 18:19

[C]Arrowman hat geschrieben:Dem kann ich voll und ganz zustimmen danke für die Info :)
Ist dies Ironie?
Denk einfach mal über diesen Unsinn nach:
emporda hat geschrieben: Bei 9 € brutto die Stunde kommen mit Nebenksoten etwa 22 €/Stunde für den Unternehmer zustande plus Zuschlag für den Außendienst - also rund 200 € am Arbeitstag.
Rechnen solltes du ja können, denken auch.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » Fr 7. Dez 2007, 18:44

F.F.H. Fakt hat geschrieben:1. Frage: Wer darf denn dann Deiner Meinung nach "ein BMW-Cabrio fahren, auf den Malediven tauchen und jede Weihnachten neue Möbel (kaufen)"?
2. Frage: Welche qualitativen Unterschiede gibt es Deiner Meinung nach zwischen "unqualifizierte(n) und ungelernte(n) Kräfte(n), die gerade mal
Lesen und Schreiben können" und denen, die "hochqualifiziert", "hochgelehrt" und des Schreibens und Lesens kundig sind?


1) ich habe immer sehr gut verdient, war trotzdem nie auf den Malediven tauchen und unsere Bettgestelle habe ich sogar selber gebaut, weil die üblichen Pappdeckel aus dem Möbelhaus schon beim Hinschauen auseinanderfallen. Ich kenne diesen Konsumzwang von ehemaligen Mitarbeitern und habe dafür nie Verständnis gehabt. Dort galt nur - seht alle her was wir uns Tolles leisten können, und wir mussten uns ständig mit den Lohnpfändungen aueinandersetzen.

2) Eine unqualifizierte Kraft ist jemand, der einen regulären Schulabschluß hat und in dem Beruf/Job, in dem er gerade arbeitet, über keine Ausbildung verfügt. Ein ungelernte Kraft ist jemand, der bei nahezu allen Abschlüssen versagt hat - also auch Hauptschule und Sonderschule - und der vielfach nicht einmal die Umgangssprache beherrscht. Oft kommt noch Analphabetismus ganz oder in Teilen dazu

Gerade heute ist so eine Jammerstory von VERDI ferngelenkt im Spiegel erschienen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,521760,00.html
Ich teile nicht die Einstellung, dass jeder der Arbeiten will auch Arbeit findet. Es gibt ein Vielzahl von Qualifikationen und Berufsbildern, die durch technologische Entwicklung und Rationalisierung obsolet geworden sind. Sich dann hinzusetzen und zu jammern, "ich finde keine Arbeit", das ist die falsche Einstellung.

Ich bin aber der festen Überzeugung, das jeder geistig aufgeweckte Mensch, der bereit ist intensiv dazu zu lernen, auch eine Arbeit in einem anderen Berufsfeld finden kann - notfalls im EU-Ausland. Allerdings scheitert das bei mindestens 20% der (5,5 Millionen) abhängig Beschäftigten an einem Punkt, der geistigen Fähigkeit überhaupt komplexe berufliche Kenntnisse zu erlernen.

In welchem Umfang eine Volkswirtschaft solche Leute ein Leben lang durchschleppen kann, das ist Ansichtssache. Je mehr man auf industrielle Leistungsgesellschaft macht, um so geringer ist die Toleranz dafür. In zunehmenden Umfang vergreist die Gesellschaft und ist auf Zuwanderung angewiesen um den Lebensstandard aller zu sichern. Die Grenze von 1 Rentner auf 1 Beschäftigten ist so gut wie erreicht. Da die Zuwanderung wiederum fast nur aus ungelernten Kräften besteht. sind beide zusammen mehr als die Wirtschaft verkraften kann.

Wer meint ich liege da total verkehrt, dem empfehle ich erst einmal bei EUROSTAT das Jahrbuch 2006 mit den Wirtschaftdaten der EU-25 zu studieren.
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal ... -CD-06-001

Die Bevölkerungsprojektion besagt für 2050 etwa 74,6 Millionen anstelle heute 82,6, die Bevölkerung über 65 beträgt heute 18,6% und wird auf etwa 30% steigen. Das reduziert die abhängig Beschäftigten von derzeit 27,5 Millionen auf etwa 22 Millionen, die Zahl der Rentner wird dann von fast 26 Millionen auf rund 30 Millionen steigen. Da der internationale Wettbewerb die Lohnkosten nach oben deckelt, bleibt nichts anderes, als dem Beschäftigten deutlich weniger als heute zu zahlen.
Zuletzt geändert von emporda am Fr 7. Dez 2007, 19:28, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » Fr 7. Dez 2007, 19:09

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
emporda hat geschrieben: Bei 9 € brutto die Stunde kommen mit Nebenksoten etwa 22 €/Stunde für den Unternehmer zustande plus Zuschlag für den Außendienst - also rund 200 € am Arbeitstag.
Rechnen solltes du ja können, denken auch.
Ich sehe Du hast weder Arbeitnehmer beschäftigt noch Dich je mit Kalkulation und Fragen der Kostendeckung auseinandergesetzt.
Die Nebenkosten als Zuschlag zum Bruttolohn betragen in Deutschland je nach Vertragsart etwa 180% bis 230 %. Dazu kommen beim Briefzusteller Transportmittel und Kleidung (Regenschutz). Grob geschätzt sind das beim 8-Stundentag 200 € an Kosten ohne Gewinn, Risiko und Steuern für den Arbeitgeber.

Wenn Du schon sagst das ist falsch, bitte wo ?
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 8. Dez 2007, 13:33

Alles ist wie üblich falsch bzw. Unsinn.
emporda hat geschrieben:Ich sehe Du hast weder Arbeitnehmer beschäftigt noch Dich je mit Kalkulation und Fragen der Kostendeckung auseinandergesetzt.
Ich sehe, du hast keine Ahnung mit was ich mich je beschäftigt habe. Ich sehe die bist nicht auf der Höhe der Zeit. Den Rest spare ich mir.

Die Lohnnebenkosten liegen z.Zt. im Durchschnitt(!) bei 40 %, bei den untersten Lohngruppen selbstredend deutlich niedriger. Ich habe keine lust jetzt in aktuellen Tabellen nachzusehen, dürfte bei dem Lohnniveau aber sehr, sehr deutlich darunter sein.
Die reinen Verwaltungskosten sind lohnhöhenunabhängig aber machen nicht diese Höhe aus, insbesondere da heute selbst Ingenieuren keiner mehr zum Hinternabputzen und Klopapiebeantragen zur Seite gestellt wird. Die "Betreuung" eines Briefzustellers dürfte noch "etwas darunter" liegen.
Die Betriebsmaterialkosten (Regenkleidung, Radl etc. umgelegt pro Tag!) wird wohl kaum einen Euro erreichen, ein gutes Radl hebt schon ein paar Jahre. Und auch hier gilt: Lohnhöhenunabhängig.
Wären die fixen Kosten pro Arbeitsplatz so hoch wie von dir behauptet, dann würde die Erhöhung des Lohnes um 2 Euro keine große Rolle spielen.
Aber man muss halt fixe von (in diesem Fall) variablen Kosten unterscheiden können.
Ich kenne zwar nicht direkt die sicherlich schlechten Vertragsbedingungen bei Pin&Co. aber es heute allgemein nicht mehr üblich für jeden Schritt aus dem Haus den ein Arbeitnehmer tut, gleich Außendienstzuschlag zu zahlen, insbesondere nicht bei solchen Jobs die den Außendienst per se integriert haben.
Außendienstzuschläge sind heute allgemein (! bedeutet es gibt (Alt-)Tarifverträge - wie es vermutlich bei der Post noch ist - die darüber hinaus gehen) nur üblich wenn länger als 8 Stunden am Stück (seltener) oder meist der ganze Tage außerhalb verbracht wird. Dies ist aber bei Zustellern deutlich nicht der Fall. Haben sie - sollten überhaupt solche an sich absurden Zuschläge im Vertrag integriert sein, was zu bezweifeln ist - doch ihre Post selber zu sortieren, Papierkram wegen nicht Zustellbarem etc...
Also rechne nicht mit alten, falschen Zahlen, die Welt hat sich geändert

Außerdem: Warum soll die Allgemeinheit bitte Unternehmen wie PIN subventionieren?
Oder glaubst du wirklich in einer Stadt wie München (etwas teurer als deine Heimat) könne jemand davon leben, selbst mit € 9/Std (brutto) ist dies fast nicht machbar. Da kostet ein Wohnklo mit 20qm kalt schon € 500 und mehr. Und Licht und Wärme wirst wohl selbst du einem so niederem Berufsstand wie Briefzustellern zugestehen? Oder nicht?
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » Sa 8. Dez 2007, 14:11

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Die Lohnnebenkosten liegen z.Zt. im Durchschnitt(!) bei 40 %, bei den untersten Lohngruppen selbstredend deutlich niedriger. Ich habe keine lust jetzt in aktuellen Tabellen nachzusehen, dürfte bei dem Lohnniveau aber sehr, sehr deutlich darunter sein.

Rentenversicherung 20%
Krankenversicherung 15%
Arbeitslosenversicherung 6%
Kirchensteuer 3%
50% Weichnachtsgeld 8%
6 Wochen bezahlter Urlaub 13%
übliche Fehlzeiten 5%
Das sind bereits 70%, aber es kommen noch weitere Abgaben hinzu wie Unfallversicherung, Bildungsurlaub usw. usw - alles Vereinbarungen im Tarifvertrag.
Postboten haben eine Transportmittel und Kleidung, beides wird gestellt. Hier kostet ein Brief 0,25 €. Variable Kosten sind beim Personal außer bei Reisenkosten kaum gegeben, der Mann wird bezahlt ganz gleich ob er arbeitet oder in der Nase bohrt. Nur Schlechtwettergeld auf dem Bau bietet die Möglichkeit unproduktive Zeiten zu reduzieren, ist aber ein sehr erheblicher Nebenkostenbatzen.

Es geht nicht darum was ich glaube oder was im Spezialfall Kleinkleckersdorf notwendig ist, hier in Catalunia verdient ein Handwerker im Bau etwa brutto 15 € bis 18 € und kostet den Arbeitgeber rund 26 €. Das Wirtschaftswachstum liegt bei 4 % und die Arbeitslosigkeit unter 4%. Die Lohnstunde bei Daimler liegt bei 50€ bis 60 € und die bei VW bei 70 € bis 75 €. Du bist offensichtlich von Tarifverträgen schwer beeindruckt.

Im Jahr 1965 hat ein Ingenieur in höchster Einstufung T5 etwa 1300 DM/monat verdient oder bei Familie mit 1 Kind etwa 1050 DM netto. Die Kosten für einen VW Käfer beliefen sich auf 4,5 Monatsgehälter. Im Jahre 2000 waren es bei T6 etwa 6500 DM oder netto 4100 DM netto. Ein VW Polo kostete rund 4,5 Monatsgehälter. Der einzig Unterschied außer weit über 450% Inflation war eine elektrische Scheinbenwaschanlage. Soviel zu Tarifverträgen, Streiks und Lohnkämpfen, das sind alles Scheingefechte für geistig Behinderte.
Zuletzt geändert von emporda am Sa 8. Dez 2007, 14:40, insgesamt 5-mal geändert.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 8. Dez 2007, 14:21

Man, wach auf, komm in unsere Zeit.
Weihnachtsgeld z.B. ist heute nur noch selten drin, außer es gibt noch gute alte Tarifverträge.
Bildungsurlaub für Briefzusteller. Sag mal wird es dir nicht peinlich so einen Unsinn zu verzapfen.
6 Wochen Urlaub. Hallo Aufwachen!
Reise mal in unser Jahrhundert.

Im Durchschnitt sind die Lohnnebenkosten bei 40,x%. Punkt. Aus.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » Sa 8. Dez 2007, 14:26

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Im Durchschnitt sind die Lohnnebenkosten bei 40,x%. Punkt. Aus.
Dann habe ich als Geschäftsführer jahrelang zu viel gezahlt und mein Personalonkel hat micht darüber nicht aufgeklärt. Soll ich mir jetzt einen Strick kaufen.
Meine letzte Tätigkeit war 2002, allerdings im Jahr netto sechsstellig. Ich kenne die letzten Zahlen noch recht gut
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 8. Dez 2007, 16:55

Dir ist das Wort "Durchschnitt" doch wohl geläufig und auch von der Progression solltest du schon mal was gehört haben. Wenn du dir zu viel gezahlt hast, solltest du lieber den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten. Möglicherweise hilft es dir auch, wenn ich dich noch einmal darauf Hinweise, dass Lohnnebenkosten nicht identisch sind mit Arbeitsplatzkosten abzüglich des Bruttolohns für den Arbeitnehmer der diesen Arbeitsplatz innen hat.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: DDR alles noch einmal

Beitragvon emporda » Sa 8. Dez 2007, 22:11

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Dir ist das Wort "Durchschnitt" doch wohl geläufig und auch von der Progression solltest du schon mal was gehört haben. Wenn du dir zu viel gezahlt hast, solltest du lieber den Mantel des Schweigens darüber ausbreiten. Möglicherweise hilft es dir auch, wenn ich dich noch einmal darauf Hinweise, dass Lohnnebenkosten nicht identisch sind mit Arbeitsplatzkosten abzüglich des Bruttolohns für den Arbeitnehmer der diesen Arbeitsplatz innen hat.

Arbeitsplatzkosten sind in der Bilanz Teile des Anlagevermögens (ganz etwas anderes als Lohnkosten), sie reichen heute von vielleicht 500 € beim Wahrsager oder Hundefriseur als Ich-AG bis etwa 25 Millionen € in einer Raffinerie (mit Hydrockracker und Platforming)

Zur Progression als heilige Kuh der Gewerkschaften ein Lehrstück in Sachen Schwachsinn

In Belgien haben die Gewerkschaften in den früher 60er Jahren einen staatlichen Teuerungsindex durchgesetzt. Diese Progressionen war in allen Verträgen enthalten, in Anstellungsverträgen, Mietverträgen, Versorgungsverträgen usw. Wenn Ende April das Parlament die Teuerung auf 4% festlegte, dann stiegen die Gehälter sofort entsprechend, im Monat drauf die Mieten, der Treibstoff, die Preise für Telefon, Gas, Wasser, Müll und Strom und im Monat drauf war in den Geschäften und Werkstätten ebenfalls alles entsprechend teurer. Niemand hat irgendwie davon profitiert. Auf internationaler Ebene sackte der Kurs des BFR gleichfalls um 4% ab und alle Importe wurden sofort teurer. Insgesamt von 6 BFR = 1 DM um 1965 bis auf auf 23 BFR = 1DM um 1980.

Dann siegte die volkswirtschaftliche Vernunft und man hat die automatische Progression abgeschafft und das freie Spiel von Angebot und Nachfrage wieder zugelassen, der BFR hat sich bis zur Einführung des € noch deutlich erholt. Während der Leistungindex der deutschen Wirtschaft bei 102 % dümpelt, hält Belgien mit 127 % die EU Spitzenposition.

Es ist immer und überall das Gleiche, die Faulen, die Dummen, die Lern- und Leistungsunwilligen fragen nach doppelter und dreifacher vertraglicher Absicherung, in der Hoffnung mit dem Arsch hinter dem warmen Ofen reich zu werden. Zuverlässige Angaben zur Frage Einkommen und Löhne findest Du ab Seite 334 im Jahrbuch des statistischem Bundesamtes von 2006 (DESTATIS), das man sich als PDF-Datei runterladen kann. Ganz speziell Seite 346 mit der Struktur der Arbeitskosten, darin sind Deine gewerkschaftlichem Ammenmärchen aber nicht enthalten.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Nächste

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste

cron