Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Montag » Mo 3. Dez 2007, 20:08

Hallo zusammen!

Gleich zum Thema:
Ich bin Zivildienstleistender und arbeite deshalb in einer Schule für "Menschen mit Behinderung". Was mir gleich zu Beginn meiner Zivildienstzeit auffiel war die Tatsache, dass grundlegende Fächer (Mathe, Deutsch usw.) zu einem Fach ("Grundlegender Unterricht") zusammengefügt ist. Die zu unterrichtenden Schüler liegen mit ihrem Leistungspotenzial weit auseinander. So kann ein Schüler einfache Additionsaufgaben lösen und schreiben, der andere Schüler aber kann nicht einmal verstehen was man ihm sagt. Auch sind zwei schwerstbehinderte Menschen mit in die Gruppe integriert. Der Unterricht wird meist zu doppel Stundeneinheiten abgehalten, was auch dringend nötig ist da man hier ja ganz andere Maßstäbe setzen muss. Es werden also grundlegende Fächer zu einem grundlegendem Fach zusammengefügt, und die zusammgenfassten fächerbezogenen Inhalte kommen einfach zu kurz. Es kann vorkommen, dass eine Gruppe nur einmal in der Woche rechnen lernt. Und dabei wird immer wieder versucht diese Menschen auf ein selbstbestimmes Leben vorzubereiten. Was mich nun an diesem Umstand stört ist, dass Religionsunterricht zwei mal in der Woche stattfindet!
In diesem Unterricht werden ihnen zu meist nur die bildlichen Inhalte der Bibel vermittelt (da nicht genug Verständnis vorhanden ist). Die Schüler werden gedrängt beim Gebet mit zu beten. Selbst ein Autist (dem das ziemlich egal ist, da er eh nicht weiß, was da vor sich geht. eigentlich findet er es lustig. in russland galten autisten lange zeit als so etwas ähnliches wie mystische religionsbotschafter deren botschaften man allerdings nicht entschlüsseln konnte, vielleicht lacht er uns aus;)) wird aufgefordet am morgendlichen Gebet teilzunehmen. Auch habe ich persönlich den Eindruck, dass das Gebet, dass diese Menschen in mühsamer Arbeit auswendiggelernt haben, gar nicht verstanden wird und zudem diese Zeit für das erlenen von bestimmten Kulturtechniken und lebensrelevanten Sachen besser investiert gewesen wäre. Es gibt sogar ein extra für Menschen mit Behinderung gemachtes Gebetsbuch. In diesen steht schön manipulativ dass man den Anfang der Woche toll finden soll, sich auf die Schule freuen SOLL, da man sich am Wochenende so arg gelangweilt hat (was trauriger Weise auch meist der Fall ist). Ich glaube schon, dass in bestimmten Fällen der Glaube an einen solch bildlichen (Behinderten gerechten Gott, möchte ich dazu mal sagen) Gott, wie er dort "gelehrt" wird sinnvoll sein kann. Die Schüler die eben dies betrifft sind größtenteils schon volljährig (also keine kleinen Kinder mehr). Teilweise haben sie ihre Behinderung wahrgenommen und ein Glaube, wenn er auch noch so naiv ist, hilft ihnen mit der Behinderung ein Stück mehr klar zu kommen. Es geht mir jetzt eigentlich darum eure Meinung darüber zu erfahren.
Ich persönlich halte es für eine falsche und total verlogene erzieherische Maßnahme. Eine pädagogische Maßnahme die nur auf Lügen und Zwang beruht. Egal was diese erreichen kann, ich halte es für falsch. Und eben nocht schlimmer ist es, dass für Religionsunterricht in Relation gesehen, viel zu viel Zeit investiert wird die man für wichtigere, ehrlichere und hilfreichere pädagogische Maßnahmen hätte nehmen können.

Was meint ihr dazu?
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon JustFrank » Di 4. Dez 2007, 11:05

Hmmm, man könnte das mathematisch betrachten: Umso wehrloser das Opfer, umso leichter ist ihm Religion zu verabreichen.
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon stine » Di 4. Dez 2007, 12:23

Lieber Montag,

Montag hat geschrieben:...dass grundlegende Fächer (Mathe, Deutsch usw.) zu einem Fach ("Grundlegender Unterricht") zusammengefügt ist.
Das ist in diesem Falle sicherlich sinnvoll. Genauso funktioniert das auch in der Grundschule, wo Lesen, Schreiben und Rechnen sich in allen Fächern sinnvollerweise erstmal überschneiden. Die sachlichen Schwerpunkte innerhalb des GU bleiben ja erhalten.

Montag hat geschrieben:..dass Religionsunterricht zwei mal in der Woche stattfindet!
...dass das Gebet, dass diese Menschen in mühsamer Arbeit auswendiggelernt haben, gar nicht verstanden wird und zudem diese Zeit für das erlenen von bestimmten Kulturtechniken und lebensrelevanten Sachen besser investiert gewesen wäre.
Mal vom Sinn oder Unsinn des Gebetes abgesehen, es sind NUR 1,5 Std die Woche. Welche sinnvollere Alternative gäbe es, für ein bindendes Ritual zur Besinnung auf sich selbst?
Die Frage, ob die Betenden das überhaupt mitbekommen ist natürlich berechtigt, oder ob sie Spaß daran haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie unter Strafe stehen, wenn sie es nicht tun.
Oder ist es so?

Montag hat geschrieben:Ich persönlich halte es für eine falsche und total verlogene erzieherische Maßnahme. Eine pädagogische Maßnahme die nur auf Lügen und Zwang beruht.
Wenn diese besonderen Menschen getauft sind, wird der Schule nichts anderes übrigbleiben, als ihnen den, durch ihre Taufe zustehenden, Religionsunterricht auch zu bieten. Sozusagen ist das dann Pflichtfach. Oder handelt es sich sogar um eine kirchlich unterstützte Einrichtung? Dann wäre jemand, der seinen Angehörigen vor Religion bewahren möchte, nicht gut beraten, ihn dort unterzubringen.

Montag hat geschrieben:Egal was diese erreichen kann, ich halte es für falsch. Und eben nocht schlimmer ist es, dass für Religionsunterricht in Relation gesehen, viel zu viel Zeit investiert wird die man für wichtigere, ehrlichere und hilfreichere pädagogische Maßnahmen hätte nehmen können.
Wichtig, hilfreich und pädagogisch kann ein Religionsunterricht auch sein, gerade in Bezug auf menschliches Miteinander, das auch besondere Menschen lernen müssen. Bliebe die Frage nach dem ehrlichen Hintergrund.
Ja - und da streiten sich selbst die Gesunden drüber.


LG stine
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Peter Janotta » Di 4. Dez 2007, 12:25

Klingt wirklich übel deine Geschichte! Ich finde auch, dass ein prozentuales Mehr an Religionsunterricht für Behinderte in keinster Weise gerechtfertigt werden kann. Gibt es Behinderte in eurer Institution die schon einmal Kritik an dem Unterricht deswegen vorgebracht haben? Wie gut kommt der Religionsunterricht insgesamt an?
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Montag » Di 4. Dez 2007, 17:24

[bin ganz neu, ich check nich ganz wie man vernünftig zitiert....]

@ stine:
ich zweifle gar nicht das prinzip des grundlegenden unterrichts und die zusammenlegung bestimmter fächer an. in diesem punkt stimme ich dir zu. ich bin kein pädagoge oder derartiges, nur stelle ich mir, vereinfacht gesagt, die frage, ob die praktiken die in regulären grundschulen praktiziert werden, auch auf eine schule für menschen mit behinderungen übertragen werden können? ich weiß es nicht. aber darum gehts auch gar nicht.

"Mal vom Sinn oder Unsinn des Gebetes abgesehen, es sind NUR 1,5 Std die Woche. Welche sinnvollere Alternative gäbe es, für ein bindendes Ritual zur Besinnung auf sich selbst?
Die Frage, ob die Betenden das überhaupt mitbekommen ist natürlich berechtigt, oder ob sie Spaß daran haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie unter Strafe stehen, wenn sie es nicht tun.
Oder ist es so? "

ob sich wärend des unterrichts wirklich jemand auf sich selbst besinnt? es geht mir gar nicht um die ergebnisse die ein religionsunterricht erziehlen kann oder tut. es geht mir einzig darum die frage in den raum zu werfen, ob die maßnahmen die eingeleitet werden gerechtfertigt sind. ich finde besonders bei menschen mit behinderungen sollte ein ehrllicher und natürlicher umgang gehegt werden, das was man mit religiösen geschichten erreichen möchte (mit "glaube" nicht "wissen") sollte man meiner meinung nach hier besonders sein lassen bzw. durch einen unterricht der wissen und nicht glauben vermittelt, ersetzen.
ich finds nich gut, wenn ihnen moral und andere sittlichen und kulturelle wertvorstellungen anhand von märchengeschichten nahegelegt werden. der zweck "heiligt" nicht alle mittel.

soweit ich weiß, ist es keine einrichtung die unter einem kirchlichen träger steht.
sicherlich haben die dann, wenn sie getauft sind (was sie ja sind) das recht auf diesen unterricht. aber da kommen wir wieder in einen anderen bereich. hier werden auch volljährige unterrichtet die aufgrund ihrer behidnerung nicht die mündigkeit haben, sich von einer religionszugehörigkeit zu lösen.


"Wichtig, hilfreich und pädagogisch kann ein Religionsunterricht auch sein, gerade in Bezug auf menschliches Miteinander, das auch besondere Menschen lernen müssen. Bliebe die Frage nach dem ehrlichen Hintergrund.
Ja - und da streiten sich selbst die Gesunden drüber." -siehe oben.

und worüber gestritten wird, würde ich hier auch gerne erfahren, also die meinung anderer.


@Peter Janotta:

die erfahrunbgen die ich dort mache, ist leider die, dass die menschen dort kaum bis gar nicht kritik äußern können. das akzeptieren und hinnehmen von umständen ist da gang und gäbe.
religionsunterricht wird als märchenstunden aufgefasst. ihnen wird von gott, vom himmel und von hölle und anderen geschichten erzählt, das glauben die so, wies ihnen gesagt wird. und das finde ich verantwortungslos.
aber auch selbst wenn die schüler den religionsunterricht schön fänden, würde es dies auch nicht rechtfertigen. süßigkeiten finden die auch toll und super, karies bekommt und dick wird man trotzdem.
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon stine » Di 4. Dez 2007, 19:33

Mit Behinderten ist es anfangs ein bisschen so, wie mit kleinen Kindern. Nur Kinder werden reifer und klüger, bis sie irgendwann selber denken und sich ihre Gedanken zu allem machen. Siehe hier im Forum, wo, trotz manch religiöser Heimat, der Atheismus kultiviert wird.
Bei besonderen Menschen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu solchem Umdenken kommen können. Die Frage wäre dann, kann es ihnen schaden? Werden sie unter einem religiösen Vorwand missbraucht? Macht sie der Gedanke an einen liebenden Gott seeliger oder nicht? Oder werden sie gar zu Fanatikern erzogen?

Ich glaube, hier muß man in besonderem Maße entscheiden. Wünsch dir eine angeregte Diskussion.

LG stine
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Montag » Di 4. Dez 2007, 19:55

stine hat geschrieben:Mit Behinderten ist es anfangs ein bisschen so, wie mit kleinen Kindern. Nur Kinder werden reifer und klüger, bis sie irgendwann selber denken und sich ihre Gedanken zu allem machen. Siehe hier im Forum, wo, trotz manch religiöser Heimat, der Atheismus kultiviert wird.
Bei besonderen Menschen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu solchem Umdenken kommen können. Die Frage wäre dann, kann es ihnen schaden? Werden sie unter einem religiösen Vorwand missbraucht? Macht sie der Gedanke an einen liebenden Gott seeliger oder nicht? Oder werden sie gar zu Fanatikern erzogen?

Ich glaube, hier muß man in besonderem Maße entscheiden. Wünsch dir eine angeregte Diskussion.

LG stine


das manches verhalten eines volljährigen menschen mit behinderung dem verhalten eins kleinkindes ähnelt oder ähneln kann, stimmt. die erfahrung mach ich jeden tag. dass es bei manchen auch zu keinem umdenken kommen kann, stimmt auch. aber da stelle ich die frage, wieso muss man erst "umdenken", wieso kann man nicht gleich "denken"? wieso bringt man einem menschen etwas falsches bei (die geschichte vom gott in den wolken, und dem teufel in der hölle) der dieses märchen sein lebenlang glaubt bzw. meint zu wissen? religionsunterricht sollte ja eigentlich schon dahingehen (wenn er denn überhaupt sein muss), dass man wirklich theologische erkenntnisse, oder auch fragestellungen, aber auch ansichten und glauben (die aber dann auch als solche gekenntzeichnet) lehrt und lernt. aber so ist der unterricht in einer solchen schule überhaupt nicht möglich. der sinn der hinter dem religionsunterricht steht wird also nich erfüllt. sicherlich hat der religionsunterricht auch eine auswirkung auf die moralitätsbildung, sittenkenntnis, sozialverhalten usw. allerdings kann man diese inhalte auch anderweitig lehren. wozu also etwas lehren, was nur missverstanden werden kann?

ich habe letztens eine schülerin gefragt ob sie an gott glaubt. sie antwortete mit ja. und auf die frage hin ob sie glaubt er sitzt in den wolken, antwortete sie auch mit ja. auf die frage hin, ob sie an den teufel glaubt, antwortete sie mit "nein, der is böse"(!), an die hölle glaubt sie schon.
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon JustFrank » Fr 7. Dez 2007, 12:18

Der Wahnsinn ist doch der, dass viele Menschen mit Behinderungen auotmatisch ihre Behinderung mit dem vermitteltem Glauben abgleichen.

Hier kann es bei der Frage "Warum bin in behindert?" ganz schnell zu Antworten wie, "Gott hat mich bestaft!" oder "Gott wird mir helfen, die Behinderung los zu werden!" oder ähnlich kommen.

Das heisst durch den Religonsunterricht werden bei diesen Menschen völlig unzulässige Schuldgefühle, Ängste und Hoffnungen geweckt.

Ist das moralisch?
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon stine » Fr 7. Dez 2007, 13:45

JustFrank hat geschrieben:Der Wahnsinn ist doch der, dass viele Menschen mit Behinderungen auotmatisch ihre Behinderung mit dem vermitteltem Glauben abgleichen.

Hier kann es bei der Frage "Warum bin in behindert?" ganz schnell zu Antworten wie, "Gott hat mich bestaft!" oder "Gott wird mir helfen, die Behinderung los zu werden!" oder ähnlich kommen.

Das heisst durch den Religonsunterricht werden bei diesen Menschen völlig unzulässige Schuldgefühle, Ängste und Hoffnungen geweckt.

Ist das moralisch?

Wenn es so wäre, wäre das in der Tat höchst unmoralisch und sogar gefährlich. Ich hoffe mal, es ist nicht so!
Die Frage nach der Behinderung im Zusammenhang mit Gott ist eine vielzitierte. Die negative Vorbelastung gegenüber einer Behinderung ergibt sich aber nur, wenn wir unseren Zustand als "normal" betrachten. In der Regel tun das aber Behinderte, die von Geburt an so sind, wie sie sind, auch. Sie halten sich auch für normal.
In einem Religionsunterricht für Behinderte muß man zwangsweise anders vorgehen, als in einer Regelschule. Ich könnte mir aber vorstellen, dass speziell geschulte Lehrer das schon hinkriegen.

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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon emporda » Fr 7. Dez 2007, 15:22

JustFrank hat geschrieben:Der Wahnsinn ist doch der, dass viele Menschen mit Behinderungen auotmatisch ihre Behinderung mit dem vermitteltem Glauben abgleichen.

Hier kann es bei der Frage "Warum bin in behindert?" ganz schnell zu Antworten wie, "Gott hat mich bestaft!" oder "Gott wird mir helfen, die Behinderung los zu werden!" oder ähnlich kommen.

Man muß unbedingt zwischen 3 Arten der Behinderung unterscheiden
1) normale Menschen (schlimmer Ausdruck) die durch Krankheit oder Alter zu Behinderten werden

2) Menschen die mit einer Behinderung auf die Welt kommen und sich bewußt werden oder sind, bei Ihnen läuft irgend etwas anders als beim Rest der Menschen (z.B. Autisten usw.)

3) Menschen die so schwer behindert sind, daß sich ihnen die Besonderheit ihrer Situation nicht unbedingt erschließt

Für Menschen der Gruppe 1) ist es vielfach schlimm sich mit der Situation abzufinden. Ein guter Bekannter hat eine Frau mit MS. Obwohl beiden bewußt ist, daß es immer schlimmer wird und nie besser werden kann, fährt man nach Lourdes und hofft auf ein Wunder. Sollte man solchen Selbstbetrug verurteilen, wenn er einige Tage innere Ruhe und Fröhlichkeit bringt - wohl kaum.

Der fatale Ansatz der Gotteshausierer liegt in ihrem Verständnis, Krankheit ist immer eine von Gott verhängte Strafe und nur intensives Beten kann Abhilfe und Besserung bringen - ganz im Sinne der Definition eines Obersuperextremisten Ratzinger. Natürlich ist es bei einem solchen Verständnis von Krankheit sicher hilfreich einige Gebete runterrappeln zu können - auch wenn einem der sachliche Inhalt unverständlich bleibt.

Wäre es da nicht praktischer Gebetsmühlen auszustellen, da muß man keine Texte lernen und ein kräftiger Schwung am Zylinder schickt gleich Tausende Bittgesuche gen Himmel.
Zuletzt geändert von emporda am Fr 7. Dez 2007, 15:34, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon stine » Fr 7. Dez 2007, 15:27

Ganz neue Töne von dir, emporda!
Sie gefallen mir.

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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Max » Fr 7. Dez 2007, 15:29

Meiner Erachtens schließt sich dieser Beitrag nahtlos an alles, was emporda bisher in diesem Forum geschrieben hat. Es ist von dem selben Weltbild geprägt, der selben Haltung gegenüber Religion, denselben Zweifel, derselben Verachtung für diesen Prozess des Nicht-Denkens, genannt: Glaube.
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon emporda » Fr 7. Dez 2007, 15:43

Max hat geschrieben:Meiner Erachtens schließt sich dieser Beitrag nahtlos an alles, was emporda bisher in diesem Forum geschrieben hat. Es ist von dem selben Weltbild geprägt, der selben Haltung gegenüber Religion, denselben Zweifel, derselben Verachtung für diesen Prozess des Nicht-Denkens, genannt: Glaube.

Man denkt und urteilt über solche Situation anders, wenn man davon betroffen ist.
Abgesehen von dem Freund mit der MS-Frau habe ich 2 körperlich Behinderte (60 und 86) im eigenen Haus, wobei letztere sich zunehmend zum Kleinkind rückentwickelt. Eine Schwägerin ist über viele Jahre an Alzheimer gestorben und meine Schwester (86) wurde gerade vom Amt zwangsweise Teilentmündigt und kommt in ein Heim.

Verachtung habe ich nur für die Religionshausier und deren fromme Mitläufer, die mit Schaum vorm Mund Menschen vollquatschen ihr erfundener Dingsda in Wolkenkuckuksheim würde ihnen auch helfen, wenn sie nur fleißig und regelmäßig die Euros abdrücken. Das ist für mich moralischer Abschaum.

Das Max bei mir Zeifel sieht, das erstaunt mich. Ich habe schon immer daran geglaubt, 7 Pfund Rinderkochen ergeben eine gute Brühe. Die Frage ob 6 Pfund oder 8 Pfund hat sich mir noch nie gestellt.
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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon stine » Fr 7. Dez 2007, 15:54

Als ich mein Post absetzte, waren die letzten beiden Absätze von emporda noch nicht geschrieben und so schien es, er hätte lediglich ein kritikfreies Verständnis für seine pilgernden Freunde. Inzwischen ist das durch den editierten Nachsatz relativiert und ich muß dir, max, recht geben: Der Beitrag schließt sich nahtlos an alles an, was emporda sonst auch geschrieben hat.

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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Nacktmull » Fr 7. Dez 2007, 16:07

Hallo ich leiste meinen Zivildienst auch für eine Organisation aus, die für Menschen mit geistigen Behinderungen ist doch ich arbeite in einer Beschäftigungswerkstätte. Ich arbeite für die Lebenshilfe und die ist an keine Religion gebunden also überkonfessionell. Meiner Meinung ist es eine Frechheit, dass die Klienten zum Gebet gezwungen werden außerdem scheint der Unterrricht extrem einseitig zu geschehen. Geht das eigentlich nur auf einen Lehrer zurück oder sind dort alle so eingestellt. :kopfwand:
Also bei uns wird über Religion eigentlich nie geredet nur die üblichen Bräuche werden ausgeübt wie etwa Nikolofeier adventkranz usw. Würde gerne wissen was das für eine Schule ist doch ich glaube eher ,dass es von einigen hirnverbranten Lehrern oder Betreuern ausgeht die glauben andere geistig wehrlose Menschen missbrauchen und geistig vergewaltigen zu können.
Leider hab ich die Erfahrung gemacht das Betreuer noch so gut ausgebildtet sein können und trotzdem pädagogisch nicht zu gebrauchen sind. Theorie macht noch keinesfallds einen guten Praktiker aus einem.
Bei uns gibt es solch eine Indoktrination glücklicherweise nicht ich weiß aber auch nicht ob ich den Mut hätte mich aufzuregen wenn das Arbeitsklima dadurch zu manchen Mitarbeitern drastisch verändert wird.
Trotzdem ist es meiner Meinung eine Gemeinheit haben sich eigentlich noch keine Eltern der Behinderten darüber aufgeregt die sind doch normalerweise so heikel wenn es um derern Schatzis geht?

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Re: Reliunterricht in Schulen für Menschen mit Behinderung

Beitragvon Montag » Sa 8. Dez 2007, 15:30

naja solche feste haben ja (angeblich) auch sozialkulturelle notwendigkeiten. aber da kenn ich mich zu wenig aus.... :sauer:

dass man zwischen den behinderungen unterscheiden muss is klar. ich hab in der schule noch keinen schüler getroffen der nicht entweder total dumm (leider ist das so) oder geistig behindert ist. aber es gibt dennoch schüler, die mit bestimmten situationen aufgrund ihrer behinderung nich klar kommen. ein schüler (17 jahre) fragt sich wieso seine schwester (16 jahre) alleine weg darf, und er nich.
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