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Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 08:50
von JustFrank
Lange war ich der Auffassung, dieses Unwort sei aus dem Sprachgebrauch ebenso schnell wieder verschwunden, wie es damals (wann war das eigentlich?) aufgekommen ist.

Weit gefehlt, denn Roland Koch hat in Hessen vom Wähler eins auf die Nase bekommen und Herr Beckstein aus Bayern sah sich heute morgen veranlasst, das im DLF zu kommentieren.

Und da war sie auf einmal wieder, die Leitkultur!

Wie Herr Beckstein nämlich, mit mahnender Stimme in Richtung Schwesterpartei betonte, müsse der Union daran gelegen sein, die demokratisch gefestigte, patriotische Rechte zu gewinnen und es muss klar sein, dass sich Ausländer in die deutsche Leitkultur einfügen.

Wenn's recht ist: Mir ist übel! :kotz:

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 08:59
von 1von6,5Milliarden
JustFrank hat geschrieben:Lange war ich der Auffassung, dieses Unwort sei aus dem Sprachgebrauch ebenso schnell wieder verschwunden, wie es damals (wann war das eigentlich?)
In dieser Konnotation (c) Friedrich März 2000

JustFrank hat geschrieben:Wie Herr Beckstein nämlich, mit mahnender Stimme in Richtung Schwesterpartei betonte, müsse der Union daran gelegen sein, die demokratisch gefestigte, patriotische Rechte zu gewinnen
= egal wie rechts-nationalistisch, solange sie uns wählen sind sie demokratisch und gut.

Hättest du tatsächlich was anderes erwartet?

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 11:01
von [C]Arrowman
Beckstein ist genauso wiederlich wie Koch, wenn der mal nicht gegen Killerpileer hetzt, dann macht er einen auf Leitkultur. Damit kann man Oberbayern beeindrucken, aber nicht Hessen. Ich habe FDP gewählt (Stammwähler), und hoffe nun das es zur Ampel oder Jamaika ohne Koch kommt.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 11:29
von JustFrank
Ach du warst das mit der FDP!

Scherz beiseite, dass Koch ein widerlicher Populist ist, hat er ja stets ausreichend klar gemacht. Sein Wahlkampf in Hessen war nun absolut keine Überraschung.

Was mich krank macht, ist dieser, bei jeder Gelegenheit aufflammende Lärm von rechts. Es ist ermüdend, dass diese Leute ideologisch so unbeweglich sind, dass sie ständig den gleichen Müll in die Gegend plärren.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 11:35
von 1von6,5Milliarden
[C]Arrowman hat geschrieben:... und hoffe nun das es zur Ampel oder Jamaika ohne Koch kommt.
Wird schon. Für einen Ministersessel macht die FDP alles. :mg:

FDP-Stammwähler in deinem Alter? Nimm's mir nicht übel, aber da musst du schon noch ein paar Bundestagswahlen drauflegen. Sonst bin ich ein Ex-FDP-Stammwähler :mg:

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 12:20
von Klaus
Fuer einen Ministersessel macht die FDP doch alles...

Richtig, solange der Preis stimmt. =)

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 13:03
von [C]Arrowman
@ 1v6,6*10^9

Interesant... bleib die FDP hart (wogegen ich wäre) ist sie der "Wurmvortsatz der CDU" tut sie es nicht ist sie das Fähnchen im Wind... verzwickt... :motz:

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 13:13
von 1von6,5Milliarden
Du gebe ich dir absolut recht. :up:

Aber warum haben die auch dümmlich sich vorher und sogar unmittelbar nach der Wahl und des erkennbaren Kochdebakels noch so ohne Hintertürchen "bombenfest" festgelegt.
Möglicherweise spekuliert man ja auch auf eine eher undemokratische Eigenheit Hessens, der Ministerpräsident bleibt solange (geschäftsführend) im Amt bis ein neuer mit Mehrheit gewählt wurde. Kann Jahre dauern.

Es täte Hessen und D gut, wenn sie hier mal wieder Fähnchen spielen würden, aber bitte nicht mit Koch.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 13:34
von [C]Arrowman
Dem kann ich zustimmen. Allerdings halte ich es nciht für wenig demokratisch wenn die Geschäfte von der Alten Regierung weitergeführt werden, bis die neue steht. Einer muss es ja machen. Ich bezweifle, das die Regierung Koch gerade jetzt groß0e Vorhaben durchboxt. Es wird wohl eher eine Zeit des Stillstandes sein.

Achja: zum Thema leitkultur

Der Begriff mag unglücklich gewählt sein, aber ich denke schon das leute die hier lben und arbeit wollen sich auch in die Gesellschaft einfügen sollten. Nur wird das in D, sei es durch Vorurteile aber auch durch kompliziertes REcht und wenig ANgebote ziemlich schwer gemacht. Einen Kurs wie in AMliland zur GEschichte des Staates sollte man schon belegen.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 13:43
von 1von6,5Milliarden
[C]Arrowman hat geschrieben:Allerdings halte ich es nciht für wenig demokratisch wenn die Geschäfte von der Alten Regierung weitergeführt werden, bis die neue steht.
Auch jahrelang? Auch bis zur nächsten regulären Wahl? Zur Not auch darüber hinaus (wenn dort wieder nichts wird)? Ist zwar ein bisserl fiktiv, aber nicht ganz: Holger Börner (1982 bis 1984)

Zu Leitkultur: Nein, der Begriff ist nicht nur unglücklich, er wurde auch "unglücklich" - aber eben genau so gezielt - benutzt.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 14:40
von JustFrank
Ich gehe ja noch damit Kondom, dass man Neubürger zu einer gewissen Integration verpflichtet, um ihnen den Start zu erleichtern und unnötiges Konfliktpotential zu minimieren.

Mir wird allerdings völlig anders, wenn wir Menschen mit einer Leitkultur überziehen wollen. So ein, in Kolonialzeiten gegrägter Gedankenmüll gehört als Mahnung ins Geschichtsbuch, aber nicht in die Köpfe (quasi-)demokratischer Politiker.

Oder soll noch immer am deutschen Wesen die Welt genesen?

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 15:36
von pinkwoolf
Den Begriff Leitkultur hat meines Wissens der Politologe syrischer Herkunft Bassam Tibi geprägt. Er sprach allerdings von "europäischer Leitkultur".

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 17:11
von 1von6,5Milliarden
Gut das es Wikipedia gibt, gell? :lachtot:

@ Just Frank: (fast) d'accord und genau diese Karte spielen ja gewisse Leitkultur-Politiker, die toitsche Leid/t-Kultur sei die bessere, die überlegene Kultur ...
JustFrank hat geschrieben: dass man Neubürger zu einer gewissen Integration verpflichtet, um ihnen den Start zu erleichtern
eine Verpflichtung zu einem leichteren Start halte ich sogar für überflüssig (wenn man die Erleichterung für die Neubürger darunter versteht)
JustFrank hat geschrieben: und unnötiges Konfliktpotential zu minimieren.
aber dies zum Beispiel.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 18:08
von pinkwoolf
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Gut das es Wikipedia gibt, gell?

Stimmt; aber in meinem gesetzten Alter konnte ich immerhin gleich unter "Bassam Tibi" nachgucken. Der sprach damals nämlich öfters im Fernsehen.

Die Leute, die immer von "deutscher Leitkultur" sprechen, gefallen mir vermutlich ebenso wenig wie dir. Kruzifixe in Klassenzimmern, geh mir weg! Biergärten finde ich eigentlich ganz nett, aber wer da nicht hingehen will ... Das Oktoberfest kann man meinetwegen ganz weglassen. Goethe finde ich gut, aber nicht unumgänglich; Schiller geht mir auf den Keks.

Trotzdem meine ich, dass es zwei oder drei Grundsätze gibt, auf denen wir alles Recht haben zu beharren. Ich meine z.B. die freie Wahl des Ehepartners, die Option mich mit einem Partner gleichen Geschlechts zu liieren, Witze über Andersdenkende zu machen ... wenn ich lange genug nachdenke, fällt mir vielleicht auch noch ein vierter Grundsatz ein.

Ach ja, Menschenopfer im Stil der Maya oder Azteken würde ich in der Bundesrepublik auch gern verboten wissen, bei aller erstrebenswerten kulturellen Vielfalt.


.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 18:21
von JustFrank
1von6,5Milliarden hat geschrieben:
JustFrank hat geschrieben: und unnötiges Konfliktpotential zu minimieren.
aber dies zum Beispiel.


Okay, stelle ich mal richtig: Ich meine damit Konflikte, die für Neubürger im Umgang mit ganz alltäglichen Dingen in Deutschland entstehen, wenn sie nicht wissen, wie man sie vermeidet.

Wann und aus welchen Gründen muss man zum Ordnungsamt? Wie bekommt man eine Wohnung? Wie eröffnet man ein Konto? Wie funktioniert so ein Geldautomat? Wie bekommt man Fahrkarten für die Öffis?

Ich habe damit ein wenig Erfahrung, nachdem die frisch aus Kamerun angereiste Schwester meiner Lebensgefährtin die ersten 6 Monate in Deutschland bei uns verbracht hat.

Ein typischer Konflikt: In Yaounde ist das Mädel oft mit dem Taxi in die Stadt und wieder zurück gefahren. Kostet dort 10 % von den hier üblichen Preisen. Nachdem sie das hier in Hannover das erste Mal getan hat, wollte sie den Taxifahrer würgen, weil der von ihr eine kaum fassbare Summe haben wollte.

Das ist eine von den üblichen Kleinigkeiten, die sich aber für Neuankömmlinge sehr schnell zum handfesten Problem auswachsen können.

Und ich denke, dass Menschen, die dieses und jenes wissen es schlicht einfacher bei uns haben.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 18:32
von Jakob
Deutsche Leitkultur - dämliches Schlagwort. Was soll das überhaupt sein?

Geht es darum, daß ein neuer Mitbewohner sich zu den Grundvoraussetzungen unseres Zusammenlebens, wie Demokratie und Rechtstaatlichkeit bekennt, oder soll Mustafa plötzlich Lederhosen tragen und in die Kirche gehen?
Das erste würde ich sofort unterschreiben, das zwote ist lächerlich und schikanös (und wahrscheinlich die Koch'sche Version).

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 19:03
von JustFrank
Herr Koch würde zusätzlich noch verlangen, dass Flagge und Nationalhymne im Wohnzimmer hängen und der Neubürger alle seine Wahlergebnisse kennt (bis auf das Letzte, versteht sich).

Zudem würde Herr Koch es sehr begrüßen, wenn kriminelle Jugendliche mit Migrationshintergrund sich beim ersten Anflug eines Gedankens an eine möglicherweise zu begehende Ordnungswidrigkeit umgehend selbst ausweisen.

Herr Beckstein dagegen hat die von Jakob beschriebene Lederhosenversion zwar lieber, ihn quält aber das Problem, dass Bayern bereits von schwarzen und braunen Lederhosenträgern übervölkert ist.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 19:15
von 1von6,5Milliarden
Herr Beckstein ist ein Franke und hat als solcher wohl genauso viel mit Lederhosen (im übertragenen Sinn :mg: ) am Hut wie ein Hesse.
Und was Herr Koch wirklich denkt, dürfte schwierig herauszubekommen sein, er ist doch nur ein gnadenloser Rechts-Populist, der sich leicht verschätzt hat. Natürlich ist es möglich, dass er sein populistisch-nationalistisches Gerede so oft vor dem Spiegel einübt, dass er es selber glaubt.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 22:25
von Ari
Die Frage ist aber, an welcher Kultur soll man sich als Mensch ordnen? Oder an garkeiner?

Ich seh das durchaus schwer. Es gibt schon gewisse Anpassungsmaßnahmen die ich gut find. Ich denke da an Verfassungstreue (ok herr Schäuble, dann müssen sie wohl raus....), vorallem an kennen und respektieren der Menschenrechte. Aber natürlich darf man es nicht alla Rambo-Roland machen und hier absolut sinnlosem Maßnahmen mit populistischem Effekt beim rechten Lager ablassen.

Aber im Detail bin ich durchaus der Meinung, dass Handlungsbedarf besteht. Sollte man nicht z.b. einen (bezahlten?!) Deutschkurs für Einwanderer zur Pflicht machen oder zumindest mit Anreizen unterstützen? Ich finde schon.

Wenn "jugendliche mit Migrationshintergrund" (was für ein bürokratischer Wortschwall) eine erhöhte Kriminalitätsrate hat muss natürlich gehandelt werden. Nicht mit dem Holzhammer, aber man darf doch nicht wegschauen und so machen als wäre nichts. Die Frage ist, was sind die Gründe? WIe können wir die gesellschaft besser gestalten.

Re: Die "Deutsche Leitkultur" ist wieder da

BeitragVerfasst: Di 29. Jan 2008, 22:53
von emporda
Ari hat geschrieben:Aber im Detail bin ich durchaus der Meinung, dass Handlungsbedarf besteht. Sollte man nicht z.b. einen (bezahlten?!) Deutschkurs für Einwanderer zur Pflicht machen oder zumindest mit Anreizen unterstützen? Ich finde schon.

Wenn "jugendliche mit Migrationshintergrund" (was für ein bürokratischer Wortschwall) eine erhöhte Kriminalitätsrate hat muss natürlich gehandelt werden. Nicht mit dem Holzhammer, aber man darf doch nicht wegschauen und so machen als wäre nichts. Die Frage ist, was sind die Gründe? WIe können wir die gesellschaft besser gestalten.

Dein Vorschlag klingt sehr erst Geld und danach vielleicht Leistung. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Erst Leistung und dann vielleicht Geld (sprich Aufenthaltsrecht). Über die bestehenden Vorschläge lachen sich die Jugendlichen fast tot.

Zum Beispiel der Quatsch mit der Erlebniserziehung im Dschungelcamp oder in Rumänien. Was nach meiner Ansicht Wirkung zeigen würde, das wäre eine Art Arbeitsdienst etwa mit Naturpflege im Wattenmeer, in Naturschutzgebieten, Moor Renaturierung, Artenschutz in den Alpen und dergleichen mehr. Wer sein Zeit nicht voll ableisted, der wandert für die doppelte Zeit ins Gefängnis.

Gerade die jungen Ausländer kommen oft aus Gegenden und einem sozialen Umfeld, dagegen ist der Schwulenstrich am Bahnhof ein Sanatorium. Denen kann man mit dem lieben freundlichem Gesülze von der harten Kindheit und den bösen Einflüssen nicht beikommen. Das geht links rein und kommt rechts wieder raus. Auch Argumente sie würden fürs Leben lernen, die ziehen nicht. Was die unter Leben verstehen findet in jeder kriminelle Scene statt, Macho-Gehabe, Druck, Gewalt, Erpressung und Diebstahl.

Diese Menschen haben Normalität nie gelernt, weder selber noch am Beispiel der Eltern, was es heißt jeden Tag früh zur Arbeit zu gehen, sich oft ungerecht behandeln zu lassen, trotzdem Plichten zu übernehmen und sie auch gewissenhaft zu erfüllen. Die kennen vielfach nur den saufenden Alten, der sich als größter Macho aller Zeiten aufspielt, nichts gelernt hat, einer unterwürfigen Frau X Kinder andreht und verduftet wenn es unbequem wird. Wie soll so ein Jugendlicher Wissen, was ein geregeltes Leben ist, welchen Wert eine Ausbildung hat usw.

Frankreich hat ganze Vorstädte voll mit diesen Jugendlichen. Keiner stellt sie noch ein, sie haben nichts gelernt, können kaum lesen und schreiben, sind hochgradig unzverlässig, kommen und gehen wenn es ihnen gerade paßt und halten sich für die Krönung der menschlichen Rasse. Überwiegend hat man ihnen die französische Staatbürgerschaft gegeben ohne eine Integration zu verlangen, jetzt kann man sie nicht einmal abschieben.