Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon folgsam » Sa 2. Feb 2008, 03:33

R I C H steht für Rising Income Through Cybernetic Homeostasis (Steigendes Einkommen duch Kybernetisches Inneres Gleichgewicht). Er wurde von R.A. Wilson und L.W. Benner entwickelt.


Wenn es einen Vorschlag gibt, der zur Zeit die Zustimmung von nahezu jedermann erhält, dann ist es die Behauptung, dass wir mehr Arbeitsplätze benötigen. [...] Ich möchte diesen Gedanken in Frage stellen. Ich glaube nicht, dass es ein Heilverfahren gegen Arbeitslosigkeit gibt oder dass es ein solches jemals geben könnte. Ich möchte beantragen, dass Arbeitslosigkeit keine Krankheit ist, sondern die natürliche, gesunde Folgerung einer technologisch weit fortgeschrittenen Gesellschaft darstellt.


rbeitslosigkeit resultiert ganz natürlich aus der - durchaus positiv zu bewertenden - Automatisierung der Industrie und Landwirtschaft. Meinen Schätzungen zufolge wird dieser Automatisierungsprozess ca. in 20-50 Jahren abgeschlossen sein. Und dann?


Arbeitslosigkeit wird unmittelbar durch das technische Vermögen des "Mehr-mit-weniger-Tun" verursacht. Viele tausend Mönche sind von Gutenberg "technologisch" zur Arbeitslosigkeit "verurteilt" worden. Viele tausend Hufschmiede haben duch Fords Modell T "technologisch" ihre Arbeit verloren. Als Beweis dafür, dass das "Mehr-mit-weniger-Tun" die menschliche Arbeit um so weniger notwendig macht. Aristoteles sagte einst, dass die Sklaverei nur dann abgeschafft werden könne, falls Maschinen gebaut würden, die sich selbst bedienen. Arbeit gegen Lohn, das moderne Äquivalent zur Sklaverei, [...] steht mitten in dem Prozess, von derartigen sich selber bedienenden Maschinen aufgehoben zu werden.



Viele weitblickende soziale Denker haben intelligente und einleuchtende Projekte ausgearbeitet, die auf eine Gesellschaft mit steigender Arbeitslosigkeit anwendbar wären.



Folgende vier Beispiele werden genannt:

1. C.H. Douglas: Nationale Dividende.
Jeder Bürger wird zum Teilhaber an der Nation erklärt und erhält Dividenden auf das jährliche Bruttosozialprodukt. Die Wirkung dessen wäre nur dann inflationär, wenn die ausgeschüttete Dividende über dem Bruttosozialprodukt liege.

2. Robert Theobald: Garantiertes Jahreseinkommen
Die Regierung legt eine Einkommensgrenze fest, die über der Armutsgrenze liegt, und garantiert, dass kein Bürger (auch kein Arbeitsloser) weniger erhält. Falls das Einkommen unter diese Grenze fällt oder ganz ausfällt, gleicht die Regierung diese Differenz aus.

3. Milton Friedman: Negative Einkommenssteuer
Sie ist im Grunde eine weniger radikale Variante des garantierten Jahreseinkommens von Theobald.

4. L. Wayne Benner & Robert Anton Wilson: Die RICH-Ökonomie
Sie sieht eine Veränderung der Gesellschaft in 4 Schritten vor:

Stufe 1: Erkenntnis, dass Kybernetik und als Folge große Arbeitslosigkeit unvermeidbar sind, wobei Letztere zu fördern ist. Dies könnte zum Beispiel so geschehen, dass man eine Art Prämie aussetzt für Erfindungen, die Industrie-, Landwirtschafts- oder Bürokratiezweige vollständig automatisieren.
Stufe 2: Stufe 2 setzt dann konsequent Theobalds oder Friedmans Idee um (also garantiertes Jahreseinkommen oder negative Einkommenssteuer), um den so entstehenden Arbeitslosen eine Existenz zu sichern.
Stufe 3: Das garantierte Jahreseinkommen oder die negative Einkommenssteuer aus Theobalds oder Friedmans Idee wird langsam und schrittweise, aber stetig auf das Niveau von Douglas' nationaler Dividende angehoben. Auf diese Weise sichert man allen Arbeitslosen ein gutes Mittelstandseinkommen.
Stufe 4: Stufe 4 sieht ein umfassendes Programm zur Weiterbildung und Intelligenzsteigerung (das I² in Learys SMI²LE-Formel) vor, damit sich die Arbeitslosen in Forschung, Kunst und Entwicklung beteiligen können. Schließlich hat man genug Intelligenz produziert, um die SMI²LE (Space Migration, Increasing Intelligence, Life Enhancement) und HEAD (Hedonic Engineering and Development) - Ziele anzustreben. Dies wird den Menschen auf ein neues kosmisches Bewusstsein erheben, wie wir es uns heute nicht 'mal auch nur im Traum ausmalen können. Der Mensch wird zu den Sternen aufbrechen und seinen inneren Stern entdecken können.


Was haltet ihr davon?
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon emporda » Sa 2. Feb 2008, 10:27

folgsam hat geschrieben:Was haltet ihr davon?


Vom Inhalt Deines Posting halte ich gar nichts, es ist eine theoretische Spinnerei und läßt den Faktor Mensch außer acht. Arbeitsplätze zu schaffen ist Aufgabe der Industrie, sie erfodern hohe Investition von 50.000 € bis 5 Millionen pro Arbeitsplatz je nach Grad der Rationalisierung und Branche. Das setzt voraus, daß die Firmen ausreichend Absatz haben und mit den Preisen nach Steuern genug verdienen. Zu glauben die Rationalisierung sei irgend wann am Ende, das ist infantil. Ebenso könnte man glauben die technische Entwicklung sei am Ende und nichts Neues kommt mehr dazu.

Viele der „weitblickenden“ Denker haben einen riesigen Haufen schriftlichen Müll angehäuft, weil viele glaubten Dirigismus wäre die Lösung. Man könne die Arbeit nach irgend welchen Prinzipien auf Alle verteilen und so dem Gesetz von Angebot und Nachfrage entgehen. Das Resultat war nie sozial, hat die Massen verelended und ist früher oder später kollabiert.

Es gehört zu den schlimmsten Verbrechen einem Afrikaner etwas zu schenken, sei es nur ein billiges Taschenradio. Er hält sich sofort für etwa Besseres weit über seinen Clangenossen stehend, arbeiten ist fortan unter seiner Würde, denn jetzt ist er Boss-Man.
Das habe ich mehrfach vor Ort miterlebt, uns ist die Denkweise komplett fremd. Aber sie ist typisch für ungebildete Schichten.

Das große heutige Gesellschaftsproblem ist das einer unqualifizierten Jugend, zusammen mit den Immigranten bevölkern sie ganze Stadtteile der Metropolen. Diese Jugend ist zu einem hohen Prozentanteil unfähig zu lesen oder zu schreiben, sie haben keine Ausbildung was auch immer, haben nie Diziplin gelernt und werden von einem falsch verstandem Sozialgefüge in diesem Stadium gehalten. Hin und wieder kocht der Kessel über, dann werden in 2 oder 3 Nächten 9000 Autos in Brand gesetzt und immense Schäden verursacht.

Eine hoch rationalisierte Fertigung erfordert teilweise Spitzenkräfte, die müssen zu einer bestimmten Zeit alle topfit am Arbeitplatz sein, sonst bleibt fast der ganze Laden stehen. In so einem Prozeß kann man mit Menschen nichts anfangen, die kommen und gehen wann sie Lust haben, die streiken weil es irgend einem externen Einfluß so gefällt, die krank feiern wenn es etwas Interessantes im Fernshen gibt, die bummeln wenn man wegschaut, die für jede Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten extra Geld wollen, usw. usw.

Ich habe bei Besuchen der DDR mal einige Bücher zur Volks-/ Betriebswirtschaft gekauft und mich fast totgelacht. Der Staat definiert die Menge der Arbeit und verteilt sie auf die Betriebe. Der Betrieb bekommt seine zahlenmäßige Belegschaft zugesteilt, ganz gleich was an Rationalisierung erreicht wurde, welche Einrichtung man hat usw. Wenn man nur 70% der Arbeiter sinnvoll beschäftien kann, so drehen 30% Däumchen, sind unkündbar und werden bezahlt. Wenn dann noch Material und Vorproduktie fehlen, dann drehen halt 70% Däumchen und nur 30 % arbeiten, scheiß auf die Produktivität. Die Wirtschaft in Libyen wurde von DDR-Wirtschaftlern gesteuert. Es gab riesige Einkaufszentren, in denen 50 bis 100 Verkäufern rumstanden. Alle Regale waren leer, es gab nur Ölsardinen und türkische Dampfkochtöpfe ohne Gummidichtung - sozialistische Planwirtschaft in Realität.

Mit anderen Worten, sowohl bei den Menschen als auch bei den Betrieben wurde das Diktat von Angebot und Nachfrage, Leistung und Preis durch staatlichen Dirigismus ersetzt – mit fatalen Folgen für alle.

Belgien hatt in den 60er Jahren als Streikerfolg der Gewerkschaften einen staatlich Preisindex, der jedes Jahr Ende April definiert wurde. Dieser Index war in allen Verträgen, sei es Arbeitsvertrag, Mietvertrag usw. Wenn im April auf 4% Teuerung erkannt wurde, dann gab es 4% mehr Gehalt, die Miete stieg um 4%, die Preise im Supermarkt, an der Tankstelle und überall stiegen etwa um 4%. Im Juni war alles wie vorher nur teurer, an der internationalen Devisenbörse war der belgische Franc 4% weniger wert. Sinnlos ist noch untertrieben.

Eine Gruppe Spezialisten der Eisenbahn erstreikt eine enorme Gehaltserhöhung, folglich sagt der Bahnchef es gibt Entlassungen und Preiserhöhungen. Ein wütender Aufschrei geht durchs ganze Volk, als ob die Bahn im Keller eine Maschine hat um Geld zu drucken. Führt man die eben genannten Maßnahmen nicht urch, dann bleibt nur noch die Investition ins rollende Materiel drastisch zu kürzen. In etwa 10 Jahren fahren die Bahnkunden auf rollenden Schrotthaufen die mehr und mehr entgleisen, zum Wohle einiger Egoisten.

Es ist infantil von der großen Masse der Arbeiter zu erwarten, sie würde etwas anderes verstehen als mehr Geld für keine Leistung. Deswegen ist Wirtschaftpolitik so schwierig, weil notwendige Lösungen politisch nicht zu verkaufen sind. Der Versuch dirigistische Lösungen einzuführen, die offenbar allen etwa bringen ohne dafr mehr Leistung zu forden, die führen in die Katastrophe.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Robert » Sa 2. Feb 2008, 10:44

emporda hat geschrieben:In etwa 10 Jahren fahren die Bahnkunden auf rollenden Schrotthaufen die mehr und mehr entgleisen, zum Wohle einiger Egoisten.


Was willste machen?

Den Managern das Gehalt kürzen, damit es zu keinem Schroffhaufen kommt?
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Kurt » Sa 2. Feb 2008, 10:47

:2thumbs: @Emporda!

Besonders weitblickend kommen mir die Vorschläge der "Denker" auch nicht vor. Beispiel "der Staat zahlt die Differenz zum Mindestlohn". Wieviel wird das Unternehmen dann noch zahlen? Natürlich nichts, denn der Staat zahlt ja die Differenz.

Wirtschaftspolitik ist sicher nicht einfach, aber manchmal sollte man sich einfach ein paar Minuten Zeit nehmen, um die Folgen einer Entscheidung abzuschätzen.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Kurt » Sa 2. Feb 2008, 10:54

sharif hat geschrieben:
emporda hat geschrieben:In etwa 10 Jahren fahren die Bahnkunden auf rollenden Schrotthaufen die mehr und mehr entgleisen, zum Wohle einiger Egoisten.


Was willste machen?

Den Managern das Gehalt kürzen, damit es zu keinem Schroffhaufen kommt?


Das Gehalt der Manager wird von den Eigentümern der Firma bezahlt, genauso wie ich meine (hypothetische) Putzfrau bezahle. Wie hoch diese Summe ist, geht niemanden sonst was an. Wenn ich meiner Putzfrau 20.000 Euro/Monat gebe, ist das vielleicht unsinnig, aber immer noch mein Bier. Die Bahn ist insofern eine Ausnahme, als der Staat und damit Steuerzahler Miteigentümer ist. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass es hilft, einen "billigeren" Manager zu nehmen. Erfahrungsgemäß kosten gute Leute mehr Geld und billige Leute machen schlechtere Arbeit.

Die Lösung beim Bahnstreik ist mittelfristig, billigere Lokführer aus Tschechien und Polen einzustellen und auf führerlose Züge zu setzen. Das Einkommensgefälle in Europa wird (und soll sich aus Gerechtigkeitsgründen) sowieso ausgleichen. In einigen Jahrzehnten wird der Beruf des Lokführers obsolet sein wie der des Postkutschers.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Robert » Sa 2. Feb 2008, 11:29

Kurt hat geschrieben:Erfahrungsgemäß kosten gute Leute mehr Geld und billige Leute machen schlechtere Arbeit.


Sollten die Politiker also mehr verdienen, damit sie bessere Arbeit leisten?
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Kurt » Sa 2. Feb 2008, 11:56

sharif hat geschrieben:Sollten die Politiker also mehr verdienen, damit sie bessere Arbeit leisten?


Ja
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon emporda » Sa 2. Feb 2008, 12:30

sharif hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Sollten die Politiker also mehr verdienen, damit sie bessere Arbeit leisten?

Das ist teilweise richtig, sie sollten mehr verdienen, damit wir bessere Politiker haben als den derzeigen Haufen von blinden Kulissenschiebern.

Warum sollte ein Großbankvorstand oder Stahlkonzernchef, der irgendwo zwischen 1 bis 5 Millionen €/Jahr verdient, einen Job als Bundeskanzler annehmen für mickrige 20.000 €/Monat. Gerade weil der Mann so gut ist, kann er auch sehr gut rechnen. Als Konzernchef hat er die Freiheit sich mit leistungsfähigen Spitzenkräften zu umgeben, als Regierungschef muß er sich mit Traumtänzern wie LaFontaine oder diversen Grünen und Konsorten auseinandersetzen und muß Vizekanzler dulden, die besser Parkplatzwächter geworden wären. Das allein wäre das Dreifache Gehalt wert.

Nachtrag zum Thema:
Ich halte eine Lohn- und Gehaltspolitik für um so besser, je mehr das Einkommen direkt von Leistung und Können des Einzelnen bestimmt wird und je weniger sich Außenstehende darin einmischen (Tarifvertrag,m Arbeitsrecht). Der tiefere Sinn liegt nicht so sehr darin den Arbeitnehmer zu mehr Leistung anzustacheln, sondern hauptsächlich darin Firma und Industrie international wettbewerbsfähig zu machen.

Wie gravierend eine gegenteilige Arbeitspolitik ins wirtschaftliche Aus geht. das zeigt der Fall NOKIA nur zu deutlich. Die 2500 Arbeiter haben eine monatlich Bruttolohnsummen von geschätzt 35 Millionen €. Dazu kommen noch einmal Lohnnebenkosten in der gleichen Höhe. In einem Billiglohnland reduzieren sich die Lohnkosten für 3000 Arbeiter auf etwa 1 Millonen € mit Lohnnebenkosten von 0,5 Millonen €. Das entspricht einer Differenz von 800 Millionen €/Jahr abzüglich vielleicht 30 - 50 Millionen Investitionen für die Werksverlagerung. Die Belegschaft dagegen anstreiken zu lassen, das ist schon pervers - den jeder vergeudete € reduziert den Sozialplan.

Die Fertigung ist so hochgradig automatisiert, dass 90% der Arbeiten von dressierten Affen ausgeführt werden kann. Was unbedingt gebraucht wird sind etwa 50 bis 100 Spezialisten die die Anlagen zu warten und einstellen. NOKIA ist nicht das erste Werk, das komplett aus Deutschland verschwindet, es werden noch viele folgen. Selbst SIEMENS macht 80% des Gewinns im Ausland und beschäftig dort 2/3 der Belegschaft.
Zuletzt geändert von emporda am Sa 2. Feb 2008, 13:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Robert » Sa 2. Feb 2008, 12:34

emporda hat geschrieben:
sharif hat geschrieben:
Kurt hat geschrieben:Sollten die Politiker also mehr verdienen, damit sie bessere Arbeit leisten?

Das ist teilweise richtig, sie sollten mehr verdienen, damit wir bessere Politiker haben als den derzeigen Haufen von blinden Kulissenschiebern.

Warum sollte ein Großbankvorstand oder Stahlkonzernchef, der irgendwo zwischen 1 bis 5 Millionen €/Jahr verdient, einen Job als Bundeskanzler annehmen für mickrige 20.000 €/Monat. Gerade weil der Mann so gut ist, kann er auch sehr gut rechnen. Als Konzernchef hat er die Freiheit sich mit leistungsfähigen Spitzenkräften zu umgeben, als Regierungschef muß er sich mit Traumtänzern wie LaFontaine oder diversen Grünen und Konsorten auseinandersetzen und muß Vizekanzler dulden, die besser Parkplatzwächter geworden wären. Das allein wäre das Dreifache Gehalt wert.


Es stellt sich hierbei jedoch die Frage, wieso sich das Gehalt der Politiker an das Gehalt eines Konzernchefes angleichen soll?

Wäre das arithmetische Mittel beider nicht besser?
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Kurt » Sa 2. Feb 2008, 13:02

sharif hat geschrieben:Es stellt sich hierbei jedoch die Frage, wieso sich das Gehalt der Politiker an das Gehalt eines Konzernchefes angleichen soll?

Wäre das arithmetische Mittel beider nicht besser?


Am besten wäre es, das Gehalt würde in einem selbstregulierenden Prozess festgelegt, wie es auch in der Wirtschaft geschieht. Da ich hierzu aber kaum eine Möglichkeit sehe, würde ich das Gehalt des Bundeskanzlers (z.B. in Schritten von 50.000 Euro pro Jahr) auf erstmal 2 Mio Euro anheben. Ministerposten entsprechend, z.B. auf 1 Mio Euro. Dafür werden die üppigen Renten gestrichen. Ich sehe gar nicht ein, wieso man soviel Geld verdienen sollte, wenn man nicht mehr arbeitet. Das Gehalt der MdBs verdreifachen, dafür die Anzahl der Sitze halbieren oder dritteln.

Danach könnte man sehen, wie die Qualität der Bewerber und der Arbeit zunimmt. Was nützt uns eine Demokratie, wenn wir bei der Wahl nur zwischen Idioten auswählen können und keine Möglichkeit haben, die Arbeit in kompetente Hände zu legen?
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Jakob » Sa 2. Feb 2008, 13:06

folgsam hat geschrieben:2. Robert Theobald: Garantiertes Jahreseinkommen
Die Regierung legt eine Einkommensgrenze fest, die über der Armutsgrenze liegt, und garantiert, dass kein Bürger (auch kein Arbeitsloser) weniger erhält. Falls das Einkommen unter diese Grenze fällt oder ganz ausfällt, gleicht die Regierung diese Differenz aus.
[...]
Stufe 2: Stufe 2 setzt dann konsequent Theobalds oder Friedmans Idee um (also garantiertes Jahreseinkommen oder negative Einkommenssteuer), um den so entstehenden Arbeitslosen eine Existenz zu sichern.


Hier liegt das Problem. Einerseits werden Unternehmer nur noch Minimalstlöhne zahlen, da der Staat den Rest zahlt. Andererseits werden große Teile der Bevölkerung gar nicht mehr arbeiten (und sich auch nicht weiterbilden - dazu müßte man die meisten wahrscheinlich zwingen), weil sie ein ausreichendes Grundeinkommen vom Staat erhalten. Beides wird in einem Maß geschehen, das weder die Wirtschaft noch die Staatsfinanzen verkraften.
Emporada hat insofern recht, daß Du den "menschlichen Faktor" vergißt. Es gibt zwei grundlegende Motivationen für Arbeit. Menschen arbeiten, damit es ihnen nicht schlecht geht. Manche arbeiten dann noch, damit es ihnen besser als anderen geht. Die erste Motivation würde in der RICH-Ökonomie wegfallen. Die zweite reicht wahrscheinlich nicht, um das System am laufen zu halten.

Ich sehe folgendes Problem: Ich glaube, daß die meisten Nutzer dieses Forums verhältnismäßig intelligent sind, relativ gut verdienen und einen Beruf ausüben, der sie fordert und anregt. Dabei vergessen sie, daß die meisten Menschen weniger intelligent sind, kaum mehr Geld verdienen, als sie in dem RICH-System sowieso bekämen und einen langweiligen, beschissenen Job haben.
Mal ehrlich! Wenn Du Dich für 750,- € am Fließband abrackern müßtest oder für 700,- € daheim vor der Glotze liegen und Bier trinken könntest, wie würdest Du Dich entscheiden?

Die vom RICH-System angestrebten Ziele (SMI²LE und HEAD) sind bewunderns- und erstrebenswert, aber so wahrscheinlich nicht zu erreichen.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon emporda » Sa 2. Feb 2008, 13:08

sharif hat geschrieben:Es stellt sich hierbei jedoch die Frage, wieso sich das Gehalt der Politiker an das Gehalt eines Konzernchefes angleichen soll?
Wäre das arithmetische Mittel beider nicht besser?

Du hast das Argument immer noch nicht verstanden.
Wenn Du einen Job hast, der Dir neben vielen Freiheiten in der persönlichen Gestaltung 10.000 €/Monat einbringt und jemand kommt, erzählt Dir viel Schmus von der Ehre des Vaterlandes und so, Du sollst einen anderen Job für 1.500 €/Monat annehmen, bei dem Du einen Haufen von Halbidioten als Kollegen hast.

Als Patriot machst Du das, ist doch klar. Das Sohn und Tochter nicht mehr aufs Internat können und nur noch die Fachholschule Großheringsdorf statt die Uni in Oxford oder Harvard absolvieren, der Dank des Vaterlandes wird ewig hinter Dir her sein. Irgendwann kriegste vom Bundespräsidenten noch einen Blechtstern angeheftet, der bringt auf dem Trödelmarkt mindesten 5 € ein.

Wettbewerb bestehend aus Angebot und Nachfrage ist brutal, aber der einzige Weg wirtschaftliche Systeme vor dem schleichenden Untergang zu bewahren.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Robert » Sa 2. Feb 2008, 13:24

emporda hat geschrieben:
sharif hat geschrieben:Es stellt sich hierbei jedoch die Frage, wieso sich das Gehalt der Politiker an das Gehalt eines Konzernchefes angleichen soll?
Wäre das arithmetische Mittel beider nicht besser?

Du hast das Argument immer noch nicht verstanden.


Der Grund dürfte sein, dass für mich nicht einsichtig ist, wieso Politiker dadurch besser arbeiten sollten und überhaupt Qualifizierte Politiker werden.

Wir leben doch in einer Parteiendemokratie, da wählt man primär die Partei und nicht irgendeine Person. Die Ministerplätze werden wiederum von den Politikern selbst bestimmt.

Wo soll also bitte sehr der Druck zur Leistungssteigerung her kommen?

Des Weiteren versuche ich mir gerade vorzustellen, wie ein Qualifizierter vergebens versucht, sich gegen Heuchler und Spinner durchzusetzen.

emporda hat geschrieben:Wenn Du einen Job hast, der Dir neben vielen Freiheiten in der persönlichen Gestaltung 10.000 €/Monat einbringt und jemand kommt, erzählt Dir viel Schmus mit der Ehre des Vaterlandes, Du sollst einen anderenn Job für 1.500 €/Moant annehmen.

Als Patriot machst Du das, ist doch klar. Das Sohn und Tochter nicht mehr aufs Internat können und nur noch Fachholschule statt Oxford absolvieren, der Dank des Vaterlandes wird ewig hinter Dir her sein. Irgendwann kriegste vom Bundespräsidenten noch einen Blechtstern angeheftet, der bringt auf dem Trödelmarkt mindesten 5 €.


:lachtot: :lachtot:

Ehre des Vaterlandes. :lachtot:
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Kurt » Sa 2. Feb 2008, 14:41

sharif hat geschrieben:Der Grund dürfte sein, dass für mich nicht einsichtig ist, wieso Politiker dadurch besser arbeiten sollten und überhaupt Qualifizierte Politiker werden.


Es ist natürlich nicht so, dass aus Idioten plötzlich Genies werden, sondern qualifizierte neue Leute kommen und verdrängen die Idioten.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon Robert » Sa 2. Feb 2008, 14:44

Kurt hat geschrieben:Es ist natürlich nicht so, dass aus Idioten plötzlich Genies werden, sondern qualifizierte neue Leute kommen und verdrängen die Idioten.


Bist du wirklich so optimistisch?
Zuletzt geändert von Robert am Sa 2. Feb 2008, 15:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon folgsam » Sa 2. Feb 2008, 14:45

Vom Inhalt Deines Posting halte ich gar nichts, es ist eine theoretische Spinnerei und läßt den Faktor Mensch außer acht. Arbeitsplätze zu schaffen ist Aufgabe der Industrie, sie erfodern hohe Investition von 50.000 € bis 5 Millionen pro Arbeitsplatz je nach Grad der Rationalisierung und Branche. Das setzt voraus, daß die Firmen ausreichend Absatz haben und mit den Preisen nach Steuern genug verdienen. Zu glauben die Rationalisierung sei irgend wann am Ende, das ist infantil. Ebenso könnte man glauben die technische Entwicklung sei am Ende und nichts Neues kommt mehr dazu.


Ich sehe das genauso, Ziel der RICH-Ökonomie ist es den Rationalisierungsprozess nicht nur zu dulden, sondern zu beschleunigen. (fast) Alles was Produktionsabläufe produktiver und wirtschaftlicher macht kann nur begrüßenswert sein, insbesondere wenn es sich um wirtschaflichkeit durch technologischen Fortschritt handelt. Das ein Unternehmen Gewinn erwirtschaftet und sich damit die neuen Verfahren und Maschinen leisten kann ist natürlich Voraussetzung.


Viele der „weitblickenden“ Denker haben einen riesigen Haufen schriftlichen Müll angehäuft, weil viele glaubten Dirigismus wäre die Lösung. Man könne die Arbeit nach irgend welchen Prinzipien auf Alle verteilen und so dem Gesetz von Angebot und Nachfrage entgehen. Das Resultat war nie sozial, hat die Massen verelended und ist früher oder später kollabiert.


Ganz Richtig. Jedoch ist RICH genau das Gegenteil von Dirigismus. Jeder hat die Freiheit zu Arbeiten was er will und auch das Recht nicht zu arbeiten. Genau dieses Recht auf nicht-Arbeit, abgesichert durch ein Grundeinkommen das nicht nur ein biologisches Überleben, sondern auch ein kulturell integriertets und erfüllendes Leben ermöglicht, ist was in Zukunft immer wichtiger wird. Die Rationalisierung schreitet voran und wird sich hoffentlich auch nicht rückgängig machen lassen. Den Millionen und Abermillionen von freigewordenen Arbeitskräften suggerieren zu wollen, Vollbeschäftigung wäre wünschenswert oder gar möglich, ist grausame Illusion.

Es gehört zu den schlimmsten Verbrechen einem Afrikaner etwas zu schenken, sei es nur ein billiges Taschenradio. Er hält sich sofort für etwa Besseres weit über seinen Clangenossen stehend, arbeiten ist fortan unter seiner Würde, denn jetzt ist er Boss-Man.
Das habe ich mehrfach vor Ort miterlebt, uns ist die Denkweise komplett fremd. Aber sie ist typisch für ungebildete Schichten.


Das die Geselschaft erst einmal ein Industrialisiertes Stadium erreichen muss, dass diese Maßnahmen rechtfertigt verstehts sich von selber. Die RICH-Ökonomie kann erst greifen wenn bereits moderne Produktionskreisläufe und eine fortgeschrittene Rationalisierung vorhanden sind. Um dahin zu kommen, sind diverse Sozialmarktwirtschaftliche Maßnahmen von nöten.


Das große heutige Gesellschaftsproblem ist das einer unqualifizierten Jugend, zusammen mit den Immigranten bevölkern sie ganze Stadtteile der Metropolen. Diese Jugend ist zu einem hohen Prozentanteil unfähig zu lesen oder zu schreiben, sie haben keine Ausbildung was auch immer, haben nie Diziplin gelernt und werden von einem falsch verstandem Sozialgefüge in diesem Stadium gehalten. Hin und wieder kocht der Kessel über, dann werden in 2 oder 3 Nächten 9000 Autos in Brand gesetzt und immense Schäden verursacht.


Hier liegt das eigentliche Grundproblem: Eine sehr große, desilusionierte Anzahl von ungebildeten Menschen die natürlich nicht mehr in dem Maße in Arbeitsprozessen gefragt sind wie noch vor 70 Jahren. Randalentum und Disziplinlosigkeit ist dabei keine Folge von Bildungslosigkeit, die großen Arbeitermassen zur Jahrhundertwende waren wohl ähnlich ungebildet, aber zumindest in eine Arbeit eingebunden die zur damaligen Zeit (und auch heute noch!) als Ehrvoller galt als Arbeitslosigkeit. Die "Verlotterung" der bildungsfernen Schichten ist eine direkte Folge eines (un)gesicherten, geringen Einkommens und einer heutztage nicht mehr der Realität ansprechenden Wertschätzung von Lohnarbeit. Ein erster Schritt muss sein den Kindern dieser Bildungsfernen Schichten eine von frühesten Jahren an hochwertige, betreute Schuldbildung zukommen zu lassen und diese bis ins Erwachsenenalter nicht aufzugeben! Das dies mit dem derzeit vorherrschenden Systemen, bei denen 30 und mehr Kinder in eine Hauptschulklasse geschoben werden, auch teils weil die Eltern nicht wollen das ihre Kinder eine höhere Schule besuchen! nicht umzusetzen sein dürfte, sollte klar sein. Ohne eine signifikante Steigerung des Bildungsniveaus ALLER Schichten wird und kann sich nichts ändern. Hier sollten die Hauptausgaben eines Staates liegen.

Eine hoch rationalisierte Fertigung erfordert teilweise Spitzenkräfte, die müssen zu einer bestimmten Zeit alle topfit am Arbeitplatz sein, sonst bleibt fast der ganze Laden stehen. In so einem Prozeß kann man mit Menschen nichts anfangen, die kommen und gehen wann sie Lust haben, die streiken weil es irgend einem externen Einfluß so gefällt, die krank feiern wenn es etwas Interessantes im Fernshen gibt, die bummeln wenn man wegschaut, die für jede Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten extra Geld wollen, usw. usw.


Der bedarf an hochqualifizierten Spitzenkräften wird jedoch NIEMALS die Nachfrage nach Arbeitsplätzen decken, auch wenn alle qualifiziert sein sollten.

Ich habe bei Besuchen der DDR mal einige Bücher zur Volks-/ Betriebswirtschaft gekauft und mich fast totgelacht. Der Staat definiert die Menge der Arbeit und verteilt sie auf die Betriebe. Der Betrieb bekommt seine zahlenmäßige Belegschaft zugesteilt, ganz gleich was an Rationalisierung erreicht wurde, welche Einrichtung man hat usw. Wenn man nur 70% der Arbeiter sinnvoll beschäftien kann, so drehen 30% Däumchen, sind unkündbar und werden bezahlt. Wenn dann noch Material und Vorproduktie fehlen, dann drehen halt 70% Däumchen und nur 30 % arbeiten, scheiß auf die Produktivität. Die Wirtschaft in Libyen wurde von DDR-Wirtschaftlern gesteuert. Es gab riesige Einkaufszentren, in denen 50 bis 100 Verkäufern rumstanden. Alle Regale waren leer, es gab nur Ölsardinen und türkische Dampfkochtöpfe ohne Gummidichtung - sozialistische Planwirtschaft in Realität.


Niemand möchte zurück zu planwirtschaftlichen Modellen.

Es ist infantil von der großen Masse der Arbeiter zu erwarten, sie würde etwas anderes verstehen als mehr Geld für keine Leistung. Deswegen ist Wirtschaftpolitik so schwierig, weil notwendige Lösungen politisch nicht zu verkaufen sind. Der Versuch dirigistische Lösungen einzuführen, die offenbar allen etwa bringen ohne dafr mehr Leistung zu forden, die führen in die Katastrophe.


Wenn du mit "keine Leistung" meinst : Faul im eigenen Saft auf dem Sofa lümmeln und sich tagaus tagein stupide Talkshows ansehen, dann stimme ich dir zu. Es ist ein Problem Bildungsarmer Menschen, das diese nicht wissen was mit ihrer Zeit anzufangen ist, wenn sie nicht in eine Lohnarbeit gebracht werden und dort ihre Tätigkeit erledigen. Jedoch bin ich der festen Überzeugung, das ab einem gewissen Bildungsgrad jeder Mensch hobbies entwickelt, die durchaus einen Mehrwert für die Geselschaft darstellen. Sei es das sie Tüftler, Künstler oder Philosophen, Blumenzüchter oder Schriftsteller werden. In einer rationalisierten Wirtschaft, in der ein Leben auf hohem Niveau mit geringem Einsatz menschlicher Arbeitskraft erreicht werden kann, müssen unschätzbare Kapazitäten frei werden. Eine Maßnahme diesen Prozess zu beschleunigen wäre es beispielsweise jedem Arbeiter, der eine Maschine oder ein Verfahren entwickelt das seinen Arbeitsplatz "vernichtet" 50.000€ Sofortrente auszuzahlen, bis ans Ende seines Lebens.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon emporda » Sa 2. Feb 2008, 16:09

folgsam hat geschrieben:Ich sehe das genauso, Ziel der RICH-Ökonomie ist es den Rationalisierungsprozess nicht nur zu dulden, sondern zu beschleunigen. (fast) Alles was Produktionsabläufe produktiver und wirtschaftlicher macht kann nur begrüßenswert sein, insbesondere wenn es sich um wirtschaflichkeit durch technologischen Fortschritt handelt. Das ein Unternehmen Gewinn erwirtschaftet und sich damit die neuen Verfahren und Maschinen leisten kann ist natürlich Voraussetzung.

In dieser Schimäre der RICH Ökonomie haben einige der Propheten offensichtlich nicht zu Ende gedacht.

Rationalisierung ist teuer und kostet Investitionen in Material, Maschinen und Ausbildung der Mitarbeiter. Gleichzeitig beseitigen diese Investitionen Arbeitsplätze, immer weniger Menschen mit höherer Qualifikation erzeugen immer mehr Produkte.

Die Menge oder die Geschwindigkeit der Ratinonalsierung wird ausschließlich durch den Kostendruck bestimmt. Dieser Druck kommt von den Preisen und damit von den eingesetzten Technologien der Konkurrenz, sowie von den Personalkosten in der Firma. Die Gewerkschaften als Vertreter der Arbeiter zwingen die Unternehmer durch ihre Forderungen massiv Arbeitsplätze abzubauen und beseitigen damit selber ihre Mitglieder. Das ist der klassische Fall an dem Ast zu sägen, auf dem man sitzt.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon folgsam » Sa 2. Feb 2008, 16:21

emporda hat geschrieben:Gleichzeitig beseitigen diese Investitionen Arbeitsplätze, immer weniger Menschen mit höherer Qualifikation erzeugen immer mehr Produkte.



Ich verstehe nicht, was daran nicht wünschenswert ist. Die Produktion, also der geschaffene Wert, nimmt bei jedem Rationalisierungsschritt nicht ab, sondern mal mehr, mal weniger zu. Was bleibt, ist die Frage der gerechten Umverteilung. Keine Gerechtigkeit in dem Sinn: Jedem das gleiche. Es soll "nur" jedem Menschen, ob er Lohnarbeitet verrichtet oder nicht, ermöglicht sein menschlich zu leben. Wer einer Lohnarbeit nachgehen kann und will, der verdient selbstverständlich mehr als jemand der keiner Lohnarbeit nachgeht. Wer dazu beiträgt die Lohnarbeit noch ein Stück weiter abzuschaffen, wird dafür entlohnt werden.

emporda hat geschrieben:Die Gewerkschaften als Vertreter der Arbeiter zwingen die Unternehmer durch ihre Forderungen massiv Arbeitsplätze abzubauen und beseitigen damit selber ihre Mitglieder. Das ist der klassische Fall an dem Ast zu sägen, auf dem man sitzt.



Die Gewerkschaften sind es wohl auch mit ihrem nicht enden wollenden Ruf nach Vollbeschäftigung die einen Paradigmenwechsel nachhaltig verhindern. Unsinnige Beschäftigung menschlicher Arbeitskraft die in vielen Bereichen wesentlich teurer, unzuverlässiger und unprodoktiver sind als Automatisierte Fertigung ist selbstverständlich ein wirtschaftlicher Bremsfaktor und kann eigentlich für niemanden wünschenswert sein.
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folgsam
 
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon trazy » Sa 2. Feb 2008, 17:05

folgsam hat geschrieben:Ich sehe das genauso, Ziel der RICH-Ökonomie ist es den Rationalisierungsprozess nicht nur zu dulden, sondern zu beschleunigen. (fast) Alles was Produktionsabläufe produktiver und wirtschaftlicher macht kann nur begrüßenswert sein, insbesondere wenn es sich um wirtschaflichkeit durch technologischen Fortschritt handelt. Das ein Unternehmen Gewinn erwirtschaftet und sich damit die neuen Verfahren und Maschinen leisten kann ist natürlich Voraussetzung.


Wir haben also immer mehr Automatisierung. Busfahrer und Bahnfahrer werden irgendwann ersetzt. Irgendwann werden Roboter Menschen operieren. Überall wo der Mensch zu unberechenbar ist wird sich etwas zuverlässigeres durchsetzen. Im Bergbau wird der Mensch ersetzt werden. Wir kennen diese Entwicklungen in der Geschichte und meine Beispiele habe ich mir auch nicht einfach nur ausgedacht. Ein Döner könnte mit einer Maschine gemacht werden und ein Mensch müsste nur zur Sicherheit anwesend sein. Brauchen wir Putzkräfte? Es wurden in der Vergangenheit schon Putz-Roboter entwickelt und die Entwicklung verbessert sich immer weiter. Was ein Arzt mit den Augen erkennt könnte man durch Algorithmen für Bilder von einem Computer ersetzen lassen.

Wie @emporda schon schreibt brauchen wir leistungsfähige und intelligente Menschen, die z.B. die Roboter bauen, die Algorithmen programmieren usf. Irgendwann wird die Arbeitslosigkeit auf 10% steigen, dann auf 20%. Sollte sich diese Entwicklung wirklich so fortsetzen ( ich meine die Arbeitslosigkeit, dass die Automatisierung fortschreitet steht außer Frage ) , dann wäre ein Umdenken nicht nur wünschenswert sondern notwendig.

Irgendwann sind nur noch Akademiker gefragt und selbst von diesen nur noch ein Bruchteil, auch wenn bis dahin noch 100 Jahre vergehen müssten, aber diese Entwicklung dahin hällt schon seit Jahrzehnten konstant an. Was machen wir mit den Menschen, die keiner braucht?

Drastisch und spottend formuliert und übertrieben: Brauchen wir irgendwann Arbeitslosen-KZs?

Ich bitte um Antwort.
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Re: Vollbeschäftigung eine unnötige Illusion? Die RICH-Ökonomie

Beitragvon folgsam » Sa 2. Feb 2008, 17:18

trazy hat geschrieben:
Irgendwann sind nur noch Akademiker gefragt und selbst von diesen nur noch ein Bruchteil, auch wenn bis dahin noch 100 Jahre vergehen müssten, aber diese Entwicklung dahin hällt schon seit Jahrzehnten konstant an. Was machen wir mit den Menschen, die keiner braucht?

Drastisch und spottend formuliert und übertrieben: Brauchen wir irgendwann Arbeitslosen-KZs?

Ich bitte um Antwort.


Da ein erhöhter Automatisierungsanteil die geschaffenen Werte vervielfacht, ist für jeden ersetzten und auch nie im Lohnarbeitsprozess gebrauchten Arbeiter mehr als genug zum Leben vorhanden.
Die Vermutung, der Mensch an sich wisse vor lauter Freizeit nicht was er mit sich anfangen soll und braucht unbedingt jemanden der ihm Arbeit gibt damit er nicht sinnentleert dahinzuvegetieren braucht, ist zynisch und falsch. Ich würde auch ohne Lohnarbeit keineswegs aufhören mich zu bilden, zu forschen, Dinge zu schaffen. Meine Arbeitsleistung würde vollständig in von mir gewollte Werke einfließen und nichts wäre verloren, die Automatisierung erledigt die Arbeiten die ich vorher hätte leisten müssen um mein schlichtes Überleben zu gewährleisten. Ich bin mir sicher, dass es jedem gebildeten Menschen ähnlich gehen muss. Ab einem gewissen Bildungsstand kann der Mensch nicht nur vegetieren, die Fragen die in seinem Kopf kreisen und die Bilder die sie hervorrufen müssen müssen und müssen beantwortet und ausgedrückt werden. Wer nur brache Ödnis im Hirn hat, der weiß natürlich nicht was er tun kann.
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