kurt hat geschrieben:Und ich finde, die Parteien gehören nicht zu den größeren Schwachpunkten.
Welche Schwachpunkte siehst du den? Die Politiker? Die Wähler?

Ich sehe es schon so, dass die Parteien ein Schwachpunkt sind, aber sie sind nur eine Variable in der Gleichung. Das heisst aber nicht, dass man hier durch Veränderungen nichts erreichen könnte.
Es ist vielleicht doof seine eigene Signatur zu zitieren aber:
Democracy is the worst form of government – except for all those other forms, that have been tried from time to time. - Winston Churchill
Wir müssen ein sehen das ein System das vor nunmehr beinahe 60 Jahren ausgedacht wurde sich der Zeit und den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen muss. Das eh ein Grundproblem der Gesetze/Regelungen. Sie sind oft leicht erlassen, aber dann schwer wieder abgeschafft/verändert. Zumindest wenn diejenigen die sich ändern keinen direkten (zumeist finanziellen) Vorteil haben.
kurt hat geschrieben:Nörgeln kann jeder, aber schlag doch mal ein besseres System vor. Wie stellst du dir ein politisches System vor, das funktioniert und besser ist?
Darüber hab ich mir auch einige Gedanken gemacht, was mir schlaflose Nächte und lange leseabende gekostet hat. Ich hab entsprechende Literatur (vergleichende Staatslehre, Vorträge/Bücher von Professoren die sich mit dem Thema beschäftigt haben etc.) durchgelesen. An Vorschlägen mangelt es nicht, die Frage ist ob sie so funktioniert. Natürlich ist es kontraproduktiv nur zu nörgeln, aber erwartest du jetzt das hier einer ein perfektes Staatssystem vorstellt?
Also ich erwarte das nicht und kann es auch nicht liefern. Wenn ich es könnte, hätte ich mir bisher entweder zuwenig gehör verschafft oder niemand hätte auf mich gehört. Zum einen weiss man nie was die Menschen wirklich aus einem System das in der Theorie entwickelt wurde machen. Zum anderen wäre ich sicher fehl am Beruf wenn ich so genial wäre hier die Probleme zu lösen die Experten (die ihre Arbeits und Lebenszeit damti verbringen) nicht zu lösen wissen. Daher unten stehend nur einige begrenzte Vorschläge eines (manchmal) mitdenkenden Bürgers. Für die Gesellschaft besser wäre es (was aber sicher so mancher Machtinhaber nicht will) Schritt für Schritt gewisse Reformen voranzutreiben um die Demokratie in eine bessere Richtung zu lenken (und damit zu etwas neuem zu machen). Ich bin kein Freund von Revolutionen, die ersteinmal Blut, wirtschaftliche Substanz und Zukunftssicherheit kosten ohne das man weiss was wirklich rauskommt.
Ein Teil von Ideen (die wie oben geschrieben sehr einfach gestrickt sind und sicher noch im Detail ausgearbeitet werden müssten) hab ich vor einiger Zeit in einem Thread gepostet. Damals ging es um das Thema Wahlpflich für alle und uferte dann Richtung "Politikverdrossenheit" aus. Hier nochmal zur Info und zur Diskussion falls jemand etwas damit anfangen kann. Damals kam wenig Rückmeldung was vielleicht daran liegt, dass manche Meiner Gedanken mir einleuchtend erscheinen und andere sie für so seltsam halten das sie mich lieber ignorieren. In diesem Punkt könnte ich mit dem Papst Bruderschaft trinken....
Ari vor einiger Zeit hier im Forum hat geschrieben:Was wir meiner Meinung nach brauchen ist:
1. Mehr direkte Demokratie die den Bürger als Mittelpunkt hat.
Gerade heute erleb ich (von der Bürgermeister/Gemeindewahl aufwärts) oft das viele Politiker gerne sehen wenn wir unsere Stimme für sie abgeben und dann die 4-5 Jahre für die gewählt wurden auf gut deutsch "die Fresse" halten. Also keine Einmischung, keine Bürgerbegehren, keine direkten Abstimmungen zu Themen. Hier in meiner Wohngegend gab es etliche Bürgerbegehren und Streit mit den gewählten Vertretern. Seltsam, dass diese Herren dem teilweise massiven Willen der Bevölkerung so langsam (als klar war das sie eindeutig in der Minderheit sind) Rechnung getragen haben. Ich dachte das sind unsere Vertreter in den Entscheidungsgremien? Ich bin wohl zu naiv....
2. Klarere Strukturen in der Politik.
Einnahmen der Volksvertreter, Parteispenden und jegliche Art von finanzieller oder geldwerter Zuwendung sollte offen gelegt werden.
3. Strikte Trennung von Mandat und Privatleben
Zu oft les ich von Schreiben auf offiziellem Papier (wie im Moment Wolfgang Thierse stellvertretend für viele Fälle) und andere Versuche mit dem durch die Bürger verschafften Einfluss etwas für sich oder sein Umfeld herauszuschlagen.
Auch im Bereich Schirmherschaft muss sich was tun. Wenn man sieht für welche seltsamen Veranstaltungen manche Politiker ihren Namen (und damit auch einen Teil ihres Position als Minister, Staatssekretär oder ähnliches) hergeben bin ich wirklich schockiert.
4. Wir brauchen eine Kultur der Offenheit.
Die Zeiten von "das darf man nicht fragen" (wie sie bei Religion noch gang und gäbe ist) muss endlich vorbei sein. Egal ob in Politik oder Religion. Es muss gefragt und diskutiert werden. Und zwar nicht nur diese Augenwischereidiskussion wie wir sie in den einschläigen TV Sendungen erleben. Das braucht niemand!
So, wer möchte darf sie nun zerpflügen!