Anarchismus und Atheismus

Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Schuld » So 4. Mai 2008, 23:12

Nabend,

wollte einfach mal ne Diskussion anstoßen, die diese beiden Themen, zusammenfügt.
Interessant wäre die Frage, in wie fern der Atheismus mit der Anarchie oder dem Anarchismus in Verbindung steht.
Oder wie Atheisten oder Brights zu diesem Thema stehen.

Ich persönlich fand die Idee des Anarchismus früher immer sehr interessant, aber nicht durchsetzbar in der heutigen Gesellschaft. Mittlerweile denke ich, dass der Mensch, nur sehr schwer in der Lage wäre, sich in einem solchen System zurechtzufinden. Es geht darum, dass man sich ohne Zwang an gewisse moralische grundsätze halten müsste (Anarchismus bedeutet lediglich "keine Herrschaft" nicht: "keine Werte" [Anomie]). Das denke ich ist einfach sehr schwer damit zu vereinbaren, dass unsere Gene "egoistisch" sind (wenn man dieser Argumentation folgt).

gruß
Schuld
 
Beiträge: 21
Registriert: Mo 10. Mär 2008, 00:20
Wohnort: Bonn

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Myron » So 4. Mai 2008, 23:42

Irgendeiner bzw. irgendeine Gruppe herrscht immer in der Gesellschaft—und wenn's die Anarchisten sind. :aufsmaul:
Benutzeravatar
Myron
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 4808
Registriert: So 1. Jul 2007, 17:04

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon emporda » Mo 5. Mai 2008, 02:13

Schuld hat geschrieben:Ich persönlich fand die Idee des Anarchismus früher immer sehr interessant, aber nicht durchsetzbar in der heutigen Gesellschaft. Mittlerweile denke ich, dass der Mensch, nur sehr schwer in der Lage wäre, sich in einem solchen System zurechtzufinden. Es geht darum, dass man sich ohne Zwang an gewisse moralische grundsätze halten müsste (Anarchismus bedeutet lediglich "keine Herrschaft" nicht: "keine Werte" [Anomie]). Das denke ich ist einfach sehr schwer damit zu vereinbaren, dass unsere Gene "egoistisch" sind (wenn man dieser Argumentation folgt).

Für mich müßte es heißen "Anarchismus und Religiösität"
Religiös geprägtes Denken ist ohne Logik, ohne Regelwerk in Bezug auf den Verstand - also klassische Anarchie im Kopf. Das wird dann als Glaube umschrieben. Mit Atheismus hat das keinen gemeinsamen Nenner.
Benutzeravatar
emporda
 
Beiträge: 1123
Registriert: Di 7. Aug 2007, 17:56
Wohnort: Begur-Spanien

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon stine » Mo 5. Mai 2008, 07:08

emporda hat geschrieben:Religiös geprägtes Denken ist ohne Logik, ohne Regelwerk in Bezug auf den Verstand - also klassische Anarchie im Kopf.
Vielleicht mag dir die Logik religiösen Denkens entgehen, aber gerade religiös lebende Menschen haben doch ganz strenge Regelwerke nach denen sie sich richten sollten. Anarchie ist dort sicher nicht zu finden.

Sowieso gehe ich davon aus, dass die ersten Regelwerke, wie Mensch sich zu benehmen hat, religiösen Ursprungs waren. Gesetze im Sinne von Standard für jedermann sind doch eher neuzeitlich. Ob die religiösen Benimmregeln immer sinnvoll waren, darüber kann gestritten werden. Aber der "oberste Richter" damals hatte auf die Gläubigen jedenfalls mehr Einfluß als heute irgendein Talarträger auf Ungläubige.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon HF******* » Mo 5. Mai 2008, 09:14

@Schuld: Du meinst, Atheisten würden aus dem Atheismus heraus zum Anarchismus tendieren? Das kann ich so nicht ganz nachvollziehen.

Ich kann mir auch einen theistischen Anarchismus vorstellen.
HF*******
 
Beiträge: 2651
Registriert: Do 19. Okt 2006, 11:59

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Qubit » Mo 5. Mai 2008, 09:17

Schuld hat geschrieben:Interessant wäre die Frage, in wie fern der Atheismus mit der Anarchie oder dem Anarchismus in Verbindung steht.

Er ist weder notwendig, noch hinreichend ;-)
Notwendig ist er nicht, da Atheismus nichts über das gesellschaftliche Zusammenleben impliziert.
Hinreichend ist er ncht, da Anarchie auch mit einer "höheren göttlichen Ordnung" vereinbar ist, die von dem Atheismus abgelehnt wird.

Es ist generell zu erwarten, dass die "Brights-Bewegung" zukünftig eine Diversifikation durchläuft, die verschiedene "Brights-Strömungen" umfasst. Von "DIE Brights" wird man da nur schwer sprechen können ;-)
Benutzeravatar
Qubit
 
Beiträge: 520
Registriert: Fr 29. Jun 2007, 15:44

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Klaus » Mo 5. Mai 2008, 09:26

Anarchismus als Ideologie schließt den göttlichen Glauben aus, weil eben die Obrigkeiten, auch die religiösen abgelehnt werden. Die Frage ist, welchen Anarchismus meint man. Insofern ist die Themensetzung zu allgemein. Anarchismus nach Bakunin, Malatesta usw. ist abzulehnen. Kropotkin oder Mühsam sind da schon eher etwas. Kropotkin hat in seinem Buch "Gegenseitige Hilfe in der Tier-und Menschenwelt" mit dem Sozialdarwinismus aufgeräumt, sehr gute Argumentation. Dabei hat er fast alle Beiträge über Russland in der Encyclopedia Britannica verfasst. Dabei kritisierte er immer aufs heftigste die Leninsche Machtpolitik. Mühsam wurde letztlich durch die Kommunisten an die GESTAPO verraten und im KZ ermordet.
@emporda, was du da geschrieben hast ist gelinde gesagt Schwachsinn, du schreibst etwas über Anarchismus, meinst aber etwas ganz anderes. :fressehalten:
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Qubit » Mo 5. Mai 2008, 09:33

Klaus hat geschrieben:Anarchismus als Ideologie schließt den göttlichen Glauben aus, weil eben die Obrigkeiten, auch die religiösen abgelehnt werden.

Seit wann bedarf der "Glaube" einer "irdischen Obrigkeit"? Das meinte Religion als organisierter Glaube, also Kirche, Papst & Co. Dies würde ein Anarchist wohl ablehnen (müssen).
Benutzeravatar
Qubit
 
Beiträge: 520
Registriert: Fr 29. Jun 2007, 15:44

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Klaus » Mo 5. Mai 2008, 09:42

@qubit, eigentlich hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Genauso ist es, "es gibt keinen Gott, keinen Kaiser, keinen Tribun".
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Qubit » Mo 5. Mai 2008, 09:44

Klaus hat geschrieben:@qubit, eigentlich hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Genauso ist es, "es gibt keinen Gott, keinen Kaiser, keinen Tribun".

.. und keine Natur.. und keinen Anarchisten ;-)
Du scheinst heute flinke Finger zu haben ;-)
Benutzeravatar
Qubit
 
Beiträge: 520
Registriert: Fr 29. Jun 2007, 15:44

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Mark » Mo 5. Mai 2008, 10:59

Der Atheismus alleine begründet garnichts, und erst Recht kein politisches System.
Er könnte höchstens ein bestimmtes System ablehnen.
Der Humanismus jedoch kann mehr.
Wenn aber humanistische Werte durch die Anwendung von Vernunft immer wieder gleich entstehen würden, dann kann und sollte man sie auch gesetzlich vorgeben.
Benutzeravatar
Mark
 
Beiträge: 1683
Registriert: Do 30. Nov 2006, 18:19
Wohnort: München

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Schuld » Mo 5. Mai 2008, 15:30

Mark hat geschrieben:Wenn aber humanistische Werte durch die Anwendung von Vernunft immer wieder gleich entstehen würden, dann kann und sollte man sie auch gesetzlich vorgeben.


wenn diese werte "immer wieder gleich entstehen" brauch man sie ja nicht vorzugeben, das wäre ja doppelt gemoppelt.

ich denke auch , dass die meisten religionen, gesellschaftsordnungen bevorzugen würden, die eher geordnet und geführt sind.

sry, wenig zeit
bis später
Schuld
 
Beiträge: 21
Registriert: Mo 10. Mär 2008, 00:20
Wohnort: Bonn

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Klaus » Mo 5. Mai 2008, 15:36

Schuld hat geschrieben:ich denke auch , dass die meisten religionen, gesellschaftsordnungen bevorzugen würden, die eher geordnet und geführt sind.
Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass Anarchie Unordnung und Chaos ist, zeigt mir eigentlich, dass sich niemand mit dem Thema beschäftigt hat. Anarchie ist eindeutig und klar, wenn es um die Beziehungen des Individuums zur Gesellschaft und zu anderen Individuen geht. Eine abgeschwächte Form des Anarchismus ist der Liberalismus.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Mark » Mo 5. Mai 2008, 15:57

Schuld hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Wenn aber humanistische Werte durch die Anwendung von Vernunft immer wieder gleich entstehen würden, dann kann und sollte man sie auch gesetzlich vorgeben.


wenn diese werte "immer wieder gleich entstehen" brauch man sie ja nicht vorzugeben, das wäre ja doppelt gemoppelt.

ich denke auch , dass die meisten religionen, gesellschaftsordnungen bevorzugen würden, die eher geordnet und geführt sind.

sry, wenig zeit
bis später


Nein, es wäre Vermeidung von Problemen, die dabei entstehen, wenn ein Mensch diese Werte für sich erst noch entdecken muss.
Es spart Zeit gleich Gesetze zu erlassen, welche diejenigen Werte vorgeben, die sowieso als aktuelle Weisheit bekannt sind und auf die es hinausläuft. Wozu brauchen wir eine Anarchie, wenn wir ohne Anarchie viel besser überleben ?
Wir könnte darüber fabulieren ob die Gesellschaft eine Anarchie überhaupt überstehen würde. Ich habe aber den Verdacht dann würden sofort quasi-demokratische Prozesse initiiert (von den Anti-Anarchisten), welche sofort versuchen würden Chaos und Wirrwarr durch Gesetze und Regelungen zu Fall zu bringen. Wie will man verhindern, daß das passiert ? Wo doch Gesetze und Ordnung die Grundlagen für ein funktionierendes Wirtschaftsleben sind. Es steht also zu befürchten, daß in einer Anarchie sofort wieder der Kapitalismus für Anti-Anarchistische Bewegung sorgt.
Benutzeravatar
Mark
 
Beiträge: 1683
Registriert: Do 30. Nov 2006, 18:19
Wohnort: München

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Kurt » Mo 5. Mai 2008, 18:42

Klaus hat geschrieben:Anarchismus als Ideologie schließt den göttlichen Glauben aus, weil eben die Obrigkeiten, auch die religiösen abgelehnt werden.


Diese Art Logik verstehe ich jetzt nicht auf Anhieb. Für den Anarchisten existiert kein Gott, weil er abgelehnt wird? Ich lehne den Mond ab, aber er existiert trotzdem!?
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Klaus » Mo 5. Mai 2008, 19:23

Kurt, wo steht da was von der Existenz Gottes, da steht etwas von göttlichem Glauben, nichts von Gott und schon gar nicht von seiner Existenz. Bei Vollmond braucht man eine gute Jalousie, soll helfen, echt. :^^:
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Ramon » Fr 9. Mai 2008, 09:51

Ich halte es für sehr schwierig, Anarchist zu sein und es auch zu bleiben, wenn ständig Schützengräben ausgehoben werden und man sich dadurch immer für, aber auch immer gegen eine Seite zu entscheiden hat.
Ramon
 
Beiträge: 65
Registriert: Fr 9. Mai 2008, 08:41

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Klaus » Fr 9. Mai 2008, 10:00

:brights: Hallo Ramon, herzlich Willkommen im Forum. Stellt dein Avatar J.M. Volonte dar? War ein klasse Schauspieler.
Benutzeravatar
Klaus
 
Beiträge: 4704
Registriert: Mo 11. Sep 2006, 21:43
Wohnort: get off the Net, I´ll meet you in the Streets

Re: Anarchismus und Atheismus

Beitragvon Ramon » Fr 9. Mai 2008, 10:24

Klaus hat geschrieben::brights: Hallo Ramon, herzlich Willkommen im Forum. Stellt dein Avatar J.M. Volonte dar? War ein klasse Schauspieler.


Hallo Klaus, danke für die Begrüßung. Du hast recht, es ist Gian Maria Volonte. Gruss Ramon
Ramon
 
Beiträge: 65
Registriert: Fr 9. Mai 2008, 08:41


Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 12 Gäste

cron