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Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: So 4. Mai 2008, 23:12
von Schuld
Nabend,

wollte einfach mal ne Diskussion anstoßen, die diese beiden Themen, zusammenfügt.
Interessant wäre die Frage, in wie fern der Atheismus mit der Anarchie oder dem Anarchismus in Verbindung steht.
Oder wie Atheisten oder Brights zu diesem Thema stehen.

Ich persönlich fand die Idee des Anarchismus früher immer sehr interessant, aber nicht durchsetzbar in der heutigen Gesellschaft. Mittlerweile denke ich, dass der Mensch, nur sehr schwer in der Lage wäre, sich in einem solchen System zurechtzufinden. Es geht darum, dass man sich ohne Zwang an gewisse moralische grundsätze halten müsste (Anarchismus bedeutet lediglich "keine Herrschaft" nicht: "keine Werte" [Anomie]). Das denke ich ist einfach sehr schwer damit zu vereinbaren, dass unsere Gene "egoistisch" sind (wenn man dieser Argumentation folgt).

gruß

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: So 4. Mai 2008, 23:42
von Myron
Irgendeiner bzw. irgendeine Gruppe herrscht immer in der Gesellschaft—und wenn's die Anarchisten sind. :aufsmaul:

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 02:13
von emporda
Schuld hat geschrieben:Ich persönlich fand die Idee des Anarchismus früher immer sehr interessant, aber nicht durchsetzbar in der heutigen Gesellschaft. Mittlerweile denke ich, dass der Mensch, nur sehr schwer in der Lage wäre, sich in einem solchen System zurechtzufinden. Es geht darum, dass man sich ohne Zwang an gewisse moralische grundsätze halten müsste (Anarchismus bedeutet lediglich "keine Herrschaft" nicht: "keine Werte" [Anomie]). Das denke ich ist einfach sehr schwer damit zu vereinbaren, dass unsere Gene "egoistisch" sind (wenn man dieser Argumentation folgt).

Für mich müßte es heißen "Anarchismus und Religiösität"
Religiös geprägtes Denken ist ohne Logik, ohne Regelwerk in Bezug auf den Verstand - also klassische Anarchie im Kopf. Das wird dann als Glaube umschrieben. Mit Atheismus hat das keinen gemeinsamen Nenner.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 07:08
von stine
emporda hat geschrieben:Religiös geprägtes Denken ist ohne Logik, ohne Regelwerk in Bezug auf den Verstand - also klassische Anarchie im Kopf.
Vielleicht mag dir die Logik religiösen Denkens entgehen, aber gerade religiös lebende Menschen haben doch ganz strenge Regelwerke nach denen sie sich richten sollten. Anarchie ist dort sicher nicht zu finden.

Sowieso gehe ich davon aus, dass die ersten Regelwerke, wie Mensch sich zu benehmen hat, religiösen Ursprungs waren. Gesetze im Sinne von Standard für jedermann sind doch eher neuzeitlich. Ob die religiösen Benimmregeln immer sinnvoll waren, darüber kann gestritten werden. Aber der "oberste Richter" damals hatte auf die Gläubigen jedenfalls mehr Einfluß als heute irgendein Talarträger auf Ungläubige.

LG stine

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 09:14
von HF*******
@Schuld: Du meinst, Atheisten würden aus dem Atheismus heraus zum Anarchismus tendieren? Das kann ich so nicht ganz nachvollziehen.

Ich kann mir auch einen theistischen Anarchismus vorstellen.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 09:17
von Qubit
Schuld hat geschrieben:Interessant wäre die Frage, in wie fern der Atheismus mit der Anarchie oder dem Anarchismus in Verbindung steht.

Er ist weder notwendig, noch hinreichend ;-)
Notwendig ist er nicht, da Atheismus nichts über das gesellschaftliche Zusammenleben impliziert.
Hinreichend ist er ncht, da Anarchie auch mit einer "höheren göttlichen Ordnung" vereinbar ist, die von dem Atheismus abgelehnt wird.

Es ist generell zu erwarten, dass die "Brights-Bewegung" zukünftig eine Diversifikation durchläuft, die verschiedene "Brights-Strömungen" umfasst. Von "DIE Brights" wird man da nur schwer sprechen können ;-)

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 09:26
von Klaus
Anarchismus als Ideologie schließt den göttlichen Glauben aus, weil eben die Obrigkeiten, auch die religiösen abgelehnt werden. Die Frage ist, welchen Anarchismus meint man. Insofern ist die Themensetzung zu allgemein. Anarchismus nach Bakunin, Malatesta usw. ist abzulehnen. Kropotkin oder Mühsam sind da schon eher etwas. Kropotkin hat in seinem Buch "Gegenseitige Hilfe in der Tier-und Menschenwelt" mit dem Sozialdarwinismus aufgeräumt, sehr gute Argumentation. Dabei hat er fast alle Beiträge über Russland in der Encyclopedia Britannica verfasst. Dabei kritisierte er immer aufs heftigste die Leninsche Machtpolitik. Mühsam wurde letztlich durch die Kommunisten an die GESTAPO verraten und im KZ ermordet.
@emporda, was du da geschrieben hast ist gelinde gesagt Schwachsinn, du schreibst etwas über Anarchismus, meinst aber etwas ganz anderes. :fressehalten:

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 09:33
von Qubit
Klaus hat geschrieben:Anarchismus als Ideologie schließt den göttlichen Glauben aus, weil eben die Obrigkeiten, auch die religiösen abgelehnt werden.

Seit wann bedarf der "Glaube" einer "irdischen Obrigkeit"? Das meinte Religion als organisierter Glaube, also Kirche, Papst & Co. Dies würde ein Anarchist wohl ablehnen (müssen).

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 09:42
von Klaus
@qubit, eigentlich hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Genauso ist es, "es gibt keinen Gott, keinen Kaiser, keinen Tribun".

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 09:44
von Qubit
Klaus hat geschrieben:@qubit, eigentlich hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Genauso ist es, "es gibt keinen Gott, keinen Kaiser, keinen Tribun".

.. und keine Natur.. und keinen Anarchisten ;-)
Du scheinst heute flinke Finger zu haben ;-)

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 10:59
von Mark
Der Atheismus alleine begründet garnichts, und erst Recht kein politisches System.
Er könnte höchstens ein bestimmtes System ablehnen.
Der Humanismus jedoch kann mehr.
Wenn aber humanistische Werte durch die Anwendung von Vernunft immer wieder gleich entstehen würden, dann kann und sollte man sie auch gesetzlich vorgeben.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 15:30
von Schuld
Mark hat geschrieben:Wenn aber humanistische Werte durch die Anwendung von Vernunft immer wieder gleich entstehen würden, dann kann und sollte man sie auch gesetzlich vorgeben.


wenn diese werte "immer wieder gleich entstehen" brauch man sie ja nicht vorzugeben, das wäre ja doppelt gemoppelt.

ich denke auch , dass die meisten religionen, gesellschaftsordnungen bevorzugen würden, die eher geordnet und geführt sind.

sry, wenig zeit
bis später

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 15:36
von Klaus
Schuld hat geschrieben:ich denke auch , dass die meisten religionen, gesellschaftsordnungen bevorzugen würden, die eher geordnet und geführt sind.
Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass Anarchie Unordnung und Chaos ist, zeigt mir eigentlich, dass sich niemand mit dem Thema beschäftigt hat. Anarchie ist eindeutig und klar, wenn es um die Beziehungen des Individuums zur Gesellschaft und zu anderen Individuen geht. Eine abgeschwächte Form des Anarchismus ist der Liberalismus.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 15:57
von Mark
Schuld hat geschrieben:
Mark hat geschrieben:Wenn aber humanistische Werte durch die Anwendung von Vernunft immer wieder gleich entstehen würden, dann kann und sollte man sie auch gesetzlich vorgeben.


wenn diese werte "immer wieder gleich entstehen" brauch man sie ja nicht vorzugeben, das wäre ja doppelt gemoppelt.

ich denke auch , dass die meisten religionen, gesellschaftsordnungen bevorzugen würden, die eher geordnet und geführt sind.

sry, wenig zeit
bis später


Nein, es wäre Vermeidung von Problemen, die dabei entstehen, wenn ein Mensch diese Werte für sich erst noch entdecken muss.
Es spart Zeit gleich Gesetze zu erlassen, welche diejenigen Werte vorgeben, die sowieso als aktuelle Weisheit bekannt sind und auf die es hinausläuft. Wozu brauchen wir eine Anarchie, wenn wir ohne Anarchie viel besser überleben ?
Wir könnte darüber fabulieren ob die Gesellschaft eine Anarchie überhaupt überstehen würde. Ich habe aber den Verdacht dann würden sofort quasi-demokratische Prozesse initiiert (von den Anti-Anarchisten), welche sofort versuchen würden Chaos und Wirrwarr durch Gesetze und Regelungen zu Fall zu bringen. Wie will man verhindern, daß das passiert ? Wo doch Gesetze und Ordnung die Grundlagen für ein funktionierendes Wirtschaftsleben sind. Es steht also zu befürchten, daß in einer Anarchie sofort wieder der Kapitalismus für Anti-Anarchistische Bewegung sorgt.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 18:42
von Kurt
Klaus hat geschrieben:Anarchismus als Ideologie schließt den göttlichen Glauben aus, weil eben die Obrigkeiten, auch die religiösen abgelehnt werden.


Diese Art Logik verstehe ich jetzt nicht auf Anhieb. Für den Anarchisten existiert kein Gott, weil er abgelehnt wird? Ich lehne den Mond ab, aber er existiert trotzdem!?

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Mo 5. Mai 2008, 19:23
von Klaus
Kurt, wo steht da was von der Existenz Gottes, da steht etwas von göttlichem Glauben, nichts von Gott und schon gar nicht von seiner Existenz. Bei Vollmond braucht man eine gute Jalousie, soll helfen, echt. :^^:

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Fr 9. Mai 2008, 09:51
von Ramon
Ich halte es für sehr schwierig, Anarchist zu sein und es auch zu bleiben, wenn ständig Schützengräben ausgehoben werden und man sich dadurch immer für, aber auch immer gegen eine Seite zu entscheiden hat.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Fr 9. Mai 2008, 10:00
von Klaus
:brights: Hallo Ramon, herzlich Willkommen im Forum. Stellt dein Avatar J.M. Volonte dar? War ein klasse Schauspieler.

Re: Anarchismus und Atheismus

BeitragVerfasst: Fr 9. Mai 2008, 10:24
von Ramon
Klaus hat geschrieben::brights: Hallo Ramon, herzlich Willkommen im Forum. Stellt dein Avatar J.M. Volonte dar? War ein klasse Schauspieler.


Hallo Klaus, danke für die Begrüßung. Du hast recht, es ist Gian Maria Volonte. Gruss Ramon