Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon Mark » Mi 7. Mai 2008, 17:06

http://www.sueddeutsche.de/,ra13m1/baye ... 77/173362/

zahlen nur 25% der Kosten, aber wollen 100% Kontrolle ? Rechnen können sie wohl auch nicht, die Katholen. Normalerweise sind sie doch so genau, wenns um IHRE Schärflein geht..?
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 7. Mai 2008, 17:10

Naja, so ganz neu ist die Sache nicht, auch wenn jetzt endgültig (es war schon länger recht deutlich).
Und nur 25% zahlen und 100% bestimmen und schon dreimal nicht neu. Aber eher selten.
Oft zahlen sie noch weniger.
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon HF******* » Do 8. Mai 2008, 11:22

Das haben die Katholiken ja schlau angestellt: Erst die Parteienlandschaft mit Religiösen unterwandernbesetzen, die gewähren dann der Kirche Einfluss auf die Universitäten. Nun versuchen die Katholen, die Pöstchen zu sichern und ihre eignen Schääflein ins Trockene zu bringen.

Und das dann auch noch den Maßstab für die Kandidatenauswahl an ihrem Lebensstil aufzuhängen, nämlich an dem katholischen Bild von der Ehe, das mit dem Grundgesetz ohnehin unvereinbar ist. Wenn die Politik auch nur einen Rest Gerechtigkeitssinn besitzt, dann entzieht sie der kath. Religionsgesellschaft sofort jeden Einfluss auf die staatlichen Universitäten, soweit dieser über die katholische Fakultät hinaus geht, alles andere sind doch üble Machenschaften. Religion hat an der Uni ohnehin nichts veroren, im Kernbereich ist sie wissenschaftsfeindlich. Von den 25% Kostenbeiteiligung können die Katholen dann eine Privatuni eröffnen...
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 8. Mai 2008, 16:57

HFRudolph hat geschrieben: Religion hat an der Uni ohnehin nichts veroren, im Kernbereich ist sie wissenschaftsfeindlich. Von den 25% Kostenbeiteiligung können die Katholen dann eine Privatuni eröffnen...
Bist du sicher den Artikel gelesen und verstanden zu haben?
Diese Uni ist keine staatliche Universität, dies ist eine "private katholische Universität" - auch wenn der Staat 75% zahlt.
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon Klaus » Do 8. Mai 2008, 18:32

Der Boss ist der Bischof, bleibt nur zu sagen, schade um die Staatsknete, ansonsten selbst schuld.
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon HF******* » Fr 9. Mai 2008, 08:26

1 von 6,5 Milliarden schrieb:
Bist du sicher den Artikel gelesen und verstanden zu haben?
Diese Uni ist keine staatliche Universität, dies ist eine "private katholische Universität" - auch wenn der Staat 75% zahlt.

Nein, habe ich wohl nicht verstanden.

Was meinen die mit "katholische Universität"? Dürfen da nur Katholiken eintreten? Oder ist die Universität dann ein Propagandaraum für aufgehängte Kreuze? Inwieweit könnte eine katholische Universität wissenschaftliche Arbeit leisten, etwa im Bereich Philosophie? Die werden doch kaum Doktoranden zulassen oder wissenschaftlich bewerten können, die dann Positionen von Nietzsche verbreiten. Es fehlt dort doch an jeder Form innerer Freiheit, wenn die Uni unter dem Label "katholisch" läuft.

Dann handelt es sich aber auch nicht um freie Forschung und Lehre, kann sich dann also auch nicht Universität oder Hochschule nennen.

Studiengang Philosophie:
Vorlesung: Das Werden der Person: Zur Entwicklung von Identität, Moral, Freiheit und Gewissen

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass soetwas ohne jeden Vorbehalt gelehrt werden kann. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, dass soetwas in angemessener dialektischer Art und Weise gelehrt werden kann.

Oder Vorlesung: Grundprobleme der Erkenntnistheorie
Nach einem allgemeinen historischen und systematischen Einstieg werden die aristotelisch- thomistische Erkenntnistheorie, der transzendentale Ansatz Kants und dessen Transformation bis hin zum Konstruktivismus (Cassirer, Piaget) erörtert.

Was, wenn der Dozent Hans Albert auf den Vorlesungsplan setzten will?

Beschreibung einer Vorlesung über Tugendhat:
Die in den Büchern "Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung" (1979), "Egozentrizität und Mystik" (2003) sowie "Anthropologie statt Metaphysik" (2007) versammelten Vorlesungen und Aufsätze von Ernst Tugendhat behandeln Grundprobleme von Anthropologie, Ethik, Metaphysik und Mystik auf eine präzis analytische und zugleich lebensnahe Art. In ihnen zeichnen sich die ungewöhnliche gedankliche Schärfe eines der bedeutendsten Gegenwartsphilosophen und ein ursprüngliches Weisheitsstreben ab.

Angenommen, die Dozenten wollen Nietsche lehren und schreiben in derart werbender Wortwahl für Nietzsche?

Ebenfalls Fachbereich Philosophie, Vorlesung Glaube und Vernunft:
Unter dem Titel "Glaube und Vernunft" wird gemeinhin verhandelt, ob und wie man den Glauben vernünftig rechtfertigen kann. Dabei steht der Glaube für eine vorbehaltlose Grundhaltung des Vertrauens gegenüber dem Transzendenten und der Bejahung seiner Sollensansprüche. Demgegenüber gilt die Vernunft traditionell als das höchste Erkenntnisvermögen des menschlichen Geistes, dem die Frage nach den letzten Gründen der Wirklichkeit aufgegeben ist. Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass sich religiöser Glaube und naturwissenschaftliches Denken nicht aufeinander reduzieren lassen. Im Gefüge der unsere Wirklichkeitskonstitution gehört der Glaube zum Bereich jener Grundentscheidungen, zu denen jeder Einzelne in irgendeiner Form Stellung beziehen muss, ohne darüber schlussendlich letzte Gewissheit zu erlangen. Daran schließen sich in die Fragen an, welche Gründe es gibt, an Gott zu glauben und ob die Existenz Gottes mit den Mitteln der Vernunft zu beweisen ist. Diesen und anderen Grund- und Grenzfragen von Philosophie und Theologie will das Seminar anhand ausgewählter Texte nachgehen.

Die dürfen doch nie und nimmer die entgegengesetzte Position vertreten!

An einer solchen Universität kann keine Freiheit von Lehre und Forschung bestehen, schon wenn sie unter dem Label katholisch läuft. Man sollte sich überlegen, mit welcher Berechtigung dann akademische Titel verliehen werden dürfen.
Und soetwas fördert der Staat.
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 9. Mai 2008, 10:21

Irgendwie missverstehst du einfach den Begriff "Universität". Universität ist kein geschützter Begriff und eine nichtstaatliche Universität (oder staatliche in anderen Staaten oder zu anderen Zeiten) muss doch nicht sich der Freiheit der Lehre unterwerfen, bedeutet ja auch absolut nicht Freiheit von einer Ideologie sondern soll in D für staatliche Unis nur Freiheit von festen Vorgaben durch den Staat bedeuten (und dies ist natürlich auch nur eher theoretisch bzw. in Grenzen bei staatlichen Unis so). Dies ist keine "FREIE" Universität sondern eine Uni der RKK (Dies beantwortet wohl einiger deiner gestellten Fragen).
Dazu auch: http://www.sueddeutsche.de/bayern/artikel/994/173479/
Das bayerische Konkordat machts (leider) möglich.
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon Klaus » Fr 9. Mai 2008, 10:38

So wie ich das verstanden habe, entspricht die Position des Bischofs, als Lehrherr, dem eines Kultusministers, dem die Universitäten unterstellt sind. Damit ist eigentlich alles klar. Der gewählte Rektor, 3-mal geschieden, kirchenkritisch eingestellt, passt dem Popanz nicht in den Kram, also wird formal die Wahl des Rektors angefochten und dies mit Erfolg. Was und wie auch immer an dieser Uni Wissenschaften gelehrt oder geforscht werden, es hat dem Vatikan und dem Bischof ins katholische Weltbild zu passen.
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon Mark » Fr 9. Mai 2008, 13:37

Klaus hat geschrieben:So wie ich das verstanden habe, entspricht die Position des Bischofs, als Lehrherr, dem eines Kultusministers, dem die Universitäten unterstellt sind. Damit ist eigentlich alles klar. Der gewählte Rektor, 3-mal geschieden, kirchenkritisch eingestellt, passt dem Popanz nicht in den Kram, also wird formal die Wahl des Rektors angefochten und dies mit Erfolg. Was und wie auch immer an dieser Uni Wissenschaften gelehrt oder geforscht werden, es hat dem Vatikan und dem Bischof ins katholische Weltbild zu passen.


Da sind mir aber zumindest die Katholen noch viel lieber als jede andere Religionsgemeinschaft, weil sie sich nämlich wenigstens nicht mit der Wissenschaft anlegen. Die Katholen als erfahrene Machtmenschen wissen geübt mit wem sie sowas machen können und mit wem nicht...
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Re: Vatikan blockiert Eichstätter Uni-Präsi-Wahl

Beitragvon HF******* » Fr 9. Mai 2008, 17:12

@1von6,5Milliarden: Der Begriff Universität bedeutet für mich, dass man sich jedweder Fragestellung wissenschaftlich nähert, sie also im Zweifel von allen Seiten beleuchtet, allen wesentlichen Ansichten behandelt und nicht mit ideogischen Scheuklappen vorgeht.

Dass das in theologischen Fakultäten nicht geht, dürfte ja unstrittig sein, sonst wären es religionswissenschaftliche Fakultäten (ansich ein Witz, dass es mit derartigen wissenschaftlichen Defiziten akademische Grade geben darf). Außerhalb der theologischen Fakultäten muss aber wissenschaftlich vorgegangen werden: Und das bedeutet nicht nur, dass die Dozenzen grundsätzlich alle wesentlichen relevanten Themen behandeln, sondern dass sie vor allem auch alle wesentlichen Bereiche behandeln dürfen und auch keinem Druck unterstehen, bestimmte Meinungen zu vertreten oder bestimmte Argumente gar nicht erst zur Sprache zu bringen.

Ansonsten wird nicht wissenschaftlich gearbeitet und dann ist es nicht nur eine unfreie Universität, sondern eine gewöhnliche Lehranstalt (wo die Fachhochschulen stehen wollen, hängt wohl vom Einzelfall ab). Eine Universität, die etwa aus ideologischen Gründen Nietzsche vom Lehrplan streicht und die Unterrichtung unterbindet, kann nicht einen akademischen Abschluss für Philosophie verleihen dürfen. Es kann ja sein, dass nicht immer alles angeboten wird, aber wenn bestimmte Argumente grundsätzlich ausgeklammert werden, ist es grundsätzlich kein wissenschaftliches Arbeiten.

Ohne Freiheit, kein wissenschaftliches Arbeiten, ohne wissenschaftliches Vorgehen, keine Universität.

Es liegt mir fern, im Nachhinein irgendjemandem irgendwelche Titel aberkennen zu wollen, aber für die Zukunft empfinde ich das als unakzeptabel.
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