Aktueller Sterbehilfefall

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Beitragvon folgsam » Fr 4. Jul 2008, 19:14

Nun, was haltet ihr davon? Roger Kusch hat der Rentnerin also zu einem Arzt vermittelt und die Apparatur bereitgestellt, die Frau war nicht Bettlägerig.

Ist so eine Form der Sterbehilfe unterstützenswert und welche Konsequenzen wird das wohl nach sich ziehen?

Ich befürchte die Art mit der Kusch auftritt ist der Sache eher nicht dienlich und auch der Fall war nicht "geschickt" ausgewählt, wenn man das mal ohne jede pietät sagen kann.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon emporda » Sa 5. Jul 2008, 12:48

folgsam hat geschrieben:Nun, was haltet ihr davon? Roger Kusch hat der Rentnerin also zu einem Arzt vermittelt und die Apparatur bereitgestellt, die Frau war nicht Bettlägerig.
Ich lebe unmittelbar mit 7 Familienmitgliedern über 80, 2 sind vor nicht langer Zeit verstorben (Januar 2008), bei 3 steht das baldige Ende bevor.

Es ist erscheckend und zutiefst erniedrigend, wie die Gesellschaft mit alten Menschen umgeht. Solbald der Pflegeaufwand ein gewisses Maß überschreitet (wie bei meiner Schwester mit 87), wird der Heiminsasse bewußt kaputt gepflegt. Die Putzfrau läßt das Fenster zum Lüften auf hat sie doch nur 5 Minuten je Zimmer, der fast bewegungsunfähige Patient kann nicht aufstehen und auf das Klingeln reagiert keiner. So dauert die Zeit von der Einweisung bis zum Exitus durch "Lungenentzündung" nur 6 Wochen.

Heiminsassen die selber aufstehen, sich anziehen und sich bewegen können sind dagegen willige Ausbeutungsobjekte bei Pflegesätzen über 3500 €/Monat. Trotzdem besteht das armseelige Leben dieser Menschen aus 1 Schublade voll mit eigenen Sache, einem Gemeinschaftsraum mit Fernseher, 80 €/Monat Taschengeld, anderen Insassen die zum 93-zigsten Mal die gleiche Geschichte erzählen und extrem viel lange Weile und öder Leere. Diese Menschen sitzen da, starren mit leerem Gesicht und ausdruckslosen Augen Löcher in die Luft und reagieren auf Ansprache kaum noch.

Wen wundert es da, wenn der Wunsch nach dem Freitod übermächtig wird. Da hilft auch der Pfaffe nicht, der einmal die Woche allen gemeinsam die Ohren von der riesigen christlichen Nächstenliebe vollsülzt, dem Paradies schwärmt und hintenrum jeden persönlcih auf den extremen Geldbedarf dieser oder jener heiligen Aktivität anspricht, die vom großen gütigen Papst gefördert wird. Solche Vertreter der "Nächstenliebe" sollte man beim Freitod als Zugabe mit beipacken, erniedrigen sie doch die Würde eines jeden denkenden Menschen. Ein schmalziger Aufreißer für Thermodecken und Magnetstrahlenschutz auf der Butterfahrt ist dagegen ein ehrlich schaffender Zeitgenosse ganz ohne Studium der Theologie.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon HF******* » Di 8. Jul 2008, 22:07

Ich bin leider jetzt im Urlaub, daher noch kurz ein Beitrag:

Durch den jüngst vorgefallenen Suizid einer Dame, der von dem hamburgischen Justizsenator a. D. Dr. Kusch auf Wunsch ein Gift zur Selbsttötung überlassen worden war, ist die Diskussion um „Sterbehilfe“ erneut entbrannt. Bei dem Überlassen von Giften handelt es sich nicht um Sterbehilfe, weil die betroffene Person sich selbst tötet.

Strafbare Beihilfe ist grundsätzlich nur zu strafbaren Handlungen möglich, so dass mangels Strafbarkeit des Suizides auch die Beihilfe hierzu keiner Strafe unterliegt. Allenfalls Tötung durch Unterlassen kommt hier in Betracht, wenn sich die Person in einem Zustand krankhafter Depression oder Geisteskrankheit befunden hat, welche eine zurechenbare Willensentscheidung ausschließt: Dies würde allerdings eine Garantenstellung voraussetzen, die etwa ein Arzt für seinen Patienten hat oder nahe Angehörige füreinander. Auch ohne Garantenstellung kommt bei einer schweren Depression „unterlassene Hilfeleistung“ aufgrund eines „Unglücksfalls“ in Betracht, jedoch nur bei Geisteskrankheit oder Sinneswandel nach begonnenem Suizidversuch. Die Tötung auf Verlangen des Getöteten (aktive Sterbehilfe) ist dagegen ohnehin strafbar, jedoch nur mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.

Den Kusch-Fall nahm der Bundesrat jetzt zum Anlass, eine Gesetzesinitiative beim Bundestag vorzulegen, mit der die gewerbliche Beihilfe zum Suizid strafbar gestellt werden soll.

Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben beinhaltet, das Leben, das man führt, freiwillig und selbstbestimmt zu führen. Demnach muss auch die Freiheit enthalten sein, dieses Leben nicht zu führen oder gar kein Leben mehr zu führen. Die Beurteilung, ob ein Mensch dieses Leben führen will, ist letztendlich seine eigene Entscheidung.

Gesellschaftlich akzeptiert ist dagegen die Gewissensgründen bzw. religiösen Gründen abgelehnte medizinische Behandlung, ja sogar die Ablehnung einer lebensrettenden Operation eines voll im Leben stehenden Menschen, so etwa üblich bei den Zeugen Jehovas. Hierbei liegt regelmäßig gar keine bewusste und vernünftig abwägende Entscheidung für den Tod vor, sondern die Person verhält sich irrational oder ist aus suggestiven Gründen in diesem Bereich einer rationalen Entscheidung nicht zugänglich. Eine solche Vorgehensweise ist einem irrationalen russisch-Roulette mit mehreren Versuchen vergleichbar: Wenn eine solche Entscheidung respektiert wird, dann muss auch die aus dem eigenen Weltbild und den inneren Überzeugungen resultierende Entscheidung respektiert werden, auch ohne die Möglichkeiten eines rein zufälligen Unfalls oder einer zufälligen vorhandene Krankheit auf eine medizinische Behandlung verzichten zu können. Ein gesunder Mensch darf hierbei nicht schlechter stehen als ein Kranker.

Auch unter dem Aspekt, dass der Mensch ohnehin früher oder später auf die eine oder andere Art und Weise sterben muss, bedeutet die Freiheit zum Suizid auch die höchstpersönliche und intime Entscheidung zu bestimmen, wie man stirbt. Die Entscheidung zur Beendung des eigenen Lebens beinhaltet also auch die Verhinderung, bei Bewusstsein durch Ersticken oder Herzstillstand zu sterben, was bei der Todesursache „Altersschwäche“ nicht ganz ausgeschlossen ist (Alter verursacht zwar die Schwäche des Körpers, ist aber keine Todesursache ansich).

Die Gegner der Beihilfe zur Selbsttötung müssen sich zudem fragen lassen, ob denn das nach Ort, Art und Zeitpunkt rein zufällige Sterben nach einem nicht mehr gewollten Leben humaner oder überhaupt ethisch zumutbar ist?

Trotz jedermann zugänglicher psychologischer und psychiatrischer Hilfe sowie zahlreichen sozialen Einrichtungen beenden in Deutschland jährlich ca. 10.000- 15.000 Menschen ihr Leben selbst, und das quasi seit eh und je, von leichten Schwankungen zu Zeiten der Weltkriegsenden abgesehen. Diese Menschen beenden ihr Leben jedoch in aller Regel nicht auf menschenwürdige Art und Weise, sondern teils ganz kläglich, durch Sprünge von Brücken und Hochhäusern, Strick, Plastiktüten über dem Kopf oder auf den Gleisen. Die Unzähligen Fehlschläge sind hier nicht zu vergessen, die bei dem Überlebenden nicht selten schwere Hirnschäden hinterlassen.

Nun soll durch die Verfügbarkeit humaner Suizidmethoden nicht erreicht werden, dass sich die Personen kurzerhand und spontan das Leben nehmen, die sich in einer krankhaften Depression befunden haben, die eine zurechenbare vernünftige Willensbildung kurzfristig ausschließt. Eben das muss verhindert werden. Soweit ein freier Zugriff auf humane Selbsttötungsmethoden möglich ist, sollte zudem überlegt werden, wie weit diese Methoden zur Fremdtötung geeignet sind. Es ist daher von einer freien Verfügbarkeit von Zyankali etwa dringend abzuraten.

Einzige Lösung eines vernünftigen Umgangs mit der Thematik wäre eine Suizidberatungsstelle, die über die legalen Methoden zur Selbsttötung aufklärt und ggf. humane Mittel verschaffen kann, wenn denn die betroffene Person nachweislich zu einer zurechenbaren Willensentscheidung in der Lage ist, also weder Depressiv noch sonst geistig beeinträchtigt. Nur bei einer langfristig vorhandenen und ernsthaften Entscheidung - etwa über ein Vierteljahr - dürfte dann dementsprechend geholfen werden. Andererseits müsste aber auch stets die Verpflichtung bestehen, alternative Lebenswege aufzuzeigen, Wege für den Anfang eines neuen Lebens, Hinweise auf psychologische und psychiatrische Behandlungsmöglichkeiten gegeben werden.

Insbesondere aber müsste es ausgeschlossen sein, dass die Personen Gefahr laufen, in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen zu werden. Gerade dies ist ein Punkt, den sich die Medizin grundsätzlich vorhalten lassen muss, dass keine Wege psychiatrischer Behandlung vorliegen, in denen derartige Dinge gegen den Willen des Patienten grundsätzlich ausgeschlossen sind.

Die Verfügbarkeit humaner Möglichkeiten zur Selbsttötung staatlicherseits vollständig zu unterbinden, stellt im Ergebnis einen Verstoß gegen die Menschenwürde dar: Der Mensch, der zum Leben und im Zweifel auch Leiden gezwungen wird, weil er nur auf inhumane Art und Weise sterben könnte, kann kein selbstbestimmtes und im Ergebnis auch kein menschenwürdiges Leben führen.

Reichlich andere Stimmen sind natürlich zahlreich erwünscht.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon emporda » Mi 9. Jul 2008, 03:59

HFRudolph hat geschrieben:Auch unter dem Aspekt, dass der Mensch ohnehin früher oder später auf die eine oder andere Art und Weise sterben muss, bedeutet die Freiheit zum Suizid auch die höchstpersönliche und intime Entscheidung zu bestimmen, wie man stirbt. Die Entscheidung zur Beendung des eigenen Lebens beinhaltet also auch die Verhinderung, bei Bewusstsein durch Ersticken oder Herzstillstand zu sterben, was bei der Todesursache „Altersschwäche“ nicht ganz ausgeschlossen ist (Alter verursacht zwar die Schwäche des Körpers, ist aber keine Todesursache ansich).

Die Gegner der Beihilfe zur Selbsttötung müssen sich zudem fragen lassen, ob denn das nach Ort, Art und Zeitpunkt rein zufällige Sterben nach einem nicht mehr gewollten Leben humaner oder überhaupt ethisch zumutbar ist?.
Nun hatten wir in der Familie vor Jahren den Alzheimer-Fall, dass derjenige gar nicht mehr klar entscheiden konnte, was für ihn gut und notwendig war. Hätte es den Verwandten gegeben, der unbedingt ohne jede emotinale Scheu seinen neuen Porsche finazieren mußte, die gute Frau wäre sicher einen selbst gewählten "Freitod" gestorben.

Jede gesetzliche Regelung hat das Problem, wer entscheidet was der Patient wirklich will und was für ihn gut ist. Das funktioniert auch bei der bestehenden Regelung nicht wirklich gut. Das Amt (Duisburg) hat meine schwer behinderte Schwester teilentmündigt, in ein Heim eingewiesen und dort wurde sie binnen 6 Wochen kaputt gepflegt. Bettlägerige Patienten brauchen einen enormen Aufwand, der sich nicht rechnet. Waschen, anziehen, ausziehen, Essen bringen, Geschirr holen, saubermachen, alle 2 Stunden drehen usw. Läßt die Putzfrau das Fenster ein wenig zu lange auf, ist die Lungenentzündung, an der die Schwester im Januar starb, bereits Teil des Programms. Beim Erbe von einem hohen 6-stelligem Betrag standen die Hyänen und Geier des Amtes/Heims regelrecht Schlange, zum Glück gab es ein notarielles Testament.

Natürlich war das ein Heim getragen von einer Glaubensgemeinschaft, in dem nur Gutes von edlen selbstlosen Menschen gemacht wird - würde Stine sicher sagen
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon stine » Mi 9. Jul 2008, 06:50

emporda hat geschrieben:Natürlich war das ein Heim getragen von einer Glaubensgemeinschaft, in dem nur Gutes von edlen selbstlosen Menschen gemacht wird - würde Stine sicher sagen
Nein, das würde Stine sicher nicht sagen.

Menschen sind Menschen, egal, wo sie arbeiten. Ein gutes Pflegeheim zu finden ist wirklich nicht leicht.
Und dass der Profit darüber entscheidet, welche Überlebenschancen jemand heute noch hat, das weiß ich leider aus erster Hand. Dass die Debatte über den selbstgewählten Freitod gerade in eine Zeit fällt, in der die Rentenansprüche neu gelistet werden, und Pflegebeiträge festgestellter Weise nicht mehr ausreichen, kann ein Zufall sein, muß aber nicht.
Man kann den Menschen auch einreden, dass das Leben nicht mehr schön ist, wenn man alt und vielleicht noch krank, wenig gutaussehend und Bettnässer ist.

So ist das halt in einer Welt von jungen, schönen Menschen.

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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon atheist666 » Sa 12. Jul 2008, 01:47

Mich wundert doch sehr wie hier für die Sterbehilfe plädiert wird. Hat schon mal jemand daran gedacht, daß gewerbliche Sterbehilfe zu systematischen Mord führen kann, z.B. im zusammenhang von Organpenden.

Es m.E. typisch Bürgerlich dem ganzen sogar noch den Mantel der Selbsbestimmung und Freiheit umzuhängen, sowas empfinde ich als zutiefst inhuman.

P.S.: aus den gleichen Gründen verwahre ich mich auch gegen eine gesetzliche Verpflichtung zum Organspenden.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon emporda » Sa 12. Jul 2008, 08:43

atheist666 hat geschrieben:Mich wundert doch sehr wie hier für die Sterbehilfe plädiert wird. Hat schon mal jemand daran gedacht, daß gewerbliche Sterbehilfe zu systematischen Mord führen kann, z.B. im zusammenhang von Organpenden.

Es m.E. typisch Bürgerlich dem ganzen sogar noch den Mantel der Selbsbestimmung und Freiheit umzuhängen, sowas empfinde ich als zutiefst inhuman.
Was glaubst Du wohl wie inhuman es ist, fast oder ganz hilflose Menschen sich selbst zu überlassen. Meine Schwester (87) ist einmal im letzten Moment ins Krankenhaus gekommen, weil es ihr nicht möglich war die Batterie der Herzschrittmachers aufzuladen und sonst niemand erreichbar war. Zwar hatte sie ein Telefon, verstand aber nicht mehr was gesprochen wurde. Fernsehen konnte sie auch nicht, das Bild war nicht mehr scharf zu erkennen. Genau so wenig konnte sie einkaufen gehen, denn mit dem Rollgestell kam sie nicht bis vor die Haustür. Ihr Geist wahr gefangen in einem kaputten Körper und mußte nur noch Schmerzen aushalten.

Für jemanden der gesund im vollen Saft durchs Leben geht, für den sind solch unüberlegten leichtfertigen und dummen Sprüche normal. Diese Leute merken nicht einmal wie rücksichtslos und gedankenlos sie daherreden. Was Dir fehlt sind 4 Wochen in einem Pflegheim, alte Menschen waschen die sich eingesaut haben, da kein Schließmuskel mehr zu kontrollieren ist. Dann wirst Du vielleicht verstehen, warum viele dieses Elend satt haben und nicht mehr leben wollen.

Dann kommt der Priester dazu, erzählt von Gott, der solche Leiden als gerechte Strafen für ein sündiges Leben austeilt und erzählt nebenbei immer wieder wieviel Geld die Kirche noch braucht für dieses und jenes Projekt in einem fernen Land. Diese moralischen Schmierlappen sind noch schlimmer als Dein Gerede. Der Typ war so immens geil auf Geld, der hat nich einmal gemerkt, daß er eine atheistische Evangele vollgelabert hat. Das haben offenbar alle Leichenfledderer an sich, keinerlei Skrupel zu besitzen.

Keiner interessiert sich wirklich dafür, wie den alten Menschen geholfen wird - sei es nur um sie am Ende aller medizinischen Hilfe zu erlösen. Bevor es bei mir soweit ist, habe ich noch 2 weitere Leidensgeschichten durchzustehen. Da hofft man immer noch auf den Glücksfall morgens aufzuwachen und festzustellen, man ist tot. :oops2:
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon stine » Sa 12. Jul 2008, 13:57

emporda hat geschrieben:Dann kommt der Priester dazu, erzählt von Gott, der solche Leiden als gerechte Strafen für ein sündiges Leben austeilt und erzählt nebenbei immer wieder wieviel Geld die Kirche noch braucht für dieses und jenes Projekt in einem fernen Land.
Habt ihr wirklich solche Priester? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn ja: Pfui Teufel!

Klar ist es nicht schön so jammerbeladen enden zu müssen, aber ob die Menschen wirklich nicht mehr leben wollen, ist die andere Frage.
Ich finde Ahtheist666 (Nickname :/ ) hat wirklich recht. Eine legalisierte Sterbehilfe kann langfristig auch zu großem Missbrauch führen.

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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon Twilight » Sa 12. Jul 2008, 16:41

stine hat geschrieben:Eine legalisierte Sterbehilfe kann langfristig auch zu großem Missbrauch führen.


Vermutlich. Deshalb würde der Gesetzgeber einen riesigen Batzen Nebenregeln einführen. Nachher darf keiner mehr freiwillig aus dem Leben scheiden, wenn er Organspender ist, um dem Organhandel entgegen zu wirken. Daraus folgt dann zwangsläufig eine Sicherstellung, dass mit den Organen auf keinen Fall mehr gehandelt werden KANN. D.h.: Verbrennungspflicht des Leichnams. Oder aber die Sterbehilfe muss auf eine Weise durchgeführt werden, die die Organe schon durch den Prozess unbrauchbar macht (Verbrennung des Sterbewilligen :erschreckt: oder ein Gift, das den ganzen Körper nachhaltig verseucht).
Ich stelle mir außerdem gewaltige Berge von Formularen vor, die Sterbewilliger und Helfer Jahre vorher ausfüllen müssen, nur um dann kurz vor dem Termin nochmal alles zu bestätigen, dass sich nichts mehr geändert hat... u.s.w.

Ein bürokratischer Horror!

Das Thema Sterbehilfe aus dem Gesetz auszuklammern einfach nicht zu verbieten, dürfte wesentlich einfacher und billiger sein.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon atheist666 » Sa 12. Jul 2008, 20:22

emporda hat geschrieben:
atheist666 hat geschrieben:Mich wundert doch sehr wie hier für die Sterbehilfe plädiert wird. Hat schon mal jemand daran gedacht, daß gewerbliche Sterbehilfe zu systematischen Mord führen kann, z.B. im zusammenhang von Organpenden.

Es m.E. typisch Bürgerlich dem ganzen sogar noch den Mantel der Selbsbestimmung und Freiheit umzuhängen, sowas empfinde ich als zutiefst inhuman.
Was glaubst Du wohl wie inhuman es ist, fast oder ganz hilflose Menschen sich selbst zu überlassen. Meine Schwester (87) ist einmal im letzten Moment ins Krankenhaus gekommen, weil es ihr nicht möglich war die Batterie der Herzschrittmachers aufzuladen und sonst niemand erreichbar war. Zwar hatte sie ein Telefon, verstand aber nicht mehr was gesprochen wurde. Fernsehen konnte sie auch nicht, das Bild war nicht mehr scharf zu erkennen. Genau so wenig konnte sie einkaufen gehen, denn mit dem Rollgestell kam sie nicht bis vor die Haustür. Ihr Geist wahr gefangen in einem kaputten Körper und mußte nur noch Schmerzen aushalten.

Für jemanden der gesund im vollen Saft durchs Leben geht, für den sind solch unüberlegten leichtfertigen und dummen Sprüche normal. Diese Leute merken nicht einmal wie rücksichtslos und gedankenlos sie daherreden. Was Dir fehlt sind 4 Wochen in einem Pflegheim, alte Menschen waschen die sich eingesaut haben, da kein Schließmuskel mehr zu kontrollieren ist. Dann wirst Du vielleicht verstehen, warum viele dieses Elend satt haben und nicht mehr leben wollen.

Dann kommt der Priester dazu, erzählt von Gott, der solche Leiden als gerechte Strafen für ein sündiges Leben austeilt und erzählt nebenbei immer wieder wieviel Geld die Kirche noch braucht für dieses und jenes Projekt in einem fernen Land. Diese moralischen Schmierlappen sind noch schlimmer als Dein Gerede. Der Typ war so immens geil auf Geld, der hat nich einmal gemerkt, daß er eine atheistische Evangele vollgelabert hat. Das haben offenbar alle Leichenfledderer an sich, keinerlei Skrupel zu besitzen.

Keiner interessiert sich wirklich dafür, wie den alten Menschen geholfen wird - sei es nur um sie am Ende aller medizinischen Hilfe zu erlösen. Bevor es bei mir soweit ist, habe ich noch 2 weitere Leidensgeschichten durchzustehen. Da hofft man immer noch auf den Glücksfall morgens aufzuwachen und festzustellen, man ist tot. :oops2:


Tue mir ein Gefallen, wenn Du pöbeln möchtest, dann empfehle ich Dir das FGH.

Ich habe mich ausschließlich auf die gewerbliche Sterbehilfe bezogen und den damit verbundenen Implikationen. Desweiteren bin ich der Ansicht, daß es erst einmal um ein humanes Altwerden gehen muß, bevor man an das "Humane Sterben" denkt.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon emporda » Sa 12. Jul 2008, 22:27

atheist666 hat geschrieben:Ich habe mich ausschließlich auf die gewerbliche Sterbehilfe bezogen und den damit verbundenen Implikationen. Desweiteren bin ich der Ansicht, daß es erst einmal um ein humanes Altwerden gehen muß, bevor man an das "Humane Sterben" denkt.
Ich habe jetzt 4 Mitglieder der engeren Familie leidend sterben sehen und habe noch 2 vor mir, bis ich als letzter dieser Generation selber dran bin

Sterbehilfe geht nur gewerblich, überläßt man das privater Initiative ist es Mord und wird es immer bleiben. Dies fromme Gesülze von Gott, ewigem Leben und der Liebe des kleinen Jesuleins auf dem Weg ins Paradies ist als reine Geldschneiderei noch verwerflicher, versuch einmal jemanden in NRW unter die Erde zu bringen. Da werden teilweise noch Leichen nach Glaubensbekenntnis sortiert, der Amtsschimmel muß was zu wiehern haben.

Es wäre die Aufgabe einer humanen menschlichen Gesellschaft das adequat zu regeln, nur würden dann die Kirchen das Monopol und damit auf einen Schlag gut 50% Zulauf verlieren. Das muß aus strategischen und wirtschaflichen Gründen (bis zu 10 Milliarden € im Jahre) bekämpft werden, wenn interessieren da die Menschen, deren Leiden und deren Schicksale.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon pinkwoolf » So 13. Jul 2008, 01:12

atheist666 hat geschrieben:Desweiteren bin ich der Ansicht, daß es erst einmal um ein humanes Altwerden gehen muß, bevor man an das "Humane Sterben" denkt.

Das ist für mich, mit Verlaub, die Rhetorik, mit der man bei Sonntagsreden punkten kann: schön allgemein, ohne eine konkrete Handlungsvorgabe und daher auch kaum angreifbar. Höchstens insofern, als man mit etwas Anstrengung auch an zwei Sachen gleichzeitig denken kann.

Auf Empordas konkrete Fallbeispiele, die er in gewohnter Drastik vorträgt - nennst du das "Pöbeln"? - gehst du mit keinem Wort ein. In diesen Fällen war es wohl für "humanes Altwerden" etwas zu spät.

Dass Sterbehilfe auch zu Missbrauch führen kann, will ich nicht in Abrede stellen. Was kann denn nicht zu Missbrauch führen?
Soll man die Entwicklungshilfe einstellen, weil es immer wieder Potentaten gibt, die die Gelder zur Anschaffung goldener Badewannen verwenden, oder schlimmer noch, zur Anschaffung von Waffen gegen die eigene Bevölkerung?

Ich würde sagen, man soll die Missbrauchsmöglichkeiten nach Kräften eindämmen. Im Falle der Sterbehilfe wäre die gesetzliche Grundlage gar nicht so schlecht; denn solch ein "Missbrauch" wäre nichts anderes als Mord.

Solange mir keiner beim gewünschten Sterben behilflich sein darf, muss ich wohl zusehen, dass ich mir selbst einen Weg verschaffe, solange ich dazu noch körperlich und geistig in der Lage bin. Wie wär's mit morgen?

:segen:
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon atheist666 » So 13. Jul 2008, 04:39

Pinkwoolf schrieb:
Auf Empordas konkrete Fallbeispiele, die er in gewohnter Drastik vorträgt - nennst du das "Pöbeln"? - gehst du mit keinem Wort ein. In diesen Fällen war es wohl für "humanes Altwerden" etwas zu spät.

Mir geht es um die Art und Weise wie Empordas vorträgt. Ich bin 47 und weiß wie es in einem Pflegeheim aussieht. Von daher verbitte ich mir diesen Ton von Empordas einfach !
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon emporda » So 13. Jul 2008, 09:22

atheist666 hat geschrieben:Mir geht es um die Art und Weise wie Empordas vorträgt. Ich bin 47 und weiß wie es in einem Pflegeheim aussieht. Von daher verbitte ich mir diesen Ton von Empordas einfach !
Damit wirst Du leben müssen, oder ein anderes Forum suchen.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 13. Jul 2008, 09:49

emporda hat geschrieben:Damit wirst Du leben müssen, oder ein anderes Forum suchen.
Nein, wird er nicht! Und eine Empfehlung sich ein anderes Forum zu suchen, hat nicht von irgendwelchen Nutzern auszugehen!
Nicht jeder mag es, wenn man zu ihm sagt, dass er "dumme Sprüche" loslasse, wenn er über ein Thema diskutieren will. Es ist das gute Recht eines jeden zu hoffen, dass man nicht persönlich angegriffen wird, solange man nicht der Gegenstand der Diskussion ist. Aber auch dann wäre es wenn möglich zu vermeiden.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon emporda » So 13. Jul 2008, 10:31

pinkwoolf hat geschrieben:Ich würde sagen, man soll die Missbrauchsmöglichkeiten nach Kräften eindämmen. Im Falle der Sterbehilfe wäre die gesetzliche Grundlage gar nicht so schlecht; denn solch ein "Missbrauch" wäre nichts anderes als Mord.
Das sehe ich auch, habe dabei noch ein weiteren Mißbrauch im Auge.
Menschen haben intuitiv Angst vorm Sterben, das ist Teil des Selbsterhaltungstriebes. Nicht immer ergibt das einen Sinn. Mein Schwiegervater hat sich mit 67 ins Grab geraucht, das dauerte 5 Jahre mit Prostatakrebs (operativ entfernt), Blasenkrebs (operativ entfernt), Lungenkrebs und elendigem Leiden. Trotzdem war ihm das Leben als körperliches gerade noch funktionierendes Wrack angenehmer als die Ungewißheit des Todes. Dabei hat der Rest der Familie teilweise noch mehr gelitten ein geliebtes Mitglied wie ein altes Autowrack auseinanderfallen zu sehen.

Kann man den Menschen einen Teil dieser Angst vor dem Tod nehmen, und zwar nicht im religiösen Sinn durch irreale Versprechen eines herrlichen Paradieses verbunden mit alternativ wüsten Drohungen vom Höllenfeuer und ewiger Verdamnis ?

Ich kann mir durchaus vorstellen, daß Menschen in medizinisch hoffnunslosen Situationen bei einem eher angenehmen und leidensfreien Freitod diesen in weitaus größerem Umfang vorziehen. Wir sind zwar technologisch imstande eine Vielzahl an Organkrankheiten bei enormen Kosten zu heilen oder zu bessern, was bei alten Menschen aber nicht zwangsläufig bedeutet ihr Gesamtzustand wird dadurch erträglicher.

Die Religionen bekämpfen das vehement, für mich nicht aus moralischen sondern nur aus wirtschaftlichen Gründen. Hatten die Religionsbetreiber überhaupt eine Moral, dann würden sie keine pädophilen Verbrecher weiterhin auf unschuldige Kinder loslassen und würden nicht zu Hass und Ausgrenzung Andersdenkender aufrufen. Wenn den Menschen der Freitod als denkbare Alternative angeboten wird, dürften eine große Zahl an alten Menschen, die die Mehrheit der Gläubigen stellen, auf die immaginären Verherrlichungen der Religion verzichten. Bei fast 20 Milliarden € im Jahr an Einnahmen (nur BRD) wäre das für die Kirch eine riesige Katastrophe.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon stine » So 13. Jul 2008, 11:12

pinkwoolf hat geschrieben: Was kann denn nicht zu Missbrauch führen?
Soll man die Entwicklungshilfe einstellen, weil es immer wieder Potentaten gibt, die die Gelder zur Anschaffung goldener Badewannen verwenden, oder schlimmer noch, zur Anschaffung von Waffen gegen die eigene Bevölkerung?

Ja!
Ist zwar ein anderes Thema, aber JA.
Wo Gelder zweckentfremdet werden, muß man nichts hinzahlen.

LG stine
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon stine » So 13. Jul 2008, 11:22

emporda hat geschrieben:Kann man den Menschen einen Teil dieser Angst vor dem Tod nehmen, und zwar nicht im religiösen Sinn durch irreale Versprechen eines herrlichen Paradieses verbunden mit alternativ wüsten Drohungen vom Höllenfeuer und ewiger Verdamnis ?

Die Drohungen vor dem Höllenfeuer sind doch mittelalterlich und werden in den hiesigen Amtskirchen nicht mehr vorgetragen. (Mir ist jedenfalls nichts bekannt)
Die evangelischen oder katholischen Seelsorger die hier in den Krankenhäusern zu den Todkranken gerufen werden, nehmen die Angst vor dem Sterben gerade deswegen, weil sie das Versprechen auf ein ewiges "Leben" im religiösen Sinne abgeben können.

Was glaubt ihr Atheisten, wie froh jemand ist, wenn ihm am Ende seines Lebens nochmal versichert wird, dass Gott ihn in seine liebenden Arme aufnimmt? Nichts ist schlimmer, als die Angst vor dem endgültigen Zerfall.

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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon pinkwoolf » So 13. Jul 2008, 11:44

stine hat geschrieben:Ist zwar ein anderes Thema, aber JA.
Wo Gelder zweckentfremdet werden, muß man nichts hinzahlen.

Da sind wir uns einig. Missbrauch muss man entdecken und die Konsequenzen daraus ziehen. Man muss aber nicht die Entwicklungshilfe insgesamt abschaffen.
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Re: Aktueller Sterbehilfefall

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 13. Jul 2008, 13:12

stine hat geschrieben:Was glaubt ihr Atheisten, wie froh jemand ist, wenn ihm am Ende seines Lebens nochmal versichert wird, dass Gott ihn in seine liebenden Arme aufnimmt? Nichts ist schlimmer, als die Angst vor dem endgültigen Zerfall.
Unsinn. Damit habe ich kein Problem. Ich glaube dies hat auch mit Erziehung und Selbstverliebtheit (in einer eigenen Art und Weise) zu tun. Was nach meinem Tod ist, ist mir ziemlich Sch...egal. Ich versuche zwar schon so zu leben, dass ich meinen nachfolgenden Generationen "meine Welt" (Umwelt) nicht möglichst unbeschadet übergeben/hinterlassen möchte, aber Ende ist Ende, da kann man nichts ändern. Alles andere sind höchst primitive (aber auch nachvollziehbare), naive Kinderträume.

Wer natürlich an die dummen Träume glaubt, der möchte sie gerne bestätigt hören. Braucht er allerdings diese Bestätigung, dann ist er sich des Humbugs wohl doch ein bisserl bewusst.
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