Ohne Neid, aber...

Ohne Neid, aber...

Beitragvon stine » Fr 17. Okt 2008, 12:00

...wieviel Geld braucht ein Mensch wirklich?

Ich wundere mich eigentlich nur noch über die inflationären Summen, die ich lese oder höre, was ein Banker so in die Tasche bekommt. Kann man das alles noch ausgeben?
Oder sind das nur Schweizer Ruhekissen für Krisenzeiten?

Sicher sollen Ehrgeiz und Fleiß auch belohnt werden und wer Verantwortung übernimmt soll das honoriert bekommen.
Aber was ist (richtige) Arbeit überhaupt noch wert?
Und wie wird der Wert einer Arbeit gerechnet?

Die letzte Information zB über die Preissteigerungen bei Lebensmittel war, dass die gestiegenen Preise nicht den Erzeugern zugute kommen, sondern damit die Gewinnmarge des Einzelhandels aufgestockt wird. Also ehrlich gesagt, gewundert hat mich das nicht. Eher hätte mich gewundert, wenn die Arbeit der Bauern und der Mitarbeiter in der Lebensmittelindustrie aufgewertet worden wäre.

Also was ist denn nun richtige Arbeit und wie soll ihr Wert berechnet werden?

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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 17. Okt 2008, 12:30

stine hat geschrieben:Sicher sollen Ehrgeiz und Fleiß auch belohnt werden und wer Verantwortung übernimmt soll das honoriert bekommen.

Da hätten wir schon mal ein dickes Problem. Wer übernimmt denn noch tatsächlich die Verantwortung bzw. bis zu welcher Höhe in der Hierarchie büsst denn jemand noch tatsächlich für seine Fehler. Politiker? Wirtschaftsbosse? Wenn ein Ego-Knacks, hohe Abfindungen und/oder (eventuell später) dicke Rentenbezüge eine Buße sind ....

Ehrgeiz braucht keine Belohnung, aber Engagement darf belohnt werden.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon ganimed » Fr 17. Okt 2008, 12:45

So richtig verstehen kann ich die Geldgier der Spitzenmanager auch nicht. Es kann wohl nicht darum gehen, sich mit dem Geld irgendwelche dringenden Wünsche zu erfüllen. Dafür ist es einfach zu viel. Ich vermute daher, dass es nur um den Wettbewerb, das eigene Ansehen und sozialen Status geht. Das Gehalt wird zu einer relativen Summe, bei der nur wichtig ist, wieviele Kollegen es gibt, die weniger verdienen. Vielleicht ist es auch nur eine proportionale Summe. Ich fühle mich doppelt so wichtig wie Herr Dingsbums, also will ich auch doppelt so viel verdienen.

Mit wirklichem Verdienst für die Arbeit an sich hat das sicher nichts mehr zu tun. Es geht nicht danach: "Wenn ich mehr tue oder mehr für die Firma bewirke muss ich auch mehr Geld verdienen". Ich vermute eher, es geht um abstrakte Markierungen für Wichtigkeit, Status und Erfolg.

Und wenn man die Währung in Glückstaler umrechnet, also wie viel Glück diese Spitzenmanager erfahren, dann sieht die Welt doch irgendwie wieder viel rosiger und gerechter aus. Ein sehr zufriedener Postbote, der frische Luft, sein Fahrrad und alle Hunde liebt und sich seines überschaubaren Daseins freut, hat sehr gute Chancen, hier auch den spitzesten Spitzenmanager locker zu überflügeln. Und das persönliche Glück ist doch die wahre Währung des Lebens, die wirklich zählt. Lass den Spitzenmanager hetzen bis er mit Herzinfarkt umkippt, er von seiner Frau geschieden ist weil er nie zu Hause war, er sich seiner Kinder entfremdet hat und ihm klar wird, dass er trotz allen Ansehens und Erfolgs von niemandem besonders gemocht wird, eben weil er so ehrgeizig und zielstrebig und skrupellos war. Das sind doch alles auch nur lauter arme kleine Würstchen.

Kennt jemand das Lied von Reinhard Mey? Eines meiner Lieblingslieder:
"Wir sind alles lauter arme kleine Würstchen,
unter vielen lauter armen kleinen Würstchen.
Doch die meisten davon sind für die Erkenntnis blind,
dass sie auch nur lauter arme kleine Würstchen sind.
Wir sind alles lauter arme kleine Würstchen,
unter vielen lauter armen kleinen Würstchen.
Wenn du schlau bist mein Freund pass auf dass du nicht vergisst,
dass du nur ein armes kleines Würstchen bist."
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon stine » Fr 17. Okt 2008, 16:26

Du bist, was du hast!
Das ist der Schlüsselsatz. Ich arbeite gerade an einer kleinen Geschichte, in der die Hauptperson sich vom 1Zimmerappartement zur Vierraum-Wohnung, dann zum Haus und schließlich zur 20 Zimmer-Villa hocharbeitet. Am Ende bewohnt er darin nur einen einzigen Raum, weil es dort am gemütlichsten ist und er sich an seine Anfangszeit erinnert. :mg:

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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon pariparo » Sa 18. Okt 2008, 20:20

stine hat geschrieben:Sicher sollen Ehrgeiz und Fleiß auch belohnt werden und wer Verantwortung übernimmt soll das honoriert bekommen.
Aber was ist (richtige) Arbeit überhaupt noch wert?
Und wie wird der Wert einer Arbeit gerechnet?
Also was ist denn nun richtige Arbeit und wie soll ihr Wert berechnet werden?


Herr Ackermann (Deutsche Bank) erhält rund 1,1 Mio € monatlich (Brutto)
Frau Schmidt (Friseurin) verdient ca. 1.100 € mtl. (Brutto)
Herr Wiedeking (Porsche) verdiente im letzten Jahr 5 Mio € mtl. (Brutto)
Herr Müller (Wachmann) erhält 720 € mtl. (Brutto)
Herr Meier (Bischof) bekommt 7.500 € mtl. (Brutto)

Im Durchschnitt verdienen deutsche Arbeitnehmer mtl. 3.100 € (Brutto)
Gesetzlicher Mindestlohn (Diskussion) 7,50 €/Std. bzw. 1.200 € mtl. (Brutto)

:ka:
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon ganimed » Sa 18. Okt 2008, 22:32

Ich habe ein oder zwei Diskussionen erlebt um die großen Summen, die Michael Schumacher zu seinen besten Zeiten pro Runde verdient. Da stehen die Millionen ja eigentlich auch in keinem Verhältnis zu seiner eigentlichen Arbeit (obwohl die ja, so wie man hört, immerhin recht umfangreich und kräftezehrend gewesen sein mochte).

Aber in dem Falle fand ich immer das Argument schlüssig, dass der Schumacher gar nicht für das im Auto sitzen und schnell fahren bezahlt wird, sondern für seine Funktion als Zuschauermagnet. Ein VIP Name, eine überall bekannte und leidlich beliebte Person bringt nunmal viele viele begeisterte Anhänger in das Motodrom. Das gilt auch für Beckham und andere Fußballstars. Besonders in Formtiefzeiten spielen die eigentlich gar nicht sooo viel besser als der Profidurchschnitt, aber sie wirken eben immer sehr viel mehr auf die Massen. Als letztes Beispiel fallen mir die amerikanischen Ex-Präsidenten ein, die irgendwo beim Jahrestreffen irgendeiner uninteressanten Organisation eine Rede halten und dafür ziemlich stolze Summen kassieren. Es wird der Name und der Ruhm bezahlt, nicht die Rede an sich.

Aber gut, das Argument zieht natürlich bei relativ anonymen Spitzenmanagern nicht mehr so richtig. Die "verdienen" ihre Phantasiesummen dann eben doch nach anderen Mechanismen.

Aber nicht erst seit der aktuellen Finanzkrise und dem jämmerlichen Bild, dass Bankenmanager nun abgeben, muss man ja befürchten, dass diese Mechanismen in der Wirtschaft ganz allgemein höchst lächerlich wirken, wenn man sie sich mal vor Augen führt. Es geht um Kindergartenmentalität. Ich bin größer und stärker, hier ist mein Haus, mein Boot und meine Frau, ich will meinen Willen durchsetzen und das Thema Vernunft interessiert mich dabei nicht die Bohne, ich will beeindrucken und recht behalten. Aus meiner Sicht ist der typische Manager eine fehlgeleitete Kindernatur in Armani-Anzug-Verkleidung. Wenn ich nicht schon Misanthrop wäre, könnte ich beim Anblick von Managern glatt zu einem werden.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon Kurt » Do 23. Okt 2008, 21:57

stine hat geschrieben:Aber was ist (richtige) Arbeit überhaupt noch wert?
Und wie wird der Wert einer Arbeit gerechnet?


Gegenfrage: Du bist Besitzer eines schwächelnden 300 Millionen Euro schweren Unternehmens und findest jemanden, der dir glaubwürdig versichert, den Wert auf 30 Milliarden steigern zu können. Was bietest du ihm? Oder wieviel würdest du einem Rennfahrer zahlen, der dir jährliche Einnahmen im Wert von einer Milliarde beschert? Die Frage lautet immer: Wieviel würde es mich kosten, wenn ich mich mit dem zweitbesten zufriedengebe? Kaum ein anderer Industrielenker als Wiedeking hätte ein Unternehmen wie Porsche an die Weltspitze führen können. Die Vergütung orientierte sich am Unternehmenserfolg, und ich glaube, beide Parteien haben einen guten Deal gemacht. So wird aus Unternehmersicht der Wert der Arbeit berechnet.

Die Sicht des Fließbandarbeiters ist natürlich eine andere: Wieviele Stunden muss ich schuften und wie soll ich mit meinen 1500 Euro auskommen? Seit Jahren haben wir hohe Inflation und ich kriege keine Gehaltserhöhung.

Die Frage ist, welche Sicht ist jetzt die richtige? Der Arbeiter kümmert sich nicht darum, ob er seinem Unternehmen einen Nutzen stiften, für ihn ist Arbeit gleich Stundenzahl. Wenn er bei bei GM Motoren zusammenbaut, die 12 Liter / 100 km saufen, interessiert es ihn nicht, dass dieses Produkt eigentlich keiner mehr haben will. Die Relation Gehalt / Gewinnzuwachs für das Unternehmen muss stimmen. Und diese Relation kann auch noch bei 5 Mio Euro monatlich stimmen, muss aber nicht einmal bei 700 Euro stimmen.

Was die Banken betrifft, meine ich, dass die Bezüge hier deutlich nach unten fallen müssen und werden. Die Bemessungsgrundlage für Firmenerfolg und für die Boni müssen sich ändern. Wenn die Boni in schlechten Zeiten hoch sind und in guten astronomisch, kann was nicht stimmen. Boni sollten nur bei guten Gewinnen ausgezahlt werden. Ich denke, in einem Zeitrahmen von 5-10 Jahren werden die Bezüge der Bankchefs dort sein, wo sie auch in anderen Branchen sind.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon Kurt » Do 23. Okt 2008, 22:03

ganimed hat geschrieben:Aber nicht erst seit der aktuellen Finanzkrise und dem jämmerlichen Bild, dass Bankenmanager nun abgeben, muss man ja befürchten, dass diese Mechanismen in der Wirtschaft ganz allgemein höchst lächerlich wirken, wenn man sie sich mal vor Augen führt. Es geht um Kindergartenmentalität. Ich bin größer und stärker, hier ist mein Haus, mein Boot und meine Frau, ich will meinen Willen durchsetzen und das Thema Vernunft interessiert mich dabei nicht die Bohne, ich will beeindrucken und recht behalten. Aus meiner Sicht ist der typische Manager eine fehlgeleitete Kindernatur in Armani-Anzug-Verkleidung.


Sehe ich auch so. Trotzdem sind es gerade solche Leute, die ihren persönlichen Ehrgeiz bis zum Wahn gesteigert haben, die mit Einzelleistungen tatsächlich etwas bewegen können. Solche Leute gibts auch nicht unbedingt nur in der Management-Ebene. Ich meine, lasst denen ihr Geld, die haben eh nicht viel davon.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon stine » Fr 24. Okt 2008, 07:27

Kurt hat geschrieben: Kaum ein anderer Industrielenker als Wiedeking hätte ein Unternehmen wie Porsche an die Weltspitze führen können. Die Vergütung orientierte sich am Unternehmenserfolg, und ich glaube, beide Parteien haben einen guten Deal gemacht. So wird aus Unternehmersicht der Wert der Arbeit berechnet.

Die Sicht des Fließbandarbeiters ist natürlich eine andere: Wieviele Stunden muss ich schuften und wie soll ich mit meinen 1500 Euro auskommen? Seit Jahren haben wir hohe Inflation und ich kriege keine Gehaltserhöhung.

Genau hier ist die Sicht der Dinge doch genau die gleiche, aber aus unterschiedlicher Richtung:
Der Fließbandarbeiter wird zusehen, dass er erfolgreich ist in seinem Tun. Er ist genauso stolz, wenn Porsche gut dasteht und er als kleinstes Rädchen seinen Job gut machen kann. Und freut sich, wenn er bei einem Firmenfest an einem Umtrunk teilnehmen kann. Zur Porschefamilie gehört. Er sieht die Firma von unten nach oben.
Herrn Wiedeking ist das ziemlich egal, wer da unten für ihn werkelt, weil seine Sicht der Dinge zwar auch auf den Erfolg gelenkt ist, er gerne an einen Umtrunk teilnimmt, aber er das große Ganze von oben nach unten betrachtet.

Beide tragen Verantwortung, beide arbeiten und beide sind am Erfolg der Firma beteiligt. Ausbezahlt bekommt das aber nur jener, der in der Hierarchie weiter oben steht. Erfolgsbeteiligungen könnten mE weiter gestreut sein. Verantwortung hat der eine, wie der andere, wenngleich auf unterschiedlicher Ebene. Herr Wiedeking wäre, wenn nicht ganz oben und selbstbestimmt, genauso ersetzbar, wie der Fließbandarbeiter. Eine Einarbeitungszeit bräuchten beide.

Das Modell Firma als Familie auf Lebenszeit und Einsatzbereitschaft, alle für einen, Arbeiterfamilien, die in Generationen innerhalb einer Firma arbeiteten, eben, wie bei VW oder OPEL, Siemens oder BMW, das ist längst Vergangenheit.
Die Gewinnsucht, die übersteigerte Spekulationswut an den Börsen, Geld verdienen, statt Geld erwirtschaften, haben die Welt verdreht.

Heute ist der Fließbandarbeiter nicht mehr sicher, ob er die Raten für sein Häuschen noch zahlen kann, wenn die Führungsriege zur Gewinnsteigerung, für ein paar Milliönchen, zwischendurch mal ganz schnell 2000 Leute entläßt.
Wen wunderts da, wenn das Zugehörigkeitsgefühl und der Ehrgeiz der kleinen Rädchen, die Einsatzbereitschaft und die Freude am Tun, verloren gehen.

Dass in der Führungsetage mehr verdient wird, als in der Arbeitergesellschaft, das wird niemand je in Frage stellen. Aber dass die Verantwortlichkeit für ein Wirtschaftsimperium, für Menschen und Arbeitsplätze, den Gewinnen zum Opfer fallen, das ist schlichtweg eine Sauerei.

Nicht zuletzt wird dadurch auch unsere ganze Bildungslandschaft nachhaltig verändert:
Die Arbeit als solche ist nichts mehr wert und auch gar nicht mehr überall zu haben. Die Kinder werden zum ABI getrieben, ob sie dafür geeignet sind oder nicht, Universitäten laufen über und der Frust steigt, wenn dann nach erfolgreichem Studium kein Arbeitsplatz in Sichtweite ist.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 24. Okt 2008, 10:52

Ich glaube zwar nicht an die Einzigartigkeit von Herrn Wiedeking, ganz sicherlich nicht. Aber ganz sicher gibt es viele, dies es nicht geschafft hätten, die auch nicht so viel Glück(!) (neben Können) gehabt hätten.
Das exorbitant, weltmeisterliche Einkommen von Herrn Wiedeking mag zwar absolut und auch relativ zum Gewinn von Porsche sehr hoch sein, es ist aber m.W. Resultat insbesondere von sehr hohen Bonuszahlungen und eher mittelmäßiger Festbezahlung. Und diese Boni kommen zustande, weil niemand und auch eben die (wenigen!) Haupteigentümer von Porsche, so einen Kehrtwende nicht für möglich gehalten haben. Da Porsche eben nur wenigen Personen relevant (indirekt) gehört, die alle wissen sollten was sie tun und welcher Vertrag abgeschlossen wird (wurde), sehe ich aber bei Herrn Wiedeking keine solche Selbstbedienung, wie bei anderen Spitzenmanagern, die sich ja quasi selber bzw. gegenseitig ihre "Entlohnung" genehmigen.
Trotzdem ist das System "im Erfolgsfall bekommt der Manager hohe Gewinnbeteiligungen, der einfache Arbeiter/Angestellte maximal geringe 'Almosen' und im Fall des Misserfolgs haftet die Führungsetage maximal mit dem Erhalt einer Abfindung und der 'einfache Arbeiter/Angestellte' mit seinem Arbeitsplatz" nicht in Ordnung.
Wer hoch entlohnt wird, muss auch ein hohes Risiko haben bzw. eben auch (längerfristig) wirklich haften.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon webe » Fr 24. Okt 2008, 12:13

Den VorTrag kann ich voll unterstützen.

Trotzalledem, man darf nicht vergessen, dass einige Schauspieler und Schlagerstars,Popstars und Unternehmer für ihren Privatbereich hohe Finanzsummen verschleudern können. Dass hier dann bestimmte Verantwortungsträger mithalten wollen, ist nachvollziehbar.

Es gibt genügend Luxusartikel die man mit hohen Summen als Standartsympol erwerben kann und in bestimmten Gesellschaftskreisen erwerben muss: Siehe Tabakwaren mit GoldAuflage.

Anderseits muss man sich im klaren sein, was wäre die Welt für den DurchschnittsVerdiener ohne die Reichen und Schönen? Er braucht sie, wie die Luft zum Atmen: Siehe den Kauf der bestimmten Zeitschriften und die Resonanz bestimmter Fernsehproduktionen und Medienberichte.

Die reiche Schicht sind die Märchenprinzen und-prinzessinen nicht weniger Bürger, und somit ihre Kultur.

Wenn sich die Banker nicht verzockt hätten, wäre das kein Thema. Aber da diese mit Steuergelder wieder stabilisiert werden müssen, löst natürlich jetzt Unmut aus.
Das heisst, sie werden jetzt aus der Märchenwelt vertrieben.
--------------------------------

Manche Fachleute sehen die Bankenkrise als ein Produkt des IrakKrieges, den der Amerikaner auf Pump führte.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon stine » Fr 24. Okt 2008, 14:37

webe hat geschrieben:Wenn sich die Banker nicht verzockt hätten, wäre das kein Thema.
Ich glaube, es wäre auch Thema, wenn sie sich nicht verzockt hätten. Die Folgen solchen Tuns, nämlich Lebensmittelknappheit, übertriebene Preissteigerungen bei Rohstoffen, Arbeitsplatzverlust und nicht zuletzt Monopoly durch Aufkäufe mit anschließender Vernichtung des Konkurrenten, das wäre früher oder später sowieso schief gegangen und hätte früher oder später nach staatlicher Ordnung gerufen.
Man kann eben alles übertreiben.

Und was den Luxus betrifft: Ich glaube nicht, dass es so schön ist, überall bekannt zu sein und nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus gehen zu können, weil die Paparatzis schon mit ihren Teleobjektiven auf Schnappschüsse warten. Die Sorge um entführte Kinder und die Sorge den Lebenspartner mehrmals wechseln zu müssen, weil er immer nur hinter dem Geld oder hinter der eigenen Karriere her war, immer in der Zeitung lesen müssen, wie schlecht es einem geht... Oh wie gut hat´s da unsereiner :mg: !

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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon Qubit » Fr 24. Okt 2008, 14:43

stine hat geschrieben:Also was ist denn nun richtige Arbeit und wie soll ihr Wert berechnet werden?


Naja, da wir hier über "Geld" und "künstliche Strukturen" (die freilich historische Wurzeln haben) reden, ist jede Anwort nur relativ =)
Jedenfalls misst sich der "Wert" nicht nach dem, was die "Gesellschaft" davon hat, meistens nicht mal danach, was die "Firma" davon hat.
Es ist eigentlich wie auf jedem Markt: findet sich jemand, der entsprechd für Etwas bezahlt, dann ist dieses Etwas auch so viel wert ;-)
Eine andere Frage ist es freilich, wer über welches "Geld" entscheidet und wohin diese "Gelder" letztlich fliessen.
Da tut sich bei solchen Summen ein klüngelhafter "Morast" auf..
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon Kurt » Fr 24. Okt 2008, 19:26

stine hat geschrieben:Nicht zuletzt wird dadurch auch unsere ganze Bildungslandschaft nachhaltig verändert:
Die Arbeit als solche ist nichts mehr wert und auch gar nicht mehr überall zu haben. Die Kinder werden zum ABI getrieben, ob sie dafür geeignet sind oder nicht, Universitäten laufen über und der Frust steigt, wenn dann nach erfolgreichem Studium kein Arbeitsplatz in Sichtweite ist.
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Schön wärs, aber leider haben viel zu wenige Abitur oder Hochschulabschluss. Absolut gesehen fehlen massenhaft qualifizierte Arbeiter, relativ gesehen stehen wir im internationalen Vergleich ganz hinten bei der Akademikerquote. Da sollte man sicherlich politisch nachhelfen.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon stine » So 26. Okt 2008, 20:04

Kurt hat geschrieben:Schön wärs, aber leider haben viel zu wenige Abitur oder Hochschulabschluss. Absolut gesehen fehlen massenhaft qualifizierte Arbeiter, relativ gesehen stehen wir im internationalen Vergleich ganz hinten bei der Akademikerquote. Da sollte man sicherlich politisch nachhelfen.
Wer sagt denn, dass ein Facharbeiter zwingend Abitur und/oder Hochschulabschluß haben muß?
Ging das früher auch mit einer Lehre und mit der Qualifikation durch Kurse und interne Schulungen, so verlangt die Industrie heute, alles vollausgebildet vor die Türe gesetzt zu bekommen. Und wehe, da sind Lücken im Berufsbild! Es darf ja alles nichts mehr kosten. Jedenfalls der Firma soll es nichts kosten.
Und diese Vergleiche mit den Nachbarländern? Die Produktivität in Deutschland ist immer noch eine der höchsten weltweit. Eine Akademikerquote interessiert daher überhaupt nicht.

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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 27. Okt 2008, 10:06

stine hat geschrieben:]Wer sagt denn, dass ein Facharbeiter zwingend Abitur und/oder Hochschulabschluß haben muß?
Irgend welche Politikernasen, die von den echten Problemen - nämlich der schlechten Schulbildung unabhängig vom Abschluss - ablenken wollen.
Wenn "Qualis" schreiben und lesen wie halbe Analphabeten, dann sind sie in den wenigsten Jobs zu gebrauchen. Egal ob Banklehre oder Dreher. Auch ein Dreher muss heute eine technische Zeichnung, eine Anweisung, eine Anleitung lesen können. Das der "Quali" nicht kann, nehmen wir einfach den Abiturienten. Da es dafür zu wenige gibt, senken wir einfach das Niveau noch weiter.
Gibt zwar dann ein Problem an den Hochschulen, doch die sollen selber sehen, wie sie dies lösen, die pochen doch so gerne auf ihre Unabhängigkeit.

PS: Ich kenne genügend kleine Handwerksbetriebe, in denen der nicht gerade zum Schriftsteller geborene Meister fast weinend über die auch für ihn, für seine Ansprüche erschreckende Schreibunfähigkeit der Lehrlinge klagt.

Nicht mehr Schüler zum Abitur, sondern bessere Grundausbildung wäre gefragt.
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Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon stine » Mo 27. Okt 2008, 12:31

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Nicht mehr Schüler zum Abitur, sondern bessere Grundausbildung wäre gefragt.

Ist zwar ein anderes Thema, aber ich gehe absolut mit dir konform.
Fünf Eingangsklassen am Gymnasium, und zwar an fast jedem, Nachhilfeunterricht bereits in der fünften Klasse und völlig demotivierte Schüler, geben einen tiefen Einblick in das Chaos unserer Bildungslandschaft. Hauptschulen verkommen zur Sonderschule und Realschulen gibt es fast keine mehr oder hats noch nie mehr gegeben.
Die guten Hauptschüler sind schlechte Gymnasiasten und blockieren dort jene, die wirklich das Zeug dazu hätten.
Frust und Ärger sind vorprogrammiert.

Wer alle gleich macht, ignoriert die oft unglaublich praktischen Fähigkeiten einzelner Schüler. Wem abstraktes Lernen ein unzumutbarer Greuel ist, muss an der Welt verzweifeln, weil er sich nicht mehr ein noch aussieht, jemals den Anforderungen der Gesellschaft gewachsen zu sein.

Ich finde, dass den Kindern heute viel Unrecht geschieht und ich kann den Ruf nach besserer Bildung nur insofern nachvollziehen, als dass man augenblicklich an der Basis von gar keiner Bildung mehr ausgeht.

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ExistenzMAXimum --- Re: Ohne Neid, aber...

Beitragvon Gegen_Herrschaft » Mi 27. Mai 2009, 11:27

pariparo hat geschrieben:Herr Ackermann (Deutsche Bank) erhält rund 1,1 Mio € monatlich (Brutto)
Frau Schmidt (Friseurin) verdient ca. 1.100 € mtl. (Brutto)
Herr Wiedeking (Porsche) verdiente im letzten Jahr 5 Mio € mtl. (Brutto)
Herr Müller (Wachmann) erhält 720 € mtl. (Brutto)
Herr Meier (Bischof) bekommt 7.500 € mtl. (Brutto)

Im Durchschnitt verdienen deutsche Arbeitnehmer mtl. 3.100 € (Brutto)
Gesetzlicher Mindestlohn (Diskussion) 7,50 €/Std. bzw. 1.200 € mtl. (Brutto)

:ka:


Großaktionäre bekommen das Hundertfache eines armen Schluckers wie Ackermann ohne dafür zu arbeiten.
Die sind es wohl auch, die dafür gesorgt haben, dass man sich auf die Manager einschießt anstatt auf die Großaktionäre.

Großer Reichtum ist mathematisch offensichtlich nur durch große Armut möglich.

Ich bin deshalb für das ExistenzMAXimum.
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