Anarchie Glaubensform

Anarchie Glaubensform

Beitragvon xander1 » Do 15. Jan 2009, 12:05

Es gibt einige Menschen in Deutschland, die der Meinung sind, es solle eine Staatsform herrschen ohne Gesetze, in denen die Gruppierung jeweils immer entscheidet was Recht ist und es sollen viele solcher Gruppierungen existieren. Argumentiert wird, dass es in Kriegszeiten in Europa verschiedene abgeschnittene anarchische Gesellschaften gab, die in der Anarchiephase sogar mehr erwirtschaftet haben als sonst.

Mir scheint als wird wie bei den Kommunisten und Neuliberalen ein utopisches Weltbild aufgespannt, als würde ein Glaube generiert, der im Kopf wirken soll. So wie im Kommunismus ein neuer Mensch geschaffen werden soll durch gezielte Beeinflussung, so überzeugen Anarchisten mit Idealen, wie der Gewaltlosigkeit und der anarchisch-gerechten? Gewalt.

Mir scheint als würden Anarchisten nicht glauben, dass die Anarchie eine ernsthafte Alternative ist zu allen anderen Staatsformen, sondern dass es Ihnen lediglich darum geht den Glauben an die Anarchie zu verbreiten.Deshalb komme ich zu dem Schluss, dass es sich um eine Glaubensform handelt und um kaum etwas anderes.
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Re: Anarchie Glaubensform

Beitragvon Twilight » Do 15. Jan 2009, 20:23

Interessante These, aber woran machst du sie fest?
Mir persönlich scheint es eher, als würden Anarchisten nicht wahrhaben (wollen), dass menschliche Individuen zu unterschiedlich sind, als dass in einer dichten Population ohne jemanden mit einer Alphafunktion eine Gesellschaft existieren könnte. Zumindest wäre dies meine eigene These.

Verallgemeinernd betrachtet:
Anarchisten, die ich so erlebt habe, spielen meist eine gesellschaftliche Außenseiterrolle: Schulschwänzer ohne Berufsausbildung, die aus tiefster Überzeugung nicht mal versuchen, eine Arbeit zu finden und mit ponygroßen Hunden auf Bahnhöfen rumhängen. Dumm scheinen sie nicht zu sein, was ich aus (eher versehentlich mitgehörten) Gesprächen untereinander schließe. Aber sie scheinen sich in einer Rolle als phrasendreschende Läuseschleuder zu gefallen.

Der Glaube an die Möglichkeit eines Funktionierens einer anarchischen Gesellschaft verbunden mit fehlendem Verständnis der Natur menschlicher Gesellschaften mag eine große Rolle spielen. Aber das gleich Religion zu nennen?
Könntest du mal bitte näher darauf eingehen, warum du meinst, dass Anarchisten nicht wirklich an die Anarchie glauben?
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Re: Anarchie Glaubensform

Beitragvon Mark » Fr 16. Jan 2009, 16:22

Jeder Mensch ist ersteinmal ein Anarchist... bis er anfängt sich mit anderen Menschen friedlich auszutauschen, dann wird mehr und mehr etwas anderes daraus, was mehr auf Kooperation nach vereinbarten Regeln baut, als auf willkürliche Einzelentscheidungen. Klar muss in uns drin der Anarchist stecken, der klug genug war sich auf vernünftige Regeln einzulassen, damit er jederzeit auch klug und selbstherrlich genug sein kann, schlechte Regeln aus eigenem Interesse abzulehnen, wenn es ihm geboten erscheint. Das gehört zu einem (politisch) gesunden Menschen dazu, daß er ein Herzblut-Anarchist ist.
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Re: Anarchie Glaubensform

Beitragvon HF******* » Fr 16. Jan 2009, 18:30

Ich würde das, was Xander1 beschreibt, eine Räterepublik nennen wollen und keine Anarchie. Ich würde eher den Gaza-Streifen als tendenziell anarchistisch bezeichnen wollen.

@Mark: Ich denke, Du gehst eher vom allgemeinen Selbstbestimmungsrecht aus, also eigentlich dem Gegenteil von Anarchie - denn letztere endet ja stets sehr schnell, wenn die Gemeinschaft keine organisierte Herrschaft ausübt, weil es dann stets die stärkste Einzelperson/Gruppe tut... das Selbstbestimmungsrecht setzt vielmehr eine starke gemeinschaftliche Organisation voraus, wobei man sich über die Ausgestalungsformen durchaus streiten kann.
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Re: Anarchie Glaubensform

Beitragvon xander1 » Sa 17. Jan 2009, 08:49

Twilight hat geschrieben:Interessante These, aber woran machst du sie fest?
....
Könntest du mal bitte näher darauf eingehen, warum du meinst, dass Anarchisten nicht wirklich an die Anarchie glauben?

Ungefähr so wie du es beschreibst denke ich auch.
Ich habe Menschen getroffen, die nicht unerfolgreich im Leben sind. Vielleicht haben sie zufkunftsängste. Das war ein Student und ein Gymnasiast, die sich nicht kennen und das gleiche ungefähr erzählt haben. Beide müssten eigentlich so schlau sein zu begreifen, dass Anarchie niemals ausdauernd funktionieren kann, also verstehe ich ihre Motivation nicht, so etwas widersinniges unglaubwürdiges zu behaupten.

Möglich ist auch, dass sie von Anarchie erzählen, weil das ihre einzig vertretbare Utopie ist, an die sie gerne glauben würden. Man wünscht so lange und macht die Augen zu bis es wahr wird, im Kopf. So funktioniert das beim beten ja auch.
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