Paintballverbot

[Mark]

Was denkt Ihr ?

[Twilight]

Ich bin auch einer von denen, die den Verfassungsrichtern mehr trauen, als den Politikern/Abgeordneten.
Diese selten dämliche Fassadenkaschierung um Probleme zu verstecken, anstatt sie direkt anzugehen nimmt langsam überhand. Nach jedem Amoklauf ein Egoshooter.... ähm "Killerspiele"verbot, dann noch virtuelle Stoppschilder vor kinder-, normal- und nichtpornografischen aber (mehr oder weniger unliebsamen" Websites, ein weiteres schwammiges Gesetz zur "Verhinderung von Cybermobbing" welches sich beliebig auf sachliche Kritiken gegen Personen, Produkte, Firmen, Regierung und Religion anwenden lässt und jetzt auch noch das.

Trotzdem: Es lässt sich schwer sagen, wie die Entscheidung ausfallen wird.
Sollte die Vernunft siegen, wird eben ein anderer Weg gesucht. Zu versuchen, das Grundgesetz auszuhebeln scheint ein neuer Sport geworden zu sein.

[HF*******]

Ich habe „schwer zu sagen“ angeklickt. Wenn das Bundesverfassungsgericht die Menschenwürde aus dem Hut zieht, dann steht in den Sternen, was dabei heraus kommt.

Vielleicht sollte man mal vorschlagen, auch Erbsenpistolen und Wasserpistolen zu verbieten, weil die auch dazu dienen, auf Menschen zu schießen: Was ist mit dem Gleichheitsgrundsatz? Und Platzpatronen natürlich auch: Da wird das schwarfe Schießen simuliert - irgendwann wird es lächerlich.

Normalerweise würde ich sagen, dass das Verbot platzt: Darf man sonst bei der Bundeswehr auch nicht mehr aufeinander zielen? (OK, für Platzpatronen hat man da schon seit den frühen 90gern kein Geld mehr… da müssen die Rekruten "Bum Bum" rufen.)

Zudem übt man bei Paintball gleichzeitig auch Notwehrsituationen. Das Recht auf Notwehr ist aber ein unverzichtbares Recht, das sich auch aus der Menschenwürde ergibt. Und dazu muss man Notwehr auch üben können. Wenn also ein Sportschütze eine Waffe oder eine beliebige Person eine Luftpistole zu Hause hat, dann darf man die etwa gegen Einbrecher in Notwehrsituationen auch einsetzen - und ich meine, dass man das auch üben können muss. Paintball dient zwar vorrangig als Sport und zur Unterhaltung, hat aber doch auch Notwehrübungsaspekte - niemand kann vorschreiben, wozu jemand Paintball „spielt“. Ein Gesetz, dass hier pauschal alles verbietet, greift auch in die Möglichkeit zur Übung von Notwehrsituationen ein, im Ergebnis kann man in dem Verbot selbst einen Menschenwürdeverstoß sehen.

Vielleicht sollte einfach mal jemand fordern, wenn wieder irgendwer auf offener Straße krankenhausreif zusammen geschlagen wird, grundsätzlich Schusswaffen zuzulassen… Wir haben weltweit schon eines der restriktivsten Waffenrechte: Was Notwehrrechte angeht, ist das gegenwärtig grenzwertig. Im Prinzip darf man sich bewaffnen mit Keulen, Eisenstangen, stehenden Messern, Reizgas und Elektroschockern (Bauart bis Bj. 2003). Gaspistole nur mit kleinem Waffenschein: Und die knallt auch nur oder verschießt Tränengas. Ein Rentner oder Invalide hat es damit schon recht schwer, die werden im Notwehrfall ausgelacht. Ich würde mir wünschen, dass man Luftpistolen führen darf.

[JustFrank]

Selbst wenn Paintball die Menschenwürde verletzt, ist die Verbotsforderung Unsinn. Es wird ja niemand gezwungen das Spielchen zu spielen. Und wenn sich die Spieler selbst in den Augen irgendwelcher Moralapostel entwürdigen, dann lasst sie doch.

Solche Forderungen sind im Superwahljahr rein plakativer Budenzauber.

[smalonius]

Was kommt als nächstes?

Verbot der Grundausbildung beim Militär?

Manchmal mag ich über Politik gar nicht nachdenken, sonst kriege ich noch einen Anfall.

[russellsteapot]

Ich würd sagen Paintball=Sport=ok

Aber: realistische Nachbauten von Militärwaffen=Gotcha=Militarismus=Nein

Man wird Neos selten mit Paintballmarkern (man beachte den Terminus Marker) bei Wehrsportübungen antreffen - da geht es um möglichst hohen Realimusgrad...

[HF*******]

@JustFrank: Vollkommen richtig. Das Bundesverfassungsgericht hält die Menschenwürde allerdings auch für unverzichtbar, so entschieden im Peepshow-Fall, wenn ich mich richtig erinnere. Faktisch ist das mittlerweile wohl auch obsolet.

Wenn sich kein statistischer (!) Zusammenhang zwischen Ballerspielen, Paintball und Amokläufen herstellen lässt, dann ist ein Verbot gelinde gesagt albern und ein Missbrauch des Rechtsstaats. Es kann ja durchaus sein, dass irgendein Nachahmungseffekt eintritt. Das dürfte allerdings durch die Berichterstattung in den Medien ebenfalls der Fall sein. Man könnte parallel untersuchen, ob solche Bücher wie „Amok“ von Richard Bachmann alias Stephen King einen Einfluss auf Amokläufe in Schulen haben… Das Buch handelt von einem Amok-Lauf in der Schule und schildert ihn aus Sicht des amoklaufenden Schülers.

[stine]

Es wird ja niemand gezwungen das Spielchen zu spielen.

Nein, das nicht. Aber jeder wird gezwungen, mit Menschen zu leben, die langsam aber sicher einen Realitätsverlust zu beklagen haben, und das einmal nicht auf harmlos religiöse Weise.

LG stine

[Jakob]

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 96,00.html

OK, die Sache ist vom Tisch peng, peng!

[stine]

...wie gefährlich das Spiel wirklich ist... "Wir wissen noch zu wenig"

Wie kommt's?
Hat man noch nicht richtig nachgdacht odr hat mal wieder ein Lobbyist die grüne Karte bekommen?
Ich dachte Charlton Heston wäre gestorben?

LG stine

[Zatarra]

Schön das es doch nicht zum Wahlkampfthema missbraucht worden ist.

[HF*******]

Dann sollte man doch wenigstens den jüngeren „Freizeit-Rambos“ (Spiegel-Jargon) die Wasserpistolen verbieten. Und überhaupt, mein Neffe hat so ein Holzschwert: Gab es da nicht auch mal jemanden, der mit einem Ninja-Schwert gemordet hat? Bestimmt eine frühkindeliche Fehlentwicklung. Besser is es, man verbietet das Holzschwert.

Und Völkerball muss ja wohl auch verboten werden, da wird gleich ganze Völkermord simuliert.

[JustFrank]

Es wird ja niemand gezwungen das Spielchen zu spielen.

Nein, das nicht. Aber jeder wird gezwungen, mit Menschen zu leben, die langsam aber sicher einen Realitätsverlust zu beklagen haben, und das einmal nicht auf harmlos religiöse Weise.

LG stine

Autsch!

Die Ansicht, dass religiös bedingter Realitätsverlust harmlos sei, halte ich ja für noch fataler, als den Spruch "Atomkraft ist sicher". Es sei denn, Selbstmordsekten und -attentäter werden neuerdings als harmlos eingestuft.

Ob das Spielen von Paintball tatsächlich zu einem Realitätsverlust führt, wage ich stark zu bezweifeln. Da halte ich Daily Soaps im Fernsehen, die Bibel, den Koran oder das Internet für weit wirksamer.

Vielleicht sollten einfach mal den realen Umstand akzeptieren, dass Angriff oder Flucht seit Millionen von Jahren die Menschheit begleiten. Nur weil wir unsere Zivilistion hauchdünn über diese Instinkte gestülpt haben, bedeutet das nicht, dass diese nicht mehr in uns vorhanden sind.

Und mir ist es wesentlich lieber, wenn Leute das spielerisch abreagieren und sogar ihren Spaß daran haben. Ist natürlich in der Bibelstunde bei Erdbeertee und Duftkerzchen ein schwer zu vermittelndes Thema.

[stine]

Allerdings.

Nur weil wir unsere Zivilistion hauchdünn über diese Instinkte gestülpt haben...

Das passt ja hervorragend zum Thema mit dem Humanismus. Wie hauchdünn ist die friedfertige Ausrichtung der Menschheit?

Vielleicht ist Frieden ja etwas typisch weibliches?

LG stine

[pinkwoolf]

Wie hauchdünn ist die friedfertige Ausrichtung der Menschheit?

Anscheinend ganz und gar hauchdünn. Da könnten Aktivitäten wie Paintball, welche die kriegerischen Instinkte ins Spielerische ablenken, kathartisch wirken. Ich weiß, die Theorie ist heiß umstritten; aber für mich macht sie Sinn.

Vielleicht ist Frieden ja etwas typisch weibliches?

Ich selbst bin zwar kein Weib, aber ich habe Indianerspiele usw. seit jeher verabscheut. Kenne auch etliche Geschlechtsgenossen, denen es ebenso ging. Das ist natürlich statistisch irrelevant.

Karl-May-Bücher habe ich allerdings als Junge verschlungen. Ist das Atavismus, auf literarischer Ebene ausgelebt? Verdrängte Gewaltphantasie? Und warum war dann meine Jugendfreundin so hin und weg von Pierre Brice?

[stine]

Karl-May-Bücher habe ich allerdings als Junge verschlungen. Ist das Atavismus, auf literarischer Ebene ausgelebt?

Das sind die Heldengeschichten. Ich glaube nirgendwo wird das Gute und das Böse so sichtbar, wie bei Karl May. Und das Gute siegt immer. Wenn das Atavismus wäre, dann wären Karl-May-Leser von Grund auf gut, sofern sie auf der "richtigen" Seite mitfiebern. Also keine hauchdünne friedfertige Schicht, sondern eher dickes Fell.

Verdrängte Gewaltphantasie? Und warum war dann meine Jugendfreundin so hin und weg von Pierre Brice?

Das dürfte auch ziemlich klar sein: Mädchen stehen auf Helden und wenn sie dann auch noch gut aussehen...
LG stine

[HF*******]

… aber ich habe Indianerspiele usw. seit jeher verabscheut. …

Und was genau willst Du uns damit sagen…

[1von6,5Milliarden]

Normalerweise würde ich sagen, dass das Verbot platzt: Darf man sonst bei der Bundeswehr auch nicht mehr aufeinander zielen?

Darf man denn? Zu meiner Zeit durfte man nicht, aber Gebirgsjäger haben auch Gebirge zu jagen.

Zudem übt man bei Paintball gleichzeitig auch Notwehrsituationen. Das Recht auf Notwehr ist aber ein unverzichtbares Recht, das sich auch aus der Menschenwürde ergibt. Und dazu muss man Notwehr auch üben können.

Ist dies Ironie oder bist du mit Charlton Heston verwandt?

Selbst wenn Paintball die Menschenwürde verletzt, ist die Verbotsforderung Unsinn.

Volle Zustimmung. Die Typen haben zwar für mich ein Rad ab und ich denke bei solchen Figuren immer an die "Wehrsportgruppe Hoffmann", aber dagegen gibt es schon Handhabe - wenn man denn will.

Ich würd sagen Paintball=Sport=ok

Aber: realistische Nachbauten von Militärwaffen=Gotcha=Militarismus=Nein

[HF*******]

Ist dies Ironie oder bist du mit Charlton Heston verwandt?

Je länger ich darüber nachdenke, umso überzeugender finde ich das. Einer muss doch auch beim Paintball immer zuerst schießen. Theoretisch darfst Du jede Schusswaffe zur Notwehr verwenden, auch wenn zu Hause im Ergebnis nur Luftgewehre erlaubt sind. Man darf sich nicht richtig bewaffnen und mit den vorhandenen Waffen soll man es auch nicht üben dürfen?

Überhaupt hängt durchaus ein ganzes Menschenbild dahinter, wenn man wie in den USA sagt, dass sich die Menschen selbst verteidigen können, soweit der Staat nicht dazu in der Lage ist. In Deutschland ist man ja wehrlos. Es fragt sich nur, welchen Preis man zu zahlen bereit ist.

Wenn Platzpatronen ausgegeben wurden, dann durften wir auch in Richtung Mensch schießen, mit genügendem Abstand versteht sich. Eine Apfelsine kann man auch mit Platzpatronen zerschießen, wenn man sie vor den Lauf hält.

[stine]

Wie wär's mit dieser Alternative?

LG stine