HFRudolph hat geschrieben:Es gibt durchaus grundlegende Demokratiedefizite bei uns, das fängt schon da an, dass die Regeln für die demokratische Legitimation nie vom Volk bestimmt wurden und dass das Volk auch noch nie unmittelbaren Einfluss darauf gehabt hat.
Und? Zeig mir einen Staat wo die Mehrheit(!) der Bevölkerung jemals frei, demokratisch und souverän für (s)eine Staatsform gestimmt hat. Will jetzt nicht sagen, dies gäbe es nicht, nur fällt mir nichts dazu ein.
Ich sehe da eher ein deutliches Demokratiedefizit bei vielen einzelnen Bürgern.
HFRudolph hat geschrieben:Dann geht es damit weiter, dass die Vertreter, deren Vertretungsmacht damit eigentlich mangelhaft ist, nach der Wahl machen können, was sie wollen, ohne dass der Souverän irgendeinen Einfluss darauf hätte.
Direkte Demokratie ist aber einer gewissen Größe der Masse nicht mehr machbar und wenn ich mir so ansehe wer da ohn Sachverstand und nur mit kruden Thesen beseelt jede Entscheidung mitbestimmen will, wird mir ganz schlecht. Deshalb finde ich indirekte Demokratie ganz in Ordnung, vom Ideal ist es allerdings noch weit entfernt. Solange das Wahlvolk so ist wie es ist, ist es ganz gut so, wie es geregelt ist. Es ist nicht gut, aber einer praktikabel besten Lösung einigermaßen angenähert. Wobei subjektiv man sich zur Zeit eher entfernt.
HFRudolph hat geschrieben:Wahlbetrug ist damit Tür und Tor geöffnet: Obwohl die Stimmen durch Täuschung erschlichen werden, wird weiter so verfahren, als sei die Wahl gültig.
Wahlbetrug ist was anderes, aber ich weiß was du meinst
Ja der tumbe Wähler will doch verarscht werden und sich nachher beschweren, deshalb wäre ja direkte Demokratie der direkte Weg ins Chaos und in einen Unrechtsstaat.
Jeder mit mehr Hirn als das einer Taube hat wissen können, wissen müssen, dass die blühenden Landschaften so wie gemeint in dem Zeitrahmen eine unmögliche Utopie waren. Und ich glaube nicht, dass es an der Person Lafontaine (den ich trotzdem(?) nicht gewählt habe) gelegen hat, dass das Aussprechen der Wahrheit (bzw. des weniger Unrealistischen) abgestraft wurde. So what? Wann wäre der Zeitpunkt für die Strafe bzgl. der "blühenden Landschaften fällig gewesen? Wie hätte sie aussehen sollen?
Die blühenden Landschaften sind ausgeblieben und wie hat das Wahlvolk gestraft? Mit Wiederwahl. Also wo wäre hier der Vorteil einer direkten Demokratie gewesen.
Ein Staat hat nach außen hin verlässlich zu sein, ist mit direkter Demokratie fast nicht zu machen.
Und: Ja, Politiker, wie auch hohe Beamte oder Wirtschaftsführer sollten für den Schei** den sie verbocken, auch juristisch zur Rechenschaft gezogen werden
HFRudolph hat geschrieben:Ein weiterer Punkt ist natürlich, dass die Wahlkampfkostenerstattung entsprechend der errungenen Stimmen stattfindet. D. h. bei der nächsten Wahl wird die Chancengleichheit ausgehebelt.
Ja, hat aber damit jetzt sehr sehr wenig zu tun - auch wenn du weiterer Punkt geschrieben hast. Das was du als Manko ansiehst, ist m.W. original gewollt, nicht direkt um Pfründe zu sichern, sondern (wie die 5-%-Hürde) um Extremisten das Leben schwerer zu machen. Ist meines Erachtens aber beides bei weitem nicht die "ideale" Lösung und hilft in der Praxis nur den etablierten Parteien und deren Politikern. Die Hürden sind zu hoch und zu ungerecht (es ist zum Beispiel lächerlich, dass die CSU 5 % aller abgegebenen gültigen Stimmen in der BRD braucht um ins EU-Parlament zu kommen, aber irgendso ein Steurhinterzieherhelfer aus Liechtenstein braucht nur von seinen nächsten Verwandten gewählt werden - die CSU braucht mehr gültige Stimmen, als Liechtenstein Schwarzgeldkonten hat äh jede deutsche Partei braucht mehr Stimmen um ins Parlament zu kommen, als viele EU-Staaten überhaupt Einwohner haben). Auch bei Land- oder Bundestagswahlen ist die 5-%-Hürde m.E. kein geeignetes und gerechtes Mittel. Im übrigen agieren die Parteien bei den Wahlen auf Pump, sie können nämlich nicht haushalten. Trotzdem ist ein gutes Wahlergebnis heute natürlich der finanzielle Grundstock für viel Wahlwerbung morgen.
HFRudolph hat geschrieben:Und welchem Sinn und Zweck sollte es dienen, dass jemand zur Wahl geht und dort ankreuzt, keinen der Wahlvorschläge zu wählen?
Man könnte damit was verbinden, zum Beispiel auch die Wahlkampfkostenerstattung - so wie es m.W. auch jetzt schon ist, Anteil der gültigen Stimmen, stimmen 50 % mit "keiner der Vorschläge" und 40 % für Partei X, bekommt X eben nur 40 %, heute bekäme X 80 % (vereinfacht).