Glaube und Objektivität

Liebe Brights,
christliche Hardliner versuchen immer wieder den Vorteil einer religiösen Weltanschauung gegenüber einer nichtreligiösen wissenschaftlich nachzuweisen. Dabei bedienen sie sich korrekt durchgeführter Studien, deren Ergebnisse sie jedoch falsch interpretieren. Diese Interpretationen halten einer wissenschaftlichen Objektivität nicht stand.
So passiert in der Österreichischen Ärztezeitung vom 3.Feber 2008. Hier wird auf Seite 46 behauptet, dass "Gläubig sein sich positiv auf die Lebensqualität auswirke - wie in zahlreichen Studien nachgewiesen werden konnte." Nach mehreren Telefonaten, mails und einer anschließenden Literaturrecherche ist schlussendlich von den „zahlreichen Studien“ nur eine übriggeblieben: "Religious attendance and 12-year survival in older persons" von Teinonen et alii in Age Ageing 2005; 34: 406-409. In dieser Studie wurden die über 65-Jährigen in drei Gruppen eingeteilt, nämlich in eine Gruppe, die nie, die selten und die häufig an religiösen Veranstaltungen teilnimmt. Das Ergebnis der Studie ist, dass die Gruppe, die häufig an religiösen Veranstaltungen teilnimmt, die beste Überlebensprognose hat. Dies ist jedoch wenig erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Teilnahme an einem Gottesdienst ein Minimum an körperlicher Fitness voraussetzt, und sämtliche Bettlägrigen – ob gläubig oder ungläubig – sich in der Gruppe der „Nichtteilnehmer“ befinden. Hier sind drei Gruppen mit unterschiedlichen physischen Voraussetzungen verglichen worden und entsprechend sieht auch die Überlebensprognose aus. Aus diesem Studienergebnis jedoch den Schluss zu ziehen, dass "Gläubig sein sich positiv auf die Lebensqualität auswirke“, ist falsch und entsteht durch zwei Fehler: 1. Es wird angenommen, dass alle Gläubigen in der Gruppe der häufig religiös aktiven sind. 2. Es wird Ursache und Wirkung vertauscht. Nicht deswegen, weil jemand religiös aktiv ist, ist er gesünder, sondern, weil er gesünder ist, kann er eher an religiösen Aktivitäten teilnehmen.
Die Österreichische Ärztezeitung ist das Sprachrohr der Österreichischen Ärztekammer und erreicht alle Ärzte Österreichs. Die damit einhergehende Botschaft an den verantwortungsvollen Österreichischen Arzt soll wohl heißen: „Wenn Sie es mit Ihrem Patienten gut meinen – und davon gehen wir (= die Österreichische Ärztekammer) aus -dann animieren Sie den Patienten zum Beten.“
Ähnliches habe ich erlebt bei der zufälligen Durchsicht des factum-Magazins 1/2009. Dort ist auf Seite 8 zu lesen, dass eine „Grosse Langzeitstudie in den USA belegt, dass Glaube gesundheitsfördernd ist“. Der Autor des Artikels hat mich an folgende Arbeit verwiesen:
Schnall et al. The relationship between religion and cardiovascular outcomes and all-cause mortality in the women's health initiative observational study. Psychology & Health, 2008; DOI: 10.1080/08870440802311322
Adapted from materials provided by Albert Einstein College of Medicine of Yeshiva University, via Newswise.
Dieser Artikel ist nur über Internet für 23€ beziehbar. Da ich nicht bereit bin, für einen Artikel mit fraglichem wissenschaftlichen Wert 23 € zu zahlen, habe ich mir hierzu verschiedene Sekundärliteraturstellen im Internet angesehen.
Es wurden Daten von mehr als 92000 US-amerikanischer Frauen zwischen 50 und 79 Jahren ausgewertet. Dabei wurden Frauen, die regelmäßig an Gottesdiensten teilnehmen, (= mobile Gläubige) den anderen Frauen (= immobile Gläubige, immobile Ungläubige und mobile Ungläubige) gegenübergestellt. Auch hier ist die Schlussfolgerung aus der Studie, nämlich „dass Glaube gesundheitsfördernd ist“, falsch.
Die Fragen, die sich mir stellen: Sind diese falschen Schlussfolgerungen unabsichtlich passiert, weil die Redakteure zu oberflächlich recherchiert haben? Oder wurden absichtlich falsche Schlüsse gezogen und die christliche Missionierung über die wissenschaftliche Wahrheit gestellt? Könnte es sein, dass hier der Zweck die Mittel heiligt? Wie sieht es mit dem Gebot aus, „Du sollst kein falsches Zeugnis geben“?
christliche Hardliner versuchen immer wieder den Vorteil einer religiösen Weltanschauung gegenüber einer nichtreligiösen wissenschaftlich nachzuweisen. Dabei bedienen sie sich korrekt durchgeführter Studien, deren Ergebnisse sie jedoch falsch interpretieren. Diese Interpretationen halten einer wissenschaftlichen Objektivität nicht stand.
So passiert in der Österreichischen Ärztezeitung vom 3.Feber 2008. Hier wird auf Seite 46 behauptet, dass "Gläubig sein sich positiv auf die Lebensqualität auswirke - wie in zahlreichen Studien nachgewiesen werden konnte." Nach mehreren Telefonaten, mails und einer anschließenden Literaturrecherche ist schlussendlich von den „zahlreichen Studien“ nur eine übriggeblieben: "Religious attendance and 12-year survival in older persons" von Teinonen et alii in Age Ageing 2005; 34: 406-409. In dieser Studie wurden die über 65-Jährigen in drei Gruppen eingeteilt, nämlich in eine Gruppe, die nie, die selten und die häufig an religiösen Veranstaltungen teilnimmt. Das Ergebnis der Studie ist, dass die Gruppe, die häufig an religiösen Veranstaltungen teilnimmt, die beste Überlebensprognose hat. Dies ist jedoch wenig erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Teilnahme an einem Gottesdienst ein Minimum an körperlicher Fitness voraussetzt, und sämtliche Bettlägrigen – ob gläubig oder ungläubig – sich in der Gruppe der „Nichtteilnehmer“ befinden. Hier sind drei Gruppen mit unterschiedlichen physischen Voraussetzungen verglichen worden und entsprechend sieht auch die Überlebensprognose aus. Aus diesem Studienergebnis jedoch den Schluss zu ziehen, dass "Gläubig sein sich positiv auf die Lebensqualität auswirke“, ist falsch und entsteht durch zwei Fehler: 1. Es wird angenommen, dass alle Gläubigen in der Gruppe der häufig religiös aktiven sind. 2. Es wird Ursache und Wirkung vertauscht. Nicht deswegen, weil jemand religiös aktiv ist, ist er gesünder, sondern, weil er gesünder ist, kann er eher an religiösen Aktivitäten teilnehmen.
Die Österreichische Ärztezeitung ist das Sprachrohr der Österreichischen Ärztekammer und erreicht alle Ärzte Österreichs. Die damit einhergehende Botschaft an den verantwortungsvollen Österreichischen Arzt soll wohl heißen: „Wenn Sie es mit Ihrem Patienten gut meinen – und davon gehen wir (= die Österreichische Ärztekammer) aus -dann animieren Sie den Patienten zum Beten.“
Ähnliches habe ich erlebt bei der zufälligen Durchsicht des factum-Magazins 1/2009. Dort ist auf Seite 8 zu lesen, dass eine „Grosse Langzeitstudie in den USA belegt, dass Glaube gesundheitsfördernd ist“. Der Autor des Artikels hat mich an folgende Arbeit verwiesen:
Schnall et al. The relationship between religion and cardiovascular outcomes and all-cause mortality in the women's health initiative observational study. Psychology & Health, 2008; DOI: 10.1080/08870440802311322
Adapted from materials provided by Albert Einstein College of Medicine of Yeshiva University, via Newswise.
Dieser Artikel ist nur über Internet für 23€ beziehbar. Da ich nicht bereit bin, für einen Artikel mit fraglichem wissenschaftlichen Wert 23 € zu zahlen, habe ich mir hierzu verschiedene Sekundärliteraturstellen im Internet angesehen.
Es wurden Daten von mehr als 92000 US-amerikanischer Frauen zwischen 50 und 79 Jahren ausgewertet. Dabei wurden Frauen, die regelmäßig an Gottesdiensten teilnehmen, (= mobile Gläubige) den anderen Frauen (= immobile Gläubige, immobile Ungläubige und mobile Ungläubige) gegenübergestellt. Auch hier ist die Schlussfolgerung aus der Studie, nämlich „dass Glaube gesundheitsfördernd ist“, falsch.
Die Fragen, die sich mir stellen: Sind diese falschen Schlussfolgerungen unabsichtlich passiert, weil die Redakteure zu oberflächlich recherchiert haben? Oder wurden absichtlich falsche Schlüsse gezogen und die christliche Missionierung über die wissenschaftliche Wahrheit gestellt? Könnte es sein, dass hier der Zweck die Mittel heiligt? Wie sieht es mit dem Gebot aus, „Du sollst kein falsches Zeugnis geben“?