Drogen-Krieg!

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon Arathas » Mi 8. Jun 2011, 09:46

Boss und spacetime - jetzt ist bitte wieder gut. spacetime hat sich entschuldigt und zugestanden, dass ihm die Finger ausgerutscht sind bei manchen Formulierungen.

@spacetime: Bitte verzichte in Zukunft auf polemisches Würzen deiner Beiträge. Wenn jemand - deiner Meinung nach - keine Ahnung hat, dann brauchst du einfach nur seine Argumente zerpflücken, nicht aber ihm an den Kopf schmettern, dass er keine Ahnung hat. Jemandem Unwissenheit oder Ignoranz vorzuwerfen führt doch nur zu endlosen Im-Kreis-Diskussionen zwischen dir und dem anderen, was die Threads aufbläst und nichts zum Thema beiträgt.
Benutzeravatar
Arathas
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 1177
Registriert: Do 19. Mär 2009, 11:58

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon stine » Mi 8. Jun 2011, 11:17

arcalexx hat geschrieben:Mir ist immer noch nicht verständlich, wie man einem aufgeklärten Menschen verbieten kann, sich selbst zu schädigen (genauso fragwürdig und vergleichbar ist das Verbot, nicht angeschnallt Auto zu fahren).
Jeder darf sich schädigen wie er gerne möchte und darf sich, wenn gar nichts mehr geht, am Ende sogar selbst das Leben nehmen.
Aber auch hier gilt: Die Freiheit des Einzelnen hört auf, wo er die Freiheit des anderen berührt!
Die Kosten die ein volltrunkener Jugendlicher im komatösen Stadium dem Krankenkassenbeitragszahler oder dem Steuerzahler verursacht, sind erheblich. Erheblich sind auch die Kosten die ein nicht mehr einzugliedernder Alkohol-, oder Drogenabhängiger der Allgemeinheit verursacht.

Durch Legalisierung und Aufklärung von und über Drogen alleine ist nicht sichergestellt, dass ein Missbrauch derselben ausbleibt. Ist erst eine Abhängigkeit vorhanden, dann hilft es auch nicht, wenn der Zugang legal ist - die Beschaffungskosten bleiben ja trotzdem, genau wie bei Alkohol und Zigaretten.
Und wer sollte diese dann tragen, wenn erst eine Abhängigkeit vorhanden ist?
Und wer soll die so arbeitsunfähig Gewordenen versorgen?
Das Problem der Süchtigen ist ein bereits bekanntes.

Ganz zu schweigen von den Familien die sehr unter der Abhängigkeit ihrer Angehörigen zu leiden haben. Lass dir mal die Geschichten von Betroffenen erzählen, die einen Alkoholker oder Drogensüchtigen in der Familie versorgen mussten oder noch müssen.

Leichte Drogen sind wie Alkopops. Der Einstieg muss schmecken. Eine Versicherung, dass daraus kein Missbrauch erfolgt, die gibt es nicht.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon Nanna » Mi 8. Jun 2011, 13:25

1von6,5Milliarden hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Sowohl bei Alkohol als auch bei Nikotin geht der Konsum seit Jahren zurück, vermutlich in erster Linie aufgrund gesellschaftlicher Ächtung.
Für was ist dies ein Argument?
Man muss einen Schritt weitergehen in seinen Gedanken.
Alkohol und Tabak als Produkt in ihrer Gesamtheit sind nicht mehr so grenzenlos "legal" wie vor vielen Jahren. Es gibt stärkere staatliche Reglementierung, die (ich nenne es mal so) Strafsteuern wurden erhöht und das Verbot (!) der Werbung dürften durchaus zur gesellschaftlichen Ächtung beigetragen haben.
Da das Suchtpotential von Tabak ein ganz anderes ist, als bei vielen "harten Drogen", ist auch die Preissensibilität der Kunden auf einem anderen Niveau.

Ich habe da aber ausdrücklich betont, dass Legalisierung und Liberalisierung zwei verschiedene Dinge sind. Es ist ja nicht so, dass ich für die Aufstellung von Heroinautomaten plädieren würde. Drogenwerbung dürfte selbstverständlich niemals erlaubt werden, der Handel müsste strenger staatlicher Kontrolle unterliegen, der Verkauf nur in (spezialisierten?) Apotheken durch Pharamzeuten und der Konsum nur unter ärztlicher Kontrolle geschehen, deren Kosten man im Preis mitbezahlen müsste, denn spottbillig darf das Zeug nicht werden klar, es muss nur preislich das unterbieten, was der gemeine Dealer an der Ecke verlangt. Grenzenlos legal, wie du es nennst, dürfen Drogen selbstverstänlich nie sein. Auch muss die gesellschaftliceh Ächtung aufrechterhalten werden und Delikte wie Fahren unter Drogeneinfluss müssen weiterhin hart bestraft werden. Es geht nicht darum, Drogen auf dieselbe Stufe zu stellen, wie die kulturell etablierten Gewohnheitsdrogen Nikotin und Alkohol, es geht darum, die Drogen soweit zu entkriminalisieren, dass dem Drogenhandel der Boden wegbricht.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon stine » Mi 8. Jun 2011, 13:50

Nanna hat geschrieben:...der Handel müsste strenger staatlicher Kontrolle unterliegen, der Verkauf nur in (spezialisierten?) Apotheken durch Pharamzeuten und der Konsum nur unter ärztlicher Kontrolle geschehen, deren Kosten man im Preis mitbezahlen müsste, denn spottbillig darf das Zeug nicht werden klar, es muss nur preislich das unterbieten, was der gemeine Dealer an der Ecke verlangt.
@Nanna: Bei dieser Konstellation wird das Problem mit dem Dealer an der Ecke nicht gelöst. Es geht immer billiger, als das Erlaubte. Notfalls total verschmutzt und/oder gestreckt. Du siehst das ja bei den Zigaretten, da geht auch nicht nur die teure Marlboro über die Theke und billiger Fusel, bis hin zu Irish Moos von Schlecker ersetzen im Endstadium oftmals den alten Whiskey oder Cognak.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon Lumen » Mi 8. Jun 2011, 14:34

Ich sehe das ebenfalls skeptisch. Eine Liberalisierung von Drogen kann neue Wege eröffnen. Es kann gezielt aufgeklärt werden und ein ganzer Sumpf an Kriminalität wird trockengelegt. Eine Liberalisierung ist daher möglicherweise das kleinere Übel. Unproblematisch ist es eben nicht. Denn gleichzeitig ist Kannabis heute nicht mehr die leichte Partydroge der 1970er, sondern derart hochgezüchtet, dass Drogen-Induzierte Psychosen, also ernste, bleibende, geistige Schäden keine Seltenheit sind. Gesteigerter Drogengebrauch im Alltag sehe eher nicht als Problem, wie die Niederlande zeigen.

Der Gesetzgeber sollte dabei allerdings den Pfusch abstellen. Getrennte Verbote zu Herstellung, Gebrauch, Besitz, Einkauf und Verkauf etc. erzielen nicht den gewünschten Effekte (nämlich Kriminalität zu verhindern etc.). Das ist in den niederlanden abstruserweise auch so, dass manche Bereiche der Herstellungs- und Verwertungskette legal, andere halblegal und wieder andere verboten sind. Man sollte das Wecken und Steigern von Nachfrage auf jeden Fall verbieten, also Werbung und Pressearbeit etc und den Verkauf wie bei Alkohol und Tabak einschränken.
Benutzeravatar
Lumen
 
Beiträge: 1133
Registriert: Sa 30. Okt 2010, 01:53

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon arcalexx » Mi 8. Jun 2011, 18:55

stine hat geschrieben:Aber auch hier gilt: Die Freiheit des Einzelnen hört auf, wo er die Freiheit des anderen berührt!
Die Kosten die ein volltrunkener Jugendlicher im komatösen Stadium dem Krankenkassenbeitragszahler oder dem Steuerzahler verursacht, sind erheblich. Erheblich sind auch die Kosten die ein nicht mehr einzugliedernder Alkohol-, oder Drogenabhängiger der Allgemeinheit verursacht.


Du unterstellst mit Deinem Argument, dass nach der Legalisierung die Anzahl der Drogenabhängigen steigen wird, denn nur dann macht das Argument Sinn. Warum das so sein soll, musst Du aber noch begründen. Ich denke nicht, dass dann Horden von bisher von Drogen Ferngebliebenen auf die Verkaufsläden (-apotheken?) stürzen wird. Die, die kiffen wollen, können das auch jetzt schon - der Zugang ist auch illegal so einfach!

stine hat geschrieben:Leichte Drogen sind wie Alkopops. Der Einstieg muss schmecken. Eine Versicherung, dass daraus kein Missbrauch erfolgt, die gibt es nicht.
LG stine


Dass leichte Drogen zwangsläufig zu harten führen, hat noch niemand bewiesen. Ich habe mal eine Zahl gehört, dass nur 5 % der ehemals Haschischkonsumenten auf Heroin umgestiegen sind. 5 % halte ich nicht für statistisch signifikant.
Benutzeravatar
arcalexx
 
Beiträge: 130
Registriert: Mi 30. Mai 2007, 20:59
Wohnort: Berlin

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon Nanna » Mi 8. Jun 2011, 20:11

arcalexx hat geschrieben:Die, die kiffen wollen, können das auch jetzt schon - der Zugang ist auch illegal so einfach!

Ich denke, das ist der entscheidende Punkt!

Selbstverständlich kann man aus moralphilosophischer Ecke dagegen eine Menge einwenden, etwa, dass das Falsche nicht durch Gewohnheit richtig wird. Andererseits dürfte gerade das Verbot von Drogen aus philosophischer Sicht nicht so einfach zu begründen sein, weil die persönliche Freiheit in der Philosophie ja doch meist recht hoch gewertet wird und Verbote Freiheit per definitionem beschneiden. In der Politik darf man - leider oder zum Glück, je nachdem wie man das sehen will - Dinge tun, die der Platonist oder strenge Kantianer nicht tun darf, nämlich Übel und Menschenleben gegeneinander aufrechnen. Und wenn dabei rauskommt, dass die Gesellschaft unter'm Strich weniger Kriminalität, (fast) keine Drogenkriege mehr und eine in etwa konstante Zahl an Drogenkonsumenten hat, die allerdings ab dann mit Hilfsangeboten leichter erreichbar sind, würde ich das als ethisch vertretbar ansehen.

Man wird einen Schritt in diese Richtung wahrscheinlich irgendwann gehen müssen. Die Zustände in Süd- und Mittelamerika sind nicht hinnehmbar. Wir können ja nicht ewig so weitermachen, dass wir Drogen importieren und Waffen exportieren und auf diese Weise bürgerkriegsähnliche Zustände in anderen Ländern am Laufen halten. Ich bin der Meinung, es wäre das Risiko wert, zumindest einen Versuch zu unternehmen. Man kann das Zeug immer noch wieder verbieten, wenn sich herausstellen sollte, dass alles nur schlimmer wird, dafür werden sich definitiv Mehrheiten finden lassen (andersherum ist es schon schwieriger).
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon musicman » Mi 8. Jun 2011, 20:17

Die Frage ist auch immer, wer, warum, welches Interesse an der Illegalität bzw. Kopfschmerzen beim Gedanken an Legalisierung hat.
Auf der einen Seite ernst zu nehmenden Bedenkenträger, hier zB stine und der Boß, denen ich ihre Befürchtungen gerne abnehme.
Andererseits ist das ein Milliardengeschäft und da ziehen Leute an den Strippen deren Einfluß sehr weitreichend ist und deren Kontakte auch in die Politik reichen.
In Kenya stehen 10 Jahre Gefängnis auf den Besitz von Cannabis und es ist ein offenes Geheimnis, dass die Besitzer der riesigen Ganja Farmen um den Mount Kenya fast allesamt MP`s (member of parliament) sind und natürlich ein Interesse daran haben, den Preis hoch zu halten. Natürlich läuft es bei uns etwas subtiler, aber die Mechanismen von Korruption und Geschäften im Graubereich sind überall die gleichen. Die ehrenwerten Herren mit den gut gefüllten Bankkonten werden einen Teufel tun, ihren Gewinn einfach abzuschreiben und ihre Macht ausspielen, damit es bleibt wie es ist, ganz egal ob eine Legalisierung sinnvoll wäre oder nicht.

musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon stine » Do 9. Jun 2011, 11:21

Eines der Hauptprobleme bleibt die Sucht!
Wer süchtig ist muss sich Stoff beschaffen und das wird immer zu Schmuggel und Kriminalität führen. Vielleicht weniger, aber doch wird es wieder so kommen.
Betrachten wir mal ganz normale Handelsgüter wie Elektrogeräte, Schmuck, Kunst oder sogar Autozubehör. Das alles ist legal zu haben und wird dennoch illegal gehandelt. Wer etwas vermeintlich Gutes billiger bekommt oder es sonst nicht findet greift zu, und da ist es oft egal, ob es sich um Plagiate oder Hehlerware handelt. Kriminalität ist überall und allgegenwärtig. Und dabei ist der Beschaffer bei den normalen Handelsgütern noch nicht einmal in der prekären Lage kaufen zu müssen, weil es ihm sonst schlechter ginge. ( :mg: bei den meisten ist es zumindest so)

Die Drogenbosse werden ihre Felder trotzdem behalten und ihre kostbare Ware dann eben wie die Saudis ihr Öl auf dem Spekulantenbasar werfen. Wer den Stoff braucht, der zahlt alles. Ich denke nicht, dass Kriminalität durch Legalisierung des Sachverhalts zu verhindern ist.
Schnell viel Geld zu machen und Macht zu erlangen für sich und seinen Clan ist ein immerwährendes menschliches Verlangen. Wer so gestrickt ist und das Zeug dazu hat wird es immer wieder tun - und wenn er dazu Regierungschef eines Landes werden müsste. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Feldarbeiter durch Legalisierung von Drogen dort mehr Geld verdienen und weniger ausgebeutet werden würden. Ein Fair-Globe in Sachen Haschisch, sozusagen.
Und weil es sich um ein Suchtmittel handelt, das auch benötigt wird wenn die Kassen leer sind, müssten die Felder nach wie vor bewacht werden.

Könnte man denn die Kriminalität um den Waffenhandel ausrotten, wenn dieser weltweit legalisiert werden würde?

arcalexx hat geschrieben:Du unterstellst mit Deinem Argument, dass nach der Legalisierung die Anzahl der Drogenabhängigen steigen wird, denn nur dann macht das Argument Sinn. Warum das so sein soll, musst Du aber noch begründen. Ich denke nicht, dass dann Horden von bisher von Drogen Ferngebliebenen auf die Verkaufsläden (-apotheken?) stürzen wird. Die, die kiffen wollen, können das auch jetzt schon - der Zugang ist auch illegal so einfach!
Warum dies nicht so sein sollte wäre auch zu begründen. Der Alkoholismus unter Jugendlichen ist längst keine Seltenheit mehr. Die Droge Alkohol ist billig und überall zu haben.
In allen Ländern dieser Welt, wo Arbeit und Zukunftsvisionen ausbleiben, steigt der Drang nach Betäubung. Ein betäubtes Volk macht aber die Lage nicht besser. Ich empfehle Bilder drogensüchtiger Jugendlicher im Netz zu suchen.
Da wird dir übel.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon spacetime » Sa 11. Jun 2011, 13:31

@ 1 von 6,5 Milliarden:
Es gibt keine zwei Meinungen bei diesem Thema! Der Krieg gegen Drogen (und die Prohibition) ist ein Verbrechen gegen alles Menschliche. Würde man diese Politik rechtfertigen wollen, so müsste man die Menschenrechte mit Füßen treten. Meine Meinung noch einmal deutlich: Ich bin gegen die momentane Politik, die ich auch "drugs are evil"-policy nennen könnte. Es ist eine Scheinmoral-Politik, die nur beim ersten Hinsehen eine in sich schlüssige moralische Legitimation besitzt - ein Kartenhaus, dass beim Abgleich mit der Realität zusammenfällt. Ob Dekriminalisierung, teilweise Legalisierung oder komplette Legalisierung... das weiß ich auch noch nicht so genau, aber das soll hier ja auch diskutiert werden.

Es ist nicht schlimm, wenn man keine Ahnung hat. Es ist nuur schlimm, wenn man nicht dagegen macht! Achja... wenn du dich absichtlich unwissend stellst, dann brauchst du dich nicht wundern, wenn ich dir dann vorwerfe, nicht sooo viel über das Thema zu wissen. Irgendwie solltest du auf diese Dünnbrettbohrer-Enttarnerei verzichten, das gibt meist nur Ärger. Den will ich nicht und du erst recht nicht! Also lass uns sachlich über dieses Thema diskutieren, denn ich bin immer bereit, meine alten Ansichten über den Haufen zu werfen, wenn jemand bessere Argumente liefert!
:up:
Benutzeravatar
spacetime
 
Beiträge: 288
Registriert: Di 29. Mai 2007, 20:11
Wohnort: Frankfurt

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon stine » Sa 11. Jun 2011, 14:30

spacetime hat geschrieben:Der Krieg gegen Drogen (und die Prohibition) ist ein Verbrechen gegen alles Menschliche. Würde man diese Politik rechtfertigen wollen, so müsste man die Menschenrechte mit Füßen treten.
Wie meinst du das?
Jeder hat das (Menschen)Recht auf seinen Rausch, oder wie?

spacetime hat geschrieben:... denn ich bin immer bereit, meine alten Ansichten über den Haufen zu werfen, wenn jemand bessere Argumente liefert!
Das ist die Frage! Die Argumente gegen die Legalisierung sind genauso gut, wie die dafür. Du erkennst sie aber trotzdem nicht an, weil du für die Freiheit der Drogen bist. Eine voreingenomme Stellung zu einem Thema verhindert oft, dass man den anderen verstehen mag.
Ich glaube nicht, dass die Legalisierung der Drogen die kriminelle Energie, schnell zu viel Geld zu kommen und dabei über Leichen zu gehen, aus dem Weg schafft. Es geht hier nicht nur um die Jugendlichen, die mit Drogen(miss)brauch eventuell ihr Leben zerstören, es geht auch darum, dass Drogenbarone anschließend nicht mit Lohnsteuerkarte ihr Geld verdienen werden, weil sie plötzlich ihre freischaffende Arbeit verloren haben.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon Nanna » Sa 11. Jun 2011, 15:39

spacetime hat geschrieben:Es ist nuur schlimm, wenn man nicht dagegen macht! Achja... wenn du dich absichtlich unwissend stellst, dann brauchst du dich nicht wundern, wenn ich dir dann vorwerfe, nicht sooo viel über das Thema zu wissen. [...] Also lass uns sachlich über dieses Thema diskutieren

Denk dir mich einfach mit einer leicht gehobenen Augenbraue und einem warnenden Blick. Es ist nicht fair, jemanden zu provozieren, und dann prophylaktisch hinterherzuschieben, dass man sachlich diskutieren möchte. Das ist ein vergiftetes Plädoyer: Dein Gegenüber muss entweder die Provokation schlucken oder sich vorwerfen lassen, das Plädoyer für Sachlichkeit zu ignorieren, falls es doch auf deine Provokation anspringt.

Wenn ich einen Rat geben darf, dann lasst (beide) jetzt einfach die Metadiskussion darüber, wer sich besser auskennt, stattdessen sollten jetzt mal die inhaltsbezogenen Argumente allein in den Ring. Ad-hominem-Argumente bzw. Ad-Personam-Argumente möchte ich, wenn's geht, hier nicht mehr lesen. Danke.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon musicman » Mo 13. Jun 2011, 07:57

stine hat geschrieben:Eines der Hauptprobleme bleibt die Sucht!
Wer süchtig ist muss sich Stoff beschaffen und das wird immer zu Schmuggel und Kriminalität führen.
LG stine


Mit Legalisierung bekommt man nicht das Phänomen Sucht aus der Welt, das ist richtig, es gilt aber abzuwägen, was mehr Leiden schafft und natürlich auch Folgekosten.
Die Beschaffung von Alkohol zB hat wenig Kriminalität zur Folge, die Folgen von Alkoholismus stehen auf einem anderen Blatt, da ist mit Prävention dagegen zu halten, man sollte das nicht vermischen. Die Beschaffungskriminalität von Opiaten ist hingegen eine Folge des Preises, der durch die Illegalität entsteht und nicht durch die Herstellungskosten. Auch die gesundheitlichen Folgekosten dürften durch Opiate niedriger sein, da sie wesentlich weniger gesundheitliches Gefährdungspotential enthalten als Alkohol, das gilt es abzuwägen, hat aber ebenfalls nichts mit dem Problem Sucht an sich zu tun. Ich kenne Leute, mit denen ich auf Tour war, die verbrachten die meiste Zeit der 70/ 80er Jahre im Kokain/Heroin Rausch (schrieben dabei noch Weltklassiker) ohne ein einziges Mal kriminell zu werden, (abgesehen von der Straftat des Besitzes) ganz einfach weil sie das Geld hatten es zu kaufen, ohne sichdas Geld auf kriminelle Art und Weise besorgen zu müssen
Verkürzt gesagt, wenn man sich das an einer Abgabestelle legal (ich meine damit nicht frei verkäuflich im Supermarkt) besorgen kann, wird man nicht dafür vorher auf den Strich gehen, einbrechen oder ect.....

musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon stine » Mo 13. Jun 2011, 09:01

musicman hat geschrieben:Verkürzt gesagt, wenn man sich das an einer Abgabestelle legal (ich meine damit nicht frei verkäuflich im Supermarkt) besorgen kann, wird man nicht dafür vorher auf den Strich gehen, einbrechen oder ect.....
Aber das kann man doch längst. Wer los kommen möchte vom Stoff, bekommt das über die Krankenkassen sogar noch bezahlt. Ein Süchtiger ist nämlich "krank". Auch einen Alkoholiker bezeichnet man als "krank". Auch er kann (könnte) sich jederzeit auf Allgemeinkosten "trocken legen" lassen. Es zählt der Wille, von der Sucht loszukommen.

musicman hat geschrieben:Die Beschaffungskriminalität von Opiaten ist hingegen eine Folge des Preises, der durch die Illegalität entsteht und nicht durch die Herstellungskosten
Und du denkst, der Stoff wird billiger, wenn ihn ein ganzes Staatssystem für das Volk einkaufen muss?
Ich denke, dass das ein Traum ist. Die Energiekosten fallen auch nicht kontinuierlich, nur weil die ganze Welt versorgt werden muss. Die gutverdienenden Drogenbosse werden sich doch nicht ihren Gewinn nehmen lassen.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon ujmp » Mo 13. Jun 2011, 09:28

stine hat geschrieben: Es zählt der Wille, von der Sucht loszukommen.

Je nach dem- der Wille eines Suchtkranken ist eben nicht frei, deshalb gilt Sucht auch als Krankheit. Das Rauchen z.B. fördert die Bildung von Rezeptoren im Gehirn, die die Lust am Rauchen steigern. Es tritt also eine physische Veränderung ein, die den Willen zu Rauchen hervorruft ("Man kann tun was man will, abern nicht wollen, was man will"). Enzugserscheinungen bei Alkoholkranken sind auch nicht einfach nur Appetit auf ein Schnäpschen.

Aus solchen Gründen bin ich eigentlich gegen die Legalisierung von Drogen.
Benutzeravatar
ujmp
 
Beiträge: 3108
Registriert: So 5. Apr 2009, 19:27

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon spacetime » Do 16. Jun 2011, 11:29

stine hat geschrieben:Jeder hat das (Menschen)Recht auf seinen Rausch, oder wie?

Das auch, aber ich meine eher die Auswirkungen der Prohibition: die menschenverachtenden Methoden der Drogenkartelle; Streckmittel, die den Konsum lebensgefährlich machen usw... das sind die Folgen der derzeitigen Politik.

stine hat geschrieben:Das ist die Frage! Die Argumente gegen die Legalisierung sind genauso gut, wie die dafür. Du erkennst sie aber trotzdem nicht an, weil du für die Freiheit der Drogen bist. Eine voreingenomme Stellung zu einem Thema verhindert oft, dass man den anderen verstehen mag.

Das sehe ich nicht so. Die Auswirkungen der Illegalisierung sind schlimmer als die einer Legalisierung. Die meisten Probleme entstehen erst, weil Drogen illegal sind! Da gibt es keine zwei Meinungen, tut mir Leid. In diesem Report wurden Fakten dazu zusammengetragen: http://www.globalcommissionondrugs.org/Report

ujmp hat geschrieben:Je nach dem- der Wille eines Suchtkranken ist eben nicht frei, deshalb gilt Sucht auch als Krankheit. Das Rauchen z.B. fördert die Bildung von Rezeptoren im Gehirn, die die Lust am Rauchen steigern. Es tritt also eine physische Veränderung ein, die den Willen zu Rauchen hervorruft ("Man kann tun was man will, abern nicht wollen, was man will"). Enzugserscheinungen bei Alkoholkranken sind auch nicht einfach nur Appetit auf ein Schnäpschen.

Aus solchen Gründen bin ich eigentlich gegen die Legalisierung von Drogen.

Das ist kein Argument gegen die Legalisierung. Nach deiner Vorstellung, müsste man alles verbieten, was den Willen eines Menschen verändern könnte (das hat IMMER physiologische Ursachen). Wenn die Menschen über diese Auswirkungen aufgeklärt sind, können sie sich für oder gegen den Konsum, mit seinem möglichen Suchtrisiko, entscheiden (aus vernünftigen Gründen würde sich kaum jemand dafür entscheiden).
Es gibt keine Veränderung des Willens ohne physiologische Ursachen. Bei Drogen lässt sich diese Veränderung noch gut beobachten, durch Veränderung der Rezeptoren usw. Die Esntcheidung, ob ich jetzt auf Toilette gehe oder später, lässt sich dagegen kaum physiologisch begründen. Blöder Vergleich, aber kannst du dir denken was ich meine?
Benutzeravatar
spacetime
 
Beiträge: 288
Registriert: Di 29. Mai 2007, 20:11
Wohnort: Frankfurt

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon stine » Do 16. Jun 2011, 14:09

spacetime hat geschrieben:Wenn die Menschen über diese Auswirkungen aufgeklärt sind, können sie sich für oder gegen den Konsum, mit seinem möglichen Suchtrisiko, entscheiden (aus vernünftigen Gründen würde sich kaum jemand dafür entscheiden).
Du setzt voraus, dass alle Menschen, insbesondere Jugendliche und Kinder vernunftbegabt sind. Sind sie aber nicht.
Denk mal an den Sicherheitsgurt, sein Weglassen musste auch erst unter Strafe gestellt werden, damit auch hartgesottene Ignoranten ihn anlegten.

LG stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon spacetime » Do 16. Jun 2011, 14:45

stine hat geschrieben:Du setzt voraus, dass alle Menschen, insbesondere Jugendliche und Kinder vernunftbegabt sind. Sind sie aber nicht.

Aus diesem Grund wäre die Abgabe von Drogen an Kinder und Jugendliche verboten oder zumindest streng kontrolliert. Ich setze auch nicht voraus, dass alle vernünftig Handeln würden. Ich habe gesagt:
aus vernünftigen Gründen würde sich kaum jemand dafür entscheiden
Man muss nur abwägen, was schlechter wäre: entweder man toleriert einen gewissen Anteil, welcher unvernünftig handelt oder man toleriert diesen Anteil nicht und verbietet allen Menschen die freie Entscheidung (so wie es momentan ja ist). Bei ersterem behandelt man den mündigen Bürger als Erwachsenen, bei letzterem geht man mit allen Menschen wie mit unvernünftigen Kindern um.
Wahr ist aber, dass die Mehrheit zur Vernunft begabt ist. Jetzt kannst du dir daraus schließen, was besser zu unserer Gesellschaft passt. (ich würde sagen, man sollte Kinder und Jugendliche besonders schützen durch Verbote und Erwachsene sollten das Selbstbestimmungsrecht nicht abgesproochen bekommen)
Benutzeravatar
spacetime
 
Beiträge: 288
Registriert: Di 29. Mai 2007, 20:11
Wohnort: Frankfurt

Re: Drogen-Krieg!

Beitragvon musicman » Do 16. Jun 2011, 16:09

spacetime hat geschrieben:Man muss nur abwägen, was schlechter wäre: entweder man toleriert einen gewissen Anteil, welcher unvernünftig handelt oder man toleriert diesen Anteil nicht und verbietet allen Menschen die freie Entscheidung (so wie es momentan ja ist).


Wie ich weiter oben schrieb, tendiere ich auch zu Legalisierung unter bestimmten Voraussetzungen, würde das aber humanitär begründen und nicht mit freier Entscheidungswahl, denn die ist bei Sucht nicht gegeben. Keiner überlegt sich bevor er Drogen nimmt, will ich süchtig werden oder nicht, irgendwann kann es passieren, dass man es ist und dann ist es mit dem freien Willen nicht mehr so weit her. Was mich stört, ist die Leute deshalb zu kriminalisieren, mit all den unwürdigen Konsequenzen (Beschaffungsprostitution ect..) die das nach sich zieht, das muss nicht sein, wenn man weiß dass die Herstellungskosten von zB Heroin nicht gerade hoch sind und der aktuelle Straßenpreis nur auf Grund der Prohibition astronomische Höhen erreicht.
Was viele evtl. auch nicht wissen, ist dass der Konsum von Opiaten rein körperlich weniger schädlich ist als zB Alkohol. Wie ich schon schrieb, ich kenne Leute die machen das seit Jahrzehnten ohne nenneswerte Beeinträchtigung im Job, die haben einfach genug Geld für erstklassige Ware und sauberes Equipment. Was die normalen Abhängigen in der Regel ruiniert ist, dass sie die meiste Zeit des Lebens damit verbringen, das Geld für den Stoff zu beschaffen und das geht bei einem Durchschnittsverdienst nicht mit legalen Mitteln.
Der an sich ungerechtfertigt hohe Preis ist somit Ursache für die daraus resultierende Kriminalität mit ihren sozialen und ökonomischen Folgen.

musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Vorherige

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste