Mich interessiert es herzlich wenig, wer der Meinung ist, dass es sich dabei um "Autoritäten" handelt, auch wenn ich die Feld-, Wald- und Wiesenprofessoren in diesem Fall gerne zurücknehme. Wer allerdings einer solcher Erlöserpartei anhängt, darf sich auch nicht wundern, wenn sich ein gewisser Eindruck nach außen hin hängebleibt. Ich bin nunmal nicht für die konfuse Außendarstellung dieser Gruppierung verantwortlich. Dass man auf einem Spezialgebiet reüssiert sagt ferner überhaupt nichts darüber aus, wie erkenntnisreich man andere Bereiche beackern kann. Ich habe auch die beiden Grundlagenbücher nicht empfohlen, weil sie von anerkannten Spezialisten des Gebietes verfasst wurden, sondern weil ich sie gelesen habe und gut finde.
AngelM90 hat geschrieben:Auch andere Beiträge stammen von renommierten Biologen, die dem soziobiologischen Gedankengut verpflichtet sind.
Genau das ist das Problem: Es sind Biologen, Leute, die von soziologischen und politischen Strukturproblemen im Allgemeinen so viel verstehen, wie Soziologen und Politikwissenschaftler von Vorgängen in Termitenstaaten, auch wenn es gewisse Anknüpfungspunkte gibt. Wer zudem einem Gedankengut "verpflichtet" ist, hat seine kritische Haltung längst aufgegeben. Gerade im politischen Bereich, wo es immer um Macht geht, ist das ein Kardinalfehler, gerade das macht politikwissenschaftliche Politikberatung übrigens so schwierig. Wer sich als Wissenschaftler so bereitwillig vor den Karren einer politischen Partei spannen lässt, zeigt damit leider nur zu deutlich, wie wenig er vom politischen Betrieb verstanden hat - auch, wenn er das Gegenteil vorgibt.
Ach wie interessant... wenn das Establishment den Auserwählten mag, wird es plötzlich zur moralischen Unterstützung angezogen, ansonsten aber als "politische Kaste" abgekanzelt und mit Verschwörungstheorien überzogen. Wenn das mal keine selektive Wahrnehmung ist.
AngelM90 hat geschrieben:Da ist leider keinerlei Verständigung möglich, wenn die führenden Denker Deutschlands als Wald- und Wiesenprofessoren verunglimpft werden. Da kann mich dann nichts mehr überzeugen, was danach kommt.
Ich nehme diese zugegebenermaßen abwertende Äußerung wie gesagt gerne zurück. Ich bin aber hier nicht derjenige, der diese Vorlage dafür ausnutzt, sich nicht mehr mit der Argumentation der anderen Seite beschäftigen zu müssen. Immunisierungstaktiken sind wirklich nervig.
AngelM90 hat geschrieben:Besonders, da für mich feststeht, dass sich jede Diktatur damit festigt, dass sie immer wieder betont, es gäbe keinerlei grundsätzliche Lösung oder Patentrezept. Wer das glaubt, lässt die Diktatoren weiter an der Macht...
Na, wenn es für dich feststeht, brauchen wir das ja auch nicht zu diskutieren, oder? Zumal hier "grundsätzliche Lösungen" für nichtdefinierte Probleme angeboten werden, was jegliche Problemlösungsversuche konterkariert, aber wir scheinen ja sowieso gegensätzliche Auffassungen davon zu haben, was exaktes wissenschaftliches Arbeiten angeht.
AngelM90 hat geschrieben:Charles Darwin hatte das Problem des Lebens gelöst, das Unzählige für völlig unlösbar hielten, und was Diktatoren für unlösbar erklären lassen, ist aber eben doch lösbar.
Darwin hat eine Lösung für eine bestimmte biologische Fragestellung angeboten, er hat mitnichten "das Problem des Lebens" gelöst, und zwar aus zwei äußerst simplen Gründen:
1. "Problem des Lebens" ist ein undefinierter Begriff, eine völlig leere Begriffshülse. Ich verwette dieses Forum darauf, dass du keinerlei vollständige Beschreibung dieses angeblichen Problems liefern kannst. Und ein Problem, das man nicht kennt, kann man nunmal auch nicht lösen.
2. Ein Problem lösen im wissenschaftlichen Sinne ist etwas komplett anderes, als ein Problem im politischen Sinne lösen. Darwin kann noch so viel biologische Mechanismen erklärt haben, WIE eine gute Gesellschaftsordnung aussieht, ist NICHT mit den Mitteln der Naturwissenschaft erklärbar, dieses philosophische Problem ist ganz klassisch der "naturalistische Fehlschluss". Du kannst noch so viele Parteien und prämierte Soziobiologen anhimmeln, das ändert daran nichts.
Was hältst du davon, zur Abwechslung mal nicht Parteien- und Buchwerbung zu betreiben, sondern das von dir so verehrte Konzept etwas umfassender zu erläutern. Damit würdest du nebenher auch belegen, dass es überhaupt eines gibt. Und bitte nicht wieder eine von unbelegten Prämissen überschwemmte Aussage wie "alle Selektionsprozesse in der politischen Welt wirken darauf hin, dass ausschließlich Korrupte nach oben kommen können". Sowas ist klassische Empörungsliteratur wie bei Sarrazin, das ist nichts, was Aufmerksamkeit verdient. Könntest du erschöpfend erläutern und empirisch belegen DASS und WARUM das mit den "Korrupten" so ist, würde die Sache schon vieeeeel interessanter. Solange du das nicht anbieten kannst, sage ich nur ein Wort: Hybris.
P.S. Als Biologe hätte ich nichts dagegen, "Feld-, Wald- und Wiesenprofessor" genannt zu werden.