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Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 14:29
von donquijote
Die Sarrazin-Debatte hat deutlich gemacht, dass Bevölkerungsthemen nicht nur kein Thema, sondern regelrecht tabuisiert sind. Dabei gibt es nicht wenige namhafte Wissenschaftler, die die fehlende Beherrschung der Bevölkerungsentwicklung durch den Menschen für das wichtigste globale Problem überhaupt halten.

Doch es wird nie darüber geredet. Letzlich eigentlich auch in Foren wie diesem hier. Da kann man wunderbar rein theoretisch darüber spekulieren, ob nicht vielleicht das Aussterben des Menschen vorzuziehen sei, nicht aber, welchen Einfluss die Bevölkerungsentwicklung auf die Zukunft dieser Erde hat, und ob man sie vielleicht beeinflussen kann und sollte.

Der gleiche Punkt wurde von einigen Wissenschaftlern bereits bei der Afrika-Politik kritisiert. Da heißt es weiterhin, die sollen so viele Kinder in die Welt setzen, wie sie lustig sind. Und wenn dann Menschen hungern oder sich gar gegenseitig die Köpfe einschlagen, dann liege das an ganz anderen Dingen. Wenn überhaupt, dann erschallt der Ruf nach Brot für die Welt, jedoch nicht nach Kondomen für die Welt. Unter lauter Christen halte ich das für einen respektablen Standpunkt, nicht aber unter Menschen mit einem naturalistischen Weltbild.

Beispielsweise startet die Website des durch seine Tauchfilme weltbekannt gewordenen Meeresbiologen Prof. Dr. Hans Hass mit einem "Brief an die Frauen in allen Teilen der Welt". Er hält das Bevölkerungsproblem für das alles entscheidende Problem dieser Erde. Er macht sogar einen Vorschlag (der sehr große Ähnlichkeit mit Merschs Familienmanager-Konzept besitzt), der jedoch wie alles in diesem Bereich auf kein Interesse gestoßen ist und auch nicht wird. Man diskutiert lieber über völlig abgefahrene Themen (z. B. ob es dem Menschen irgendwann gelingen könnte, andere Galaxien zu besetzen), als über so etwas. Woran liegt das?

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 16:05
von Zappa
donquijote hat geschrieben:Die Sarrazin-Debatte hat deutlich gemacht, dass Bevölkerungsthemen nicht nur kein Thema, sondern regelrecht tabuisiert sind.


Hab ich vollkommen anders wahrgenommen. Über die Thesen wurde doch ausgiebig diskutiert. Lediglich die eugenische Dimension seiner Argumentation (Intelligenz und Rasse und so) wurde etwas tabuisiert. Das liegt daran, das (a) seine Thesen falsch sind und (b) in Deutschland nicht so ganz politisch korrekt.

Man muss diesbezüglich aber auch nicht so rumjammern: Argumentieren gegen den mainstream fördert die Argumentbildung.

Abgesehen davon sind "Bevölkerungsthemen" insgesamt sehr wohl heiss diskutiert.

donquijote hat geschrieben: ... gibt es nicht wenige namhafte Wissenschaftler, die die fehlende Beherrschung der Bevölkerungsentwicklung durch den Menschen für das wichtigste globale Problem überhaupt halten.


Hier wäre eine Quelle nett.

donquijote hat geschrieben: gleiche Punkt wurde von einigen Wissenschaftlern bereits bei der Afrika-Politik kritisiert. Da heißt es weiterhin, die sollen so viele Kinder in die Welt setzen, wie sie lustig sind. Und wenn dann Menschen hungern oder sich gar gegenseitig die Köpfe einschlagen, dann liege das an ganz anderen Dingen. Wenn überhaupt, dann erschallt der Ruf nach Brot für die Welt, jedoch nicht nach Kondomen für die Welt. Unter lauter Christen halte ich das für einen respektablen Standpunkt, nicht aber unter Menschen mit einem naturalistischen Weltbild.


Man findet hier und da Ansatzpunkte für eine Diskussion. Aber zuvorderst: Naturalisten moralisieren nicht!

donquijote hat geschrieben:... startet die Website des durch seine Tauchfilme weltbekannt gewordenen Meeresbiologen Prof. Dr. Hans Hass mit einem "Brief an die Frauen in allen Teilen der Welt". Er hält das Bevölkerungsproblem für das alles entscheidende Problem dieser Erde. Er macht sogar einen Vorschlag (der sehr große Ähnlichkeit mit Merschs Familienmanager-Konzept besitzt), der jedoch wie alles in diesem Bereich auf kein Interesse gestoßen ist und auch nicht wird.


Die Kollegen Hass und Mersch genießen mein volles Mitleid ;)

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 16:17
von donquijote
Zappa hat geschrieben: Hab ich vollkommen anders wahrgenommen.

Der Mainstream versuchte die Diskussion abzuwürgen, z. B. durch dumme Argumente und Lächerlich-machen.
Zappa hat geschrieben:Lediglich die eugenische Dimension seiner Argumentation (Intelligenz und Rasse und so) wurde etwas tabuisiert.

Du beweist es gerade wieder: Ohne dass du dich auskennst wertest du wie ein Pfaffe.
Zappa hat geschrieben:Das liegt daran, das (a) seine Thesen falsch sind

Nein, höchstens für Menschen mit Pfaffengesinnung, nicht jedoch für Naturalisten.
Zappa hat geschrieben:und (b) in Deutschland nicht so ganz politisch korrekt.

Ja eben, wegen den Politisch-Korrekten, die andere Meinungen unterdrücken, damit sich ihre durchsetzen.

Zappa hat geschrieben:Abgesehen davon sind "Bevölkerungsthemen" insgesamt sehr wohl heiss diskutiert.

In Relation zur Schwere des Problems: Nein

Zappa hat geschrieben:Hier wäre eine Quelle nett.

Manfred Eigen ist ein solcher Fall. Hans Hass gehört auch dazu.

Zappa hat geschrieben:Man findet hier und da Ansatzpunkte für eine Diskussion. Aber zuvorderst: Naturalisten moralisieren nicht!

Ja scheinbar doch. In dem Artikel der ZEIT Wenn Kinder nicht die Zukunft sind wurde die Sache sehr schön dargestellt. Darin wird all das beschrieben, was ich zum Ausdruck bringen wollte. Im Grunde werden aus religiösen Gründen die Augen vor solchen Problemen und auch vor denkbaren Lösungsansätzen verschlossen. Naturalisten machen die Augen auch zu, und zwar gleichfalls aus religiösen Gründen: Sie denken nämlich in den Fragen noch immer religiös, wissen es aber nicht.
Zappa hat geschrieben:Die Kollegen Hass und Mersch genießen mein volles Mitleid ;)

Dies sind die einzigen wahren Naturalisten, weil sie die Fragestellung nicht religiös und moralisierend angehen, wie du das gerade versucht hast.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 16:43
von xander1
@donquijote

Irgendwie bekomme ich den Eindruck, dass du nicht kritikfähig bist. Immer wenn jemand etwas auszusetzen hat, wirst du beleidigend oder ansatzweise beleidigend. Das ist keine intelligente Taktik. Aber es macht dich sympathisch, weil du so authentischer für mich erscheinst.

Mir und wahrscheinlich den meisten Naturalisten ist es egal wie die Welt in 100 Jahren aussieht. Ich habe das durch selbst eröffnete Themen auch herausgefunden, wobei die Anzahl der Antworten nicht ausreichen würde.

Wenn Europa in 100 Jahren muslimisch ist, dann ist mir das egal, dann haben die Europäer das so verdient.
Wenn es in 100 Jahren nur noch ganz wenige Europäer gibt, die in der Minderheit leben, dann ist mir das egal, sie haben es dann so verdient.
Die Europäer haben es dann deshalb verdient, weil sie sich nicht darum gekümmert haben oder zu blöd gewesen sind oder weil sie kein Gemeinschaftsgefühl haben.

Ich habe mal ein Thema eröffnet, in dem es um die Gene der Zukünftigen Generationen ging, und das ist ein sehr ähnliches Thema wie dieses. Ich denke dass es nicht nur einen Grund gibt, sondern ganz viele warum eigentlich alle den Genen der zukünftigen Generationen keine ansatzweise bedeutende Rolle gegeben haben.

Ich denke auch dass du damit 100 Prozent Recht hast, dass dieses Thema hier ein Tabu-Thema ist. Das liegt vor allem daran, dass wir vor einem halben Jahrhundert eine erdrückende Ideologie hatten, aber das kanns auch nicht allein sein. Schließlich ist die Bevölkerungspolitk der Nachbarländer nicht besser.

Man könnte ja Nazi oder Faschist sein, wenn einem mehr Bevölkerungswachstum wichtig ist oder wenn einem das eigene Rudel wichtig ist, bzw. das Land.

Mir ist es wegen solchen ideologischen Strömungen (Antifa) mittlerweile egal, wie sich die Bevölkerung entwickelt, so lange sich keine Mehrheiten bilden.

Ich muss nebenbei erwähnen, dass es ganz und gar nicht zur Deutschen Kultur zählt Problemen aus dem Weg zu gehen. Wir sind zum Beispiel in China dafür bekannt auf Probleme zuzugehen.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 17:13
von donquijote
xander1 hat geschrieben: Irgendwie bekomme ich den Eindruck, dass du nicht kritikfähig bist. Immer wenn jemand etwas auszusetzen hat, wirst du beleidigend oder ansatzweise beleidigend.

Welche Kritik denn? Ich mag es nicht, wenn ich ein Thema anspreche, und die Leute reden über was ganz anderes und meinen dann noch, sie seien Naturalisten. In Wirklichkeit haben sie Angst vor einem Thema, weil sie mit beiden Beinen tief in der religiösen Tradition verwurzelt sind. Siehe Zappa.

xander1 hat geschrieben:Mir und wahrscheinlich den meisten Naturalisten ist es egal wie die Welt in 100 Jahren aussieht.

Wenn dies zutreffen würde, wäre das eine Kapitulationserklärung für den Naturalismus. Glücklicherweise ist es den meisten Naturalisten nicht egal, wie die Welt in 100 Jahren aussieht. Auch die kennen so etwas wie Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen und der restlichen Natur.

xander1 hat geschrieben:Wenn Europa in 100 Jahren muslimisch ist, dann ist mir das egal, dann haben die Europäer das so verdient.

Irgendwie scheinst du nicht verstanden zu haben, was Evolution ist. Evolution ist nicht gleichbedeutend mit: Man überlässt alles sich selbst. Evolution entsteht u.a. dadurch, dass alle ihre Interessen behaupten. Stell dir vor, es würde ein Komet auf die Erde zurasen, der sie in 100 Jahren in 2 Hälften spaltete. Die meisten Naturalisten wären dafür, jetzt die Technik zu entwickeln, um ihm später aus seiner Bahn zu bringen. Deine Haltung kann ich leider nicht mit einem evolutionären Naturalismus in Verbindung bringen.

xander1 hat geschrieben:Wenn es in 100 Jahren nur noch ganz wenige Europäer gibt, die in der Minderheit leben, dann ist mir das egal, sie haben es dann so verdient.

Wenn es in 10 Jahre keine Wale mehr gibt, dann ist mir das egal: sie haben es dann so verdient.

Für mich ist deine Haltung nicht naturalistisch sondern höchstens selbstbezogen.

xander1 hat geschrieben:Die Europäer haben es dann deshalb verdient, weil sie sich nicht darum gekümmert haben oder zu blöd gewesen sind oder weil sie kein Gemeinschaftsgefühl haben.


Und deshalb hält man das jetzt denen unter die Nase, die fragen, warum man sich nicht kümmert? Was ist denn das für eine Logik?

xander1 hat geschrieben:warum eigentlich alle den Genen der zukünftigen Generationen keine ansatzweise bedeutende Rolle gegeben haben.

Und das wissen die jetzt schon? Der arme Dawkins ...

xander1 hat geschrieben:Ich denke auch dass du damit 100 Prozent Recht hast, dass dieses Thema hier ein Tabu-Thema ist. Das liegt vor allem daran, dass wir vor einem halben Jahrhundert eine erdrückende Ideologie hatten, aber das kanns auch nicht allein sein. Schließlich ist die Bevölkerungspolitk der Nachbarländer nicht besser.


Eigentlich ging es mir vor allem um die globale Bevölkerungsentwicklung. Personen wie Hass oder Mersch sind der Auffassung, dass die alleinige Individualsteuerung bei der Fortpflanzung jetzt nicht mehr ausreichend ist, sondern dass die Sache "organisiert" werden müsse, wie dies übrigens bei allen länger existierenden Sozialstaaten in der Natur auch der Fall ist. Da setzt nicht jeder so viele Nachkommen in die Welt, wie er lustig ist, sondern die Sache wird gemeinschaftlich organisiert. Deshalb existieren die Staaten noch.

xander1 hat geschrieben:Man könnte ja Nazi oder Faschist sein, wenn einem mehr Bevölkerungswachstum wichtig ist oder wenn einem das eigene Rudel wichtig ist, bzw. das Land.


Kann man über das Thema wirklich nicht sachlich reden, ohne dass gleich wieder moralisiert und politisiert wird?

xander1 hat geschrieben:Mir ist es wegen solchen ideologischen Strömungen (Antifa) mittlerweile egal, wie sich die Bevölkerung entwickelt, so lange sich keine Mehrheiten bilden.


Ein Satz, den ich schon aus logischen Gründen nicht verstehe.

xander1 hat geschrieben:Ich muss nebenbei erwähnen, dass es ganz und gar nicht zur Deutschen Kultur zählt Problemen aus dem Weg zu gehen. Wir sind zum Beispiel in China dafür bekannt auf Probleme zuzugehen.


Unterhält man sich mit Europäern heißt es: Die chinesische Bevölkerungspolitik ist ein Verbrechen. Redet man mit Chinesen, heißt es: Unsere Bevölkerungspolitik ist ein Segen.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 17:17
von Zappa
donquijote hat geschrieben: Du beweist es gerade wieder: Ohne dass du dich auskennst wertest du wie ein Pfaffe.


Du mich auch :mg:

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Tipp: Für Selbstgespräche ist ein Internetforum nicht ganz das richtige Medium.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 17:19
von donquijote
Zappa hat geschrieben: Tipp: Für Selbstgespräche ist ein Internetforum nicht ganz das richtige Medium.


Dann solltest du dich fragen, ob du hier richtig bist. Ich hatte eine Frage gestellt, und geantwortet hast du mit Selbstgesprächen, die nichts mit meiner Frage zu tun hatten.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 17:29
von donquijote
xander1 hat geschrieben:Ich habe mal ein Thema eröffnet, in dem es um die Gene der Zukünftigen Generationen ging, und das ist ein sehr ähnliches Thema wie dieses. Ich denke dass es nicht nur einen Grund gibt, sondern ganz viele warum eigentlich alle den Genen der zukünftigen Generationen keine ansatzweise bedeutende Rolle gegeben haben.


Das ist insoweit überraschend, als die Psychologin Elsbeth Stern in der FAZ anlässlich der Sarrazin-Debatte meinte, Untersuchungen hätten gezeigt, dass je sozial durchlässiger und fairer eine Gesellschaft sei, desto größer würde die Bedeutung der Gene für den sozialen Erfolg.

Der französische Soziologe Emile Durkheim meinte bereits, dass in Urgesellschaften die Menschen alle mehr oder weniger das Gleiche gemacht hätten, während in modernen Gesellschaften die Differenzierung im Vordergrund stünde. Er formulierte damit erstmalig das Konzept der Individualisierung. Individualisierung heißt aber u. a. auch: Die Gene werden bedeutender, jedenfalls solche, die sozialen Erfolg bewirken. Diese werden dann auch vielfältiger. Unbedeutend werden dagegen andere Gene (z. B. ob man scharf sehen kann).

Also ich denke, die da diskutiert haben, sollten mal lieber nicht so locker aus der Hüfte schießen.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 17:57
von Nanna
[admin]Da die gesellschaftliche Rezeption von Demographie kein Wissenschaftsthema ist, habe ich es in das Board "Gesellschaft & Politik" verschoben.[/admin]

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 18:18
von donquijote
Nanna hat geschrieben:[admin]Da die gesellschaftliche Rezeption von Demographie kein Wissenschaftsthema ist, habe ich es in das Board "Gesellschaft & Politik" verschoben.[/admin]


Müsste man dann eigentlich für das Thema "Kulturelle Minderheiten" auch tun. Ich hatte mich daran orientiert.

Mir ging es eigentlich eher um solche Fragen:

- Werden auch in Zukunft alle Menschen das Recht besitzen, beliebig viele Kinder in die Welt zu setzen?
- Wird man ein solches Recht auch haben, wenn man ausschließlich von Transferleistungen lebt?
- Wird man in Sozialstaaten das Recht haben, sich ohne angemessenen finanziellen Ausgleich aus der Nachwuchsarbeit herauszuhalten? (Stichwort: Keine Kinder in die Welt setzen und trotzdem Rente kassieren.)
- Wird man in Zukunft Entwicklungshilfe mit bevölkerungspolitischen Maßnahmen kombinieren, oder wird es weiterhin heißen: Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes und deshalb lasst ihm Brot geben, damit es noch ein paar mehr werden?
- Wird Bevölkerungspolitik auch in Zukunft ausschließlich ein Thema der Religionen sein, oder ist das etwas, zu dem auch Naturalisten etwas zu sagen haben?

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Sa 13. Nov 2010, 19:43
von xander1
donquijote hat geschrieben:Welche Kritik denn? Ich mag es nicht, wenn ich ein Thema anspreche, und die Leute reden über was ganz anderes und meinen dann noch, sie seien Naturalisten.

Dann bist du ziemlich egozentrisch, wenn du das nicht akzeptieren kannst, dass es nicht immer um deine Themen gehen kann. Dann nimmst du dich zu wichtig.

donquijote hat geschrieben:In Wirklichkeit haben sie Angst vor einem Thema, weil sie mit beiden Beinen tief in der religiösen Tradition verwurzelt sind. Siehe Zappa.

Langsam frage ich mich, ob sie einfach keine Lust haben sich mit dir rumschlagen zu müssen, weil du ein wenig anstrengend bist.

donquijote hat geschrieben:Wenn dies zutreffen würde, wäre das eine Kapitulationserklärung für den Naturalismus.

Ja so sehe ich auch den Naturalismus.

donquijote hat geschrieben:Glücklicherweise ist es den meisten Naturalisten nicht egal, wie die Welt in 100 Jahren aussieht.

Das glaube ich nicht.
donquijote hat geschrieben:Auch die kennen so etwas wie Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen und der restlichen Natur.

Nein sie behaupten nur, sie würden Verantwortung übernehmen. In Wirklichkeit geht es den meisten Menschen um Profilierung beim anderen, sich bei anderen Menschen zu beweisen.

donquijote hat geschrieben:Irgendwie scheinst du nicht verstanden zu haben, was Evolution ist. Evolution ist nicht gleichbedeutend mit: Man überlässt alles sich selbst. Evolution entsteht u.a. dadurch, dass alle ihre Interessen behaupten.

Und du hast nicht verstanden, dass ich meine Interessen deshalb nicht behaupte, weil das die anderen auch nicht tun und somit meine Mühe sinnlos wäre, aber das nur auf unseren Kontext bezogen. Ich ziehe bei einer Sache nicht als einziger mit. Da müssen schon mehr Menschen auch daran Interesse haben.

donquijote hat geschrieben:Stell dir vor, es würde ein Komet auf die Erde zurasen, der sie in 100 Jahren in 2 Hälften spaltete. Die meisten Naturalisten wären dafür, jetzt die Technik zu entwickeln, um ihm später aus seiner Bahn zu bringen.

Das würden sie aber nur deshalb machen, weil es keine unbequemen Wahrheiten gibt oder keine Tabus.
donquijote hat geschrieben:Deine Haltung kann ich leider nicht mit einem evolutionären Naturalismus in Verbindung bringen.
Wenn es in 10 Jahre keine Wale mehr gibt, dann ist mir das egal: sie haben es dann so verdient.
Für mich ist deine Haltung nicht naturalistisch sondern höchstens selbstbezogen.

Seit wann gibt es hier ne Pflicht Naturalist zu sein. Ich bin einfach ein moderater toleranter Atheist und gut ist.

donquijote hat geschrieben:Und deshalb hält man das jetzt denen unter die Nase, die fragen, warum man sich nicht kümmert? Was ist denn das für eine Logik?

Man kann die Menschen nicht zwingen. Das will ich damit sagen. Das Grundproblem unserer Gesellschaft, was damit zu tun hat ist viel tiefgreifender oder DIE Probleme. Es gibt viele Dinge die niemand wahr haben will, die in unserer Gesellschaft schief laufen. Du sprichst sie teilweise an. Und dann wunderst du dich, dass andere davon laufen oder komisch reagieren. Du hast überhaupt kein Feingefühl. Du bist sensibel auf dich bezogen aber nicht sensibel wie man mit anderen Menschen umgeht. Geh mehr unter Menschen, ertrage auch unangenehme Menschen in deinem Umfeld.
donquijote hat geschrieben:Eigentlich ging es mir vor allem um die globale Bevölkerungsentwicklung. Personen wie Hass oder Mersch sind der Auffassung, dass die alleinige Individualsteuerung bei der Fortpflanzung jetzt nicht mehr ausreichend ist, sondern dass die Sache "organisiert" werden müsse, wie dies übrigens bei allen länger existierenden Sozialstaaten in der Natur auch der Fall ist.

Das hört sich sehr interessant an. Bitte mehr davon!
donquijote hat geschrieben:
xander1 hat geschrieben:Man könnte ja Nazi oder Faschist sein, wenn einem mehr Bevölkerungswachstum wichtig ist oder wenn einem das eigene Rudel wichtig ist, bzw. das Land.

Kann man über das Thema wirklich nicht sachlich reden, ohne dass gleich wieder moralisiert und politisiert wird?

Ich bin mir gerade nicht sicher, ob du verstanden hast, dass das Sarkasmus war. Damit habe ich unterstrichen, dass das ein Tabu ist und dass die Tabuisierer blöd sind. Jetzt verstanden?

Du begreifst noch nicht einmal wenn man für dich argumentiert und nicht gegen dich.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: So 14. Nov 2010, 01:59
von donquijote
xander1 hat geschrieben:Dann bist du ziemlich egozentrisch, wenn du das nicht akzeptieren kannst, dass es nicht immer um deine Themen gehen kann. Dann nimmst du dich zu wichtig.

Nein, ich möchte einfach nur, dass über bestimmte wichtige Themen gesprochen wird, und wenn ich sie anspreche, dass nicht wieder über etwas ganz anderes geredet wird.

xander1 hat geschrieben:Nein sie behaupten nur, sie würden Verantwortung übernehmen. In Wirklichkeit geht es den meisten Menschen um Profilierung beim anderen, sich bei anderen Menschen zu beweisen.

Du meinst, die meisten Menschen sind Menschen?

xander1 hat geschrieben: Ich ziehe bei einer Sache nicht als einziger mit. Da müssen schon mehr Menschen auch daran Interesse haben.

Selbst wenn alles von dir abhinge? Nehmen wir mal an, du hättest ein Gerät entwickelt (was noch nicht anerkannt ist), welches Gravitationswellen feststellen kann. Und damit kannst du nun als einziger Mensch feststellen, dass ein großer Komet auf die Erde zurast, der in 50 Jahren auf die Erde trifft. Keiner wüsste sonst davon. Nehmen wir mal an, du bist schon 70 und sagst dir: "In 50 Jahren lebe ich sowieso nicht mehr." Also machst du das Gerät aus und behältst alles für dich. Ich würde das für eine schwere Geistesstörung halten.

Es ist eigentlich egal, ob man Naturalist, Atheist, Christ, Moslem oder was auch immer ist: Wer in einer solchen Situation nicht alles versuchen würde, die richtigen Experten zu erreichen und zu überzeugen, der ist irgendwas, aber auf keinen Fall ein Mensch. Ein Roboter vielleicht ...

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: So 14. Nov 2010, 10:24
von xander1
OK, was schlägst du denn vor was gemacht werden muss, damit dieses Problem gelöst werden kann.
Du hast ja schon etwas erwähnt. Was schlägt Hass oder Mersch vor?

Ich vermute mal, dass die Vorschläge in eine radikale Richtung gehen, und dass man dafür etwas aufgeben muss. Ich weiß es allerdings nicht.

Dann muss man noch wissen, wie man andere Menschen dafür gewinnt, damit sie begreifen, dass dieses Bevölkerungsthema wichtig ist.

Außerdem muss das Problem vollständig und umfassend formuliert werden.

Und noch einen Tipp von mir: Wenn jemand etwas zu deinem Thema schreibt, dann versuche ihm nicht vor den Kopf zu stoßen, es sei denn du siehst keine Hoffnungen ihn zu überzeugen.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: So 14. Nov 2010, 13:12
von donquijote
xander1 hat geschrieben:OK, was schlägst du denn vor was gemacht werden muss, damit dieses Problem gelöst werden kann.
Du hast ja schon etwas erwähnt. Was schlägt Hass oder Mersch vor?

Hass und Mersch schlagen beide zunächst die Selbstbeschränkung der Menschen auf maximal zwei Nachkommen vor. Bei Hass lautet das so:
1. Jeder Frau auf dem Planeten Erde wird das Recht bescheinigt zwei Kinder zu gebären – aber nicht mehr. 2. Stirbt eines der beiden Kinder unter dem 12. Lebensjahr, so wird ihr das Recht auf ein weiteres, drittes Kind zugestanden.
[MOD](Quelle: http://www.hans-hass.de) [/MOD_Myron]

Bei Mersch dagegen so:
Jedem steht es in unserer Gesellschaft frei, Kinder in die Welt setzen. Doch bitte beachten Sie: Die Welt ist bereits überbevölkert und hat ihre maximale Tragekapazität erreicht. Ein unkontrollierter Bevölkerungszuwachs sollte deshalb unbedingt vermieden werden. Beschränken Sie sich nach Möglichkeit auf maximal zwei Kinder pro Paar ("ersetzet euch" statt "mehret euch"). Der Staat wird Maßnahmen ergreifen und fördern, die für eine möglichst optimale Vereinbarkeit einer kleineren Familie mit bis zu zwei Kindern mit einem Beruf und für einen relativ fairen Familienlastenausgleich sorgen werden.
[MOD](Quelle: http://knol.google.com/k/peter-mersch/f ... xygsjec7/2) [/MOD_Myron]

Sodann wollen beide Ausnahmen von dieser Regel zulassen bzw. einrichten. Bei Hass:
Ist eine Frau besonders kinderlieb, und möchte sie gern noch ein weiteres Kind, dann ist auch dies möglich, unter der Voraussetzung, dass sie über die notwendigen Mittel verfügt, es angemessen zu ernähren und zu erziehen. Da es zahlreiche Frauen gibt, die aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen gar keine Kinder haben wollen, kann von diesen das Recht auf ein Kind übernommen werden, entweder in freundschaftlichem Einvernehmen oder über eine entsprechende Zahlung.
[MOD](Quelle: http://www.hans-hass.de)[/MOD_Myron]

Bei Mersch:
Allerdings ist die Gesellschaft auf eine annähernd bestandserhaltende Reproduktion angewiesen. Deshalb ist es in unserer Gesellschaft zusätzlich Ihre Aufgabe, als Paar für zwei Kinder zu sorgen, als Einzelperson für ein Kind. Damit leisten Sie Ihren Beitrag zu einer bestandserhaltenden gesellschaftlichen Reproduktion. Sie müssen das Aufziehen eigener Kinder aber nicht selbst erbringen, sondern Sie könnten dies anderen Fachleuten überlassen, die anstatt Ihnen eigene Kinder großziehen. Dafür müssten Sie dann aber regelmäßig einen bestimmten Betrag abführen, damit diese das auch in der entsprechenden Qualität für Sie tun können.
[MOD](Quelle: http://knol.google.com/k/peter-mersch/f ... xygsjec7/2) [/MOD_Myron]

In der Erläuterung darunter steht noch:
Vereinfacht ausgedrückt: Entweder man zieht selbst ein Kind auf, oder man zahlt Unterhalt, damit größere - ausreichend qualifizierte - Familien ihre eigenen Kinder in Würde aufziehen können.
[MOD](Quelle: http://knol.google.com/k/peter-mersch/f ... xygsjec7/2) [/MOD_Myron]

Mit diesen Verfahren behaupten beide, sei quasi eine globale Bevölkerungssteuerung möglich.

Die 68er sahen eine Ursache des Faschismus im patriarchalischen Familienmodell. Also wollte man u.a. dieses aufheben. Damals entstanden z. B. Kommunen und die antiautoritären Kinderläden. Einiges davon war richtig, denn Familie hat religiöse Wurzeln. Merschs Familienmanager-Konzept ist sozusagen eine weitere Teil-Infragestellung der Familie an sich. Entsprechend spricht der Soziologe Kaufmann auf dem Umschlag seines Buches von einer "weiteren Deinstitutionalisierung der Familie". Hier wird die Auffassung vertreten, dass die zukünftigen globalen Probleme (insbesondere die Bevölkerungsprobleme) nicht allein mit der "Familie" als der zentralen menschlichen Reproduktionseinrichtung lösbar sind und dass wir deshalb andere Konzepte benötigen. Mersch behauptet sogar an einer Stelle, dass solange wir verlangen, dass Eltern ihre eigenen Kinder vom Grundsatz her selbst zu ernähren haben und dass nur bei Armut der Sozialstaat helfend eingreife, wir eine religiöse Staatsordnung besitzen.

Offenbar wird das bei den Nichtreligiösen noch nicht verstanden.

[MOD]Keine Zitate ohne Quellenangabe innerhalb des Zitatblocks![/MOD_Myron]

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: So 14. Nov 2010, 13:17
von Sappy
donquijote hat geschrieben:Selbst wenn alles von dir abhinge? Nehmen wir mal an, du hättest ein Gerät entwickelt (was noch nicht anerkannt ist), welches Gravitationswellen feststellen kann. Und damit kannst du nun als einziger Mensch feststellen, dass ein großer Komet auf die Erde zurast, der in 50 Jahren auf die Erde trifft. Keiner wüsste sonst davon. Nehmen wir mal an, du bist schon 70 und sagst dir: "In 50 Jahren lebe ich sowieso nicht mehr." Also machst du das Gerät aus und behältst alles für dich. Ich würde das für eine schwere Geistesstörung halten.


Ich schätze man würde ihn einfach nur für einen Spinner halten...

Am Ende vom "Brief an die Frauen in allen Teilen der Welt" steht ein sehr interessanter Satz.

Ich bin überzeugt, dass diese Veränderung im Verhalten von der Mehrheit der Menschen verstanden und gutgeheißen wird.

Die Mehrheit der Männer würde das evtl. gutheißen, aber Frauen wohl kaum. Was meint der Herr Professor denn wer er ist, dass er allen Frauen dieser Welt vorschreiben will nur zwei Kinder zu bekommen. Gleichzeitig darf ein Mann aber soviele Kinder zeugen wie es ihm denn beliebt.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: So 14. Nov 2010, 22:29
von Lumen
[1] Vorweg, der Name Mersch geht mir jetzt schon auf den Geist. Falls es sich um eine Koryphäe handelt, dann ist es vielleicht in Ordnung ab und zu mal ein Autoritätsargument zu bringen aber in jedem Thema: Mersch meint dies, Mersch meint das. Nein, ich kann selbst nicht denken, aber Mersch hatte dazu angemerkt …. Es wird natürlich und völlig zu recht das Vermischen von Gesellschaftspolitik und Genetik kritisch beäugt. Nur weil ein paar Mütter aus Neu-Kölln ein paar mehr Kinder zur Welt bringen ist das noch nicht der Untergang des Abendlandes oder die Degeneration der Menschheit.

[2] Der nächste Punkt ist das angebliche Tabu: Tut mir leid, sehe ich nicht. Dauernd ist die Rede vom »Demographischen Wandel«, Einwanderungspolitik. Vorher war es verstärkt Entvölkerung Ost-Deutschlands durch Umzug in den Westen. Dass die Erforschung und Besiedelung von anderen Planeten und Galaxien ein häufigeres Thema sein soll—vielleicht mal die Fakultät für Astronomie verlassen oder weniger Comic-Con besuchen :D

[3] Bevölkerungspolitik wird in manchen Ländern Asiens z.B. schon längst betrieben, in China gibt es die Ein-Kind-Politik seit über 30 Jahren — allerdings nimmt das nicht immer schöne Züge an. Das ist kein Gegenargument gegen aktive Bevölkerungskontrolle, aber zeigt auch, dass solche Regeln auch neue Probleme schaffen.

[4] In der westlichen Welt gibt es weitgehend Sicherungssysteme, die alte, kranke, schwache Menschen versorgen. In vielen Teilen der Welt ist dies nicht der Fall. Dort sorgen die Kinder, wie bei unseren Vorfahren, für ein Auskommen und Überleben der Eltern im Alter. Nord-europäische Maßstäbe für die Sahelzone zu fordern ist nicht nur lächerlich sondern auch arrogant. Sicherlich, wir mögen es bedauern, dass wegen Bevölkerungsproblemen Regenwälder abgeholzt und Tiere aussterben. Das ist natürlich sehr bedauerlich. Auf der anderen Seite ist hier bei uns kaum ein Urwald mehr übrig und auch jeder Bär, der sich in unsere Breiten verirrt, wird sofort zum Problembär. Traut sich ein Wolf mal über die Grenze, sind unsere Jäger sofort alarmiert, die obersten deutschen Naturschützer. Der Wolf könnte ja das natürliche Gleichgewicht aus Wildbret und Reh aus den Angeln heben.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: So 14. Nov 2010, 22:58
von donquijote
Lumen hat geschrieben:Es wird natürlich und völlig zu recht das Vermischen von Gesellschaftspolitik und Genetik kritisch beäugt. Nur weil ein paar Mütter aus Neu-Kölln ein paar mehr Kinder zur Welt bringen ist das noch nicht der Untergang des Abendlandes oder die Degeneration der Menschheit.

Ist eine völlig polemische Wiedergabe der Themen. Selbst Sarrazins Slogan lautete bekanntlich: "Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist". Ferner schlug er etwas vor, damit Akademikerinnen zu einem Kind bewegt werden können. Seine Vorschläge gingen nicht dahin, Mütter aus Neu-Kölln zu sterilisieren. Mit anderen Worten: Auch er sah das Problem vor allem darin, dass gebildete Menschen viel zu wenige Kinder bekommen. Aber wenn man nicht selber denkt, sondern gleich wieder nur das nachredet, was einem die eigene politische Doktrin vorgibt, dann kommt eben solch ein Quark raus, wie der gerade von dir.
Lumen hat geschrieben:Der nächste Punkt ist das angebliche Tabu: Tut mir leid, sehe ich nicht. Dauernd ist die Rede vom »Demographischen Wandel«, Einwanderungspolitik. Vorher war es verstärkt Entvölkerung Ost-Deutschlands durch Umzug in den Westen.

Die DDR ließ sogar eine Mauer bauen, um die Abwanderung qualifizierter Kräfte vom Osten in den Westen zu unterbinden. Für uns waren das alles Menschen, die lediglich nach Freiheit drängten. Aus einer anderen Sicht kann man dies jedoch als ruinös empfinden, genauso wie die Abwanderung qualifizierter Kräfte aus der Dritten Welt zu uns, weil wir so wenige Kinder in die Welt setzen. Einige Demografen sprächen längst vom demografischen Kolonialismus. Und das Thema soll nicht tabuisiert sein? Ja wo lebst du denn?
Lumen hat geschrieben: Bevölkerungspolitik wird in manchen Ländern Asiens z.B. schon längst betrieben, in China gibt es die Ein-Kind-Politik seit über 30 Jahren — allerdings nimmt das nicht immer schöne Züge an. Das ist kein Gegenargument gegen aktive Bevölkerungskontrolle, aber zeigt auch, dass solche Regeln auch neue Probleme schaffen.

Auch die BRD betreibt Bevölkerungspolitik. Von einer aktiven Bevölkerungskontrolle war nicht die Rede, bei Hass möglicherweise ja, bei Mersch eindeutig nein.
Lumen hat geschrieben:Auf der anderen Seite ist hier bei uns kaum ein Urwald mehr übrig und auch jeder Bär, der sich in unsere Breiten verirrt, wird sofort zum Problembär. Traut sich ein Wolf mal über die Grenze, sind unsere Jäger sofort alarmiert, die obersten deutschen Naturschützer. Der Wolf könnte ja das natürliche Gleichgewicht aus Wildbret und Reh aus den Angeln heben.

Ein schönes Thema für einen eigenen Thread: Der Problembär.

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Mo 15. Nov 2010, 00:19
von Nanna
donquijote hat geschrieben:Ist eine völlig polemische Wiedergabe der Themen. Selbst Sarrazins Slogan lautete bekanntlich: "Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist".

Jetzt sag mir mal bitte, welcher Teil genau dieses Slogans NICHT polemisch ist...

Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Mo 15. Nov 2010, 00:39
von Lumen
donquijote hat geschrieben:Ist eine völlig polemische Wiedergabe der Themen. Selbst Sarrazins Slogan lautete bekanntlich: "Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist". Ferner schlug er etwas vor, damit Akademikerinnen zu einem Kind bewegt werden können. Seine Vorschläge gingen nicht dahin, Mütter aus Neu-Kölln zu sterilisieren. Mit anderen Worten: Auch er sah das Problem vor allem darin, dass gebildete Menschen viel zu wenige Kinder bekommen. Aber wenn man nicht selber denkt, sondern gleich wieder nur das nachredet, was einem die eigene politische Doktrin vorgibt, dann kommt eben solch ein Quark raus, wie der gerade von dir.


Meine politische Doktrin sagt mir, dass ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe, sodass du sie missverstanden hast, oder missverstehen wolltest. An dieser Stelle noch ein Pro-Tip: Autoritätsargumente sollte man nicht überstrapazieren, weil sie im wesentlichen auf Glauben basieren und lediglich etwas anzeigen wie: »Einstein hielt dies und das für richtig, Einstein war ein Mensch der sehr viel nachdachte — ergo, bitte dieses Argument nicht so leichtfertig von der Hand weisen«. Mehr auch nicht. Sarrazin oder Mersch oder wie sie alle heißen haben diesen Status nicht unbedingt und auch dann muss man schon die Gedanken vortragen und kann nicht ständig sein Gegenüber mit Lesestoff erschlagen.

Beispiel: Man kann sagen: Menge A ist kleiner als Menge B. Oder auch Menge B ist größer als Menge A. Man kann sagen: Menge A soll größer werden, damit Menge B nicht mehr die größere Menge ist. Oder man kann sagen, Menge B solle kleiner werden, damit sie nicht mehr größer ist als Menge A. Da ich dir nichts von Sterilisation angedichtet habe, ist deine Retourkutsche vollkommen sinnbefreit.

donquijote hat geschrieben:Mit anderen Worten: Auch er sah das Problem vor allem darin, dass gebildete Menschen viel zu wenige Kinder bekommen. Aber wenn man nicht selber denkt, sondern gleich wieder nur das nachredet, was einem die eigene politische Doktrin vorgibt, dann kommt eben solch ein Quark raus, wie der gerade von dir.


Oha, das sagt der, der bei jeder Gelegenheit »Autoritäten« wie Mersch zu Felde führt. Bleiben wir mal sachlich. In deiner Aussage stecken folgende Annahmen:

  1. Wenn gebildete Menschen weniger Kinder bekommen als ungebildete, ist dies ein Problem.
  2. Das Problem lässt sich effektiv lösen, indem gebildete Menschen (oder Akademiker) mehr Kinder bekommen.
  3. Das Problem lässt sich weniger gut durch Förderung (Bildung) der ungebildeten Menschen oder derer Kinder lösen.
  4. Akademiker-Kinder sind besser oder es ist besser, dass Akademiker Kinder bekommen als andere Menschen mit niedrigerer Bildung.
  5. Bildung wird vererbt.

Bevor du bei Punkt 5 meckerst: wenn man Bildung nicht vererben kann, warum sollte es besser sein, wenn Akademiker Kinder bekommen? Oder reden wir hier von Vererbung von Intelligenz? (Intelligenz und Bildung, nicht dasselbe). Dann schließt sich die Frage an, inwiefern der Zusammenhang erforscht ist, ob sich ein paar Generationen schon dramatisch auswirken, sodass wir sofort handeln müssen (und nicht etwa bessere, solide Ergebnisse abwarten sollten). Wenn du wirklich Bildung meinst, aber Vererben im Sinne von Erziehung, Umfeld, Milieu usw. meinst, dann fallen die Annahmen weiter oben zusammen: denn dann könnten dumme Kinder gefördert werden oder deren Eltern und das könnte man jederzeit (also auch in späteren Generationen) ansetzen, weil keine »harten« angeborene Faktoren dazu kommen.

donquijote hat geschrieben:Die DDR ließ sogar eine Mauer bauen, um die Abwanderung qualifizierter Kräfte vom Osten in den Westen zu unterbinden. Für uns waren das alles Menschen, die lediglich nach Freiheit drängten. Aus einer anderen Sicht kann man dies jedoch als ruinös empfinden, genauso wie die Abwanderung qualifizierter Kräfte aus der Dritten Welt zu uns, weil wir so wenige Kinder in die Welt setzen. Einige Demografen sprächen längst vom demografischen Kolonialismus. Und das Thema soll nicht tabuisiert sein? Ja wo lebst du denn?


Demografischer Kolonialismus? Du meinst, wenn »wir« zu wenige Kinder in die Welt setzen, dann kommen qualifizierte Kräfte aus der Dritten Welt zu uns? Das ist doch das Nachrichtenthema der Stunde, oder was? Was ist daran Tabu? Davon abgesehen, soll man nicht alles glauben, was bestimmte Leute an Statistiken verzerren. Was bei uns an Themen durch die Medien wabert, ist zu einem nicht zu unterschätzenden Teil durch PR und Lobbys (Agenda Setting usw.) lanciert. Mit dem »demographischen Wandel« kann man z.B. das Renteneintrittsalter hoch drücken, was dem Staat und der Wirtschaft zu gute kommt. Durch höheren Druck auf den Arbeitsmärkten, kann man vor allem die Löhne drücken. Man arbeitet darauf hin, Arbeitskräfte zu mobilisieren und zu »flexibilisieren«, weil gerade dadurch die Löhne schön nach unten angepasst werden können, Stichwort: der Herr aus Indien, programmiert das aber für die Hälfte. Der polnische Arbeiter macht das Bad neu für ein Drittel. Wir sind eben Lämmer, die ihre Schlachter selbst wählen.

donquijote hat geschrieben:Auch die BRD betreibt Bevölkerungspolitik. Von einer aktiven Bevölkerungskontrolle war nicht die Rede, bei Hass möglicherweise ja, bei Mersch eindeutig nein.


Aha.

Lumen hat geschrieben:Auf der anderen Seite ist hier bei uns kaum ein Urwald mehr übrig und auch jeder Bär, der sich in unsere Breiten verirrt, wird sofort zum Problembär. Traut sich ein Wolf mal über die Grenze, sind unsere Jäger sofort alarmiert, die obersten deutschen Naturschützer. Der Wolf könnte ja das natürliche Gleichgewicht aus Wildbret und Reh aus den Angeln heben.


Wahrscheinlich ist mein Argument nicht klar geworden: Wir wollen den Afrikanern vorschreiben, wie sie Kinder in die Welt setzen sollen. Dort haben Kinder aber eine andere Funktion. Kinderreichtum ist meiner Meinung nach nicht das Problem Afrikas, sondern unter anderem Korruption, verfehlte Entwicklungspolitik, die lokale Märkte kaputt macht, Kriege, daraus fehlende Mittel und Möglichkeiten klimabedingte Nachteile in der Nahrungsbeschaffung auszugleichen und Rohstoffvorteile zu nutzen. Letzteres interessanterweise auch wieder zum Vorteil der Wirtschaft der Ersten Welt. Kinder verschlimmern also die Symptome, sind aber keine Ursache und nur bedingt ein Symptom (denn durch all das haben die Menschen keine Absicherung, und müssen Kinder in die Welt setzen, die ihre Eltern später verpflegen).

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Re: Warum sind Bevölkerungsthemen kein Thema?

BeitragVerfasst: Mo 15. Nov 2010, 01:19
von donquijote
Lumen hat geschrieben: An dieser Stelle noch ein Pro-Tip: Autoritätsargumente sollte man nicht überstrapazieren, weil sie im wesentlichen auf Glauben basieren und lediglich etwas anzeigen wie: »Einstein hielt dies und das für richtig, Einstein war ein Mensch der sehr viel nachdachte — ergo, bitte dieses Argument nicht so leichtfertig von der Hand weisen«. Mehr auch nicht. Sarrazin oder Mersch oder wie sie alle heißen haben diesen Status nicht unbedingt und auch dann muss man schon die Gedanken vortragen und kann nicht ständig sein Gegenüber mit Lesestoff erschlagen.

Habe ich diese Leute als Autoritäten erwähnt? Bzgl. Sarrazin habe ich eingangs lediglich erwähnt, dass die Debatte um ihn einmal mehr die Tabuisierung bevölkerungspolitischer Themen deutlich gemacht hat. Bei Mersch und Hass habe ich nur angeführt, was sie vorschlagen. Ganz im Vertrauen: Ich halte den Sarrazinschen Akademikerinnenvorschlag für nicht sinnvoll.
Lumen hat geschrieben: Beispiel: Man kann sagen: Menge A ist kleiner als Menge B. Oder auch Menge B ist größer als Menge A. Man kann sagen: Menge A soll größer werden, damit Menge B nicht mehr die größere Menge ist. Oder man kann sagen, Menge B solle kleiner werden, damit sie nicht mehr größer ist als Menge A. Da ich dir nichts von Sterilisation angedichtet habe, ist deine Retourkutsche vollkommen sinnbefreit.

Leider ist dein ganzes Beispiel sinnbefreit, weil du trotzdem polemische Schlüsse gezogen hast. Wenn jemand sagt, der berufstätige Mittelstand bekommt in D nur 1,1 Kinder pro Frau, d.h. deutlich weniger als der Durchschnitt und viel weniger, als bestandserhaltend wäre, dann weist er lediglich auf eine massive Benachteiligung hin, die zu einer weiteren Benachteiligung führen kann, nämlich einer Verletzung der Generationengerechtigkeit. Dass du nun gerade deine Schlüsse daraus gezogen hast, deutet auf politische Voreingenommenheit hin: Statt sachlich zu diskutieren, wolltest du agitieren. Du argumentierst vor dem Hintergrund einer politischen Doktrin. Das hat mich gestört.
Lumen hat geschrieben: Oha, das sagt der, der bei jeder Gelegenheit »Autoritäten« wie Mersch zu Felde führt. Bleiben wir mal sachlich. In deiner Aussage stecken folgende Annahmen:

Wo war denn bei dir irgendeine Sachlichkeit zu erkennen. Deine Aussagen waren bislang reinste Polemik.

Lumen hat geschrieben: wenn man Bildung nicht vererben kann,

Bildung ist eine erworbene Eigenschaft, die allerdings auch auf genetischen Kompetenzen basiert. Das weiß doch mittlerweile jedes Kind.
Lumen hat geschrieben: warum sollte es besser sein, wenn Akademiker Kinder bekommen?

Warum sollte es sinnvoll bzw. gerecht sein, wenn Akademiker weniger Kinder als der Durchschnitt bekommen? Ist das nicht eine Benachteiligung? Wenn es sich um Arbeiter handelte, wäre politisch schon längst der Bär los.
Lumen hat geschrieben:Oder reden wir hier von Vererbung von Intelligenz? (Intelligenz und Bildung, nicht dasselbe).

Beides korreliert aber stark. Bildung setzt auch Intelligenz voraus. Das Verständnis der Relativitätstheorie (gehört zur Bildung) setzt Intelligenz voraus.
Lumen hat geschrieben:Dann schließt sich die Frage an, inwiefern der Zusammenhang erforscht ist, ob sich ein paar Generationen schon dramatisch auswirken, sodass wir sofort handeln müssen (und nicht etwa bessere, solide Ergebnisse abwarten sollten).

Ja, er ist mindestens so gut erforscht wie der Klimawandel. Den könnten wir natürlich auch mit dem gleichen Argument aussitzen: "Wir sollten erst einmal solide Ergebnisse abwarten. Vielleicht geht der von selbst weg."
Lumen hat geschrieben:Wenn du wirklich Bildung meinst, aber Vererben im Sinne von Erziehung, Umfeld, Milieu usw. meinst, dann fallen die Annahmen weiter oben zusammen: denn dann könnten dumme Kinder gefördert werden oder deren Eltern und das könnte man jederzeit (also auch in späteren Generationen) ansetzen, weil keine »harten« angeborene Faktoren dazu kommen.

Diese Aussage weist auf eine erschreckende Unkenntnis bzgl. Evolutionstheorie hin. Man kann auch Pferde trainieren. Ein genetisch weniger gut ausgestattetes, aber trainiertes Pferd wird mit Sicherheit schneller laufen als ein genetisch gut ausgestattetes nicht trainiertes Pferd. Trotzdem wird kein Renngestüt seine langsamsten Pferde in die Zucht geben, um mit seinen schnellsten Pferden möglichst viele Rennen zu gewinnen. Er würde sich selbst ruinieren.
Welcher Art Naturalismus soll das eigentlich sein, der allgemein akzeptierte Fakten zur Evolution ignoriert?
Lumen hat geschrieben:Demografischer Kolonialismus? Du meinst, wenn »wir« zu wenige Kinder in die Welt setzen, dann kommen qualifizierte Kräfte aus der Dritten Welt zu uns? Das ist doch das Nachrichtenthema der Stunde, oder was? Was ist daran Tabu?

Ja, es gibt einige Experten, die von einer Plünderung des Humankapitals der Dritten Welt sprechen. Man befürchtet, dass diese Länder immer weiter zurückfallen könnten, weil die Personen, die im Lande etwas bewirken könnten, von den kinderlosen Europäern wegbeworben werden.

Lumen hat geschrieben: Davon abgesehen, soll man nicht alles glauben, was bestimmte Leute an Statistiken verzerren. Was bei uns an Themen durch die Medien wabert, ist zu einem nicht zu unterschätzenden Teil durch PR und Lobbys (Agenda Setting usw.) lanciert. Mit dem »demographischen Wandel« kann man z.B. das Renteneintrittsalter hoch drücken, was dem Staat und der Wirtschaft zu gute kommt. Durch höheren Druck auf den Arbeitsmärkten, kann man vor allem die Löhne drücken. Man arbeitet darauf hin, Arbeitskräfte zu mobilisieren und zu »flexibilisieren«, weil gerade dadurch die Löhne schön nach unten angepasst werden können, Stichwort: der Herr aus Indien, programmiert das aber für die Hälfte. Der polnische Arbeiter macht das Bad neu für ein Drittel. Wir sind eben Lämmer, die ihre Schlachter selbst wählen.

Ach du liebe Güte, welch politischer Nonsense. Die Devise, die du hier vertrittst, dass es nämlich egal ist, wenn gut ausgebildete Frauen in erster Linie arbeiten gehen und kaum Kinder haben, war die allergrößte Maßnahme zur Erhöhung des Drucks auf den Arbeitsmarkt. Wir haben so viele Arbeitslose, weil die Geburtenrate so niedrig ist, und alle qualifizierten Frauen Vollarbeitsplätze haben wollen.
Lumen hat geschrieben:Aha.

Ah ja.
Lumen hat geschrieben:Wahrscheinlich ist mein Argument nicht klar geworden: Wir wollen den Afrikanern vorschreiben, wie sie Kinder in die Welt setzen sollen. Dort haben Kinder aber eine andere Funktion. Kinderreichtum ist meiner Meinung nach nicht das Problem Afrikas, sondern unter anderem Korruption, verfehlte Entwicklungspolitik, die lokale Märkte kaputt macht, Kriege, daraus fehlende Mittel und Möglichkeiten klimabedingte Nachteile in der Nahrungsbeschaffung auszugleichen und Rohstoffvorteile zu nutzen. Letzteres interessanterweise auch wieder zum Vorteil der Wirtschaft der Ersten Welt. Kinder verschlimmern also die Symptome, sind aber keine Ursache und nur bedingt ein Symptom (denn durch all das haben die Menschen keine Absicherung, und müssen Kinder in die Welt setzen, die ihre Eltern später verpflegen).

Hübsche Vorstellung, leider ohne Substanz. Auch in Europa war der Bevölkerungszuwachs zwischen 1815 und 1910 die Hauptursache für die dann folgenden beiden Weltkriege. Einen Hitler konnte es nur geben, weil z. B. die deutsche Bevölkerung zwischen 1815 und 1910 von 25 Mio auf 68 Mio anstieg (+ 5 Mio, die aus lauter Verzweiflung nach Übersee auswanderten, um dort Indianer zu verdrängen). Man könnte deshalb auch sagen: Die Indianer in den USA wurden abgeschlachtet, weil in Europa so viele Kinder geboren wurden. Sie waren das Opfer der Nichtbeherrschung der Bevölkerungsentwicklung. Oder noch anders gesagt: Winnetou und Sittung Bull wurden von den zu vielen europäischen Kindern ermordet.