China

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Beitragvon stine » Mi 1. Dez 2010, 08:13

Das totalitäre Regime, die Volksrepublik China, macht vor, wie Weltmacht funktioniert:
Das Volk ausquetschen, Informationen gezielt unters Volk streuen, Regimekritiker mundtot machen, mit dem erwirtschafteten Geld ausländische Banken kaufen, damit europäische Länder unterstützen, damit diese im Gegenzug dem chinesischen Markt die Tore noch weiter öffnen (siehe zB Telekommunikation) und schließlich öffentlich jammern, dass man eigentlich noch Entwicklungsland wäre und weltweiter Unterstützung bedürfte, die man offensichtlich auch noch bekommt.

Was hat der Gigant China vor und wie lange dauert es, bis die Welt chinesisch ist?

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Re: China

Beitragvon Lumen » Mi 1. Dez 2010, 10:59

Was hätten Chinesen von einer chinesischen Welt? Ausnehmen des „Volkes“ und Propagdanda und Desinformation sind Standards, die auch im Westen hoch geschätzt werden. Gerade wieder zeigt sich das journalistiche Trauerspiel in all seinen Facetten dank Wikileaks.

China holt die Entwicklung des Westens im Eiltempo in Punkto wirtschaftlicher Entwicklung und Standards schnell auf. Es wird in der späteren Phase der Entwicklung sowohl Umweltschutz als auch Copyrights zu schätzen lernen, auch genauso wie es im Westen war. Auch wird sich etwa ein ähnlicher Standard von Arbeit und Freizeit einpendeln. Das sind Faktoren die meiner Ansicht nach mehr mit Effizienz zu tun haben (40 Stundenwoche wurde z.B. von Henry Ford eingeführt, der nicht gerade als großer Menschenfreund von sich reden gemacht hat).
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Re: China

Beitragvon xander1 » Mi 1. Dez 2010, 21:50

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Re: China

Beitragvon ujmp » Mi 1. Dez 2010, 22:10

stine hat geschrieben:Was hat der Gigant China vor

China will a Gaudi ham!
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Re: China

Beitragvon stine » Do 2. Dez 2010, 08:28

Lumen hat geschrieben:Was hätten Chinesen von einer chinesischen Welt?

Was hätten die Amerikaner davon? Die Russen, die Nordkoreaner oder die Taliban?

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Re: China

Beitragvon stine » Do 2. Dez 2010, 10:18

Und was haben Wirtschaftsbetriebe davon "Weltmarktführer" zu werden?

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Re: China

Beitragvon Lumen » Do 2. Dez 2010, 11:03

Die Welt ist auch nicht amerikanisch, trotz eines amerikanischen Jahrhunderts. Die Zeit der Kolonien, wo noch Länder von weitem besetzt und betrieben wurden, gilt als vorbei. Kultureller Imperialismus wird durch die doch sehr verschiedenen Kulturen ein sehr langer Prozess. Es ist mehr von japanischen Einflüssen zu spüren als von chinesischen oder indischen, trotz Bollywood und Wirtschaftsmacht. Die Chinesen werden natürlich an Einfluss gewinnen und werden sicherlich auch die Welt in ihrem Sinne zu beeinflussen. In Afrika engagieren sich die Chinesen zum Beispiel und helfen sehr konkret beim Aufbau mit, offenbar nicht so hemdsärmelig und dusselig wie die Europäer, die ihr Geld lieber korrupten Militärregimen zur Verfügung stellen oder lokale Märkte durch Überschusslieferungen zerstören. Natürlich betätigen sich Chinesen nicht aus reiner menschenfreundlichkeit, aber das tat der Westen auch nie wirklich (Hallo, Aufwachen!)

Nebenbei bemerkt gibt es auch bei den Chinesen „gute“ Moralvorstellungen, auch wenn die Presse lieber latent die Angst vor der gelben Gefahr schürt.
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Re: China

Beitragvon stine » Do 2. Dez 2010, 14:13

Lumen hat geschrieben:In Afrika engagieren sich die Chinesen zum Beispiel und helfen sehr konkret beim Aufbau mit, ...
Waas, deine blauen Augen sind ääächt? :erschreckt:

Die Chinesen sichern sich derzeit sämtliche Rohstoffe in Afrika und haben schon fast sämtliche Agrarflächen für ihre Volksernährung auf diesem Kontinent.
Aus Barmherzigkeit kümmern sie sich nicht um die Afrikaner. Im Gegenteil, sie bringen ihre eigenen Arbeiter ins Land.

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Re: China

Beitragvon Lumen » Do 2. Dez 2010, 14:52

Hm? Steht doch da, sie machten das nicht aus Menschenfreundlichkeit. Niemand macht es aus Menschenfreundlichkeit, außer vielleicht ein paar wenige Non-Profit Organisationen.
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Re: China

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 2. Dez 2010, 14:56

stine hat geschrieben: und haben schon fast sämtliche Agrarflächen für ihre Volksernährung auf diesem Kontinent.
Übertreib mal nicht, auch wenn das mit den blauen, blauäuigen Blauaugen stimmt.
"Die Chinesen" leisten vor allem da Wirtschaftshilfe wo sie sich Rohstoffe (dadurch) sichern können, wo die westliche Welt aus politischen oder moralischen Gründen (oder politisch-moralischen Gründen?) schon nicht mehr Entwicklungshilfe leisten wollen und "die Chinesen" haben schon erhebliche Agrarflächen sich unter den Nagel gerissen - aber nicht schon "fast sämtliche". Da sind die üblichen Verdächtigen aus dem Westen sowie "die Inder" auch noch dick dabei.
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Re: China

Beitragvon Gandalf » Do 2. Dez 2010, 21:35

Ich denke die "Gefahr" wird (derzeit) genauso überschätz, wie die "japanische Gefahr" vor ca. 20 Jahren.
Vielleicht gehöre ich "zum alten Eisen", dass ich mich noch daran erinnern kann, wie man "uns" darüber belehrte: Wenn wir nicht "bersser werden, wird die Japanische Wirtschaft alles übernehmen... etc. etc. Was wurden da für Bücher geschreiben und Szenarien an die Wand gemalt,- über die "pazifische Herausforderung" - Und jetzt? Japan ist an dem gescheitert, was in dieses Land 'hineinprojeziert' wurde und gilt als "kranker (alter) Mann" Asiens. (Das demografische Problem wird übrigens auch China - noch härter - treffen: Die Folge der "Ein-Kind-Politk"). Im nachinhein stellte sich heraus, dass die "unbesiegbare Japan AG" ein Popanz der Globalisten war, um "Reformen" wo anders durchzusetzen. (mit dem bekannten Ergebnis) Es stelte sich heraus, dass das "japanische Modell" von wahrscheinlich nicht mal 5% der japanischen Firmen selbst übernommen wurde.

Eine Einschätzung, - die nicht aus den Systemmedien stammt, sondern vom Vorstand des "Bankhaus Rott"- , zeigt, wie wackelig das ganze Kartenhaus womöglich ist:


Sicherlich haben auch Sie, liebe Leserschaft, schon viele kalte Nächte wachgelegen und sich wegen der einen großen Sorge in den Federn gewälzt. Was ist los, wenn gar nicht jeder Chinese eine Bratpfanne kaufen will? Vielleicht hat er oder sie ja bereits eine, möglich wär’s ja. Neben Kochgeschirr gibt es auch viele andere Dinge des täglichen Bedarfs, den das Milliardenvolk an jeder Ecke decken kann, falls die finanzielle Lage es hergibt. Vielerorts ist letzteres schon bei Waschmaschinen nicht der Fall, was die weit verbreitete Hoffnung, China sei der Retter der Weltkonjunktur einigermaßen absurd anmuten lässt.

Ist es nicht erstaunlich, wie oft dieses Land, sobald es kriselt, als Hort niemals endenden Wachstums dargestellt wird? Das chinesische Konjunkturpaket in Höhe von 12% des GDP wird dabei ebenso selten erwähnt wie ein teils erstaunlich stabiler bis sinkender Stromverbrauch oder Einbrüche bei Komponenten der industriellen Fertigung, die so gar nicht zu Wachstumszahlen in bestimmten Sektoren passen wollen. Mittlerweile sind Teile des Westens sogar kurz davor, eine Planbarkeit der Wirtschaft durch Menschen nicht mehr gänzlich in Abrede zu stellen. Wenn man da mal nicht von einem Trugschluss in den nächsten stolpert. Wenn der Hype noch ein wenig anwächst, ist auch der Mittelstand vor irgendwelchen chinesischen Strategien nicht mehr gefeit. Mag dies auch ökonomisch der Weg nach nirgendwo sein, vermutlich würde es der Unterhaltsamkeit dienen.

Da wir nicht wissen, was sich auf dem chinesischen Waschmaschinen- und Küchenmarkt tut, werfen wir einen kurzen Blick auf die Lage am Immobilienmarkt. Dieser wird vollkommen zu Recht genannt, wenn der Blick auf mögliche zukünftige Probleme schweift. Die Dimensionen des Marktes und die in Relation zu den verfügbaren Einkommen nur historisch zu nennende Fehlallokation wird zu einer ebenso historischen Korrektur führen. Ob das ebenfalls Teil des aktuellen zentral geplanten Mehrjahresplans ist, ist bis dato nicht überliefert.

Zur Einordnung. Wir wollen an dieser Stelle nicht davon sprechen, das China in die Steinzeit oder auch nur die Bedeutungslosigkeit zurückfällt. Es geht um eine groß angelegte Schieflage, die mit freundlicher Unterstützung der inländischen Planungseinheiten und ausländischer Investoren aus Ost und West entstanden ist. Wie bei anderen Problemen derartiger Größenordnung hilft die Hoffnung auf eine „Stabilisierung auf hohem Niveau“ durch „kontrollierte Brems- und Lenkungseffekte“ nicht. Allein Übelkeit können derartige Floskeln verursachen, geholfen ist damit aber niemanden.

Viele der Bauprojekte in China sind dem staatlichen Wunsch nach Beschäftigung und offensichtlichem Wachstum geschuldet. Die sprichwörtlichen Brücken ins Nichts finden sich im Land der Mitte reichlich, eine der wenigen Parallelen zur Europäischen Union. Wie auf anderen Feldern sind auch die Probleme, vor allem im Bausektor, von außergewöhnlichem Ausmaß. Sehr bekannt ist mittlerweile die zweitgrößte Einkaufsmall der Welt, die South China Mall, die alles hat, nur keine Kunden. Gut 500 Einkaufszentren der größeren Bauart sind über das Land verteilt gebaut worden und warten auf den chinesischen Mittelstand, der sich partout nicht in der gewünschten Zahl einstellen will. Im Werbetext heißt es zum genannten Einkaufsplaneten euphorisch:

South China Mall, the shopping heaven, amazing world, illusion city and a commercial legend of new century is expecting your presence (South China Mall).

Illusion City gefällt uns persönlich am besten, aber vielleicht handelt es sich um einen Übersetzungsfehler. Bei laut Unternehmenswebsite etwa 60 Hektar Verkaufsfläche ist jedenfalls reichlich Raum für Illusionen. Gegen Endes des vergangenen Jahres standen Presseangaben zufolge noch rund 99% der Geschäfte leer, es wäre ungewöhnlich, wenn sich daran in diesem Jahr viel geändert hätte, schließlich wurde der shopping heaven bereits 2005 eröffnet.

Vielfach bereits als eine der größten Fehlplanungen der jüngeren Geschichte bezeichnet, wird diese Oase der Ruhe allerdings von einem weiteren Fehlschlag in den Schatten gestellt. Die South China Mall dürfte sich beim Anblick der geplanten und gebauten Stadt Kangbashi im Regierungsbezirk Ordos vorkommen wie Gulliver im Land der Riesen. Diese Stadt soll, so das ursprüngliche Ziel, gut eine Million Menschen beherbergen. Bis vor kurzem war Wohnraum für etwa 300.000 Personen fertiggestellt, allerdings fanden sich bisher weniger als 10% der „nötigen Bewohner“. Viele Menschen wollen warten, bis dort mehr Menschen wohnen – das klingt nach einem Fall für Spieltheoretiker. Nun ist die Provinz gut situiert, es handelt sich um eine Bergbauregion, die auf Grund des Rohstoffbedarfs sowohl ökonomisch wie auch politisch gut dastehen sollte. So kann man dieses Projekt auch als bekannte Fehlallokation von Entscheidern mit zu vollen Taschen betrachten. Besser wird es dadurch nicht.

Nun ist dies nur einer von mehreren interessanten Einzelfällen, jeder für sich kann nicht den Anspruch erheben, repräsentativ zu sein. Die Gigantomanie erinnert in ihrer Konsequenz dennoch an Dubai, lediglich die Taschen Chinas sollten deutlich tiefer sein.

Die größten Probleme in der Folge eines ungerechtfertigten und nicht fundamental gesunden Booms zeigen sich gerade in denjenigen Regionen, in denen der Jubel und die Steakhausrechungen am größten waren. Das ist China nicht anders als in den USA. Dies sind die bekannten Regionen jenseits der Wohngebiete von Millionen Landarbeitern, die mit dem wunderbaren Fortschritt lediglich über eine Zwangsumsiedlung oder als Tagelöhner in Kontakt kommen. Selbst in denjenigen Städten, die im Westen scheinbar der Fortschrittlichkeit des „chinesischen Modells“ eine Form geben, sind die Menschen nicht auf Watte gebettet. Die enormen Preisanstiege bei den Immobilien führen dazu, dass sich die Relation der Preise zu den verfügbaren Einkommen auf erstaunliche Niveaus begeben hat.

Oft ist zu hören, die Preise in Shanghai, Peking oder anderen Städten seien billig, weil die Preise in London, New York oder Paris noch höher sind. Ein schwaches Argument und eine mögliche Denkfalle. Abgesehen davon, dass es ein Fehler der einfachen Kategorie ist, einen Immobilienmarkt mit einem anderen zu vergleichen, indem nur die Preisschilder nebeneinandergehalten werden. Klar kann ein ausländischer Investor das Geld auftreiben und für ein Zehnfamilienhaus in Peking die gleiche Summe auf den Tisch zu legen wie bei einem vergleichbaren Objekt in London. Die Mieten allerdings zahlt kein Investor, sondern jemand, der auch in Peking wohnt und ein auf dortigem Niveau liegendes Gehalt bezieht. Das jährliche pro Kopf BIP in Shanghai liegt bei rund €8.700, in Peking liegt die Kennzahl bei etwas über €7.000 – in etwa ein Sechstel des deutschen Wertes.

Im Vergleich zum verfügbaren Einkommen haben die Immobilienpreise mittlerweile jedes Maß verloren.

Ein Wert von 15 für Peking bedeutet, dass ein Haus fünfzehn Mal soviel kostet, wie sie auf aktuellem Stand an versteuertem Einkommen haben. Das bedeutet nicht Einkommen nach Lebenshaltungskosten, sondern beinhaltet alles, was am ersten des Monats auf dem Konto eingeht. Diese Kennzahl ist vor allem im internationalen Vergleich interessant. In Peking liegt der Wert bei rund 15, in Shanghai wurde die Zahl 13 erreicht, und selbst der mittlere Wert für ganz China liegt bei 8,2. Alle Werte geben den Stand zum Ende des Jahres 2009 an, sollten also derzeit etwas höher notieren. Zum Vergleich: Als der Höhepunkt des bizarren Häuserbooms in Tokyo erreicht wurde lag der entsprechende Wert für die Stadt bei neun.

Auch der Anteil der Investitionen am Immobilienmarkt im Verhältnis zum BIP ist enorm. Der Wert erreichte in 2009 gut 10%. In den USA lag die Zahl nie über 6%, Japan brachte es einst auf 9%. Wohin das führte ist bekannt.

Keine Krise ist wie die andere, aber die Muster gleichen sich. Richtig gefährlich wird es, wenn einst argwöhnisch beäugte Kennzahlen, wie etwa das Verhältnis der Preise zu den Einkommen, als „nicht mehr sinnvoll“ abgetan werden. Gerne wird auf eine handvoll Expats verwiesen, die ja mehr verdienen als Herr Li, oder aber das Wachstum wird als mindestens konstant angenommen. Zweistelliges Wachstum als neue Norm, das führt schon nach relativ kurzer Dauer zu wunderschönen Kurven.

Erinnert sei an die Projektionen der Auguren in den 80ern, als Japan schon fast die ökonomische Alleinherrschaft zugeschrieben wurde. Sehr interessant ist im Hinblick auf die aktuellen Probleme, dass bis in die Mitte der 90er Jahre hinein Bücher und Artikel erschienen, deren Autoren die Dimension des anhaltenden Niedergangs des Inselstaates offensichtlich unterschätzt hatten. So hieß es in einem Begleittext des Verlages zum Buch Blindside: Why Japan Is Still on Track to Overtake the U.S. By the Year 2000 eines Herrn Fingleton:

Although Japan is not on an ideological crusade to take over the world economically, its power structure gives it a flexibility that can make it the next global leader, asserts the author. This provocative and informed analysis is an antidote to the recent flurry of critiques that see Japan's current economic troubles as the same old omens of decline. (Reed Business Information, Inc., März 1995)

Wie auch immer die Argumente lauten, wenn es um die Ausblendung im Grunde nicht zu ignorierender, ernster Probleme geht, sind alle im Grunde auf das kleine Sätzchen this time it is different zurückzuführen. Ist es nicht.

Ganz unterhaltsam ist in diesem Zusammenhang ein Zitat von Will Rogers in Bezug auf die große Depression in den Vereinigten Staaten.



“It's almost worth the Great Depression to learn how little our big men know.”
- Will Rogers
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Re: China

Beitragvon stine » Fr 3. Dez 2010, 07:59

Der fehlende Mittelstand, der chinesische Shopping Malls bekauft mag ja noch fehlen, Gandalf, und ein schnelles Wachstum muss auch nicht immer ein stabiles sein, aber China drängt sich mit einem subventionierten Markt in die Welt, deren Preise eine freie Wirtschaft nicht toppen kann.

Die chinesische Version von Reichtum läuft auf das Besitzen von Rohstoffen hinaus.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,711559,00.html
Die größte Rohstoffbörse dürfte inzwischen in Shanghai sein, dort werden die Weltpreise festgelegt und die Gewinner sind die Verkäufer der Ware, die widerrum mit diesem Geld ihre Märkte subventionieren, um damit dem Weltmarkt nachhaltig zu schaden.

Klar kann die Blase auch mal platzen, aber da kann man nur hoffen, dass bis dahin Europa nicht schon die Luft ausgegangen ist.

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Re: China

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 3. Dez 2010, 09:54

Nun China hat nun mal mehr Rohstoffe bzw. viele Rohstoffe die die moderne Industriewelt braucht. Daraus sollte man China keinen Strick drehen.
Und wenn die westlichen Länder und Industrien sich woanders nicht (sauber) solche Rohstoffe sichern, dann sind sie selber schuld. Schuld sind sie definitiv, dass sie nie wirkliches Interesse an "sauberen Regierungen" in der Welt hatten, das rächt sich jetzt bei dem Versuch sich woanders "sauber" Ressourcen (oder Fußball-Weltmeisterschaften *bg*) zu sichern.
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Re: China

Beitragvon mat-in » Sa 4. Dez 2010, 09:26

Es ist nichts neues, vor 100 Jahren etwa waren es die europäer mit den kolonien, heute sind es die ehemaligen kolinien (USA) und ehemals ausgebeutete Länder (China) die mit den gleichen mitten versuchen oben zu bleiben bzw. nach ganz oben zu kommen. Das geht halt nur begrenzt lang gut, den einheimischen bunter perlen, anderes essen und so zu bringen für seltene Rohstoffe. Dann muß man die gebiete militärisch besetzt halten. Dann wird ein anderer der die gleiche Macht hat gierig in die eigenen Gebiete schielen, dann... und danach veteilt es sich neu.

Folgerung? Wir brauchen "neue einheimische und einen neuen planeten zum ausbeuten"...
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Re: China

Beitragvon musicman » Sa 4. Dez 2010, 21:41

stine hat geschrieben:Aus Barmherzigkeit kümmern sie sich nicht um die Afrikaner. Im Gegenteil, sie bringen ihre eigenen Arbeiter ins Land.

LG stine


Ich komme gerade aus Kenya zurück, nein ich lag nicht in der Sonne, aber heiß wars auf dem Dach meiner Schwiegereltern auch, und bis die Solaranlage (chinesische Produktion) installiert war, hatte ich meinen Sonnenbrand weg. Dann war noch Familienbesuch angesagt und das ist bei einer afrikanischen Großfamilie nicht nur Erholung, dann noch drei Konzerte in Nairobi und Kisumu gespiel mit afrikanischen Bands - nix mit Urlaub, aber schön wars.

Was ich sagen wollte, die Leute vor Ort sehen die Sache mit den Chinesen etwas anders als wir in Europa.
Die Chinesen pumpen soviel ins Land, dass es unweigerlich nach unten durchsickert und das macht sich bemerkbar. In den Straßen, auf den Märkten, gibt es eine Menge Sachen, die vor einigen Jahren für den Normalbürger absolut unerschwinglich waren und jetzt von Straßenhändlern, die sich so eine Existenz sichern, angeboten werden. Alles chinesische Produktion, teilweise auch aus Korea und Indien, nichts aber auch gar nichts aus Europa oder Amerika - außer Cola. Da findet momentan eine, wenn auch noch langsame Entwicklung statt, die am Westen komplett vorbei geht.

Die Chinesen bringen ihre Arbeiter mit, das stimm schon, aber der Punkt ist ein anderer. Die haben jetzt den Trans African Highway (Momabsa- Kampala) auf weiten Strecken neu gebaut und das ist die Verkehrshauptschlagader Ostafrikas.
Da wurden bisher dreistellige Millionenbeträge an Entwicklungsgeldern aus dem Westen verbraten, ohne daß sich die Situation auch nur einen Deut verbessert hätte, Ok der Verkehrsminister meinte vor Jahren einmal, so könne man das jetzt nicht sagen, er hätte sich doch endlich ein neues Flugzeug kaufen können und seine Frau hat jetzt auch einen Helikopter. Das war 2004, als Gerhard 130Mio Euro gebracht hat für die Straße aber die Schlaglöcher trotzdem einen Meter tief blieben.
Die Chinesen machen das nicht aus Humanität, aber sie machen es und das ist das Entscheidende und die Leute vor Ort profitieren davon, indem sie ihre Waren auf die Märkte bringen können. Für die Strecke Naivasha-Nairobi, keine 100km mußte man bisher 6-10 Std einrechnen, in der Zeit waren die Avocados in der Sonne verfault, während man im Stau stand und um die Schlaglöcher kurvte, oder man wurde im Stau überfallen und die Avocados waren weg.
Es ist natürlich markaber, aber 40 Jahre gutmenschliche Entwicklungshilfe waren nicht annähernd so effektiv wie 10 Jahre chinesischer Kapitalismus.

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Re: China

Beitragvon stine » Mi 8. Dez 2010, 09:10

Danke musicman, für den Livebericht aus Afrika!
Konntest du auch etwas über die Hierarchien dort erfahren?
Wie gehen die Fürsten damit um, die bis jetzt gut von den Entwicklungsgeldern gelebt haben?
Zahlen wir immer noch ihre goldenen Wasserhähne in den Palästen, während die Chinesen das Volk auf ihre Seite bringen?
Und welche politische Einstellung macht sich breit?
Ist der chinesische Kommunismus Thema?

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Re: China

Beitragvon musicman » Mi 8. Dez 2010, 12:01

Stine,

darüber, daß sich die Politiker dort nach wie vor die Taschen vollstopfen, muß man sich als letzes Sorgen machen, die Chinesen stopfen die auch, es sickert aber mehr nach unten durch. Nicht weil sie es gut meinen, so naiv sollte man nicht sein das zu denken, sondern weil sie in ihrem Interesse Projekte umsetzen, wie der genannte Highway.
Den bauen die nicht weil sie den armen Bauern helfen wollen ihr Gemüse zu transportieren, die wollen an die Bodenschätze in Uganda, Ruanda,vor allem Ostkongo dazu brauchen sie den.
Der Punkt ist aber, dass er überhaupt saniert wurde, der für die Leute positive Nebeneffekt muß gar nicht beabsichtigt sein, er ist einfach dadurch entsanden. Die Leute können den Verkehrsweg nutzen und zwar umsonst, die paar Dollar (für Einheimische aber viel Geld), die bisher die Lokalfürsten kassiert haben, interessiern die Chinesen nicht (Mautstellen würden den Verkehr aufhalten - Time is money) und sie sorgen mit eigener Security dafür, daß der Highway sicher ist.
Du kannst dein Gemüse jetzt von Naivasha nach Nairobi auf den Markt bringen, zu einer Zeit losfahren, daß Du auch dort bist, wenn die Kunden kommen und vor allem kommst du mit Gemüse an und bist am Leben, vorher war das nicht immer so.
Es gibt noch einige Beispiele, was sie an an Infrastruktur so auf die Beine gestellt haben, das ist es was die Leute beeindruckt, ob die Kommunisten oder Kapitalisten sind, darüber zerbricht man sich wenig den Kopf.
Vorher war das offensichtlich nicht möglich, die westlichen Politiker waren sicher auch durch political correctness gebunden, man wollte auf keinen Fall an kolonialistische Zeiten anknüfpen und den Leuten vorschreiben was sie mit dem Geld zu machen haben, sondern gab es der Regierung in der Hoffnung, die werden schon wissen, was man am besten damit macht, was sie auch taten - aber eben nur für sich und ihren Clan, bestenfalls noch für ihren Tripe.
Welche politische Einstellung sich breit macht - schwer zu sagen, die Leute sind in erster Linie mit überleben beschäftigt, für viele sind unsere Betrachtungen Luxusgedanken, aber es macht sich ein Stimmungswandel bemerkbar, es entsteht eine kleine Mittelschicht, die sich selbst ernähren kann, ohne spezielle politische Beziehungen zu haben, kleine Handwerksbetriebe, viele Straßenhändler die Güter anbieten, die es vor kurzem nicht gab, das zeichnet ein positiveres Bild als noch vor wenigen Jahren, als die Lethargie errückend war. Es entwickelt sich ein Selbstbewußtsein, aber die Lage ist nach wie vor so, wer kann der geht. Die gesamte High School Abschlußklasse meiner Frau ist in Europa oder USA.
Nach wie vor das größte Problem ist die Korruption auf allen Ebenen, ohne Bestechung wartest Du Jahre auf irgend ein Dokument, das du brauchst um an einen job zu kommen, mit 50 Euro hast du ihn sofort, aber wer hat die.
Übrigens: Der mit Abstand beliebteste Politiker in Kenya ist ein Deutscher, Walter Lindner, bis vor kurzem deutscher Botschafter in Kenya, google mal nach ihm ein interessanter Mann und guter Musiker, der sehr vermißt wird. Sein Haus war in direkter Nachbarschft zum größten Slum in Nairobi und eine seiner ersten Maßnahmen war, den Zaun abzureißen die Leute einzuladen und Konzerte zu veranstalten, Amani eine der bekanntesten Musikerinnen in Kenya meinte einmal, am besten malen wir ihn schwarz an und machen ihn zum Präsident.

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Re: China

Beitragvon stine » Mi 8. Dez 2010, 12:31

Das klingt alles sehr positiv. Ich hoffe nur, dass man sich nicht eines Tages eingestehen muss, dass man die Geister die man rief, nicht mehr los wird und aus Nutzen Schaden wird.
Ich google jetzt gleich nach Walter Lindner, sieht man dich auch auf einem Bild mit ihm? :mg:

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Re: China

Beitragvon stine » Mi 8. Dez 2010, 12:52

Der Musiker Andrej Hermlin, Pianist und Bandleader, Mitglied der Linken in Berlin ist offensichtlich aufgrund familiärer Bande auch ein großer Anhänger Kenyas. :wink:

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Re: China

Beitragvon musicman » Mi 8. Dez 2010, 19:52

Den haben sie letzte Woche festgenommen wegen Terrorverdachts, sowas kann ganz schnell gehen dort- er ist aber wieder frei - er hat wohl irgend jemand nicht gepasst.
Es ist nicht ungefährlich in Kenya, ein Nachbar von uns bekam 10 Jahre wegen Besitzes von Ganja, das interessante daran ist, er flog für die flying doctors und bei einem Flug über den Mount Kenya schossen Sie Bilder von riesigen Ganja Plantagen, und veröffentlichten diese in der Daily Nation - die Betreiber der Plantagen waren allesamt MP`s (member of parliament), kurz darauf fand man ein paar Gramm in seinem Auto- das wars.

Mit Walter wirst Du mich nicht finden, aber mit Amani, wenn Du fleißig googelst :santagrin:

Langsam sind wir ziemlich OT, Thema sind ja die Chinesen, man muß abwarten, was die Entwicklung bringt, eines ist jedenfalls klar, am Westen geht die Entwicklung in Afrika komplett vorbei, da wird ein riesiger Markt entstehen und China hat seine Karten im Spiel.

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