Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon ganimed » So 20. Mär 2011, 07:00

Das muss mir mal einer erklären. In China oder Japan fällt ein Sack Reis um oder ein Kernkraftwerk, auf eine Weise, wie es bei uns niemals passieren könnte, und schon eskalieren hierzulande die psychologischen Fernauswirkungen und selbst die Laufzeitverlängerungsfront von Merkel & Co hat mal eben komplett umgedacht. Ich bin etwas fassungslos über diesen geistigen Salto Mortale.

Was ist denn von Politikern zu halten, die ihre Meinung über ein solch wichtiges Thema (Atomausstieg ja oder nein) offenbar überhaupt nicht von Risikoabschätzuungen und realen Fakten abhängig machen (denn die haben sich ja angesichts der Japan-Ereignisse nicht im geringsten geändert) sondern von emotionalen Bewertungen und Befindlichkeiten (nur die mögen sich geändert haben). Oder ist das ganze sogar nur ein berechnende Strategie, um bei den anstehenden Wahlen möglichst viel Zustimmung zu erhalten? Katastrophen sind für Politiker ja immer eine sehr gute Gelegenheit, durch beherzte Haltung massig an Beliebtheit zu scheffeln.

Also entweder ist Merkel&Co ein Verein von faktenignorierenden Nervenflatterern oder eine Bande von kalt berechnenden Populisten.

Findet ihr nicht auch, dass wir dringend ein paar neue Politiker bräuchten?
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon mat-in » So 20. Mär 2011, 09:32

Ich finde schon eine ganze Weile, das wir neue Politiker brauchen.

ganimed hat geschrieben:Also entweder ist Merkel&Co ein Verein von faktenignorierenden (Nervenflatterern) Lobbyisten (oder)und eine Bande von kalt berechnenden Populisten.
Kursive änderungen von mir. So stimmt der Satz vollständig.

Um beim Thema Kernkraft zu bleiben, worum es da wirklich geht ist Geld und Macht. Soviel Geld wie nur möglich zu machen ohne Machtverlust. Wie sonst könnte man erklären, das entgegen der Empfehlung von Experten auch im Kippverfahren (reiwerfen statt schön stapeln) Fässer die zu groß sind für den Untergrund in ein Zwischenlager mit Wassereinbruch geworfen werden durften? Und als das Landes-Umweltministerium protestierte bekam es vom Bundesministerium einen Maulkorb verpaßt... Es geht schlicht darum, das die Energiewirtschaft maximalen Gewinn macht, damit Frau M. (und andere) nach ihrer Karriere einen Aufsichtsratposten oder sowas sicher hat. Eine Kanzlerrente reicht ja nicht, heutzutage... dem ganzen sind nur Grenzen gesetzt, wenn die Meinung der öffentlichkeit so weit kippen könnte, das man die nächsten 4 Jahre damit nicht weitermachen kann, dann rudert man mit den Armen und... schaltet mal für 3 Monate (bis nach der Wahl!) die Reaktoren die absolut sicher sind zur Sicherheitsüberprüfung ab und danach - sie sind ja absolut sicher und jetzt hat man noch mal nachgeschaut - wieder an. Und Volk läßt's mit sich machen...

Ich bin der festen überzeugung, das alle Parteien das mehr oder weniger betreiben, und man muß sich vor der Wahl eben der Tatasache bewußt werden, für welche Lobbygruppe sie arbeiten. Wenn ich nicht gerade Hotelbesitzer bin, darf ich halt nicht FDP wählen...
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon stine » So 20. Mär 2011, 10:52

ganimed hat geschrieben:Katastrophen sind für Politiker ja immer eine sehr gute Gelegenheit, durch beherzte Haltung massig an Beliebtheit zu scheffeln.
Ja, leider, aber das Wählerverhalten gibt ihnen doch recht, oder?
Meinungsumfragen und Politbarometer die uns wöchentlich darüber informieren: wenn nächste Woche Bundestagswahlen wären... und der beliebteste Politiker wieder mit nullkmmafünfpunkten vor...
Klar, da muss an der Front gearbeitet werden. Dieses Jahr stehen eine Menge Landtagswahlen an, die allesamt von Rotgrün gewonnen werden, wenn Merkel nicht kompromissbereit die Atomkraftwerke abschalten lässt.

mat-in hat geschrieben:...entgegen der Empfehlung von Experten auch im Kippverfahren (reiwerfen statt schön stapeln) Fässer die zu groß sind für den Untergrund in ein Zwischenlager mit Wassereinbruch geworfen werden durften?
Das Thema Endlagerung interessiert jetzt erstmal niemanden, denn wichtiger ist, dass spektakulär dem Schrei der Atomkraftgegner nachgegeben wird.
Und mal ganz ehrlich: Welchem Atomkraftgegner interessiert es denn wirklich, wie sicher die Kernreaktoren hierzulande sind?

Wir kaufen unseren Yellostrom auch aus Tschechien, wenn es sein muss. :erschreckt:

:wink: stine
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Nanna » So 20. Mär 2011, 11:16

ganimed hat geschrieben:Das muss mir mal einer erklären. In China oder Japan fällt ein Sack Reis um oder ein Kernkraftwerk, auf eine Weise, wie es bei uns niemals passieren könnte, und schon eskalieren hierzulande die psychologischen Fernauswirkungen

In der SZ hat Kurt Kister die These aufgestellt, dass die Atomfrage neben der NS-Auseinandersetzung der 68er und der deutschen Einheit zu den großen identitätsstiftenden Momenten der Bundesrepublik gehört. Ist durchaus eine lesenswerte Überlegung: http://www.sueddeutsche.de/politik/die- ... -1.1074287
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 20. Mär 2011, 12:24

ganimed hat geschrieben:Das muss mir mal einer erklären. In China oder Japan fällt ein Sack Reis um oder ein Kernkraftwerk, auf eine Weise, wie es bei uns niemals passieren könnte,
Du siehst dies Ganze etwas zu eng struktiert?

Ja, es ist richtig, die Chance, dass ein Atomkraftwerk bei uns von einem sehr starken Erdbeben UND einem Tsunami "gleichzeitig" getroffen wird, die ist vermutlich verschwindend gering. Aber dies ist ja nur eine "variable Randbedingung". Entscheidend ist, was passiert bzw. kann passieren, wenn etwas "kräftiges" passiert.
Und die Krux bei der Atomzulassung ist eben, dass genau so etwas gar nicht in die Überlegungen eingeflossen ist, sondern mit bedacht draussen gehalten wurde.
Dass Merkel in ihrem gnadenlosem Polpulismus mal wieder ganz tief ins ranzige Fett getreten ist, dies ist eine andere Sache.

Das so etwas (in seiner Auswirkung) bei uns niemals passieren könnte, ist in seiner unreflektierten Schlichtheit schon eine erstaunliche Aussage.
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon xander1 » So 20. Mär 2011, 14:33

Sollte bei uns so ein Atomunfall passieren, dann wäre die Wirkung der Verstrahlung fast für immer.

Oder irre ich mich da?
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon stine » So 20. Mär 2011, 16:02

Ja! Und wie blöd, dass Deutschland keine Insel im pazifischen Ozean ist.
Wer Kernkraft ablehnt, muss sich europaweit organisieren.

LG stine
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon xander1 » So 20. Mär 2011, 17:38

Das heißt es muss nur mal etwas passieren womit keiner rechnet und dann ist ein Fleck auf der Landkarte für immer unbewohnbar und die Menschen die da wohnen bekommen nur noch Zombis als Kinder geboren.... ?

Das ist nicht so nett finde ich. Findet ihr das auch unnett?

Es könnte ein Flugzeug auf einem Atomkraftwerk landen, die Dichte an Flugzeugen ist nicht gering am Himmel.
Es könnte mal ein Erdbeben kommen, womit niemand gerechnet hat, weil sich die Zeiten auch mal ändern.
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon platon » So 20. Mär 2011, 17:43

stine hat geschrieben:Ja! Und wie blöd, dass Deutschland keine Insel im pazifischen Ozean ist.
Wer Kernkraft ablehnt, muss sich europaweit organisieren.

Aber nicht als Voraussetzung für den Ausstieg, sondern als praktisches Beispiel, dass es prima ohne AKW's geht!
Und es macht einen Unterschied, ob Grafenrheinfeld, Würgassen oder Obrigheim hochgehen oder etwa Cattenom. Auch Tschernobyl hat uns beunruhigt, aber nicht geschadet.
Und von unseren ach so sicheren deutschen Atomkraftwerken halten 6 (von 17) nicht einmal den Absturz eines Sportflugzeuges aus. Wusstest Du das?
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon xander1 » So 20. Mär 2011, 17:55

http://www.heise.de/tp/blogs/2/149499
Telepolis hat geschrieben:In 670 Städten soll am Montag gegen Atomkraftwerke demonstriert werden


Und das sind so wie ich herauslese nur deutsche Städte. Wie viele Städte werden es weltweit sein zu anderen Zeitpunkten?
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 20. Mär 2011, 18:27

xander1 hat geschrieben:Sollte bei uns so ein Atomunfall passieren, dann wäre die Wirkung der Verstrahlung fast für immer.
Kommt ganz auf den Unfall drauf an und da spielt es keine Rolle wo der Unfall passiert.
Allerdings gibt es Unfallszenarien die in Feinheiten an einen Reaktortyp gebunden sind. Einen Graphitbrand wie in Tschernpbyl kann es natürlich nur bei graphitmoderierten Atomreaktoren geben.
platon hat geschrieben:Auch Tschernobyl hat uns beunruhigt, aber nicht geschadet.
Nicht?
Auch heute sind bei uns (in Bayern) noch Wild und diverse Wildpilze regional radioktiv höher belastet als "vor Tschernobyl".
Und "kurz nach Tschernobyl" wurde Güterzugsweise Milch- und Molkepulver als Sondermüll entsorgt (oder verdünnt und dann verfüttert oder exportiert :veg: ). Ob Menschen bei uns irgendwie körperlich zu Schaden gekommen sind bzw. immer noch kommen werden/könnten, ist umstritten und dürfte nie eindeutig nachgewiesen werden können. Wenn es stimmt, dass es keine unterste sichere Grenze für eine Strahlenbelastung gibt, dann dürfte der eine oder andere nicht nachweisbar aber doch ursächlich durch die (leicht) erhöhte Strahlenbelastung (direkt oder indirekt) Schäden erfahren.
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon mat-in » So 20. Mär 2011, 18:34

stine hat geschrieben:Das Thema Endlagerung interessiert jetzt erstmal niemanden, denn wichtiger ist, dass spektakulär dem Schrei der Atomkraftgegner nachgegeben wird.
Welchem Atomkraftgegner interessiert es denn wirklich, wie sicher die Kernreaktoren hierzulande sind?

Jeden, zu mindest jeden,d er in der Nähe von so einem Dreck wie Biblis wohnt. Würde so ein Unfall wie in tchernobyl in Biblis passieren wären meine Eltern bei normaler Windrichtung in der "14 Tage Zone". Da kann man verstehen, daß man keine Lust auf Kernkraft hat, oder? Und die Endlagerung ist und bleibt ein Problem. Ich will kein Plutonium im Trinkwasser. Du? Ich denke das durch eine Katastrophe wie in Japan auch dem letzten Depp endlich bewußt geworden ist, das Kernkraft immer ein Risiko ist. Wenn dann noch dazu kommt, das die marodesten kraftwerke zu letzt abgeschaltet werden,w eil sie wegen lascher sicherheitvorkehrungen am gewinnbringensten zu betreiben sind.....
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon ganimed » So 20. Mär 2011, 22:14

Ich bin auch deshalb so erstaunt über den Sinneswandel der Regierung, weil Japan für mich eigentlich eher wie eine Beruhigung wirkt.
Erstens: so etwas kann bei uns nicht passieren. Selbst wenn ein Flugzeug irgendwo drauffällt, deshalb fällt ja nicht sämtlicher Strom aus und dadurch werden ja sicher nicht sämtliche Generatoren und Kühlsysteme zerstört. Vermute ich jetzt zumindest mal.
Und zweitens: selbst wenn es passiert, dann ist das nicht der Weltuntergang. Wie man in Japan sieht, muss in einem gewissen Radius evakuiert werden, möglicherweise für immer. Und nach ausgetretener Radioaktivität werden im weiteren Umkreis, wenn die Wolken umher ziehen und es regnet, weitere Flächen verseucht. Die Welt ist groß und ein paar Quardatkilometer weniger Wohn- und Wirtschaftsfläche wird man sich auf Dauer leisten können. Klar gibt es direkte und später indirekte Strahlenopfer. Aber verglichen mit einem Tsunami oder einem Krieg ist das zumindest auch nicht das Ende aller Welten.

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Entscheidend ist, was passiert bzw. kann passieren, wenn etwas "kräftiges" passiert.

Aber dann ist doch das "Kräftige" an sich schon das, was passiert. Ich meine, für die Japaner reicht an Grauen doch die Zerstörung durch Beben und Tsunami. Dagegen ist das Atomthema doch absolut Peanuts.

Wie es in diesem SZ-Artikel auf den Nanna hinwies kritisiert wird, scheine ich tatsächlich einer jener "Schlaumeier" zu sein, der sich in erster Linie über die Hysterie aufregt. Es behagt mir nunmal nicht, wenn ich solch irrationale Abgründe um mich herum wahrnehme. Nicht nur beim Thema Atomenergie. Auch der irrationale Irrsinn beim Thema Genmanipulation erscheint mir immer sehr bedenklich. Vermutlich bin auch ich einfach nur hysterisch und leide unter einer irrationalen Angst (vor irrational Verängstigten).
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon stine » Mo 21. Mär 2011, 07:19

Irrationale Ängste sind menschlich, bilden aber nicht die Realtität ab, sinnierte jüngst ein Professor, der über dieses Thema sprach. Imgrunde geht es darum, dass wir Menschen lernen eine technische Moral zu entwickeln. Nicht alles was möglich ist, muss auch getan werden.

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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Arathas » Mo 21. Mär 2011, 09:13

ganimed hat geschrieben:Ich meine, für die Japaner reicht an Grauen doch die Zerstörung durch Beben und Tsunami. Dagegen ist das Atomthema doch absolut Peanuts.


1. Es ist viel zu früh zu urteilen, ob es Peanuts sind oder nicht. Wir wissen weder, was dort genau passiert ist, noch, was dort weiter passieren wird und wie die Folgen für die Zukunft aussehen. Es ist zu früh für Entwarnung ebenso wie für apokalyptische Visionen.

2. Das, was Beben und Tsunami anrichten, wird man in 5 - 10 Jahren nicht mehr sehen können. Eine solche Naturkatastrophe ist Pech für die dort lebenden Menschen, aber die Gegend wird ganz ohne Frage wieder besiedelt. Die nukleare Katastrophe aber ist hausgemacht, menschengemacht, und wäre im Gegensatz zur Naturkatastrophe vermeidbar. Wenn ein Gebiet erst einmal verstrahlt ist, dann bleibt es auch ein paar (hundert)tausend Jahre lang verstrahlt. Noch ist die Anzahl dieser Gebiete überschaubar. Aber es werden immer mehr AKW überall auf der Welt gebaut, während die alten und teilweise wohl maroden (China? etc.) weiter betrieben werden. Fukushima wird sicher nicht der letzte GAU sein. Und so werden wir eine wachsende Anzahl von Gebieten bekommen, die für den Menschen für immer unbewohnbar bleiben.

ganimed hat geschrieben:auf eine Weise, wie es bei uns niemals passieren könnte


Dann passiert es eben auf andere Weise. Das ist ja das Schöne am Unvorhergesehenen. =) Schlamperei und Profitmaximierung, davor ist auch Deutschland nicht gefeit, und diese beiden Dinge in Verbindung könnten durchaus tragische Folgen haben. Ansonsten könnte auch ein gewaltiger Sonnensturm Auslöser sein, der so heftig ist, dass es uns alle Leitungen zusammenbrutzelt. Oder ne EMP-Bombe auf ein AKW? Oder menschliches Versagen. Oder der ganz simple terroristische Anschlag, der entgegen aller Erwartungen doch klappt?

Whatever. Ich halte es für unverhältnismäßig, für die Stromerzeugung zu riskieren, ganze Landstriche für immer unbewohnbar zu machen.
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon platon » Mo 21. Mär 2011, 09:13

ganimed hat geschrieben:Ich bin auch deshalb so erstaunt über den Sinneswandel der Regierung, weil Japan für mich eigentlich eher wie eine Beruhigung wirkt.

Die wirtschaftlichen Schäden dieser Reaktorkatastrophe würden zum Bankrott von TepCo führen, wenn man kaufmännisch rechnen würde (Verursacherprinzip). Damit wäre die Atomwirtschaft in Japan erst mal ruiniert. Warum kann sie weiter existieren? Weil man den Steuerzahler bluten lässt und den AKW-Betreibern die künftigen Gewinne wieder überläßt.
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Gandalf » Mo 21. Mär 2011, 19:56

ganimed hat geschrieben:Ich bin auch deshalb so erstaunt über den Sinneswandel der Regierung, weil Japan für mich eigentlich eher wie eine Beruhigung wirkt.


...? Na dann ist Dir wohl auch egal, woher die Fischstäbchen bei Mac xy kommen? Schon mal Gedanken darüber gemacht, wo die ganzen Atomaren Abfälle gelagert waren, da Japan (ebenfalls) kein Endlager hat? Ein Tipp: Schau Dir die Luft-Bilder von den Kraftwerksblöcken nochmal genau an und achte u.a mal auf die runden Becken und Behältnisse neben den Blöcken - deren Inhalt jetzt im Meer "entsorgt" sein dürfte ...

ganimed hat geschrieben:Erstens: so etwas kann bei uns nicht passieren. Selbst wenn ein Flugzeug irgendwo drauffällt, deshalb fällt ja nicht sämtlicher Strom aus und dadurch werden ja sicher nicht sämtliche Generatoren und Kühlsysteme zerstört. Vermute ich jetzt zumindest mal.

Seltsamerweise dachten die Japaner das ja wohl - vorher - auch (und nur die Russen schlamp(t)en)

Zum Ausfall von 4 Notstromaggregaten (!) gleichzeitig(!!) bei einem Kraftwerk in Schweden, das ebenfalls mal kurz vor dem GAU stand: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 10,00.html
..und obwohl damals noch niemand wußte, was die Ursache war, 'wussten' die Kraftwerksbetreiber hier: "Das kann bei uns niemals vorkommen!"

Nun kam später heraus: Die Aggregate hatten alle den gleichen 'Konstruktionsfehler' (und warum dennoch dann 2 überhaupt ansprangen ist heute noch ein "Wunder")
http://www.netzwerk-regenbogen.de/akwswe060803.html

Und das ist mit das Haupt-Problem bei allen KKWs: Es gibt vorher keine Tests für GAUs - Der Test ist stets der GAU! ... und einen Schutz vor menschlicher Dummheit und kriminellen Absichten gibt es schon gar nicht. Und je mehr Kraftwerke es gibt, um so mehr Chancen haben Dummeit und Kriminalität, - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.

ganimed hat geschrieben:Und zweitens: selbst wenn es passiert, dann ist das nicht der Weltuntergang. Wie man in Japan sieht, muss in einem gewissen Radius evakuiert werden, möglicherweise für immer. Und nach ausgetretener Radioaktivität werden im weiteren Umkreis, wenn die Wolken umher ziehen und es regnet, weitere Flächen verseucht. Die Welt ist groß und ein paar Quardatkilometer weniger Wohn- und Wirtschaftsfläche wird man sich auf Dauer leisten können. Klar gibt es direkte und später indirekte Strahlenopfer. Aber verglichen mit einem Tsunami oder einem Krieg ist das zumindest auch nicht das Ende aller Welten.


In diesen Tagen liefen interessante Dokus auf ARTE, die auch für mich (neue und erschreckende) Erkenntnisse brachten (u.a. hier: http://videos.arte.tv/de/videos/die_wol ... 72992.html)

Ein paar Schlaglichter:

- Die verantwortlichen in Rußland sollten auf Anordnung von Gorbatschow den Europäern reinen Wein einschenkten. U.a. sollten die Westeuropäer sich darauf einstellen, dass in den nächsten Jahren mit mindestens 40.000 Fällen Schilddrüsenkrebs zu rechnen ist. Die Verantwortliche in der EU waren entsetzt - so entsetzt, das man am nächsten Tag nur von 4.000 erwarteten Fällen sprach (Schäuble hat schon damals skrupellos gelogen)
- der auch heute vielfach gebrachte Vorschlag besonders kluger Zeitgenossen: "Warum setz(t)en die nicht einfach Roboter ein" - entpuppt sich ebenfalls als 'schöner Schein' aus SciFi -Vorstellungswelten: Die Schaltkreise der Roboter verkraften die starke Stahlung einfach nicht. Sie brennen durch!
- es wurden mindestens 500.000 (manche schätzen sogar 800.000) sogen. "Liquidatoren" zu den Aufräumarbeiten rund um Tschernobyl in Russland eingesetzt. Von diesen sind mindestens 100.000 bereits tot oder schwer krank. Offiziell ist weiterhin nur von 59 (!) Toten die Rede! Von den (auf Jahrtausende zu erwartenden) mißgebildeten Kindern und Tieren wurde überhaupt noch nicht gesprochen.


Und das erschreckendste dabei: Es besteht ganz einfach kein Interesse den Schaden den Tschernobyl angerichtet hat, wissenschaftlich zu fassen - obwohl man es könnte!

Übrigens: "1 von 6,5" hat es schon angedeutet: Es gibt in Bayern und BW immer noch Gegenden, in denen geschossenen Wildschweine 'vernichtet' werden müssen, da sie zu stark belastet sind. Eine "dickere Wolke" von dem Zeugs ging übrigens in 'Waging am See' nieder, wo letztes Jahr der bekannte "Grüne" und 'Biobauer' Sepp Daxenberger an Krebs starb (kurz darauf seine Frau ebenso). Die Wolke die auf Korskika niederging wurde von den Franzosen völlig verschwiegen und sogar der Wetterbericht gefälscht (siehe obigen Film bei ARTE). Die Schilddrüsenerkrankungen dort, sind dennoch real. Um vorgeblich eine Panik zu vermeiden hat man die Leute einfach nicht davor gewarnt Freiland-Gemüse (aus dem Garten oder vom Biobauern) zu essen. (http://www.bild.de/BILD/politik/2010/08 ... krebs.html)


Aber dann ist doch das "Kräftige" an sich schon das, was passiert. Ich meine, für die Japaner reicht an Grauen doch die Zerstörung durch Beben und Tsunami. Dagegen ist das Atomthema doch absolut Peanuts.

Das sagst Du nur weil Du Dir über die Langzeitfolgen dieser Katastrophe wohl keine Gedanken gemacht hast. (So wie wohl die meisten, die gar der - völlig irrationalen - Meinung sind, sie müssten jetzt 'Geldspenden' initiieren. - Als ob es am Geld liegen würden)

Die "friedliche Nutzung" der Kernernergie hat jetzt schon mehr Todesopfer gefordert als die "kriegerische". - Und wird noch viel mehr Opfer fordern - auch wenn heute noch alle AKWs abgestellt werden würden

ganimed hat geschrieben:Wie es in diesem SZ-Artikel auf den Nanna hinwies kritisiert wird, scheine ich tatsächlich einer jener "Schlaumeier" zu sein, der sich in erster Linie über die Hysterie aufregt. Es behagt mir nunmal nicht, wenn ich solch irrationale Abgründe um mich herum wahrnehme. Nicht nur beim Thema Atomenergie. Auch der irrationale Irrsinn beim Thema Genmanipulation erscheint mir immer sehr bedenklich. Vermutlich bin auch ich einfach nur hysterisch und leide unter einer irrationalen Angst (vor irrational Verängstigten).


Und was ist wenn die irrationalen Abgründe 'nicht außerhalb von Dir' vorhanden sind, sondern als (lähmender) psychologischer Schutzreflex eines "Nicht-wahr-haben-wollens" - in Dir?

Um innen und außen nicht durcheinander zubringen sollten wir auch hier auf unbedingte Transparenz achten. Die offensichtlichen Lügen der Politiker und Lobbyisten/Globalisten sollten uns allerdings schwer zu denken geben.

Daher ein 'rationaler Vorschlag', der in der Lage ist die Spreu vom Weizen zu trennen: Wer immer noch der Meinung ist, das wir aus rationalen Gründen "Atomkraft" brauchen, den rufe ich auf eine "freiwillige Verpflichtungserklärung" zu unterschreiben und öffentlich zu machen. Nur so kann der zukünftige Staat, ohne Kriegsrecht, auf ein ausreichendes Potential an "Helden" zurückgreifen, die sich als Liquidatoren für die nächste Katastrophe bereit halten. (Notfalls müssen wir in D halt auch mal bereit sein einen Sonderweg zu gehen. :veg: )

Alles in Allem sollten wir vlt. auch mal einen Thread eröffnen, wie wir (uns) das gesellschaftliche Zusammenleben in der Zukunft vorstellen: Wie wir abseits der (rational gesteuerten?) Berichterstattung der "Systemmedien" wieder (not_wendigen) 'Sinn' in unser Dasein bringen, der auf den ersten Blick durchaus auch mal irrational erscheinen kann.

Grüße
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Mark » Mo 21. Mär 2011, 20:53

Wurde hier schon mal diskutiert ob man Lobbyismus nicht überhaupt völlig verbieten sollte ?
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon mat-in » Mo 21. Mär 2011, 20:55

Darf ichfragen, wie alt du bist? Ich war damals erst 8, aber einiges ist mir in Erinnerung und alles andere habe ich gelernt. Schade das immer noch so wenige Leute gut informiert sind.... was die Endlagerung angeht, auch, wie mir scheint.
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Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon platon » Mo 21. Mär 2011, 21:55

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Auch heute sind bei uns (in Bayern) noch Wild und diverse Wildpilze regional radioktiv höher belastet als "vor Tschernobyl".
Und "kurz nach Tschernobyl" wurde Güterzugsweise Milch- und Molkepulver als Sondermüll entsorgt (oder verdünnt und dann verfüttert oder exportiert :veg: ). Ob Menschen bei uns irgendwie körperlich zu Schaden gekommen sind bzw. immer noch kommen werden/könnten, ist umstritten und dürfte nie eindeutig nachgewiesen werden können. Wenn es stimmt, dass es keine unterste sichere Grenze für eine Strahlenbelastung gibt, dann dürfte der eine oder andere nicht nachweisbar aber doch ursächlich durch die (leicht) erhöhte Strahlenbelastung (direkt oder indirekt) Schäden erfahren.

Lass die Kirche im Dorf! Es ist albern, zu argumentieren, man kann es zwar nicht nachweisen, aber ... Das tun die Religiösen dauernd - und es steht mir bis oben hin.
Es macht einen Unterschied, ob ein explodierender Reaktor 50 oder 500 oder 5000 km von mir entfernt steht. Und 1986 war der Hype groß, so wie jetzt auch schon wieder Spinner in Freiburg Jodtabletten kaufen wollen, weil in Fukushima einige Reaktoren hochgehen.
Übrigens: Im Schwarzwald ist die radioaktive Belastung von WIldpilzen seit tausenden von Jahren doppelt so hoch wie im Emsland.
Im Schwarzwald ist die radioaktive Belastung generell mehr als doppelt so hoch wie im Emsland.
Allerdings sterben im Schwarzwald ja auch Leute und im Emsland nicht. Sollte einem zu denken geben ...
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