Gernot Back hat geschrieben:... sogenannte Ethikkommissionen berufen, die doch allein der Wissenschaftlichkeit verpflichtet sein sollten?
Wer hat das denn gesagt? Und inwiefern soll Ethik eigentlich von der Wissenschaft bestimmt werden? Ich sehe da den naturalistischen Fehlschluss mit voller Geschwindkeit herandonnern.
Zum Thema mangelnder wissenschaftlicher Hintergrund: Auch wenn ich aus puristischen wissenschaftlichen Denken heraus die Theologie an Universitäten ablehne, halte ich sie für gesellschaftspolitisch relevant, weil sie das Irrationale am Glauben einhengt. Ein Theologiestudium enthält sehr viel wissenschaftliche Methodik, teilweise trauen sich die Theologen ja schon kaum mehr das Wort Gott in die Hand nehmen (was für die Klarheit der jeweiligen Positionierung des Theologen leider nicht zuträglich ist, aber das ist eine andere Baustelle).
Auch was du hier zu den Misshandlungsfällen ansprichst, ist, Verzeihung, wirklich boulevardistisch. Natürlich haben kirchliche Repräsentanten in der Praxis ethischen Verhaltens absolut falsch verhalten. Ich muss dir als Deutschlehrer aber wohl nicht sagen, was das Fehlen des Artikels vor "kirchliche Repräsentanten" bedeutet. Es haben auch Atheisten schon Kinder misshandelt, die kosmologische Weltanschauung hat damit erstmal gar nichts zu tun.
Die Kirche wird von vielen Menschen als Repräsentantin moralischer Kompetenz angesehen. Ist halt so. Allein aus demokratischer Überzeugung solltest du die Mitwirkung kirchlicher Vertreter akzeptieren, auch wenn dir deren Weltsicht nicht gefallen mag. Wenn ich mir die
Zusammensetzung der Kommission ansehe, dann ist für mich nicht die Anwesenheit religiöser Gruppen ein Problem, sondern mehr die Abwesenheit anderer Repräsentanten, da beispielsweise kein Vertreter der Umweltschutzverbände berufen ist. Mit Weyma Lübbe ist wenigstens auch eine Philosophin mit an Bord und darüberhinaus jede Menge Naturwissenschaftler. Ich glaube nicht, dass Mangel an Fachkompetenz das Problem der Kommission sein wird, eher die Frage, wie unabhängig sie tatsächlich arbeiten kann, aber das hat mit epistemologischen Fragestellungen über den Kosmos nun wenig zu tun.
Also, jetzt wisch dir doch mal den Schaum vom Mund. Mach nicht alles daran fest, ob jemand nun gläubig ist oder nicht, sondern daran, wie er handelt. Das wird sich ja bei der Ethikkommission demnächst rausstellen.