Wie sieht eure politische Vision aus?

Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Axel » So 22. Mai 2011, 14:01

Um vielleicht mal einige threads zusammenzuführen ('brighte' Partei, Geld/Systemkrise, Grundeinkommen, etc.) und auch, um meine persönliche Neugier zu befriedigen:

muss eurer Meinung nach nur an einigen Schrauben gedreht werden, um euer jeweiliges politisches 'Lieblingssystem' funktionsfähig zu machen?

gäbe es da etwas 'ganz anderes'?

was macht überhaupt einen 'brighten' Ansatz aus?

Der Fragen wären da ja genug...
Es ist nicht so, dass ich glaube, dass sich alle Menschen mit einem naturalistischen Weltbild auf ein Modell einigen könnten/sollten, aber die Frage, worin sich z.B. 'rechte' von 'linken' brights unterscheiden, ob ein 'rechter' bright mehr Gemeinsamkeiten mit einem 'linken' bright hat als mit einem 'rechten' Super (mir fällt da ein Zitat Lenins ein: Ein kluger Materialist hat mehr Gemeinsamkeiten mit einem klugen Idealisten als mit einem dummen Materialisten...), inwieweit diese Trennung überhaupt sinnvoll ist, finde ich schon spannend, gerade vor dem Hintergrund, dass ich - was meine bisherige Lektüre hier angeht - jetzt überraschend (enttäuschend?) wenig entdecke, was über die Diskussion in anderen Foren hinausgeht...

Also los, verblüfft mich: wie sieht ein Dennettismus/Saganismus aus? :^^:
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon platon » So 22. Mai 2011, 15:54

Mach doch mal einen Vorschlag, gib Deine Meinung wieder, dann kriegst Du hier auch Stellungnahmen und eigene Meinungen.
Nur Fragen stellen ist öde!
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon stine » So 22. Mai 2011, 16:08

Streng genommen müsste die politische Überzeugung eines Naturalisten einzig die kapitalistische sein, weil sich in diesem System das oder der Starke ohne Hemmungen durchsetzt. Alles in der Natur funktioniert auf die gleiche Weise und ich habe noch nie von Schmarotzern (auch Pflanzen) gehört, die Rücksicht auf ihre Wirte nähmen. Bestenfalls leben sie in einer Symbiose.
Das wäre dann der Kapitalist, der sein Personal soviel verdienen lässt, dass er es bei Laune hält. :kg:

LG stine
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon BeTween » So 22. Mai 2011, 16:09

Also.. jetzt mal auf Deutschland bezogen sehe ich verschiedene Wege, wie alles in Zukunft "nochmal gut gehen" könnte...
Im allgemeinen ist unser System gutherzig, menschlich aber doch in seinen Grundsätzen fehlerhaft.
Hier ein kleines Szenario, das zeigen soll, woran es durch unser System in mehreren Hundert Jahren scheitern wird:

Wir machen noch viele hundert Jahre weiter so wie momentan und haben es auch geschafft unsere Position in der Wissenschaft einigermaßen zu wahren. Natürlich ist China jetzt Platz eins aber wir existieren aufgrund deren Politik zur Geburtenkontrolle Friedlich nebenher.
Unser System steht trotz dem Gefühl alles richtig gemacht zu haben am Rande des Zusammenbruchs. Unsere Forschung und Wissenschaft ist zwar im weltweiten Vergleich nicht schlecht, wird aber nur von einer kleinen intellektuellen Elite voran getrieben. Wir haben aber eine stark geschwächte Wirtschaft. Das liegt daran, dass 1/2 der Bevölkerung zwischen 18-60 auf Krankenhäuser und medizinische Betreuung angewiesen sind und somit auf dem Arbeitsmarkt nur teils bis gar nicht verfügbar sind. Die Tatsache, dass ein Großteil der Bevölkerung über 60 ist und dort der Anteil von, auf medizinische und ärztliche Betreuung angewiesenen Personen bei 90% liegt, macht die Sache nicht leichter. 1/4 des sowieso schon ziemlich kleinen Anteil der ansonsten "gesunden" Bevölkerung leidet an Depressionen und sieht in ihrer Existenz keinen Sinn. Der Bedarf an Krankenhäusern, Medizin, Ärzten usw. ist so hoch, dass ein Großteil unserer eh schon kleinen wirtschaftliche Leistung dazu verwendet wird uns selbst Gesund zu machen.
Nun.. warum sind alle so krank? Evolution.. das heißt Mutation..: das Individuum verändert sich.. und zwar zufällig... und Selektion..: sie gibt der Mutation eine Richtung vor und ergibt sich aus den Anforderungen die uns unsere Umgebung stellt. Das Ganze dient ja dazu, dass sich eine Art flexibel anpassen und entwickeln kann. Doch der Haken an der Sache ist, dass sich die Fähigkeiten, die nicht mehr gebraucht werden in der zufälligen Streuung der Mutation verlieren.
Mit anderen Worten..: durch unsere gute medizinische Versorgung schalten wir gesundheitliche Selektion aus. Wir degenerieren gesundheitlich und werden immer abhängiger von medizinischer Versorgung.
Warum gibt es eine kleine intellektuelle Elite? Intelligenz wird in unserer Gesellschaft belohnt. Man kann also davon sprechen, dass Intelligenz ein gewisser Vorteil ist und somit bei der Selektion belohnt wird. Jedoch bekommen intelligente Eltern nicht mehr Kinder als weniger Intelligente - eher umgekehrt. Trotzdem kann man beobachten, dass Intelligente Menschen sich auch Intelligente Partner suchen und sich somit in gewisser Weise Abschotten. Das könnte in vielen Hundert Jahren zu einer viel extremeren Spaltung der Gesellschaft führen, als wir es bisher kennen.
Warum sind so viele Menschen depressiv? Da ist wieder der alte Übeltäter - die Evolution - mit im Spiel. Ich sehe ein fröhliches, positives, optimistisches Wesen als eine Ausprägung des Menschlichen Überlebenswillen wie ihn auch jedes andere Lebewesen, das über die Komplexität eines Virus hinaus geht, hat. Doch ist ein Überlebenswille in unserer Gesellschaft überhaupt noch nötig um zu überleben bzw. sich fortzupflanzen? Nein.. wir haben gegenüber allen anderen Lebewesen auf unserem Planeten eine für uns so sichere Gesellschaft und Umgebung geschaffen, dass es richtig schwer ist, hier umzukommen. Situationen in denen man um sein Leben rennen oder kämpfen muss und somit seinen Überlebenswillen zeigt, gibt für uns so gut wie nicht. Und wie ist das mit Dingen, die nicht zum Überleben bzw. Reproduzieren benötigt werden? Sie degenerieren.

Trotzdem könnte auch ohne eine Grundsätzliche Änderung nochmal alles gut gehen und zwar wenn es nach folgendem Szenario abläuft:
Die genetische Forschung ist so weit, dass wir jedes Gen verstehen und in der Lage sind risikofrei unsere eigenen Gene zu manipulieren. Dann wird kein Weg daran vorbei führen die ganze Degeneration bzgl. Gesundheit und Lebensfreude genetisch zu beheben.

Die alternative wäre ein System, mit strenger Geburtenkontrolle. Das würde jedoch sicher der Auffassung von Gleichheit bzw. Gleichwertigkeit vieler in unserem Land widersprechen. Aber Tatsache ist nunmal.. Evolution und Natur ist nicht So gutherzig und nett wie wir sie gern hätten. Das Prinzip von "der stärkere überlebt und pflanzt sich häufiger fort", hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind.
Ich denke wir brauchen ein System, in dem jeder Mensch als wertvoll gesehen wird und jeder ein Recht auf ein Leben in Würde hat aber gesunde, intelligente und lebensfrohe Menschen einen besonderen Anreiz bekommen Kinder zu bekommen.

So.. jetzt hab ich euch einen kleinen Einblick in mein krankes und verrücktes Ich gegeben und jetzt bin ich mal weg, die Weltherrschaft an mich reißen. Tschüssi :2thumbs:
Zuletzt geändert von BeTween am So 22. Mai 2011, 16:14, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Axel » So 22. Mai 2011, 16:11

Gut, Platon, ich will aus meinem Herzen keine Mördergrube machen... :mg:

http://fr33agents.com/?p=1792
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Axel » So 22. Mai 2011, 16:17

stine hat geschrieben:Alles in der Natur funktioniert auf die gleiche Weise und ich habe noch nie von Schmarotzern (auch Pflanzen) gehört, die Rücksicht auf ihre Wirte nähmen. Bestenfalls leben sie in einer Symbiose.


Na ja, schön, wenn sich jemand zu einem ungebremsten Sozialdarwinismus bekennt... :-/

http://www.youtube.com/watch?v=U0kJHQpvgB8
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon platon » So 22. Mai 2011, 16:24

Ach was für ein elender Scheiß.
Dass irgend jemand nach der Bankenkrise 2008/09 sich noch traut, freie Märkte zu propagieren, ist das beste Zeichen für die bereit von Einstein vermutete unendlich große menschliche Dummheit. Überleg Dir mal, was passiert wäre, wenn die Regierungen nicht das Geld der Steuerzahler den Banken in den Rachen gestopft hätten, weil die das gesamte Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatten.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Axel » So 22. Mai 2011, 16:45

Überleg dir mal, was passiert wäre, wenn die Banken nicht gewusst hätten, dass der Staat sie stützt, egal, was sie tun. Wenn es - horribile dictu - keinen Staat und keine Steuerzahler gegeben hätte...
Danke für die kompetente Antwort.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon platon » So 22. Mai 2011, 19:00

Ohne Staat und Steuerzahler würden wir Muscheln und Salz gegen Felle tauschen. Glaubst Du, es gäbe Märkte ohne Banken? Und glaubst Du, die gäbe es ohne Staaten und Steuerzahler? Überleg Dir mal, was für ein Mist auf der Seite steht, die Du da verlinkt hast.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Axel » So 22. Mai 2011, 19:26

Meine Fresse, was für eine hirnlose Scheiße...

Ich bin der letzte, der sich darüber aufregt, wenn man ihm blinde Flecken in der eigenen Politik aufzeigt - ein Grund für mein Posting war genau das: kluge Leute weisen mich auf sowas hin...

Wie du allerdings auf die Idee kommst, ich wäre gegen Banken (ich bin gegen Banken, deren Risiko qua Staat auf den Steuerzahler abgewälzt wird - wo ist da der Markt?), warum wir überhaupt 'ohne Staat Muscheln und Salz gegen Felle eintauschen' würden, wird weiter dein kleines, süßes Geheimnis bleiben...
Vermutlich, weil wir ohne Gott auch alle übereinander herfallen würden - der eine braucht Gott, um seine eigenen Moralvorstellungen im Bett unangreifbar zu machen, der andere den Staat, weil sein Wirtschaftsmodell ohne Zwang nicht durchzusetzen ist...
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon platon » So 22. Mai 2011, 20:28

Axel hat geschrieben:Wie du allerdings auf die Idee kommst, ich wäre gegen Banken (ich bin gegen Banken, deren Risiko qua Staat auf den Steuerzahler abgewälzt wird - wo ist da der Markt?), warum wir überhaupt 'ohne Staat Muscheln und Salz gegen Felle eintauschen' würden, wird weiter dein kleines, süßes Geheimnis bleiben

Wie Du auf die Idee kommst, ich hätte gesagt, Du seist gegen Banken, musst Du selbst wissen. Es gibt keinen Markt ohne Banken, der kein Tauschmarkt ist. die Märkte sind erst mit den Banken entstanden.
Du bist offensichtlich etwas schwer von Begriff. Nicht 'ohne Staat würden wir Muscheln und Salz gegen Felle eintauschen' sondern ohne Banken. Es gäbe keine Vereinbarung über die Werte.
Und weil die Banken unverzichtbar sind, ihr Verhalten aber nicht selbst regeln können - wie sie gezeigt haben - müssen sie an die Leine gelegt werden.
Die Forderung nach "freien Märkten" ist kompletter Schwachsinn!
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » So 22. Mai 2011, 21:06

platon hat geschrieben:Ach was für ein elender Scheiß.

Axel hat geschrieben:Meine Fresse, was für eine hirnlose Scheiße...
:down: Etwas freundlicher und niveauvoller bitte! Feilt mal etwas an eurer Wortwahl, wir sind hier nicht auf einem Kongress der Abwasserkanalreinigungsinnung. Danke
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon ujmp » So 22. Mai 2011, 21:34

stine hat geschrieben:Streng genommen müsste die politische Überzeugung eines Naturalisten einzig die kapitalistische sein, weil sich in diesem System das oder der Starke ohne Hemmungen durchsetzt. Alles in der Natur funktioniert auf die gleiche Weise und ich habe noch nie von Schmarotzern (auch Pflanzen) gehört, die Rücksicht auf ihre Wirte nähmen. Bestenfalls leben sie in einer Symbiose.
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Stine, du bist schon so lange in diesem Forum ... verstehst du wirklich nicht, dass sich in der Natur nicht "das Starke ohne Hemmungen durchsetzt" sondern das am besten Angepasste, wobei Hemmungen zu haben, oft sehr vorteilhaft ist. Wie oft willst du diesen Blödsinn hier noch abspulen und dämliche Schlüsse daraus ziehen?
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Axel » So 22. Mai 2011, 22:17

platon hat geschrieben:Es gibt keinen Markt ohne Banken, der kein Tauschmarkt ist. die Märkte sind erst mit den Banken entstanden.


Das ist der erste Satz von dir, der keine Polemik ist und über den man reden kann...
Spricht das gegen Märkte? Gegen Banken? Gegen welche Form von Märkten oder Banken, oder ist die gegenwärtige Form gottgegeben?

platon hat geschrieben:Du bist offensichtlich etwas schwer von Begriff.

Ich bin durchaus für Polemik offen, aber noch so ein Satz und du kannst gerne Selbstgespräche führen...

platon hat geschrieben:Nicht 'ohne Staat würden wir Muscheln und Salz gegen Felle eintauschen' sondern ohne Banken. Es gäbe keine Vereinbarung über die Werte.

Ich kenne die Arbeitswerttheorie und die subjektive Werttheorie (neben diversen Zwischenformen). Was Banken mit dem Wert (sieht man vielleicht mal vom Wert/Preis der Geldware ab) zu tun haben, erfordert - zumindest für mich - eine Erklärung.

platon hat geschrieben:Und weil die Banken unverzichtbar sind, ihr Verhalten aber nicht selbst regeln können - wie sie gezeigt haben - müssen sie an die Leine gelegt werden.
Die Forderung nach "freien Märkten" ist kompletter Schwachsinn!

Sorry, dieser Satz ist weitgehend logikfrei...
'Gezeigt' haben Banken, dass sie weitgehend vor den Marktgesetzen geschützt sind: die Immobilienblase wäre ohne Einflussnahme des Staates und bei 'freien Märkten' wirtschaftlich völlig unmöglich gewesen.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon BeTween » So 22. Mai 2011, 23:18

platon hat geschrieben:Es gäbe keine Vereinbarung über die Werte.

naja.. man könnte ja wieder das gute alte gold bzw. silber als Zahlungsmittel einführen :)

Axel hat geschrieben:Überleg dir mal, was passiert wäre, wenn die Banken nicht gewusst hätten, dass der Staat sie stützt, egal, was sie tun. Wenn es - horribile dictu - keinen Staat und keine Steuerzahler gegeben hätte...
Danke für die kompetente Antwort.

Das Problem dabei ist, dass das Geld, das die Banken verzocken das Geld der Bürger ist. Die Banker zocken also nicht mit ihrem Geld. Würde der Staat ihnen nicht unter die Arme greifen, würden die Verantwortlichen sagen.. "tjoa.. Pech für euch", und sich wo anders nen Job suchen.
Man könnte jetzt sagen, dann lernen halt die Anleger daraus und tun ihr Geld nur noch auf sichere Banken.. Aber woher will man das schon 100%ig wissen, was ne sichere Bank ist. Man weiß doch nicht, was in den Köpfen der Banker vorgeht und wie ehrlich und gewissenhaft welcher von denen wirklich ist.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon Lumen » Mo 23. Mai 2011, 11:23

ujmp hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Streng genommen müsste die politische Überzeugung eines Naturalisten einzig die kapitalistische sein, weil sich in diesem System das oder der Starke ohne Hemmungen durchsetzt. Alles in der Natur funktioniert auf die gleiche Weise und ich habe noch nie von Schmarotzern (auch Pflanzen) gehört, die Rücksicht auf ihre Wirte nähmen. Bestenfalls leben sie in einer Symbiose.
Das wäre dann der Kapitalist, der sein Personal soviel verdienen lässt, dass er es bei Laune hält. :kg:

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Stine, du bist schon so lange in diesem Forum ... verstehst du wirklich nicht, dass sich in der Natur nicht "das Starke ohne Hemmungen durchsetzt" sondern das am besten Angepasste, wobei Hemmungen zu haben, oft sehr vorteilhaft ist. Wie oft willst du diesen Blödsinn hier noch abspulen und dämliche Schlüsse daraus ziehen?


Ergänzend dazu gibt es keine zwingende politische Überzeugung, denn eine Anschauung frei von übernatürlichen Elementen bedeutet noch nicht, dass alles andere assoziativ der Natur (Umwelt) angepasst werden muss. Weder müssen Naturalisten in Erdhügeln oder Bäumen hausen, noch muss die Gesellschaft von Silberrücken regiert werden.

Das genaue Gegenteil: da es keine Vorgaben von "höherer Stelle" gibt, wird erkannt, dass wir unser eigenes Glückes Schmied sind, wir nur ein Leben und nur eine Erde haben und beides umsichtig zu behandeln haben.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon BeTween » Mo 23. Mai 2011, 13:40

Lumen hat geschrieben:Ergänzend dazu gibt es keine zwingende politische Überzeugung, denn eine Anschauung frei von übernatürlichen Elementen bedeutet noch nicht, dass alles andere assoziativ der Natur (Umwelt) angepasst werden muss. Weder müssen Naturalisten in Erdhügeln oder Bäumen hausen, noch muss die Gesellschaft von Silberrücken regiert werden.

Das genaue Gegenteil: da es keine Vorgaben von "höherer Stelle" gibt, wird erkannt, dass wir unser eigenes Glückes Schmied sind, wir nur ein Leben und nur eine Erde haben und beides umsichtig zu behandeln haben.


Nur weil wir gewisse Erkenntnisse haben, heißt das aber noch lange nicht, dass wir uns allen Spielregeln der Natur entziehen können...
Die Prinzipien der Evolution gelten weiterhin auch für uns, ob wir da jetzt bock drauf haben oder nicht... Auch wenn wir die Auswirkungen nicht unmittelbar zu spüren bekommen.
Wie gesagt.. einziger Ausweg da doch die Spielregeln zu ändern wäre an unseren eigenen Genen rum zu fuschen.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon mat-in » Mo 23. Mai 2011, 16:17

Ich bin generell wohl links/liberal ( http://www.politicalcompass.org/ ) einzuordnen. Gesellschaftliche / Politische Vision in der ich mich wohlfühlen würde... habe ich keine, die durchsetzbar wäre, das scheitert alles am Wesen des Menschen.

Nett wäre eine echte vertreterdomokratie, also man wählt eine Liste Ziele. Wer von der Liste das Ziel dann durchsetzt wird per Los entschieden. Bevor jetzt rumgejammert wird, was kompetenz angeht: Die Leute hätten klare Vorgaben und wären auch nicht besser/schlechter Qualifiziert als Minister die alle par Jahre das Ministerium wechseln und ohnehin nicht auf ihre berater hören. Damit käme man zu mindest von den geheimein Wahlversprechen und so einem Mist weg.

Ich würde mir auch mehr mediale/politische Kompetenz beim Bürger wünschen. Die Leute müssten aufhören zu denken das sie "ohne eine Wahl zu haben von 'denen da oben' regiert werden" und mal was anderes ankreuzen als das was Papa und Opa schon angekreuzt haben, wenn ihnen die Verhältnisse stinken.

Gesellschaftlich wäre dann noch ein minimales Grundeinkommen (schon anderswo hier diskutiert) und eine Krankenversicherung wünschenswert die keine 2-Klassen gesellschaft fördert. Im Moment wird da ja in die Schere sogar noch mit Gewalt ein Keil geschlagen...

Und ja, eine klarere Trennung von Kirche und Staat (Gehälter der Kirchenangestellten, eintreibung der Kirchensteuer über den Staat, "christliche" Parteien, etc.) wäre sehr wünschenswert. Wir müssen - auch im politischen Umfeld - begreifen, das da kein Gott vorbei kommt, der's schon richten wird, was wir falsch machen oder dessen Plan wir ein teil sind, sondern das wir hier und jetzt Verantwortung übernehmen und handeln müssen, wo bedarf besteht zu handeln.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon chulinn » Do 26. Mai 2011, 11:06

Ich selbst habe keine politische Vision. Man braucht schon sehr viel historisches Wissen, Kreativität, Intelligenz plus viel Zeit um eine brauchbare politische Vision zu entwickeln. Das Intelligenteste was ich zu dem Thema bisher gelesen habe und was ich voll und ganz unterstütze stammt aus dem Buch von Hans Joachim Störig: "Kleine Weltgeschichte der Philosophie", Ausgabe 1999, Seite 812:

Endgültige Gewißheit ist dem menschlichen Erkennen versagt; wir können Erkenntnisse niemals "verifizieren", also endgültig als wahr erweisen; wir können nur Thesen aufstellen und diese dann zu "falsifizieren" suchen, als zu widerlegen; dagegen ist keine unserer Thesen für immer gefeit. Entprechend Poppers Grundthese in der Sozialethik: Jeder Versuch, ein endgültiges oder totales Konzept für die menschliche Gesellschaft zu entwerfen und zu realisieren, ist verwerflich, er muß scheitern, ja zum Verlust der Freiheit führen.

Dies wird ausführlich erörtert in dem 1944 in Neuseeland abgeschlossenen, 1957 zum ersten Mal in deutscher Sprache erschienenen Werk "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde". [...] Parallel zu diesem Werk hat Popper in einer etwas strengeren Form seine Thesen in dem Werk "Das Elend des Historizismus" (deutsch 1965) dargelegt.

Unter Historizismus versteht Popper die (nach seiner Meinung anmaßende, verwerfliche und gefährliche) Auffassung, es sei möglich. die grundlegenden Gesetze der historischen Entwicklung zu erkennen und auf dieser Grundlage auch begründete Aussagen über zukünftige Entwicklungen zu machen (und daraus wiederum Aussagen für richtiges politisches und soziales Handeln abzuleiten). Diese Auffassung beherrscht in der Tat in der einen oder anderen Form einen großen Teil der abendländischen Geistesgeschichte, sei es, daß der offenbarte Wille Gottes, der Sieg der ausgewählten Rasse, Gesetze der Dialektik und/oder zwangsläufige sozialökonomische Prozesse den Fortgang und Ausgang der Geschichte bestimmen sollen. Der erste Band zieht hauptsächlich gegen die in dieser Hinsicht verderblichen Auswirkungen Platons zu Felde, der zweite gegen "Hegel, Marx und die Folgen" (Untertitel des Bands).

Dagegen Popper: "Der Versuch den Himmel auf Erden einzurichten, produziert stets die Hölle." Nicht nur die Hypothesen der Naturwissenschaft, sondern ebenso alle Soziallehren, auch die mit wissenschaftlichen Anspruch, bedürfen ständiger kritischer Überprüfung. Für die gesellschaftliche und politische Praxis bedeutet dies ein schrittweises, probierendes Reformieren unter ständiger kritischer Prüfung, ob nicht die getroffenen Maßnahmen an anderer Stelle oder für andere Personen unerwünschte und zunächst nicht vorhergesehene schädliche Rückwirkungen auslösen. Wir sollten den utopischen Anspruch aufgeben, das Glück aller zu verwirklichen (womöglich um den Preis zeitweisen Leidens bestimmter Schichten oder ganzer Generationen), und lieber darauf achten, das Leiden zu vermindern. Sich darüber hinaus auch noch um das positive Glück anderer zu sorgen: Dieses Bestreben sollten wir auf den engen Kreis unserer Familie und unserer Freunde beschränken. Man sieht, daß es dem "Kritischen Rationalismus" gelingt, von so scheinbar entlegenen Problembereich wie der Induktion zu handfesten und praktikablen Aussagen und Anweisungen fortzuschreiten.

Sowenig die Wissenschaft berufen ist, unumstößliche Erkenntnisse zu verkünden, so wenig ist der Staat berufen, das Glück seiner Bürger herbeizuführen. Seien wir damit zufrieden, wenn er Schäden abwendet oder mindert (fürs persönliche Glück sorge jeder selbst in seinem Kreis). In dieser Linie fügt sich gut ein, was Popper bei einem Vortrag in München 1989 verkündete: Demokratie als "Herrschaft des Volkes" zu verstehen sei eine Fiktion. Die Demokratie (im westlichen Sinne natürlich) ist gleichwohl segensreich, weil sie es jedenfalls ermöglicht, eine Regierung ohne Gewalt und Blutvergießen im Wege der Neuwahl durch eine andere zu ersetzen.


Um es kurz zu machen: Eine politische Vision bleibt ein "work in progress". Lieber an kleinen evolutionären konkreten Verbesserungen arbeiten als eine große allseeligmachende Zukunftsvision entwerfen wollen.
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Re: Wie sieht eure politische Vision aus?

Beitragvon stine » Do 26. Mai 2011, 11:55

Lumen hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Alles in der Natur funktioniert auf die gleiche Weise und ich habe noch nie von Schmarotzern (auch Pflanzen) gehört, die Rücksicht auf ihre Wirte nähmen. Bestenfalls leben sie in einer Symbiose.
Das wäre dann der Kapitalist, der sein Personal soviel verdienen lässt, dass er es bei Laune hält.
Stine, du bist schon so lange in diesem Forum ... verstehst du wirklich nicht, dass sich in der Natur nicht "das Starke ohne Hemmungen durchsetzt" sondern das am besten Angepasste, wobei Hemmungen zu haben, oft sehr vorteilhaft ist.
Ergänzend dazu gibt es keine zwingende politische Überzeugung, denn eine Anschauung frei von übernatürlichen Elementen bedeutet noch nicht, dass alles andere assoziativ der Natur (Umwelt) angepasst werden muss. Weder müssen Naturalisten in Erdhügeln oder Bäumen hausen, noch muss die Gesellschaft von Silberrücken regiert werden.

Denkt ihr das wirklich?
Es ist zu beobachten, dass unsere Gesellschaft tatsächlich genau von denen regiert wird, die das wollen, nämlich von den Silberrücken dieser Gesellschaft. Machthunger und Durchsetzungsvermögen bringt die Menschen nach ganz oben und macht sie zu den Regisseuren des täglichen Lebens. Die große Masse lebt opportun.

ujmp hat geschrieben:dass sich in der Natur nicht "das Starke ohne Hemmungen durchsetzt" sondern das am besten Angepasste,
Das am besten Angepasste kann gut überleben, legt aber nicht die Spielregeln fest, sondern passt sich immer wieder und immer wieder neu an. Die starken, unangepassten Macher bestimmen an was sich die Opportunisten anzupassen haben.
Und wie man sieht, geht es den Machern dieser Welt besser, als der großen angepassten Masse.

ujmp hat geschrieben:Wie oft willst du diesen Blödsinn hier noch abspulen und dämliche Schlüsse daraus ziehen?
Vielleicht solange, wie ich das für notwendig halte?

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