Deutsches Brights-Forum 2006 - 2014 (ARCHIV)

Ich gehöre nicht gerade zu den Ältesten, ich weiss nicht, ob hier auch noch andere sind, die sich mal Gedanken über einen aufklärerischen Einfluss von Videospielen auf die Jugend gemacht haben (und nicht nur über Egoshooter diskutiert haben). Ich würde auch gerne eine Diskussion über Gewalt in Videospielen vermeiden, nein, mir geht es um Spiele, wie (das soll keine Schleichwerbung werden ) Assassins Creed oder God of War. Das sind jetzt nur 2 Beispiele und die gehören jetzt nicht unbedingt zu den neuesten, aber man könnte doch mal speziell in die Diskussionen reinhören. Wenn man mal versucht, die dahinterstehende Philosophie zu erkennen, könnte man (ich tue das) doch behaupten, dass diese Spiele vielleicht einen größeren und besseren Einfluss auf die Gesellschaft haben, als die Werke Kants. (Die Auflage ist höher, man muss micht bei 0 anfangen, was die Aufklärung betrifft, denn die Zielgruppe gehört zwar nicht zu den gebildetsten, ist aber im Vergleich der Zielgruppe der Aufklärer meilenweit vorraus.). Natürlich denke ich nicht, dass man diese Spiele nun 1 zu 1 auf das eigene Verhalten übertragen sollte, allein schon bei den Worten "Assassins" und "War" sollte man skeptisch bleiben, und nicht alles ernst nehmen. Mann kann aber nicht einen gewissen Einfluss bestreiten, wie bewertet ihr ihn?

Ich bin zwar schon ein ziemlich alter Sack und spiele am Computer seid Asteroids auf Computerkonsole in der Disco, kann Dir aber zum Teil folgen.

Man kann an solchen Spielen einiges lernen, im Guten, wie im Schlechten. Einige Dinge sind trivial: Videospiele fördern Reaktionsvermögen und Aufmerksamkeit. Ich erkenne an einem Bildschirmarbeitsplatz ziemlich schnell, wer spielerprobt ist und wer nicht.

Dann kann man an Strategiespielen (ich persönlich mag Civilization, dass ich seit V1.0 kenne und habe früher auch SimCity gemocht), sehr gut die Komplexität von Folgen eigener Entscheidungen lernen. Es gab da mal eine schöne Simulation für Entwicklungshelfer, wo "Gutmenschen" - sorry für den Ausdruck, hier passt er aber mal wie die Faust aufs Auge - reihenweise virtuelle Schutzbefohlene gehimmelt haben, weil Sie anfangs alle Ressourcen in lebensrettende Maßnahmen steckten; die Bevölkerung und damit auch die Probleme wuchsen Ihnen dann über den Kopf und es endete im desaströsen Massensterben. Der erfahrene Entwicklungshelfer lernt, lieber am Anfang ein paar mehr sterben lassen und die Probleme auf Dauer lösen, klingt hart (und ist es wohl auch), ist aber rational.

Natürlich kann man sich durch photorealistische Ballspiele mit "Körperteilflug" (O-Ton Sohnemann - der sowas nicht spielen darf!) auch sinnvolle menschliche Regungen wegtrainieren, dass sollte man dann auch nicht unterschätzen.

Den Einfluss Kants halte ich dennoch für wesentlich höher als den von Sid Meier

Kennst du denn Assassins Creed oder God of War? Wenn ja, wie kannst du das behaupten?

Ich kenne die Spiele nicht. Wie kann ich was behaupten?

Zappa hat geschrieben:
Den Einfluss Kants halte ich dennoch für wesentlich höher als den von Sid Meier

Ich meine den hypotetischen Einfluss nach den Maßstäben, die ich genannt habe.

Mir haben solche RPGs wie Final Fantasy und so weiter sehr geholfen mit ihrem Level-Steigerungssystem. Ich glaube, dass diese Spiele der Grund sind, warum ich inzwischen virtuos Gitarre spiele, denn die haben mich das richtige Üben gelehrt. Ich lernte aus den Spielen nicht nur, dass wiederholte „Kämpfe“ (=Übung) nötig ist, um mein „Level“ (=Spielniveau) zu erhöhen, sondern auch in welchem Maße eine Steigerung der Schwierigkeit des zu Erlernenden sinnvoll ist, damit ständiger Fortschritt da ist, aber kein „Game Over“ (=Überforderung). Und es ist sinnvoll, sich zwischendurch besseres Equipment zuzulegen, da sonst das irgendwann die Schwachstelle ist, durch die es nicht mehr weiter geht.

Zappa hat geschrieben:Natürlich kann man sich durch photorealistische Ballspiele mit "Körperteilflug" (O-Ton Sohnemann - der sowas nicht spielen darf!) auch sinnvolle menschliche Regungen wegtrainieren, dass sollte man dann auch nicht unterschätzen.

Endlich sagt 's mal einer!

Wenn solche Spiele "trainieren" und "schulen", was ja hier anscheinend auch niemand bestreitet, dann tut es das in alle Richtungen. Dass dann eine gewisse "Abhärtung", infolge eventuell sogar "Empathielosigkeit" folgen kann, würde mich nicht wundern - wird aber von den Spielebefürwortern immer wieder bestritten.
Man kann ja an sich selbst solche Veränderungen wahrscheinlich auch kaum wahrnehmen.

LG stine

@ stine

Ich denke, das hängt vor allem damit zusammen, ob man Kinder/Jugendliche deshalb spielen lässt, weil man kein Bock hat, sich um sie zu kümmern, oder ob die Spiele nur eins von vielen Angeboten ist, das ein Kind/Jugendlicher wahrnehmen kann. Es hängt also mehr von der Fürsorge der Eltern als von den Spielen ab. Empathie muss man ja schließlich auch erfahren können.
Deswegen gut, dass Du erkannt hast, das Spiele in alle Richtungen „trainieren“ und „schulen“ können. Das denke ich nämlich auch, deswegen sollte man Spiele weder verteufeln, noch ihnen irgendeine allgemeine Wunderwirkung zusprechen.

Darth Nefarius hat geschrieben:Kennst du denn Assassins Creed oder God of War?

Ich (alter Spielefreak und seit 1987 mit diversen Computer- und Konsolenmodellen ausgestattet) kenne beide Spiele. Aber worauf genau willst du hinaus, bzw. wie sollen solche Spiele einen "guten Einfluss auf die Gesellschaft" haben? Es sind halt einfach nur Spaß-Produkte. Erklär mal, was du genau meinst, ich find's auf jeden Fall interessant.

Es ist wohl die 2. beste Idee die man haben kann zu Gott in Computerspielen: Ihn zu einer Spielfigur degradieren. Popolus II war da toll oder Black&White. Die beste wäre den ganzen Kram einfach tot zu schweigen.

Arathas hat geschrieben:

Darth Nefarius hat geschrieben:Kennst du denn Assassins Creed oder God of War?

Ich (alter Spielefreak und seit 1987 mit diversen Computer- und Konsolenmodellen ausgestattet) kenne beide Spiele. Aber worauf genau willst du hinaus, bzw. wie sollen solche Spiele einen "guten Einfluss auf die Gesellschaft" haben? Es sind halt einfach nur Spaß-Produkte. Erklär mal, was du genau meinst, ich find's auf jeden Fall interessant.

Also, hast du mal bemerkt, wie oft Almualim, oder Altair Philosophen zittieren? Nietzsche, Pascal, und andere sind dabei. Wann wird denn schonmal in einem Videospiel latein gesprochen (auch wenn es nur ein Satz ist)? Zu Kratos und seiner Welt, kann ich sagen, dass das ein gutes Gedankenexperiment ist, um zu zeigen, wie grausam und willkürlch ein Gott/ die Götter sein können, und welchen Wahnsinn es bedeuten kann, wenn diese die Welt beherrschen würden, unabhängig von der Plausibilität einer solchen Vorstellung.

stine hat geschrieben:

Zappa hat geschrieben:Natürlich kann man sich durch photorealistische Ballspiele mit "Körperteilflug" (O-Ton Sohnemann - der sowas nicht spielen darf!) auch sinnvolle menschliche Regungen wegtrainieren, dass sollte man dann auch nicht unterschätzen.

Endlich sagt 's mal einer!

Wenn solche Spiele "trainieren" und "schulen", was ja hier anscheinend auch niemand bestreitet, dann tut es das in alle Richtungen. Dass dann eine gewisse "Abhärtung", infolge eventuell sogar "Empathielosigkeit" folgen kann, würde mich nicht wundern - wird aber von den Spielebefürwortern immer wieder bestritten.
Man kann ja an sich selbst solche Veränderungen wahrscheinlich auch kaum wahrnehmen.

LG stine

ja, ja- sind wir nicht alle potentiell gefährlich? Die, die bis jetzt irgendwelche Amokläufe durchgeführt haben, taten dies, weil sie einsame Luschen und Wirrköpfe waren, nicht, weil irgendein Videospiel sie abgehärtet hat. Und, vielleicht kennst du das nicht, stine, aber mir tun diese virtuellen Zombies, Zyklopen schon manchmal Leid
Aber es wird mittlerweile viel öfter darauf Wert gelegt, dem Spieler die Wahl zu lassen, was dann auch miteinschließt, dass man niemanden weghauen muss.

Darth Nefarius hat geschrieben: ja, ja- sind wir nicht alle potentiell gefährlich? Die, die bis jetzt irgendwelche Amokläufe durchgeführt haben, taten dies, weil sie einsame Luschen und Wirrköpfe waren, nicht, weil irgendein Videospiel sie abgehärtet hat.

Ich weiß, Du wolltest die Diskussion vermeiden, aber ich und @stine sind da manchmal wie Tanker

Ich gebe Dir insofern Recht, als das Videospiele alleine niemals jemanden dazu bringen Straftaten oder sowas zu begehen. Ich denke aber, dass jemand mit der Neigung zu Gewalt sich mit solchen Spielen bestimmte "skills" antrainieren und Hemmungen abtrainieren kann. Das ist auch vollkommen logisch: Wir lernen durch Nachahmung, Training und Gewöhnung. Das geht dann auch mit Videospielen und je realistischer die werden, desto besser.

Ein Schulkollege von mir kam auf die saublöde Idee eine Nahkämpferausbiildung bei der Bundeswehr zu machen. Da haben die u.a. "Schockvideos" zu sehen bekommen um sich abzuhärten. Ich bin mir sicher, dass das auch mit Videospielen geht, wenn das nicht schon längst gemacht wird.

Für mich heisst das:

1. Spießige Akzeptanz der FSK Altersregeln bei meinen Kindern (meine Söhne hassen mich dafür :) und natürlich schau ich mir an, was die so spielen.
2. Ständiges spielen von gewalttätigen Spielen würde ich als Warnsymptom werten, vor allem bei sozial schlecht integrierten und wenig gefestigten Persönlichkeiten.

Zappa hat geschrieben:Ich gebe Dir insofern Recht, als das Videospiele alleine niemals jemanden dazu bringen Straftaten oder sowas zu begehen. Ich denke aber, dass jemand mit der Neigung zu Gewalt sich mit solchen Spielen bestimmte "skills" antrainieren und Hemmungen abtrainieren kann. Das ist auch vollkommen logisch: Wir lernen durch Nachahmung, Training und Gewöhnung. Das geht dann auch mit Videospielen und je realistischer die werden, desto besser.

Ein Schulkollege von mir kam auf die saublöde Idee eine Nahkämpferausbiildung bei der Bundeswehr zu machen. Da haben die u.a. "Schockvideos" zu sehen bekommen um sich abzuhärten. Ich bin mir sicher, dass das auch mit Videospielen geht, wenn das nicht schon längst gemacht wird.

Ja, die Amis machen das, aber eben wegen der Army. Die größere Gefahr ist, dass jeder Idiot da rein kann- da hackst du auf Videospielen rum? Gewalttätige Filme haben auch aufgrund der Spiegelneuronen eine abhärtende Wirkung, was ist mit denen? Und nochmal, ihr könnt nicht über Spiele richten, die ihr nicht kennt! Ich verteidige hier keineswegs Ego-shooter, die Gewalt der Videospiele, die ich meine, ist extrem unrealistisch und fast lächerlich (denn es geht in diesen Spielen, die ich meine NICHT primär um Gewalt). So, ihr habt mich jetz so wütend gemacht, dass ich gleich mal zocken muss!