Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon mat-in » Mo 19. Dez 2011, 22:56

Nicht toll formuliert, aber auf jeden Fall mitzeichnungswürdig. Macht ein bischen Werbung, es fehlen noch eine Menge Mitzeichner!

https://epetitionen.bundestag.de/index. ... tion=21123
Petition 21123 hat geschrieben:Text der Petition

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, § 166 StGB ("Gotteslästerungsparagraph") ersatzlos zu streichen.
Begründung

Die Anwendung des § 166 StGB erfolgt niemals gegen die Beschimpfungen von Nicht-Gläubigen durch Vertreter und sonstiger Angehöriger der Religionsgemeinschaften. Atheisten werden straflos beleidigt, unter anderem durch Behauptungen, Atheisten seien zu moralischem Handeln letztlich nicht fähig. Damit werden wir Atheisten (in ihrer Gesamtheit durchaus eine Weltanschauungsgemeinschaft) kollektiv abgewertet als moralisch minderwertig.

„Wenn also Atheisten moralisch handeln, dann nur, weil sie inkonsequent sind. Gott sei Dank sind sie das! In der Praxis ist die sittliche Evidenz eben doch stärker als jede naturalistische Erklärung. Nur der zu Ende gedachte Atheismus zerstört die Moral.“

"Wollte man Gott aus dem Grundgesetz eliminieren, dann unterwürfe man sich damit einem Trend, der ohnehin höchst bedenkliche Entwicklungen anzeigt: den Verlust an verpflichtenden Werten, die Dominanz eines banalen Materialismus, die Profanisierung des Weltbilds." (ESt, Ein kritisches Vermächtnis - Gott im Grundgesetz, in: Evangelische Kommentare Bd. 226/1993 Nr. 5, S. 255) ]
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Grund: Rechtschreibfehler im Titel
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Darth Nefarius » Di 20. Dez 2011, 11:22

Das betrachte ich als großen Fortschritt, auch wenn die Petition im Sande verläuft und die Argumentation schwachsinnig ist. Ich freue mich sehr darüber. :applaus:
Nun zur Moral: Ja, es ist für einen Atheisten inkonsequent nach einer Moral zu leben, genauso inkonsequent es für einen Christen ist, die Bibel nicht wörtlich zu nehmen.
Ich bezeichne mich gerne als Amoralisten, ich bin da konsequent, aber dennoch verstehe ich die Notwendigkeit von bestimmten Regeln, auch wenn man die eine oder andere durchaus brechen kann und sollte. Die Regeln haben aber nur solange eine Rechtfertigung, wie sie nützlich und nicht schädlich sind. Eine Moral (und deshalb habe ich auch von Regeln gesprochen) begründet eine eigennützige und egoistische Tat heuchlerisch mit der Metaphysik oder Begriffen der Metaphysik (Gott, das Gute, die Pflicht, die Verantwortung, die Wahrheit), sie versucht sich also als besseres Regelwerk zu verkaufen, die sie deshalb ist, weil sie eine übergeordnete Begründung haben will.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Teh Asphyx » Di 20. Dez 2011, 11:49

Darth Nefarius hat geschrieben:Nun zur Moral: Ja, es ist für einen Atheisten inkonsequent nach einer Moral zu leben, genauso inkonsequent es für einen Christen ist, die Bibel nicht wörtlich zu nehmen.


Nur ist die frage, wie man die Bibel wörtlich nehmen soll, wenn Wörter nur Klang oder Zeichengebilde sind, die an sich gar keine Bedeutung haben … das heißt, man könnte die Bibel höchstens begriffstreu lesen, dazu muss man aber wissen, welche Begriffe mit den Wörtern verbunden sind und das wiederum kann nur aus dem Kontext hervorgehen und da der Leser mit seinen Erfahrungen auch immer ein Kontext ist, gibt es etliche Möglichkeiten, wie die Bibel interpretiert werden kann.
Sprache ist nunmal kein fester naturgesetzlicher Gegenstand, deswegen kann die Untersuchung nicht den gleichen Regeln folgen. Und wir haben es hier mit einem Werk zu tun, von dem Teile das erste Mal vor einigen tausend Jahren in Keilschrift auf Steinplatten gemeißelt wurden in einer Sprache, die schon seit langem keiner mehr spricht, was dann etliche Male in verschiedenste Sprachen übersetzt wurde, bis es in der heute lesbaren Form bei uns erschien. Damit ist Bibellesen ein einziges Rätselraten. Ein konsequenter Christ würde also die Bibel eben nicht wörtlich nehmen, sondern versuchen aus dem Kontext die richtige Botschaft zu verstehen. Ein konsequenter Christ müsste somit auch darauf verzichten, sich alles vom Priester vorkauen zu lassen, weil ihn das nicht schlauer machen wird als vorher.

Und ich wüsste nicht, warum ein Atheist keine Moral haben können sollte. Er kann sie nur nicht auf einen „Gott“ stützen, aber sonst steht ihm dabei doch nichts im Wege.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon mat-in » Di 20. Dez 2011, 13:46

Vielleicht sollten wir es Ethik nennen für Atheisten...

Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, das es als Diffamierung gemeint ist, wenn man es von einem kirchlichen Würdenträger vorgeworfen bekommt der keine Ahnung hat, aber nur umgekehrt geahndet werden würde (also wenn es um die ganze Gemeinschaft geht, nicht Einzelpersonen, dafür gibt es andere Paragraphen).

Du hast wohl Recht Darth, die Kirchen sollten so Sonderrechte behalten dürfen! :irre:
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Arathas » Di 20. Dez 2011, 13:52

Ist das tatsächlich ein noch anwendbarer Paragraph? Könnte ich ernsthaft von jemandem verklagt werden, weil ich mich öffentlich wo hinstelle und gotteslästere?
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Darth Nefarius » Di 20. Dez 2011, 14:05

Teh Asphyx hat geschrieben:Nur ist die frage, wie man die Bibel wörtlich nehmen soll, wenn Wörter nur Klang oder Zeichengebilde sind, die an sich gar keine Bedeutung haben … das heißt, man könnte die Bibel höchstens begriffstreu lesen, dazu muss man aber wissen, welche Begriffe mit den Wörtern verbunden sind und das wiederum kann nur aus dem Kontext hervorgehen und da der Leser mit seinen Erfahrungen auch immer ein Kontext ist, gibt es etliche Möglichkeiten, wie die Bibel interpretiert werden kann.
Sprache ist nunmal kein fester naturgesetzlicher Gegenstand, deswegen kann die Untersuchung nicht den gleichen Regeln folgen. Und wir haben es hier mit einem Werk zu tun, von dem Teile das erste Mal vor einigen tausend Jahren in Keilschrift auf Steinplatten gemeißelt wurden in einer Sprache, die schon seit langem keiner mehr spricht, was dann etliche Male in verschiedenste Sprachen übersetzt wurde, bis es in der heute lesbaren Form bei uns erschien. Damit ist Bibellesen ein einziges Rätselraten. Ein konsequenter Christ würde also die Bibel eben nicht wörtlich nehmen, sondern versuchen aus dem Kontext die richtige Botschaft zu verstehen. Ein konsequenter Christ müsste somit auch darauf verzichten, sich alles vom Priester vorkauen zu lassen, weil ihn das nicht schlauer machen wird als vorher.

Und ich wüsste nicht, warum ein Atheist keine Moral haben können sollte. Er kann sie nur nicht auf einen „Gott“ stützen, aber sonst steht ihm dabei doch nichts im Wege.

Wörtlich heißt wörtlich, die Archäologen, die sich auf die Bibel spezialisiert haben, stellten fest, dass die ältesten bekannten Aufzeichnungen sehr mit den letzten aktuellen Übersetzungen Übereinstimmen, natürlich geht es da nicht um Vollständigkeit (die häretischen schriften fehlen zu einem Großteil). Wenn irgendein Gläubiger schreibt, dass Adam und Eva die ersten Menschen waren, sie von Gott nacheinander erschaffen wurden, im Paradies lebten und dann die Erbsünde auf sich luden, weil sie nicht brave kleine Haustiere waren, dann ist da wenig Spielraum für Interpretationen. Ausgeschlossen ist schon mal die Evolution, der Inzest späterer Generationen postuliert, genauso wie die Verdrobenheit der Frau und ihrer Hauptschuld an der Misere. Wenn da steht, dass die Israeliten sehr tapfer waren, weil sie alle möglichen Völker auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat vernichteten und das auserwählte Volk seien, dann ist da auch wenig Spielraum. Es gibt noch einige andere widerwertige Passagen in der Bibel, die heute gerne überlesen werden (Kindsopferung, das Freibieten der eigenen Tochter, um Engel zu schützen...), aus diesen Stellen kann man nur eines lesen: Dass man Gott gegenüber gehorsam sein soll, egal wann, egal worum es geht. Ein Leser ist kein "Kontext", aber du hast schon recht, wenn du behauptest, dass er eine gewisse Erfahrung und Haltung mitbringt, trotzdem gibt es Worte, die unmissverständlich sind. Natürlich kommen die dann mit "Metaphern", aber das ist dann nicht die wörtliche Interpretation. Was du da beschreibst, ist ein religiöser Mensch, aber kein konsequenter Christ, die Katholiken sehen ja die Autorität des Klerus ein, da sind sie sehr konsequent, was die "Stellvertreter Christi" betrifft.
Warum sollte ein Atheist denn eine Moral haben? Womit sollte ich die denn rechtfertigen, wenn nicht mit "Gott" oder "dem "Guten"? Ich habe keinen Anlass, eine Moral zu besitzen, ich handle sehr utilitaristisch und egoistisch, aber deswegen bietet es sich an, bestimmte Regeln zu befolgen und kooperativ zu sein, um einen Nutzen oder den geringsten Schaden von seiner Umgebung zu erhalten.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Darth Nefarius » Di 20. Dez 2011, 14:07

mat-in hat geschrieben:Vielleicht sollten wir es Ethik nennen für Atheisten...

Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, das es als Diffamierung gemeint ist, wenn man es von einem kirchlichen Würdenträger vorgeworfen bekommt der keine Ahnung hat, aber nur umgekehrt geahndet werden würde (also wenn es um die ganze Gemeinschaft geht, nicht Einzelpersonen, dafür gibt es andere Paragraphen).

Du hast wohl Recht Darth, die Kirchen sollten so Sonderrechte behalten dürfen! :irre:

Hmm? was sollen wir wie nennen? Ich bin nicht dafür, dass ich weniger Rechte habe als die Gläubigen, was ich geschrieben habe war schon ernst gemeint, was soll das Irre?
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Teh Asphyx » Di 20. Dez 2011, 14:26

Darth Nefarius hat geschrieben:Ein Leser ist kein "Kontext", aber du hast schon recht, wenn du behauptest, dass er eine gewisse Erfahrung und Haltung mitbringt, trotzdem gibt es Worte, die unmissverständlich sind.


Natürlich ist er ein Kontext, weil er selbst die Wörter mit Begriffen füllen muss. Ein Wort ist ein Klangbild, ein Klangbild hat an sich keine Bedeutung, eine Bedeutung kann erst durch Anwendung eines Codes durch dem Empfänger gegeben werden (Semiotik für Anfänger …). Du verabsolutierst Sprache, wenn Du das nicht bedenkst. Es gibt keinen Zwang irgendwas auf eine ganz bestimmte Art zu lesen.
Hast Du mal die sumerischen Schriften gelesen? Da sieht einiges ganz anders aus als in den Bibel-Übersetzungen (aber es ist erkennbar, dass die Bibeltexte davon abgekupfert sind). Ich spreche jetzt nicht von den abstrusen Interpretationen von Sitchin, aber das Lesen der direkten Übersetzungen dieser Texte zeigt das allein ganz gut.
Selbst das mit Adam und Eva ist schon nicht so eindeutig, da es auch noch Lillith gab, die im christlichen alten Testament fehlt, bei den Juden aber existiert.

Darth Nefarius hat geschrieben:Warum sollte ein Atheist denn eine Moral haben? Womit sollte ich die denn rechtfertigen, wenn nicht mit "Gott" oder "dem "Guten"? Ich habe keinen Anlass, eine Moral zu besitzen, ich handle sehr utilitaristisch und egoistisch, aber deswegen bietet es sich an, bestimmte Regeln zu befolgen und kooperativ zu sein, um einen Nutzen oder den geringsten Schaden von seiner Umgebung zu erhalten.


Ich sage ja nicht, dass er es soll, ich will nur darauf hinaus, dass er eine haben kann, wenn er das möchte. Ich bin kein Freund von Moral, würde mir also auch wünschen, er hätte keine, aber ich sehe das nicht als notwendige Konsequenz.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Darth Nefarius » Di 20. Dez 2011, 14:45

Teh Asphyx hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Ein Leser ist kein "Kontext", aber du hast schon recht, wenn du behauptest, dass er eine gewisse Erfahrung und Haltung mitbringt, trotzdem gibt es Worte, die unmissverständlich sind.


Natürlich ist er ein Kontext, weil er selbst die Wörter mit Begriffen füllen muss. Ein Wort ist ein Klangbild, ein Klangbild hat an sich keine Bedeutung, eine Bedeutung kann erst durch Anwendung eines Codes durch dem Empfänger gegeben werden (Semiotik für Anfänger …). Du verabsolutierst Sprache, wenn Du das nicht bedenkst. Es gibt keinen Zwang irgendwas auf eine ganz bestimmte Art zu lesen.
Hast Du mal die sumerischen Schriften gelesen? Da sieht einiges ganz anders aus als in den Bibel-Übersetzungen (aber es ist erkennbar, dass die Bibeltexte davon abgekupfert sind). Ich spreche jetzt nicht von den abstrusen Interpretationen von Sitchin, aber das Lesen der direkten Übersetzungen dieser Texte zeigt das allein ganz gut.
Selbst das mit Adam und Eva ist schon nicht so eindeutig, da es auch noch Lillith gab, die im christlichen alten Testament fehlt, bei den Juden aber existiert.
(...)
Ich sage ja nicht, dass er es soll, ich will nur darauf hinaus, dass er eine haben kann, wenn er das möchte. Ich bin kein Freund von Moral, würde mir also auch wünschen, er hätte keine, aber ich sehe das nicht als notwendige Konsequenz.

Ich habe mir mal eine Definition von Kontext rausgesucht:
Wikipedia Deutsch - Die freie Enzyklopädie
Kontext (für „Zusammenhang”, Plural: Kontexte, von lat. contexo „zusammenweben, zusammensetzen” und contextus „verflochten, fortlaufend”) steht für:

Kontext (Sprachwissenschaft), der Zusammenhang einer Kommunikationssituation in der Sprachwissenschaft
Kontext (Urkundenlehre), die Teile, die zwischen dem Protokoll und dem Eschatokoll einer (mittelalterlichen) Urkunde stehen in der Urkundenlehre
Prozesskontext, in der Informatik die zur Verwaltung von Prozessen auf Computern benötigte Information

Keine der Definitionen deckt die Erfahrungswelt des Menschen ab, also ist der Mensch kein "Kontext", er befindet sich in einem. Er ist genausowenig ein "Trieb", er besitzt welche. Klangbilder haben Assoziationen, man assoziiert mit Zahlen 1,2,3,4,5...., die Laute enthalten schon Informationen, sie müssen nur aus den Empfänger abgestimmt sein, der den "Schlüssel" hat, um zu dechifrieren, sonst wäre Kommunikation nicht möglich. Ich weiss, dass das alte Testament einiges aus sumerischen Schriften enthält, aber da war auch nicht der Anspruch, die sumerischen Religionen zu vereinnahmen, die Christen haben sich aus einer jüdischen Sekte entwickelt, nicht aus einer sumerischen. Dass es Überschneidungen zwischen Religionen gibt, ist selbstverständlich, aber die entsprechenden feinen Unterschiede sind für die jeweiligen zugehörigen Gläubigen umso wichtiger, sie basieren speziell zwischen Juden und Christen auf einer unterschiedlichen Interpretation der gleichen Grundlage. Von Lilith habe ich auch gehört, soll das nicht die Frau sein, die einen bestimmten "Fluch" bei den Männern auslöst? :winkgrin2:
Die Tradition der Rabbis, einfach mal neue Texte zu erfinden, um irgeneinen Schwachsinn passender zu machen, ist schon veraltet und bei den Christen gar nicht mehr vorhanden. In Zeiten der Multireligiösität und dem permanenten kontakt mit anderen Glaubensrichtungen verkrusten die Interpretationen regelrecht, um sich besser zu unterscheiden, dieses phänomen gibt es auch in der Biologie bei Paarungsmerkmalen.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Teh Asphyx » Di 20. Dez 2011, 16:45

Darth Nefarius hat geschrieben:Keine der Definitionen deckt die Erfahrungswelt des Menschen ab, also ist der Mensch kein "Kontext", er befindet sich in einem. Er ist genausowenig ein "Trieb", er besitzt welche.


Doch, in seiner Funktion als Interpretant ist er in dem Moment ein Kontext. Das ist mit dem Trieb, der einen Teil des Menschen ausmacht nicht vergleichbar.

Darth Nefarius hat geschrieben:Klangbilder haben Assoziationen, man assoziiert mit Zahlen 1,2,3,4,5...., die Laute enthalten schon Informationen, sie müssen nur aus den Empfänger abgestimmt sein, der den "Schlüssel" hat, um zu dechifrieren, sonst wäre Kommunikation nicht möglich.


Sie haben eben keine Assoziationen, sie sind rein für sich betrachtet „leere Symbole“, der Inhalt wird eben erst durch den Interpreten gegeben. Die Assoziation ist im Interpreten, nicht im Symbol.

Darth Nefarius hat geschrieben:Dass es Überschneidungen zwischen Religionen gibt, ist selbstverständlich, aber die entsprechenden feinen Unterschiede sind für die jeweiligen zugehörigen Gläubigen umso wichtiger, sie basieren speziell zwischen Juden und Christen auf einer unterschiedlichen Interpretation der gleichen Grundlage.


Nicht nur, es gibt ja noch beim Christentum den radikalen Moment, wo Jesus am Kreuze symbolisch für die Sünden stirbt. Dass die meisten, die sich „Christen“ nennen, trotzdem ziemlich alttestamentarisch verhalten ist wieder eine andere Geschichte. Nietzsche hat ja im Antichristen ganz gut aufgezeigt, wo da das Missverständnis liegt.

Darth Nefarius hat geschrieben:In Zeiten der Multireligiösität und dem permanenten kontakt mit anderen Glaubensrichtungen verkrusten die Interpretationen regelrecht, um sich besser zu unterscheiden, dieses phänomen gibt es auch in der Biologie bei Paarungsmerkmalen.


Es gibt halt bestimmte herrschaftsdienliche Interpretationen, die ganz gut verkrustet wurden, ja. Da kann Jesus noch so oft am Kreuz sterben, wenn das für die Herrschenden nicht dienlich ist, erklärt die Herrschaft eben selbst, wie das zu verstehen ist.

Da die Bibel vor allem voller Selbstwidersprüche ist, würde ich vorschlagen, dass die einzig konsequente Bibellesung eine ist, bei der sich alle Widersprüche komplett auflösen, aber ob das möglich ist? Ich hab blöderweise nicht so sehr die Ambitionen, das zu versuchen …
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon mat-in » Di 20. Dez 2011, 17:16

Darth Nefarius hat geschrieben:Hmm? was sollen wir wie nennen? Ich bin nicht dafür, dass ich weniger Rechte habe als die Gläubigen, was ich geschrieben habe war schon ernst gemeint, was soll das Irre?

Darth Nefarius hat geschrieben:Das betrachte ich als großen Fortschritt, auch wenn die Petition im Sande verläuft und die Argumentation schwachsinnig ist. Ich freue mich sehr darüber.
Da bezog sich die Freude dann wohl nur auf "Das betrachte ich als großen Fortschritt" und nicht auf das "im Sande verlaufen". War ein Mißverständniß.

Arathas hat geschrieben:Könnte ich ernsthaft von jemandem verklagt werden, weil ich mich öffentlich wo hinstelle und gotteslästere?
Wenn es dazu geeignet ist eine Religionsgemeinschaft aufzustacheln und den Frieden zu gefährden: Natürlich!
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Arathas » Di 20. Dez 2011, 18:03

mat-in hat geschrieben:Wenn es dazu geeignet ist eine Religionsgemeinschaft aufzustacheln und den Frieden zu gefährden: Natürlich!


Okay, das fällt für mich unter den Tatbestand der Verhetzung, nicht Gotteslästerung. Klar, dass es da auf die Definition von Gotteslästerung ankommt.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Zappa » Di 20. Dez 2011, 18:39

Darth Nefarius hat geschrieben: Nun zur Moral: Ja, es ist für einen Atheisten inkonsequent nach einer Moral zu leben ...


Wie kommst Du denn auf die Idee? Moralische Werte sind Teil unseres Denk- und Fühlapparates und sind evolutionär entstanden. Was soll daran inkonsequent sein, seine angeborenen Fähigkeiten zu benutzen?

Es mag inkonsequent sein, eine schlechte a posteriori Begründung für moralisches Handelns zu akzeptieren, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Darth Nefarius » Di 20. Dez 2011, 20:42

Teh Asphyx hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Keine der Definitionen deckt die Erfahrungswelt des Menschen ab, also ist der Mensch kein "Kontext", er befindet sich in einem. Er ist genausowenig ein "Trieb", er besitzt welche.


Doch, in seiner Funktion als Interpretant ist er in dem Moment ein Kontext. Das ist mit dem Trieb, der einen Teil des Menschen ausmacht nicht vergleichbar.

Darth Nefarius hat geschrieben:Klangbilder haben Assoziationen, man assoziiert mit Zahlen 1,2,3,4,5...., die Laute enthalten schon Informationen, sie müssen nur aus den Empfänger abgestimmt sein, der den "Schlüssel" hat, um zu dechifrieren, sonst wäre Kommunikation nicht möglich.


Sie haben eben keine Assoziationen, sie sind rein für sich betrachtet „leere Symbole“, der Inhalt wird eben erst durch den Interpreten gegeben. Die Assoziation ist im Interpreten, nicht im Symbol.

Darth Nefarius hat geschrieben:Dass es Überschneidungen zwischen Religionen gibt, ist selbstverständlich, aber die entsprechenden feinen Unterschiede sind für die jeweiligen zugehörigen Gläubigen umso wichtiger, sie basieren speziell zwischen Juden und Christen auf einer unterschiedlichen Interpretation der gleichen Grundlage.


Nicht nur, es gibt ja noch beim Christentum den radikalen Moment, wo Jesus am Kreuze symbolisch für die Sünden stirbt. Dass die meisten, die sich „Christen“ nennen, trotzdem ziemlich alttestamentarisch verhalten ist wieder eine andere Geschichte. Nietzsche hat ja im Antichristen ganz gut aufgezeigt, wo da das Missverständnis liegt.

Darth Nefarius hat geschrieben:In Zeiten der Multireligiösität und dem permanenten kontakt mit anderen Glaubensrichtungen verkrusten die Interpretationen regelrecht, um sich besser zu unterscheiden, dieses phänomen gibt es auch in der Biologie bei Paarungsmerkmalen.


Es gibt halt bestimmte herrschaftsdienliche Interpretationen, die ganz gut verkrustet wurden, ja. Da kann Jesus noch so oft am Kreuz sterben, wenn das für die Herrschenden nicht dienlich ist, erklärt die Herrschaft eben selbst, wie das zu verstehen ist.

Da die Bibel vor allem voller Selbstwidersprüche ist, würde ich vorschlagen, dass die einzig konsequente Bibellesung eine ist, bei der sich alle Widersprüche komplett auflösen, aber ob das möglich ist? Ich hab blöderweise nicht so sehr die Ambitionen, das zu versuchen …

Nein er ist KEIN Kontext, er befindet sich in einem. :explodieren:
Dieser Kontext ist die Erfahrungswelt und der Zustand des Menschen, diese Merkmale machen den Menschen nicht alleine aus.
Ich habe dir die Definition geschrieben, schluck sie.
Zum zweiten, gut, dann habe ich mich eben falsch ausgedrückt, der springende Punkt ist, dass es nunmal unmissverständliche Passagen gibt, da die Assoziation mit "Adam und Eva" bei den meisten in punkto Intention des Verfassers dieses Textes bei den meisten gleich ist. Es gibt Symbole, die eine wesentlich geringere Auswahl an Interpretationen bieten als andere. Die entsprechenden Interpretationen werden dann durch die Erfahrungswelt auf Kongruenz zu Fragestellung überprüft (die Assoziation "Nackedeis" bei A. und E. fällt weg, wenn wir die Intention überprüfen wollen.). Die Aussage zum Antichristen musst du präzisieren, ich habe ihn auch gelesen, aber verstehe nicht, was du meinst.
Das Problem an der "Interpretation der Herrschenden" ist, dass sie vom Rest meist übernommen wird, also gibt es einen noch viel kleineren Spielraum für Interpretationen. Ja, die Bibel steckt voller Widersprüche, aber es gibt trotzdem einige Passagen, die mit dem Rest erstmal nichts zu tun haben, oder ihm nicht widersprechen, darauf kann sich jemand, der sich "Christ" nennt, versteifen, wenn er konsequent sein will. Das erste Gebot ist beispielsweise unmissverständlich, dieser intolerante imperialisteische Anspruch, DIE Wahrheit zu pachten.
nun zu dir, Zappa:
Zappa hat geschrieben:Es mag inkonsequent sein, eine schlechte a posteriori Begründung für moralisches Handelns zu akzeptieren, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Welche Begründung für Moral hat es denn jemals zuvor gegeben, die eben nicht eine a posteriori Begründung hatten? Die Moral an sich hat sich doch immer darüber definiert, die Ethik ist da auch nicht besser dran, die schon per definitionem ein "Sollen" postuliert. Ich habe einige Handlungsmuster, die können aber nicht als Moral bezeichnet werden, sie haben biologistische, logische, egoistisch-utilitaristische Muster (alles, was die Moral nicht ist oder sein will). Die Moral und die Ethik haben absolutistische Ansprüche und begründen niemals mit Trieben und Motiven, sie verteufeln sie.
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Mark » Mi 28. Dez 2011, 01:01

Für solche legislativen Fossilien gibt es doch eine recht effektive Methode.
Man muss lediglich öffentlich (am besten in grosser Zahl) von Freiwilligen bekunden lassen Gott auf infamste Weise zu schmähen, die dazu notwendige Termonologie müssten wir hier evtl noch brainstormen, ich denke an sowas wie "Gott ist doof!" oder "Dem Gott seine Mudda kann nicht kochen!".
Das müsste dann doch staatsanwaltschaftliche Folgen haben, und angesichts des Knalls im All der Medien wird die Politik dann ganz schnell die Bremse ziehen..
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon mat-in » Mi 28. Dez 2011, 12:16

"Dein Gott..." Witze klingt nach einer tollen Idee. Mal ein bischen bei den Mutterwitzen spicken und vielleicht einige Chuck Norris Witze ins Gegenteil drehen? Da hat man einen reichen Fundus :lachtot:
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Nanna » Mi 28. Dez 2011, 14:56

"Jesus walked over water - but Chuck Norris swam through land!" ;-)
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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon mat-in » Mi 28. Dez 2011, 15:30

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Re: Petition gegen Gotteslästerungsparagraphen

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 28. Dez 2011, 19:58

Wie wärs mit "Wenn Jesus Gott ist, ist er ein Motherfucker!" :lachtot:
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