Celtic hat geschrieben:In Europa bekommt jedes Land die Regierung, die es verdient. Da kann man sich hinterher beschweren, bringt aber nix.
Ein Land kann nichts verdienen. Ein Land ist ein bestimmter, meist künstlich und vor allem ideell getrennter Bereich auf diesem Planeten. Die Menschen in einem Land können eventuell etwas verdienen, da aber die Menschen eines Landes nicht alle gleich sind, können sie auch nicht als Kollektiv irgendwas bestimmtes allesamt gleich verdienen (sie können es aber trotzdem bekommen).
Und ich kann mich sehr wohl beschweren, denn ich habe niemals mein freies Einverständnis dazu gegeben, dass irgendein Fleckchen Erde, schon gar nicht dass irgendein Mensch regiert wird.
Celtic hat geschrieben:Und hinterher will's wieder niemand gewesen sein, der Union und FDP gewählt hat!
Ein politischer Akteur ist man nicht dadurch, dass man wählen geht, sondern man ist immer schon dadurch ein politischer Akteur, wie man sein Leben gestaltet und mit anderen Menschen interagiert. Eine Gesellschaft funktioniert nicht auf eine bestimmte Art dadurch, dass eine bestimmte Partei gewählt wurde, sondern dadurch, dass die Menschen durch ihre Handlungen das System „machen“.
Der Witz hierbei ist, dass die Regierung vor allem die Funktion hat, die symbolische Ordnung zu repräsentieren (deswegen gibt es auch so relativ unbedeutende Präsidentenposten) und es funktioniert tatsächlich deswegen, weil sich niemand ernsthaft mit der Regierung identifiziert (es will eben niemand gewesen sein), aber gleichzeitig trotzdem genau so handelt, wie es die symbolische Ordnung „verlangt“.
Als Beispiel: So ziemlich jeder, der malochen geht, weiß genau, dass er eigentlich (vor allem im Vergleich zu „denen da oben“ (was sowohl die Regierung sein kann als auch der kleine Prozentteil mit dem größten Reichtum, der dafür nicht arbeiten muss, also kein Leistungsträger ist)) nicht nach Verdienst bezahlt wird. Trotzdem wird er jeden Morgen aufstehen und sich genau so verhalten, als wäre es so, damit die symbolische Ordnung aufrecht erhalten bleibt. Daran ändert sich nichts dadurch, dass man alle vier Jahre irgendwo sein Kreuz macht. Verändern würde sich dann etwas, wenn beispielsweise jeder, der wirkliche Leistungen erbringt, trotzdem aber kaum am Reichtum teil hat, sich weigern würde, weiterhin Leistungen zu erbringen, wenn er nicht im Gegenzug dafür mehr Anteile vom Reichtum bekommt.
Die wahrhaft politische Aktion ist also, dass jemand zum Beispiel entweder unterbezahlt arbeiten geht oder dazu nein sagt.
Eine politische Handlung war auch, als es nach Fukushima so viele Proteste gegen Atomkraft gab, dass die gleichen Leute, die vorher einer Laufzeitverlängerung zugestimmt haben, auf einmal umgedacht haben. Die Personen haben sich nicht verändert. Komischerweise hat das aber dazu geführt, dass die Personen an der Regierung noch weniger ernst genommen werden.
@ Darth Nefarius
Ich habe das schon verstanden, dass Du das so meintest, da gebe ich Dir natürlich auch völlig recht. Der Bundespräsident hat tatsächlich kaum Entscheidungsgewalt.