Die Jugend (von heute?)

Re: Die Jugend (von heute?)

Beitragvon Teh Asphyx » Fr 27. Jan 2012, 21:11

stine hat geschrieben:Wer sprach denn ausgänglich vom Nationalsozialismus?? :aengstlich: Hab ich was übersehen??

Darauf bezog sich doch mein Juden-Feindbildbeispiel.

stine hat geschrieben:Nein, war sie nicht. Wann ist denn bei dir das Ende einer Depression, wie definierst du das?

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... tkrise.PNG
http://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtsc ... eutschland

stine hat geschrieben:Heißt das, dass die Jugend "ein Feindbild" braucht? Ein definiertes? Eins, wo man sich miteinander einig ist? Oder was möchtest du damit sagen?

Nein, Einigkeit ist da zwar natürlich dann wünschenswert aber nicht ausschlaggebend. Mir geht es darum, dass man die Umstände erkennt und verändert und sich eben nicht ein falsches Feindbild sucht.

stine hat geschrieben:
Teh Asphyx hat geschrieben:das kapitalistische Wirtschaftssystem gepaart mit dem dem demokratischen Staatssystem dienen eben den Interessen einiger weniger und der Rest hat keine andere Wahl als sich „freiwillig“ zu unterwerfen. U


Ich denke, das war 's, oder?

Na ja, Feinde können dabei höchstens die sein, die das vertreten / aufrecht erhalten wollen. Ein System selbst ist ja abstrakt und kann kein Feind sein, aber etwas, das man verändern oder abschaffen kann.
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Re: Die Jugend (von heute?)

Beitragvon stine » Sa 28. Jan 2012, 10:30

Teh Asphyx hat geschrieben:Ein System selbst ist ja abstrakt und kann kein Feind sein, aber etwas, das man verändern oder abschaffen kann.
Wie war das doch gleich mit "Der Wirtschaft"?
Teh Asphyx hat geschrieben:Die Wirtschaft interessiert das nicht, für die haben Menschen einfach nur zu funktionieren und Störverhalten muss beseitigt werden. Vom wirtschaftlichen Standpunkt her müssen die Menschen, die in ihr arbeiten gerade mal das bekommen, was sie brauchen, um ihrer Arbeit nachzugehen, damit dann irgendwo „Wachstum“ und „Profit“ entstehen kann.

Der Jugend Frust ist also im weitesten Sinne, dass sie "funktionieren" muss. Stimmt das? Anpassung, zielgerichteter Einsatz, eingefahrene Gleise befahren, Querdenken nicht gefragt, unterordnen...
Das wäre dann sozusagen der gemeinsame Nenner aller Generationen von Jugendlichen.

Die unterschiedlichen psychischen Erkrankungen die daraus resultieren, @Pete hat das angesprochen, sind dann zeitgemäß wahrscheinlich den Rahmenbedingungen (Wohlstand, Armut, gute Bildung, einfacheres Leben, usw.) zuzuschreiben.
Nun kann man aber auch nicht sagen, dass die Studentenaufstände der frühen 60er "die Jugend" damals glücklicher gemacht hätte und aus den meisten der damaligen Aktivisten ist das heutige Establishment geworden.

Wer heute noch mit Steinen wirft, tut das meist zu ganz bestimmten Anlässen. Ich denke, dass Atomkraftgegner und Fußball-Rowdys ein ganz gemeinsamer Antrieb inne wohnt: Abreagieren!

LG stine
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Re: Die Jugend (von heute?)

Beitragvon Tante Seltsam » Sa 28. Jan 2012, 14:26

Thema Wirtschaft:
Heute besteht ein immenser Druck, erfolgreich zu sein: in der Schule, Ausbildung, Beruf, in sozialen Beziehungen. Ich denke, ein junger Mensch sieht sich einem ziemlich undurchschaubaren System gegenüber, in das er sich einpassen soll. Es wird suggeriert, dass jemand, der die „richtige“ Ausbildung macht, die „richtigen“ Eigenschaften mitbringt und gutes Aussehen und dann noch hart arbeitet, es zu etwas bringen wird. Es wird auch suggeriert, dass man nur die „richtigen“ Produkte konsumieren muss, um ein Siegertyp zu sein. Das ist aber nicht so.

Die Anforderungen sind z.B. im Gegensatz zur Generation meiner Eltern viel höher geworden und der Erfolg ist fraglich. Das viele damit nicht zurechtkommen, wundert mich nicht. Ich habe nichts dagegen, sich anzustrengen, um etwas zu erreichen, aber ich meine, dass der Konkurrenzdruck heute künstlich auf einem so hohen Level gehalten wird, dass Menschen daran zerbrechen.

Die Wirtschaft ist ein so aufgeblasener Apparat geworden. Das Motto lautet: „Was können wir für die Wirtschaft tun?“ Es sollte lauten: „Was kann die Wirtschaft für uns tun?“ So habe ich das bei Erich Fromm gelesen, glaube ich.

Ich kenne so viele Leute, die nicht nur einen, sondern zwei oder drei Jobs machen müssen, um zurechtzukommen. Einerseits haben wir heute viel mehr Entfaltungsmöglichkeiten, viel mehr Wege, die wir einschlagen können, aber in der Praxis stehen doch nur einem Bruchteil der Leute diese Wege tatsächlihc offen. Heute gilt: Geld macht reich und Arbeit macht arm. Es geht, wie zu allen Zeiten, darum, wie eine kleine, clevere Gruppe eine große, nicht ganz so egoistische Gruppe ausbeuten kann.


Thema geistige Gesundheit:
Obwohl es uns materiell so viel besser geht als zu allen anderen Zeiten der Menschheitsgeschichte, werden die Menschen nicht geistig gesünder oder ausgeglichener, ist mein Eindruck. Heute leiden wir an den hohen Ansprüchen, dem Druck, der Tatsache, dass wir alle einsamer sind und in den sozialen Beziehungen nicht mehr genug Konstanz ist. Das ist zum Teil auch der Preis, den wir für eine individuelle Lebensgestaltung bezahlen.

Ebenso kann ich mich nicht an diese Flut von sexualisierten Bildern gewöhnen, mit der man überall überschwemmt wird. Heute wird in Nachmittagstalkshows über Dinge geredet, die früher erst nach Mitternacht einen Platz hatten. Ich bin nicht prüde, aber ich finde, der Umgang mit Sexualität ist vor allem reißerisch und verzerrend, weil alles unter dem Diktat des Kommerz steht. Dadurch lernen Kinder sicher keinen natürlichen Umgang mit Sex. Damit will ich nicht sagen, dass es „zu meiner Zeit“ besser war, nur hatte ich die Hoffnung, dass nach 1968 eine Veränderung hin zu mehr Natürlichkeit stattfinden würde und nicht hin zur Pornografisierung der Gesellschaft.
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Re: Die Jugend (von heute?)

Beitragvon Darth Nefarius » Sa 28. Jan 2012, 15:59

stine hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Ich war beispielsweise niemals in der "Koma-Sauf-Phase", andere waren nicht in der Phase "Die-Welt-widert-mich-an"
Das sind Altersabschnitte, die durchaus in diesem Thread diskutiert werden sollten. Gab es das schon immer? Ich denke ja! Anhand der finanziellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten (überzogene Toleranz und Duldung) ist das aber jetzt öfter und heftiger geworden. Prinzipiell hat sich aber nichts geändert. Die Frage ist, was kommt nach dieser Phase? Und was kommt, wenn diese Phase ausgeblieben ist?
Ist ja ähnlich wie mit der Trotzphase der Kleinkinder. Angeblich pubertieren die Jugendlichen schlimmer, bei denen die Trotzphase ausgefallen ist.

Ja, genau das habe ich auch diskutiert und behauptet, dass es keine klaren alternierenden Phasen in der Gesellschaft oder der Ontogenese gibt, mit mir als Beispiel. Es gibt solche Phasen nicht, weder in der Gesellschaft lässt sich das so allgemein sagen (dazu müssten schonmal alle gleich alt sein :/ ), noch lässt sich das über das Individuum behaupten. Es gibt möglicherweise Trends, aber nur in bestimmten Schichten, bei bestimmten Menschen. Ich habe dir auch das Phänomen der Neotenie beschrieben, wenn du nicht weisst, was das bedeutet, dann kannst du es googeln! Schon aus evolutiver Sicht lässt sich nicht behaupten, dass wir feststecken oder uns immer, was das Alter betrifft, gleich oder ähnlich verhalten haben.
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Re: Die Jugend (von heute?)

Beitragvon Gandalf » Sa 28. Jan 2012, 17:13

Mal sehen, vlt. wird das doch was mit der "Jugend von heute", - wenn ich mit die Entwicklung in den USA anschaue, - die auch uns wieder als Blaupause dienen wird (darauf wette ich)

(in den Mainstream-Medien ist darüber natürlich nichts zu finden)

http://ef-magazin.de/2012/01/23/3384-er ... r-ron-paul

Ron Paul (R)Evolution

Zudem fördert eine genaue Wähleranalyse etwas zutage, was den Medien und dem US-Establishment insgesamt besonders bitter schmecken wird: Paul erhält einen gewaltigen Zulauf von jungen Wählern. In Iowa stimmten insgesamt 21 Prozent für Paul, unter den 17 bis 29-jährigen aber 48 Prozent, unter den 30 bis 39-jährigen 34 Prozent. In New Hampshire wiederholte sich das Bild: Paul erhielt insgesamt 23 Prozent, unter den 18 bis 29-jährigen 46 Prozent, unter den 30 bis 39-jährigen 35 Prozent. Selbst in South Carolina bekam er weit überdurchschnittlichen Zuspruch von der Jugend: Unter den 18 bis 29-jährigen 31 Prozent, unter den 30 bis 39-jährigen immerhin noch 19 Prozent. Mit Ausnahme dieses letzten Wertes gewann Paul bislang überall die höchste Zahl an Jungwählern.



„Wir sind gefährlich für den Status quo“, triumphierte Paul nach der Vorwahl in New Hampshire, wo er den zweiten Platz errang, bejubelt von der Generation seiner Enkel. Das Internet begünstigt offenbar die Rückkehr zur natürlichen Ordnung. Durch die Vernetztung von Computern hat „Information“ eine Aufwertung erfahren. Gleichzeitig wird der relative Wert des oberflächlichen Scheins gesenkt. Im Gegenzug relativ aufgewertet werden Weisheit, Intelligenz, Güte, Ehrlichkeit, Treue – alles Eigenschaften einer natürlichen Autorität, die Paul ausstrahlt. Werte, die hoch im Kurs standen, bevor der Staat alle Grundfunktionen der Gesellschaft nahezu oder vollständig monopolisierte und/oder korrumpierte: Geld, Bildung, Kommunikation. Relativ abgewertet werden jetzt perfektes Aussehen, Gerissenheit, Redegewandtheit, Unverfrorenheit, Falschheit. Noch gewinnen die Träger letzterer Eigenschaften. Aber, und das ist Schlussfolgerung aus den ersten Vorwahlen dieser Saison: Nie seit Beginn des Fernsehzeitalters haben sie es schwerer gehabt als heute, gegen die Werte der natürlichen Ordnung zu obsiegen.
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Re: Die Jugend (von heute?)

Beitragvon stine » Mi 1. Feb 2012, 09:32

webe hat geschrieben:Wählen ab 16 Jahren wäre angesagt.
:scared:
Das stand ja schon öfter mal zur Diskussion.

Ich hat geschrieben:Lady Gaga gefährlich?? Gehirnwäsche an Jugendliche?? Ich denke, wir sollten die Intelligenz unserer Jugend nicht unterschätzen. Wenn ich da an meine Jugend denke Anfang der 80er :blush2: Da waren doch bald alle Exoten. Wir haben es überlebt und aus uns ist trotzdem was geworden :2thumbs:


Genau diese beiden Beiträge in Verbindung zeigen, warum Jugendliche nicht geeignet sind die Zukunft eines Volkes allzu früh mitzubestimmen.
Nein, wir dürfen die Intelligenz unserer Jugend nicht unterschätzen - nur Jugendmeinung zeigt auch immer wieder, dass der reine Protest an den Status quo, ohne zu überlegen, was alternativ Sinn macht, oft irrsinnige Blüten treibt. Ich finde ja schon 18jährige diesbezüglich oft noch sehr unreif und dann wählen mit 16? Nein, dafür kann ich aus heutiger Sicht nicht stimmen, obgleich ich das Verlangen nachvollziehen kann.
Es wurde auch schon gefordert, dass Familien Extrastimmen in Vertretung ihrer Kinder in die demokratische Wagschale legen dürften. Auch das finde ich unkorrekt. Ein Familienvater mit fünf Kindern hätte dann 6 Stimmen und viele solche würden ganz sicher unser Sozialsystem mit ihrer Wahl unbezahlbar machen.

Ich will ja nicht unbedingt behaupten, dass Erwachsene (ab 18) überlegter wählen (sofern sie ihr Wahlrecht überhaupt wahrnehen), aber ganz sicher haben sie gelernt ihre Spontanität im Zaum zu halten und Protestwahlen anzuzweifeln. Auch Protestwähler müssen hinterher 4 Jahre mit ihrer Wahl leben.
Parteien für Protestwähler haben auch selten ein übergreifendes Parteiprogramm und machen sich meist für ganz spezielle Details stark, die weder im allgemeinen Interesse noch staatstragend sind.

Lady Gaga und ihresgleichen als Vorbilder und Idole für die Jugend finde ich trotz @Ichs Einwand immer noch sehr fragwürdig. Klar, gab es auch früher ein paar verrückte Hühner, der allgemeine Trend war aber eindeutiger: man interessierte sich mehr und wollte Teil der Gesellschaft werden.
Berechtigte oder unberechtigte Moralvorstellungen, das möchte ich mal dahingestellt lassen, erzogen noch zu Verantwortungsbewusstsein und klärende Worte halfen noch bei der Wegweisung. Das scheint ja heute gar nicht mehr zu funktionieren. Ein rauchendes Kind auf der Straße ist doch noch nicht mal mehr ein Hingucker, sondern etwas stinknormales geworden. Saufgelage und Nullbock haben in einem Maße zugenommen, dass ich bei manchen bezweifle, ob sie ihr Leben überhaupt noch in den Griff bekommen. Früher erzog ein ganzes Viertel die Kinder mit, heute traut sich doch niemand mehr so ein Gör anzusprechen. Und nicht immer ist das die Unterschicht, die hier betroffen ist.

Zukunftsvisionen fehlen und das Bewusstsein, irgendwann für sein Leben selbst sorgen zu müssen. Die frühe körperliche Reife täuscht über die verspätete geistige Reife hinweg und lässt uns meinen, es hätte sich nichts verändert. Den Kopf mit Schulwissen vollstopfen zu lassen ist kein Ersatz für geistige Bildung.

Ich hat geschrieben:Wir haben es überlebt und aus uns ist trotzdem was geworden :2thumbs:
Ich weiß ja nicht, wie verrückt deine Jugendzeit gewesen ist, aber so verrückt wie heute, waren die 80er sicher nicht. Vielleicht auch deshalb, weil das Geld nicht so leicht ausgegeben werden konnte. Jugendliche, die ein paar Jahre hintereinander ihren Urlaub mit Komasaufen an der Costa Brava verbringen, haben sicher schon soviel graue Zellen verloren, dass eine Rückkehr in ein normales Leben kaum noch möglich ist.

Es gilt wie immer, dass Ausnahmen diese Regel nicht bestätigen. :mg:

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