Missionierung in deutschen Kindergärten

Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Gortsk » So 5. Feb 2012, 10:32

Hallo,

mein Sohn (3 Jahre) geht seit Jahresanfang in einen evangelischen Kindergarten. Meine Frau und besonders ich sind unreligiös und möchten auch, dass unsere Kinder entsprechend unbeeinflusst aufwachsen. Leider gibt es auf dem Dorfe nur evangelische Kindergärten. Da bleibt natürlich die ein oder andere Geschichte vom lieben Gott nicht aus. Ist auch kein Problem, ich möchte nur nicht, dass mein Sohn dort missioniert bzw. bekehrt wird.

Ich mache mir nun Gedanken, was ich tolerieren soll und was nicht. Bei der Anmeldung hieß es, dass nicht "missioniert" wird und wir uns diesbezüglich keine Sorgen machen müßten. Heute erzählte mir mein Sohn, dass er vor jedem Essen betet und öfters ein alter Mann kommt und von Gott singt. Besonders, dass mein kleiner Junge da betet macht mir echt Bauchschmerzen. Warum können die nicht einfach "Piep Piep Piep, wir ham uns alle lieb, guten Appetit" singen? In den Unterlagen habe ich nun gelesen, dass eine evangelische Lebensweise vorgelebt wird-das kann ja echt alles bedeuten.

Ich habe demnächst ein Gespräch mit der Leiterin und möchte mir vorher über meinen eigenen Standpunkt klar werden. Was sollte ich tolerieren, was geht zu weit? Wie beeinflussbar ist so ein 3-jähriger und wie stark wird er durch etwas Beten und die Gott-Lieder geprägt? ich möchte schließlich auch nicht, dass mein Junge ausgegrenzt wird in der Gruppe.

Wäre für jede Meinung oder Tipps dankbar.

Soenke
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Darth Nefarius » So 5. Feb 2012, 12:10

Das ist ein Dilemma. Am ehesten würde ich dir empfehlen, gleich umzuziehen, aber das ist leichter gesagt als getan. Bei einem solchen Unternehmen kann man schlichtweg nicht die Indoktrination umgehen, du könntest dein Kind immun machen, indem du gleich klarstellst, dass Gott soetwas wie der imaginäre Freund der begriffsstutzigen Kitaleitung ist, soetwas wie der Weihnachtsmann oder der Osterhase (wenn ihr euerem Sohn erzählt habt, dass es die gibt, habt ihr ein Problem :( ). Zu weit gehen wird auf jeden Fall das beten, oder eine Art Religionsunterricht. Aber einfache Riten werden wohl unumgänglich sein. Es ist ja klar, was deren Ziel ist: Auf jeden Fall zu missionieren, am ehesten so, dass ihr es nicht merkt, durch Bräuche, Riten und Lieder. Gegen soetwas kann man sich nur wehren, wenn man entweder zu seinem Kind ehrlich ist und klarstellt, was imaginär ist und was nicht, oder einfach mal andere Religionen vor Augen führt und eine relativistische Sichtweise schafft, wodurch euer Sohn einfach diese Riten nicht ernst nimmt und als Kulturauswuchs versteht. Wie viel man einem 3-Jährigen zumuten kanm, weiß ich nich, das ist unterschiedlich. Vielleicht reichen einfache Spiele, wie "Gucken wir mal, ob es einen Gott gibt: Bete dafür, dass deine Miclh blau wird, wenn sie es nicht wird, gibt es ihn wohl nicht, oder er hat keine Lust. In beden Fällen ist es sinnlos, jemanden anzubeten. Der einzige Grund, warum das die anderen machen ist, dass sie hoffen, dass ihre Milch doch blau wird und ein bisschen stur sind." Von der Leiterin kannst du nicht viel verlangen, sie wird immer im Hinterkopf haben, zu missionieren. Du könntest sie erstmal fragen, wie sie auf dich zugehen will, welche Zugeständnisse sie machen kann. Ich habe persönlich meinen Atheismus durch die Konfrontation ausgebildet, wenn eure Junge clever ist, wird ihm das an der Peripherie vorbeigehen. Aber ehrlich gesagt, denke ich nicht, dass er sich an irgendetwas mit 3 erinnern wird, ich habe immerhin bis zur dritten Klasse in der Grundschule gebraucht, um mich als Atheist identifizieren zu können, vorher war es mir einfach egal.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Gortsk » So 5. Feb 2012, 12:56

Danke für die Antwort.

Umziehen ist leider keine Option. Selbst wenn es möglich wäre, würde ich ungern vor der Situation davonlaufen. Ich bin in diesem Dorf zuhause und werde das natürlich nicht verlassen. Und auch wenn ich wirklich überhaupt kein Freund von Religion bin, wäre es für mich kein Weltuntergang, wenn mein Sohn etwas religiös wird (auch wenn ich natürlich alles tue um das zu verhindern). Ich unterscheide da auch zwischen Religion und Kirche, aber das geht jetzt zu weit.

An den Weihnachtsmann und den Osterhasen glaubt er. Finde ich auch ok, da diese Geschichte ja zwangsläufig in ein paar Jahren als Märchen enttarnt wird. Sollte er bis dahin auch an den lieben Gott glauben, hoffe ich, dass der sich genauso in Luft auflöst, wie der Weihnachtsmann und der Osterhase.

Ich habe auch etwas Angst die Leiterin zu beleidigen, wenn ich ihr sage, dass mein Junge nicht beten soll und nicht an Gott glauben soll.

Außerdem: Wenn vor dem Essen alle Kinder beten, aber mein Junge nicht mitmachen soll, dann hat das vielleicht sogar einen gegenteiligen Effekt. Er sieht dann die anderen beten und will natürlich dazugehören.

Da bleibt wohl nur das Entgegenwirken und da bin ich für deine Tipps dankbar.

Generell ärger ich mich sehr darüber, dass in Kindergärten missioniert wird. Mein Sohn fragte mich gestern ob die Mandarine auch von der Kuh kommt! Wenn er das für möglich hält, dann glaubt er natürlich auch die Geschichten über den lieben Gott. und die Kindergärtner verbringen auch noch mehr Zeit mit ihm als ich.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon stine » So 5. Feb 2012, 13:01

Hallo willkommen @Gortsk!
In einigem gebe ich @Darth Nefarius recht, aber nicht recht gebe ich ihm darin, deinem Sohn klarzumachen, dass es sich um eine
Darth Nefarius hat geschrieben:...der begriffsstutzigen Kitaleitung
handelt.
Wer Erziehungsberechtigte vor den Kindern schlecht macht und herabwürdigt, geht das Risiko ein, dass das Kind respektlos wird und sich im weiteren Verlauf seiner Schulbahn viel Ärger einhandelt.
Man kann einen imaginären Freund erklären, in kindlicher Sprache, aber die Kindergartentante ist deswegen nicht abzustufen.

LG stine
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon mat-in » So 5. Feb 2012, 16:17

Willkommen im Forum :)

Ich erinnere mich da an die Geschichte vom Nachwuchs eines Bekannten. Der hat zu Hause erzählt, daß sie immer "Gott danken für ihr Mittagessen". Auf die Frage, wer denn Gott sei antwortete der: "So ein Mann mit rotem T-Shirt, der bringt das Essen jeden Tag in den Kindergarten".

Einfach die gute Nachtgeschichte gleichberechtigt aus "der kleine Hobbit", "1001 Nacht", "Grimms Märchen" und "Die Bibel" vorlesen, dann steckt der Nachwuchs das schon in die Richtige Kategorie.

Ich habe zwar selbst (noch) keinen Nachwuchs, aber ich denke mit ein wenig kritischem Denken und den Richtigen Antworten, wenn der/die/das kleine mal mit Fragen ankommt, sollte das kein Problem sein :)
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Gortsk » So 5. Feb 2012, 19:43

stine hat geschrieben:Hallo willkommen @Gortsk!
In einigem gebe ich @Darth Nefarius recht, aber nicht recht gebe ich ihm darin, deinem Sohn klarzumachen, dass es sich um eine
Darth Nefarius hat geschrieben:...der begriffsstutzigen Kitaleitung
handelt.
Wer Erziehungsberechtigte vor den Kindern schlecht macht und herabwürdigt, geht das Risiko ein, dass das Kind respektlos wird und sich im weiteren Verlauf seiner Schulbahn viel Ärger einhandelt.
Man kann einen imaginären Freund erklären, in kindlicher Sprache, aber die Kindergartentante ist deswegen nicht abzustufen.

LG stine


Da hast du natürlich recht. Glaube er meinte auch eher, dass man das das mit Weihnachtsmann und Co. auf dieselbe Stufe stellen sollte. Außerdem sind die Betreuer da auch superlieb und er fühlt sich sehr wohl da.

@ mat-in: Das ist auch meine Hoffnung, dass die Kinder damit eh nichts anfangen können. Bin mir da aber nicht sicher-kann auch sein, dass gerade in dem Alter 3-6 solche Fundamente geschaffen werden, die das ganze Leben lang beeinflussen.

Ich merke aber auch, dass es für mich rein emotional nicht ganz leicht ist zu akzeptieren, dass mein kleiner Junge betet und mit dem lieben Gott redet. So in etwa müssen sich Moslems fühlen wenn ihre Kinder hier in den Kindergarten gehen- noch ein Grund warum so viele Moslems ihre Kinder nicht in Kindergärten schicken, womit ja die Integration auch nicht gerade gefördert wird...

Habe gerade mit einer aus dem Kindergartenvorstand telefoniert und das hörte sich relativ harmlos an. Wenn der "alte man, der von Gott sinkt" das nächste Mal da ist, werde ich auch hin und mal etwas mit dem reden-der soll sehr nett und verständnisvoll sein.

Wie gesagt, kein Weltuntergang, wenn der kleine etwas religiös wird, aber ist doch ein besch... Gefühl, wenn eine Fremde so einen Einfluss auf meinen kleinen Jungen hat, dass der mit 3 auf einmal zu Gott betet.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon mat-in » Mo 6. Feb 2012, 13:23

Ich war in einem kath. Kindergarten, Jugendgruppe und habe selbst die Jugendgruppe eine Weile geleitet - obwohl ich schon ziemlich lange innen drin Atheist war. Man kommt davon auch als erwachsener los und ihr müßt den kleinen ja nach dem Kindergarten nicht auf eine Klosterschule schicken...
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Celtic » Mo 6. Feb 2012, 13:58

@ Gortsk: Herzlich willkommen!

Ich glaube nicht, daß Du Dir allzuviele Sorgen um Dein Kind machen mußt. Auch wenn im Kindergarten vor dem gemeinsamen Essen gebetet wird und den Kindern Geschichten aus der Bibel erzählt werden, wird ein Kind dadurch keinen Schaden davontragen. Schau hin, was im Kindergarten passiert - und sprich mit Deinem Sohn über das, was er dort erzählt bekommt und was im Kindergarten gefeiert wird. Du bist immer näher an ihm dran als die Erzieherinnen im Kindergarten.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Zappa » Mo 6. Feb 2012, 18:05

Gortsk hat geschrieben:Ich habe auch etwas Angst die Leiterin zu beleidigen, wenn ich ihr sage, dass mein Junge nicht beten soll und nicht an Gott glauben soll.

Soso, Du willst also missionieren :mg:

Im Ernst: Ich würde den Erziehern sagen, dass ihr eine atheistische Grundeinstellung habt und nicht möchtet, dass euer Kind missioniert wird. Andererseits darf Euer Sohn ja mal beten und es ausprobieren, da sähe ich erst mal kein Problem darin. Ihr wollt ja wohl, dass sich Euer Kind letztendlich frei entscheiden kann zu glauben oder eben nicht zu glauben, oder? Vor allem soll man nicht auf Kosten des Kindes seinen eigenen Willen durchsetzen. Wenn dort alle beten, also ein Gruppenzwang besteht, würde ich nicht versuchen mein 3jähriges Kind zum atheistischen Märtyrer werden zu lassen. Grade beim Einstieg in die neue soziale Gruppe ist es wichtig nicht stigmatisiert zu werden und Kinder können ziemlich fies sein, wenn sie einen Außenseiter identifizieren.

Ihr könnt zuhause ja in lockerer Athmosphäre drüber reden. Ich denke letztendlich werden sich sowieso Eure Vorbilder und Argumente durchsetzen. Eher Probleme macht mir da der "alte Mann" der über Gott redet. Da würde ich doch um Aufklärung drängen und ggf. mit dem Pastor oder Kirchenmitglied den direkten Kontakt suchen. Positive Darstellung der Kirche und des Glaubens als Angebot an die Kinder von mir aus, aber keinerlei Druck aufbauen. Geschichten über Sünde und Hölle sind in dem Alter absolut tabu, da wäre ich betonhart. Man könnte ja auch mal anregen einen muslimischen und atheistischen alten Onkel ...
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Lumen » Mo 6. Feb 2012, 22:47

Willkommen Soenke,

Ich finde deine Situation recht schwierig zu lösen. Ich würde mein Augenmerk darauf legen, dass sich das Kind wohl fühlt. Es ist oft der Fall, dass vor allem kleine Kinder religiös sind (lies: an Märchen glauben). Es kommt dann bald die Zeit, wo sie sich für alles mögliche Interessieren und dann ist auch die Zeit, den Schwerpunkt eher auf Wissensvermittlung zu setzen. Das Verständnis dafür, dass es so was wie Fakten gibt, die man wissen kann, sind wahrscheinlich das beste Mittel gegen Glauben.

Es ist auch ein Unterschied, woraus später das Fernsehprogramm besteht. Ist es nur leichte Unterhaltung, oder schaust du dir mit ihm Tier- und Naturdokumentationen an, die für Kinder oft spannend und Quelle für weitere Neugier sind. Es ist auch eine andere Art der Erziehung, wenn Zoos, Museen und Galerien häufiger mal an einem Sonntag besucht werden.

Gerade Jungs sind außerdem leicht für wissenschaftliche Themen zu begeistern, die sich auch prima dazu eignen, darzustellen, dass es in der Welt nicht mit Hokuspokus, sondern mit "rechten Dingen" zugeht. Beim Thema Ritter und Piraten kann man doch erklären, dass Menschen früher an den "lieben Gott" glaubten, und dass die Menschen da anders dachten, da sie noch nicht so viel Wissen hatten. Mit Dinosauriern wird der Grundstein für geologische Zeitalter gelegt, und auch Ansätze der Evolutionstheorie können erklärt werden. Irgendwann kommt auch die Raumfahrer-Phase, wo dann Sonnensystem, Planeten, Space-Shuttle und Astronauten total spannend sind.

Ich denke es ist wichtig, dass Eltern Sensibilität dafür entwickeln, die natürliche Neugierde zu befördern und auch zu füttern. Du musst im Prinzip selber Interesse vorleben und dein Kind dazu einladen, bei dir mitzumachen. Moderne Unterhaltung wie Filme können dabei auch hilfreich sein, sozusagen ein Thema als Schwerpunkt zu setzen und --Interesse beim Nachwuchs vorausgesetzt-- durch Bücher, Basteln, Ausflüge usw. zu verstärken. Ich würde wohl darauf achten, dass ich das Kind nicht beriesele, sondern schon beobachte, wo die Interessen hingehen und diese dann zu verstärken. Ist das Interesse bei Ninjas angekommen (ja, die Phase kommt vielleicht auch), bastelt man eben auch entsprechende Motive und fängt nicht unverhofft mit Piraten an.

Also Lust auf Neugier wecken, raus gehen. Jetzt bei der Kälte mal ins Museum. Im Frühjahr Kaulquappen fangen (oder anderes Getier, natürlich wieder freilassen--es gibt unzähliges und faszinierendes Zeug in einer Handvoll Waldboden), im Sommer in den Zoo, im Herbst Blätter und Kastanien sammeln und damit basteln und so weiter.

Achte darauf, dass du das Thema Glauben nicht aussparst. Der Blick von Außen darauf und die Umstände, gerade auch geschichtliche verdeutlichen doch ganz gut, dass es da keine "eine Wahrheit" gibt. In diesem Sinne hätte ich auch keine Angst an Ostern auch die Bibel-Geschichten vom historischen Winkel aus zu betrachten, dann eben Ägypter, Römer und der andere antike Kram und deren Glauben mit einzubeziehen. Bei Weihnachten kann man die verschiedensten Bräuche anbringen, woher sie wohl kamen und wie daraus das weihnachtliche Gemisch wurde. Keine Angst damit. Wenn du da bist um es zu erklären, haben Missionare keine Chance ein Thema zu besetzen. Nur wenn du untätig bist und das Thema "Christkind" oder "Auferstehung Jesu" totschweigst, können andere ihre Märchen als Wahrheiten verkaufen.

Kann natürlich auch alles ganz anders kommen, und die Fußball-Phase überlagert alles und geht nicht mehr weg. Das ist dann natürlich das ganz harte Los. Wärst du dann mal locker mit den Kindergärtnern gewesen und hättest dem Fußballverein deine Meinung gegeigt. :D
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon laie » Di 7. Feb 2012, 11:12

Grüss Gott Soenke,

Wovor genau fürchtest du dich? Daß du als Vater versagt hast, wenn dein Bub mit einem Sprüchlein aus der Bibel aus dem Kindergarten ankommt? Gut, nehmen wir an, die "Saat des Bösen" geht auf und dein Sohn eröffnet dir, evangelischer Pastor werden zu wollen. Wärst du dann nicht mehr sein Vater? Würdest du mit deinem Sohn hadern? Würdest du seine Welt - die nicht die deine ist, von Anfang nicht, jetzt nicht und auch in Zukunft nicht - zerstören wollen?

Gegenbeispiel: Deine Frau und Du, ihr seid streng religiös, aber das Schicksal hat euren kleinen Jungen in die Fänge einer konfessionslosen Kita gegeben. Jetzt kommt der Bub nach Hause und erzählt euch, Gott ist ganz grosser Mist und er will ein berühmter Wissenschaftler werden. Auch ist wieder der entscheidende Punkt: Ihr seid nicht er und eure Elternschaft soll nicht darin bestehen, ihn euch gleich zu machen.

In beiden Fällen sollt ihr ihn als eigenständige Person achten, nicht als euren Klon. Das ist etwas, das zunächst ihr lernen müsst, nicht die Kita.

Tut mir leid aber das Leben ist nun einmal ein wenig komplizierter als Kaulquappen fangen und Tierfilme gucken

Gruß laie
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon mat-in » Di 7. Feb 2012, 12:36

Es ist schon eine Tatsache, daß man entsprechende Indoktrination in frühen Jahren als erwachsener nur ganz schwer wieder ablegen kann, daß passiert in einem Alter, in dem man "den erwachsenen alles glaubt" und bleibt dann hängen. Da muß man gar nicht bizarr von "die Saat des Bösen" reden, es ist schlicht eine Tatsache.
Wenn man erst als Erwachsener davon hört, würde man dem ganzen genau so skeptisch gegenüber stehen wie den 2 Dutzend Religionen die heute jeder religiöse Mensch der ihnen nicht angehört kritisch gegenüber steht. Frag mal einen Katholiken zu den Bahai oder was ein Moslem von Shintoismus hält. Ein wechseln der Religion ist sehr selten und kommt am ehesten noch in aufgeklärten, nord-ländern vor.

Von daher kann ich schon verstehen, daß er sich Gedanken macht.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon laie » Di 7. Feb 2012, 12:43

Der Punkt ist, daß Eltern es schlicht nicht in der Hand haben, welche Einflüsse sich wie auf ihre Kinder auswirken. Das ist Fakt. Das grundlegende Thema hier ist Respekt, Achtung vor dem anderen. Und Eltern, die eine solche Achtung der anderen Persönlichkeit vorleben, geben ihren Kindern mehr als sie ihnen geben, wenn sie sie auf die eine oder andere Seite ziehen. Der Rest kommt dann ganz von allein.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon mat-in » Di 7. Feb 2012, 12:57

Es geht hier nicht um einen 20 Jährigen Sohn der an einen anderen Gott glaubt als Papa, es geht darum, wie eine solche Persönlichkeit gebildet wird, mit der man dann Problem hat oder auch nicht.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon laie » Di 7. Feb 2012, 13:22

"mit der man dann Problem hat oder auch nicht"

Ich nehme mal an, du bist der Meinung, daß man mit einem areligiösen Menschen kein Problem hat? Danach sollte Papa Soenke wohl ein Problem damit haben, sollte sich sein Sohn später als religiös entpuppen? Und was dann? Schmeisst er ihn dann aus dem Haus?

Siehst, genau das ist der Denkfehler, dem auch religiöse Eltern erliegen können.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon mat-in » Di 7. Feb 2012, 13:30

Nein, ich wollte damit sagen, daß es vollkommen egal ist, ob man in 15 oder 20 Jahren dann mit irgend einer Art Persönlichkeit Probleme hat oder nicht. Der Einzige der von "akzeptieren wie jemand ist" redet und damit von Problemen die man in 20 Jahren hat oder auch nicht bist Du. Es geht darum ob die Persönlichkeit hier und jetzt religiös wird. Es hat nicht mal jemand gesagt, das er ein Problem damit hätte wenn der kleine mal Priester wird. Das Problem baust du hier künstlich auf und keiner weiß warum... :irre:
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon laie » Di 7. Feb 2012, 13:35

mat-in hat geschrieben:ich wollte damit sagen, daß es vollkommen egal ist, ob man in 15 oder 20 Jahren dann mit irgend einer Art Persönlichkeit Probleme hat oder nicht


nein, das wolltest du nicht, sondern:

mat-in hat geschrieben:es geht darum, wie eine solche Persönlichkeit gebildet wird, mit der man dann Problem hat oder auch nicht. (Hervorh. von mir)


Nein, du verstehst die grundsätzliche Dynamik von Elternschaft nicht. Entschuldigend mag in deiner causa der Umstand wirken, daß du noch keine Kinder hast.
Zuletzt geändert von laie am Di 7. Feb 2012, 13:44, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon mat-in » Di 7. Feb 2012, 13:40

Wir können gerne ein weiteres Thema aufmachen und drüber reden, wie man mit sich und seinen Kindern ins reine kommt, aber noch ist doch kaum feste Persönlichkeit dar und Religion ist nun mal ein Parasit der sich in einem solchen Alter einschleichen kann und dann ziemlich "fest sitzt".
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon laie » Di 7. Feb 2012, 13:43

Ich denke, ich kann ohne diesen neuen thread auskommen.
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Re: Missionierung in deutschen Kindergärten

Beitragvon Darth Nefarius » Di 7. Feb 2012, 13:46

stine hat geschrieben:In einigem gebe ich @Darth Nefarius recht, aber nicht recht gebe ich ihm darin, deinem Sohn klarzumachen, dass es sich um eine
Darth Nefarius hat geschrieben:...der begriffsstutzigen Kitaleitung
handelt.
Wer Erziehungsberechtigte vor den Kindern schlecht macht und herabwürdigt, geht das Risiko ein, dass das Kind respektlos wird und sich im weiteren Verlauf seiner Schulbahn viel Ärger einhandelt.
Man kann einen imaginären Freund erklären, in kindlicher Sprache, aber die Kindergartentante ist deswegen nicht abzustufen.

Ein Novum, nun ehrlich gesagt meinte ich das so, wie ich es geschrieben habe. Ich bin auf meine entstandene Renitenz relativ stolz, Respekt ist eine Sache, die sehr leicht verloren werden kann und sich meiner Ansicht nach immer verdient werden muss. Ich persönlich habe eine Abneigung gegen Kindergärtner/innen, hat aber nicht unbedingt was mit Religion zu tun sondern mit eigenen Erfahrungen. Vielleicht erklärt die Aussage, dass ich KindergärtnerInnen gegenüber wesentlich misstrauischer bin als son manchem Priester! Wer meine Texte kennt, wird verstehen, wie sehr ich ihnen misstraue. Und ja, ich hatte so einigen Ärger, aber das war mir lieber, als ein Mitläufer zu sein und Dinge einfach schlucken zu müssen. Das ist eine Wesenseigenschaft.
Gortsk hat geschrieben:Da hast du natürlich recht. Glaube er meinte auch eher, dass man das das mit Weihnachtsmann und Co. auf dieselbe Stufe stellen sollte. Außerdem sind die Betreuer da auch superlieb und er fühlt sich sehr wohl da.

Wenn er keine blauen Flecken hat, ist er gut dran, er hat dann zumindest mehr glück als der kleine Nefarius mit den Kindergärtnerinnnen es hatte.
Und bezüglich der Mandala-Kuh muss man sich bei einem dreijährigen keine großen Sorgen machen, das ist ein noch sehr junges Alter.
[quote"laie"]Wovor genau fürchtest du dich? Daß du als Vater versagt hast, wenn dein Bub mit einem Sprüchlein aus der Bibel aus dem Kindergarten ankommt? Gut, nehmen wir an, die "Saat des Bösen" geht auf und dein Sohn eröffnet dir, evangelischer Pastor werden zu wollen. Wärst du dann nicht mehr sein Vater? Würdest du mit deinem Sohn hadern? Würdest du seine Welt - die nicht die deine ist, von Anfang nicht, jetzt nicht und auch in Zukunft nicht - zerstören wollen?[/quote]
Darum geht es nicht, es ist aber bestimmt schwieriger mit einem andersgläubigen Sohn als mit einem Gleichgesinnten. In solchen Momenten wird man sich immer fragen "Was habe ich falsch gemacht?"
laie hat geschrieben:Gegenbeispiel: Deine Frau und Du, ihr seid streng religiös, aber das Schicksal hat euren kleinen Jungen in die Fänge einer konfessionslosen Kita gegeben. Jetzt kommt der Bub nach Hause und erzählt euch, Gott ist ganz grosser Mist und er will ein berühmter Wissenschaftler werden. Auch ist wieder der entscheidende Punkt: Ihr seid nicht er und eure Elternschaft soll nicht darin bestehen, ihn euch gleich zu machen.

Was glaubst du wohl, wie solche Eltern reagieren? Selbst meine waren oder sind noch immer nicht so ganz mit meinen Ansichten zu versöhnen, obwohl sie es eigentlich noch recht gut aufnehmen. Geistige Liberalität kann man eher von einem relativistisch denkenden Atheisten erwarten, als von religiösen Menschen, da ist ihnen auch egal, ob das ihr eigenes Kind ist. Zumindest ist mir kein Fall bekannt, wo es einen atheistischen Ehrenmord gab.
laie hat geschrieben:Der Punkt ist, daß Eltern es schlicht nicht in der Hand haben, welche Einflüsse sich wie auf ihre Kinder auswirken. Das ist Fakt. Das grundlegende Thema hier ist Respekt, Achtung vor dem anderen. Und Eltern, die eine solche Achtung der anderen Persönlichkeit vorleben, geben ihren Kindern mehr als sie ihnen geben, wenn sie sie auf die eine oder andere Seite ziehen. Der Rest kommt dann ganz von allein.

Das ist ganz großer Mist. Die ersten Jahre sind sehr prägend, mat-in hat das schon richtig erfasst. Das Ist Fakt. Ich habe schon sehr früh Star Wars gesehen, jetzt nenne ich mich in einem Diskussionsforum "Darth", sogar ich bleibe von soetwas nicht verschont, aber die Filme sind schon :applaus: ! Nein- ich bin indokrtiniert?! :lachtot: Respekt schauen sich Kinder nur ab, wenn er geteilt wird. Kinder haben die schöne, jedoch unbewusste Fähigkeit, nicht moralisch denken zu müssen. Sie werden das Verhalten ihrer Vorbilder nach ihrer Wirkung beurteilen. Wenn man jeden anderen akzeptiert, aber dafür nur Spott von der Gesellschaft erhält, wird sich das ein Kind nicht auch antun. Respekt ist etwas, das sich verdient werden muss.
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