Menschenrecht vs. Staatlich geförderte Religion

Menschenrecht vs. Staatlich geförderte Religion

Beitragvon Lumen » So 26. Feb 2012, 15:42

In einer Sendung, die gestern augestrahlt wurde, mit dem ironischen Titel "Denkzeit" ("Staat und Kirche - Der Staat zwischen Neutralität und Laizität") saßen diverse Vertreter der religionen in Bayern zusammen. Hier eine Aufstellung der Gäste und wie ich ihre Position wahrgenommen habe:

    Dr. Ludwig Spaenle, Mitglied des Landtags, Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus
    Findet Indoktrination von Kindern mit der Religion der Eltern auf Staats- und Steuerzahlerkosten gut. Bemängelte, dass der Islam derzeit noch keine offiziellen Ansprechpartner bereitgestellt hat, die ein verbindliches Programm ausgearbeitet haben, an dem sich öffentliche Handlanger orientieren könnten.

    Prof. Dr. Christian Waldhoff, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn[/i]
    War unsichtbar, kam nicht zu Wort, oder hat möglicherweise bereits die erste Hälfe soviel geredet, dass er weder ein Schlusswort hatte noch sonstwie vorkam.

    Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising
    Seine Ausführungen, und gerade sein Schlusswort waren sehr aufschlussreich und sehr unverblümt. Er findet, der Staat solle zwar alles bezahlen, sich aber inhaltlich bitteschön raushalten. Dem Islam wolle man helfen, sodaß auch hier vergleichbare Strukturen entstehen, aber natürlich nicht so, dass damit seinem Glauben das Wasser abgegraben wird. Auch interessant, dass er nicht findet, dass jeder Glaube in gleicher Weise unterstützt werden solle, sondern nur bestimmte (welche Kriterien waren nicht klar, aber evtl. abrahamitisch mit genügend Anhängern)

    Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
    Wie bei Protestanten üblich hatte er allerhand Allgemeinplätzen und Phrasen, die gut klingen sollen. Er schien sich mit Marx einig, kann mich aber nicht entsinnen, was er genau wollte.

Ein Atheist war offenbar nicht geladen. Bei der Sendung schien es von vornherein klar zu sein, dass Deutschland den drei Religionen gehöre (Christen, Juden, Moslems), und es nur eine Frage ist, wie man das am besten aufteilt. Man sprach sehr rücksichtsvoll von den "Muslima", und nahm auch solche Begriffe wie Menschenrechte und -Würde in den Mund, wie das bei solchen Zusammenkünften erwartbar ist (jedesmal wird es erwähnt, aber nie gesagt, was man meint)--auch wieder ohne aber zu sagen, was Religion ausgerechnet damit zu tun haben sollte.

Ich fragte mich, wo denn die Menschenwürde oder vielmehr die Menschenrechte der "Muslima" bleibt , die von ihren Eltern in den Unterricht des frauenfeindlichen Islams gesteckt werden soll. Und wie es kommt, dass der Staat und damit der Steuerzahler das noch zu bezahlen hat, und dann am besten noch so, dass sich die Öffentlichkeit nicht einmischen darf, wie Kardinal Marx es gerne hätte.

Ich fand diese Sendung eine unglaubliche Frechheit.
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Re: Menschenrecht vs. Staatlich geförderte Religion

Beitragvon stine » So 26. Feb 2012, 16:10

Habe das leider nicht gesehen, aber ich bin dafür, dass auch Muslime eine Moscheensteuer vom Lohn abgezogen bekommen. Das wäre doch mal was für die Gleichberechtigung der Religionen.

LG stine
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Re: Menschenrecht vs. Staatlich geförderte Religion

Beitragvon mat-in » Mo 27. Feb 2012, 01:32

Gerecht wäre es, wenn jeder seiner Kirche was zahlt, meinetwegen auch mehr als die Kirchensteuer im Moment. Das würde nicht vom Staat eingetrieben und die Kirchen würden damit zu 100% Träger ihrer indoktrinationsbetriebe werden. (Nicht zum Beispiel zu 0% wie es derzeit in Hamburg ist, mit dem Bonus das der Staat das Geld für sie eintreibt). Das würde alle Kirchen gleich behandeln und Gesellschaft und Staat gleichermaßen voran bringen.
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Re: Menschenrecht vs. Staatlich geförderte Religion

Beitragvon Celtic » Mo 27. Feb 2012, 11:34

Dass der Islam keinen offiziellen Ansprechpartner zur Verfügung stellt, liegt an der Organisationsstruktur des Islam. Da gibt es schlicht und einfach keinen Ansprechpartner, der "den Islam" repräsentiert. Noch nicht mal für ein begrenztes Gebiet wie Deutschland.

Jaja, Kardinal Marx... so hätte das die Kirche gerne. Der Staat soll zahlen - und sich gefälligst raushalten. So bequem kann man es sich machen.
Meiner Meinung nach wäre es allerhöchste Zeit, den staatlichen Kirchensteuereinzug abzuschaffen und der Kirche die Verantwortung für die Eintreibung ihrer Mitgliedsbeiträge zurückzugeben. Das würde den Bedeutungsverlust der Kirchen noch mal beschleunigen.

Daß ausgerechnet die Kirchen sich als Verteidiger der Menschenrechte aufspielen, ist blanker Hohn. Menschenrechte haben in der Kirchengeschichte noch nie etwas gegolten. Und das gilt bis heute. Wer's nicht glaubt, dem empfehle ich Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums". Menschenrechte werden von den Kirchen immer nur dann proklamiert, wenn es der Kirche irgendwie nützt. Zum Beispiel, um das ramponierte Image wieder aufzupolieren und sich gesellschaftspolitisch in ein besseres Licht zu rücken. Trotzdem paktiert Kirche immer mit den Mächtigen der Welt - und denen sind die Menschenrechte eher hinderlich.
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