Manchmal ist eine Zigarre eben nur eine Zigarre.

"Manchmal ist eine Zigarre eben nur eine Zigarre." ist ein Sigmund Freund zugeschriebenes Zitat, mit dem er (entgegen seinem Ruf) ausdrücken wollte, dass nicht alles eine versteckte Bedeutung haben muss. Im übertragenen Sinne ist damit auch gemeint, dass die naheliegende Lösung manchmal wirklich die wahrscheinlichste ist. Bisweilen entsteht in unserer Gesellschaft (im engeren wie weiteren Sinne des Wortes) der Eindruck, dass ein Gewirr aus wohlmeinenden Annahmen ein paar offenkundig einfache Fakten übertrumpfen können. Quantität schlägt Qualität.
Ich werde mal etwas "ranten" (womit nicht der Ort in der Steiermark, sondern frei übersetzt "schimpfen" gemeint ist). :) :smile: (und wo ist eigentlich der normale "lächeln" Smiley, aber Titten-Smiley gibt's?
)
Obwohl ich das Wort "Gutmensch" mit seiner mittlerweile negativen Konnotation selbst nicht mag, verbirgt sich dahinter eine ähnlich laufende Kritik. Ein "Gutmensch" möchte nicht wahrhaben, dass es andere Menschen geben kann, die Motive verfolgen, die ihm möglicherweise nicht gefallen und die er von seinem Standpunkt aus verurteilen würde. Als Strategie wird dann eine andere Deutung aus wilden Annahmen konstruiert, mit denen der Gutmensch sein Menschenbild aufrechterhalten kann. Wir treffen da zum Beispiel auf radikalen Werte-Relativismus, der selbst die Unterjochung von Frauen in islamischen Kulturen noch irgendwie schönreden kann.
Ein anderes (hier) gängiges Beispiel sind Aussagen von Gläubigen an Himmel und Hölle. Manche wollen nicht wahrhaben, dass es Gläubige gibt, die wirklich davon ausgehen, dass andere beizeiten auf Ewigkeiten verbrannt werden und dass die Gläubigen das auch begrüßen. Es ist für manche unglaublich schwer zu verstehen, dass auch eine Bezeichnung wie "gut" und "böse" evidenterweise und ohne umschweife radikal andere Bedeutungen annehmen können. In religiösen Kontexten finden wir solche teils krassen Bedeutungsverschiebungen sehr häufig. Ohne Gott und Himmel hat der Tod eine radikal andere Bedeutung. Ohne Sünde und ewige Strafen und Belohnungen und ohne die dazugehörigen Systeme haben sehr viele andere Sachen, die wir gemeinhin "gut" oder "böse" nennen eine radikal andere Bedeutung. Hier ist die Zigarre manchmal einfach nur eine Zigarre. Bei meinem Lieblingsbeispiel aus der frühen Moderne war es für Leute wirklich —wirklich— "gut" jemanden zu Tode zu foltern. Gut wie gut, ohne doppelte Bedeutung. Es war gut, weil die Konstruktion dahinter diese Bewertung bei aller intakter Rationalität erlaubte. Es ist doch toll, wenn jemand nur 3 Tage leiden muss, statt sagen wir 30.000 Jahre. Manchmal frage ich mich, was daran schwer zu verstehen ist. Ein anderes geläufiges Beispiel ist der Überwacher-Gott. Ein Überwacher-Gott ist wirklich ein Überwacher-Gott, ob das dem gutmenschen Relativisten mit notorischer Angst vor Nazi-Vergleichen nun gefällt oder nicht. Ja, Christen glauben an eine ewige Diktatur. Der Engländer würde hier auch sagen: es sieht aus wie ein Spaten, es ist ein Spaten. Eine Religion die allen ernstes Vorgaben über den Umgang im Ehebett macht und das ist ein exemplarisches Beispiel, ist eine totalitäre Ideologie. Da ist kein Trick dahinter. Der Kritiker kann natürlich darauf verweisen, dass das eine politische Konstruktionen meint und das andere nicht politisch sein muss, aber das ist reine Augenwischerei, oder ein Hering, dann ist es eben ein "religiöser Totalitarismus" oder eine beliebige andere Wortkombination die störende Fußnoten aussortiert.
So können wir bei anderen Sachverhalten beliebig weiter machen. Auf das Thema bin ich eigentlich gekommen, nachdem ich die Interpretation zum Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989 las. Kurz umrissen. Der Täter schrieb, explizit, dass er einen Hass auf Frauen hat. Hat, explizit, Frauen und Männer getrennt und, explizit, vornehmlich Frauen getötet. Und dennoch gibt es Kritik an der "Interpretation Misogynie als Motiv", da der Täter ja doch eher einfach nur krank gewesen sei. Sicherlich war er das auch, aber ich finde es relativ unfassbar, wie ein Sachverhalt wegerklärt werden soll, nur weil die Implikationen nicht gefällig sind. In dem Zusammenhang muss auch Breivik genannt werden, der seinerseits ebenfalls explizite Aussagen in Form eines Manifestes machte, bevor er zu seiner blutigen Tat schritt. Auch hier gefiel der Medienlandschaften nicht, dass ein sicherlich auch geistig verwirrter aus politsch-religiösen Motiven heraus handelte, die dann suksessive heruntergespielt wurden. Allgemein werden Annahmen gerne verwendet um explizite Aussagen und Muster (sei es bei Gläubigen oder sonstwem) im eigenen Sinne umzudeuten. Ein christlicher Massenmörder ist vornehmlich geistig verwirrt, ein islamischer Täter (zum Beispiel) aber natürlich bei klarem Verstand. Wäre eine Zigarre wirklich eine Zigarre wäre klar, dass in beiden Fällen Leute aus einer spezifischen Ideologie heraus handeln, die klar umrissen und bekannt ist, die klar und vernehmbar vorgetragen wurde und die dann auch genauso offenkundig umgesetzt wurde. Ob dazu noch eine Portion Irrsinn kommen muss (den wir von außen betrachten und gerade bei Selbstmördern nur annehmen können, ist eine gesonderte Fragestellung die den Sachverhalt selbst kaum noch beeinflusst.

Ich werde mal etwas "ranten" (womit nicht der Ort in der Steiermark, sondern frei übersetzt "schimpfen" gemeint ist). :) :smile: (und wo ist eigentlich der normale "lächeln" Smiley, aber Titten-Smiley gibt's?


Obwohl ich das Wort "Gutmensch" mit seiner mittlerweile negativen Konnotation selbst nicht mag, verbirgt sich dahinter eine ähnlich laufende Kritik. Ein "Gutmensch" möchte nicht wahrhaben, dass es andere Menschen geben kann, die Motive verfolgen, die ihm möglicherweise nicht gefallen und die er von seinem Standpunkt aus verurteilen würde. Als Strategie wird dann eine andere Deutung aus wilden Annahmen konstruiert, mit denen der Gutmensch sein Menschenbild aufrechterhalten kann. Wir treffen da zum Beispiel auf radikalen Werte-Relativismus, der selbst die Unterjochung von Frauen in islamischen Kulturen noch irgendwie schönreden kann.
Ein anderes (hier) gängiges Beispiel sind Aussagen von Gläubigen an Himmel und Hölle. Manche wollen nicht wahrhaben, dass es Gläubige gibt, die wirklich davon ausgehen, dass andere beizeiten auf Ewigkeiten verbrannt werden und dass die Gläubigen das auch begrüßen. Es ist für manche unglaublich schwer zu verstehen, dass auch eine Bezeichnung wie "gut" und "böse" evidenterweise und ohne umschweife radikal andere Bedeutungen annehmen können. In religiösen Kontexten finden wir solche teils krassen Bedeutungsverschiebungen sehr häufig. Ohne Gott und Himmel hat der Tod eine radikal andere Bedeutung. Ohne Sünde und ewige Strafen und Belohnungen und ohne die dazugehörigen Systeme haben sehr viele andere Sachen, die wir gemeinhin "gut" oder "böse" nennen eine radikal andere Bedeutung. Hier ist die Zigarre manchmal einfach nur eine Zigarre. Bei meinem Lieblingsbeispiel aus der frühen Moderne war es für Leute wirklich —wirklich— "gut" jemanden zu Tode zu foltern. Gut wie gut, ohne doppelte Bedeutung. Es war gut, weil die Konstruktion dahinter diese Bewertung bei aller intakter Rationalität erlaubte. Es ist doch toll, wenn jemand nur 3 Tage leiden muss, statt sagen wir 30.000 Jahre. Manchmal frage ich mich, was daran schwer zu verstehen ist. Ein anderes geläufiges Beispiel ist der Überwacher-Gott. Ein Überwacher-Gott ist wirklich ein Überwacher-Gott, ob das dem gutmenschen Relativisten mit notorischer Angst vor Nazi-Vergleichen nun gefällt oder nicht. Ja, Christen glauben an eine ewige Diktatur. Der Engländer würde hier auch sagen: es sieht aus wie ein Spaten, es ist ein Spaten. Eine Religion die allen ernstes Vorgaben über den Umgang im Ehebett macht und das ist ein exemplarisches Beispiel, ist eine totalitäre Ideologie. Da ist kein Trick dahinter. Der Kritiker kann natürlich darauf verweisen, dass das eine politische Konstruktionen meint und das andere nicht politisch sein muss, aber das ist reine Augenwischerei, oder ein Hering, dann ist es eben ein "religiöser Totalitarismus" oder eine beliebige andere Wortkombination die störende Fußnoten aussortiert.
So können wir bei anderen Sachverhalten beliebig weiter machen. Auf das Thema bin ich eigentlich gekommen, nachdem ich die Interpretation zum Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989 las. Kurz umrissen. Der Täter schrieb, explizit, dass er einen Hass auf Frauen hat. Hat, explizit, Frauen und Männer getrennt und, explizit, vornehmlich Frauen getötet. Und dennoch gibt es Kritik an der "Interpretation Misogynie als Motiv", da der Täter ja doch eher einfach nur krank gewesen sei. Sicherlich war er das auch, aber ich finde es relativ unfassbar, wie ein Sachverhalt wegerklärt werden soll, nur weil die Implikationen nicht gefällig sind. In dem Zusammenhang muss auch Breivik genannt werden, der seinerseits ebenfalls explizite Aussagen in Form eines Manifestes machte, bevor er zu seiner blutigen Tat schritt. Auch hier gefiel der Medienlandschaften nicht, dass ein sicherlich auch geistig verwirrter aus politsch-religiösen Motiven heraus handelte, die dann suksessive heruntergespielt wurden. Allgemein werden Annahmen gerne verwendet um explizite Aussagen und Muster (sei es bei Gläubigen oder sonstwem) im eigenen Sinne umzudeuten. Ein christlicher Massenmörder ist vornehmlich geistig verwirrt, ein islamischer Täter (zum Beispiel) aber natürlich bei klarem Verstand. Wäre eine Zigarre wirklich eine Zigarre wäre klar, dass in beiden Fällen Leute aus einer spezifischen Ideologie heraus handeln, die klar umrissen und bekannt ist, die klar und vernehmbar vorgetragen wurde und die dann auch genauso offenkundig umgesetzt wurde. Ob dazu noch eine Portion Irrsinn kommen muss (den wir von außen betrachten und gerade bei Selbstmördern nur annehmen können, ist eine gesonderte Fragestellung die den Sachverhalt selbst kaum noch beeinflusst.
