Respekt, Würde, Ehre

Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon stine » Mo 10. Sep 2012, 10:49

Darth Nefarius hat geschrieben:zu deiner habe ich soviel geschrieben, wie mir einfiel.

So:
Darth Nefarius hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Was ist eine "Person"? Was macht sie aus?
Sehr gute Fragen. Es hängt vom Menschen ab, was ihn verletzt, was ihn nicht interessiert oder was ihm vielleicht sogar Lust bereitet. Ich habe ja deutlich gemacht, wie ich zu dem Begriff "Würde" stehe.


O.K., dann zu deiner:
Darth Nefarius hat geschrieben:Und was ist der Mensch? Was ist menschliches Dasein?

Menschliches Dasein (Leben) unterscheidet sich von dem anderer Tiere oder Pflanzen durch das sich des Lebens "bewusst" sein. Der Mensch hat die Wahlfreiheit, auch wenn sie hier des öfteren geleugnet wird, sich sein Leben einzurichten. Er vegetiert nicht nur (jedenfalls meistens nicht), sondern er lebt sein Leben im Bewusstsein auf die begrenzte Zeit, die ihm zur Verfügung steht.
Der Mensch kennt "Gut" und "Böse" per eigener Definition. Kein anderes Tier unterscheidet so und kein anderes Tier würde deswegen auch vorsätzlich "Böses" tun.
Der Mensch hat quasi per Definition die höchste Form des Daseins erreicht. Bis jetzt jedenfalls.

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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Mo 10. Sep 2012, 11:10

stine hat geschrieben:Menschliches Dasein (Leben) unterscheidet sich von dem anderer Tiere oder Pflanzen durch das sich des Lebens "bewusst" sein.

Ich kann nicht wissen, ob ein Hund sich seines Lebens nicht bewusst oder jeder Mensch, von denen sich einige in einem vegetativem Geistestzustand befinden, sich seines Lebens bewusst ist. Das würde zu einer Diskussion über geistige Behinderung führen, oder zu soliphistischen Gedanken. Ich kann auch nicht wissen, dass du dich deines Lebens bewusst bist, ich kann nicht wissen, ob ich es bin (wenn ich schlafe, bin ich mir meines Lebens nicht bewusst).
stine hat geschrieben: Der Mensch hat die Wahlfreiheit, auch wenn sie hier des öfteren geleugnet wird, sich sein Leben einzurichten. Er vegetiert nicht nur (jedenfalls meistens nicht), sondern er lebt sein Leben im Bewusstsein auf die begrenzte Zeit, die ihm zur Verfügung steht.

Was ist mit Religiösen, die im Prinzip ihre Sterblichkeit leugnen/nicht wahrhaben wollen/können? Sind sie auf der gleichen Stufe wie Tiere? Und dann sind da wieder die geistig Behinderten...
Diese Fragestellung ist schwierig, und wie ich finde, inkonsequent beantwortet (dabei denke ich nicht an dich, wobei deine zu bestimmten Problemen führt).
stine hat geschrieben:Der Mensch kennt "Gut" und "Böse" per eigener Definition.

Damit haben wir das Problem: subjektive Willkür in einer Frage, die als zentral betrachtet wird. Aus der Subjektivität folgt Uneinigkeit, Konflikte.
stine hat geschrieben:Kein anderes Tier unterscheidet so und kein anderes Tier würde deswegen auch vorsätzlich "Böses" tun.

Tiere unterscheiden nach "nützlich" und "schädlich". Sie können lernen, Dinge vermeiden oder anstreben. Und auch Menschen tun nie vorsätzlich Böses, auch wenn andere es so bewerten. Selbst dieser Breivik betrachtete seine Tat als gut und richtig. Das ist ein schlechter Maßstab.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon stine » Mo 10. Sep 2012, 11:57

Natürlich kann man jede Kernaussage zerpflücken.
Nur weil es ein paar geistig Behinderte gibt, kann ich nicht allen Menschen das Bewusstsein absprechen. Und weil man anderen Tieren das Bewusstsein nicht nachweisen kann, heisst es üblicherweise, sie haben keins. Das ist die Situation, in der die Kernaussage formuliert wird.
Das gnadenlose Zerpflücken bleibt den Philosophen überlassen. Davon gibt es ja hier einige, die darüber seitenlange Diskussionen führen.
Über die Würde eines Goldfisches ist mir jedenfalls nichts bekannt und Respekt vor einem Tiger habe ich aus einem ganz banalen anderen Grund, sicher nicht deswegen, weil er mich mit seiner Intelligenz überzeugt.

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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Mo 10. Sep 2012, 19:17

stine hat geschrieben:Natürlich kann man jede Kernaussage zerpflücken.
Nur weil es ein paar geistig Behinderte gibt, kann ich nicht allen Menschen das Bewusstsein absprechen.

Aber was tust du bei geistig Behinderten? Du hast offensichtlich nicht die Konsequenz aus deiner Definition verstanden: Sie sind keine Menschen.
Ist das etwa erwünscht?
stine hat geschrieben:Und weil man anderen Tieren das Bewusstsein nicht nachweisen kann, heisst es üblicherweise, sie haben keins.

Wie willst du ein Bewusstsein nachweisen? Mit dem Spiegeltest? Mir ist kein wissenschaftlicher Nachweis bekannt, auch nicht beim Menschen. Ich kann genausowenig bei dir davon ausgehen, dass du ein Bewusstsein hast, weil ich nicht du bin.
stine hat geschrieben:
Das gnadenlose Zerpflücken bleibt den Philosophen überlassen. Davon gibt es ja hier einige, die darüber seitenlange Diskussionen führen.

Nicht ohne Grund. Halbgare Definitionen führen zu Problemen.
stine hat geschrieben:Über die Würde eines Goldfisches ist mir jedenfalls nichts bekannt und Respekt vor einem Tiger habe ich aus einem ganz banalen anderen Grund, sicher nicht deswegen, weil er mich mit seiner Intelligenz überzeugt.

Und wie ist es bei dem Berufsarbeitslosen, der bei einer Seitengasse mit seinen Kumpels in Vulgärsprache auf dich zuläuft? Ich nehme an, da empfindest du wie beim Tiger, oder schätzt du dessen Intelligenz?
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon stine » Di 11. Sep 2012, 09:48

Darth Nefarius hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Natürlich kann man jede Kernaussage zerpflücken.
Nur weil es ein paar geistig Behinderte gibt, kann ich nicht allen Menschen das Bewusstsein absprechen.

Aber was tust du bei geistig Behinderten? Du hast offensichtlich nicht die Konsequenz aus deiner Definition verstanden: Sie sind keine Menschen.

Warst du der, der allen Menschen das Wort im Munde umdreht?

Ich sagte schon, das Zerpflücken überlasse ich den Philosophen!

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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » So 23. Sep 2012, 12:57

Warum sollten wir nicht philosophieren?
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon stine » Di 25. Sep 2012, 07:20

Weil es ermüdet, @Darth, wenn Aussagen im Schnellschußverfahren im Sinn verkehrt und/oder niedergeknüppelt werden.
Philosophie erfordert Ruhe und Denkpausen. Widersprechen um des Rechthabenwollens ist kein guter Ansatz, um ein gutes Gespräch zu führen. Nirgendwo kann man sich besser weiterentwickeln, als beim Zuhören und Lesen, man muss sich aber auch Zeit nehmen, Aufgenommenes Verdauen zu wollen. Innere Abwehr ist eine schlechte Vorraussetzung zur eigenen Weiterentwicklung.
Philosophieren setzt voraus, dass ich meinem Gegenüber zutraue, dass es mir etwas zu sagen hat. Es geht nicht darum, das letzte Wort zu haben, sondern darum, seinen Horizont um das Gelesene zu erweitern.

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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Di 25. Sep 2012, 15:39

stine hat geschrieben:Weil es ermüdet, @Darth, wenn Aussagen im Schnellschußverfahren im Sinn verkehrt und/oder niedergeknüppelt werden.

Tut mir Leid für dich, aber in einer Diskussion kann immer einer den kürzeren ziehen, wenn seine Aussagen einfach leicht zu entkräften sind. Das ist auch in der Philosophie nicht anders.
stine hat geschrieben:Philosophie erfordert Ruhe und Denkpausen.

Ich dränge niemanden.
stine hat geschrieben:Widersprechen um des Rechthabenwollens ist kein guter Ansatz, um ein gutes Gespräch zu führen.

Das ist nicht meine Intention, wenn auch das Resultat. Aber Spaß beiseite, ich will nochmal konkret auf das aufmerksam machen, was mir wichtig war: Das Bewusstsein ist weder Alleinstellungsmerkmal für den Menschen oder alle Menschen, noch ist es wirklich nachweisbar.
Mir geht es wirklich um die Sache und ich will wissen, wie du mit der dringenden Frage nach geistig Behinderten in diesem Zusammenhang umgehst.
stine hat geschrieben:Nirgendwo kann man sich besser weiterentwickeln, als beim Zuhören und Lesen, man muss sich aber auch Zeit nehmen, Aufgenommenes Verdauen zu wollen. Innere Abwehr ist eine schlechte Vorraussetzung zur eigenen Weiterentwicklung.

Sieh mal, ich bin nicht derjenige, der einfach nicht auf Fragen antworten will oder darauf hinweist, dass dies doch philosophische Kleinigkeiten sind. Ich habe sehr genau gelesen, was du geschrieben hast und die Frage, die ich dir gestellt habe, ergibt sich nunmal daraus. Das hat nichts mit innerer Abwehr zu tun.
Es hat etwas mit der eigenen Weiterentwicklung zu tun, nicht gleich einen Widerspruch persönlich zu nehmen, sondern zu überlegen, was das Gegenüber eigentlich will. Und das naheliegenste bei mir ist doch, dass ich eine Antwort auf meine Frage will, oder nicht?
stine hat geschrieben:Philosophieren setzt voraus, dass ich meinem Gegenüber zutraue, dass es mir etwas zu sagen hat. Es geht nicht darum, das letzte Wort zu haben, sondern darum, seinen Horizont um das Gelesene zu erweitern.

Ja, ja, sehr schön das alles. Sag mal, würde ich dir Fragen stellen, wenn ich dir nicht zutraute, dass du auch etwas zu sagen hättest? Ich denke ebenso, dass DU meine Texte nicht ernstnehmen willst und nicht an ihnen versuchst, deinen Horizont zu erweitern und deine Definitionen zu überdenken, wenn sie nicht schlüssig sind.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Nanna » Di 25. Sep 2012, 21:47

Darth Nefarius hat geschrieben:Und das naheliegenste bei mir ist doch, dass ich eine Antwort auf meine Frage will, oder nicht?

Das hier ist zwar gerade nicht meine Baustelle, aber in der Hoffnung, dass bei dir langsam mal ein dicker Sack Geld umfällt: Deine Art und Weise Diskussionen zuführen, erwecken bei mir, und wenn ich die regelmäßig eingestreuten süffisanten Kommentare hier korrekt deute, auch bei Anderen, eher das Gefühl, dass es dir in aller erster Linie darum geht, in einer Auseinandersetzung Recht zu behalten. Für mich erscheint es naheliegender zu sein, dass du nicht eine Antwort auf deine Frage willst, sondern eine ganz bestimmte Antwort, nämlich die, von deren Richtigkeit du ohnehin von vornherein überzeugt bist. Egal aus welchen Gründen du glaubst, dass es dir um die Sache geht, nach außen wirkt es einfach nicht so. Ich sage dir das einfach ganz ehrlich, was du damit machst, bleibt deine Sache.

"Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit." (Joseph Joubert)
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon stine » Mi 26. Sep 2012, 07:29

Nanna hat geschrieben:"Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit." (Joseph Joubert)
Scheint ein kluger Mann zu sein, dieser Joubert.

Darth Nefarius hat geschrieben: wie du mit der dringenden Frage nach geistig Behinderten in diesem Zusammenhang umgehst.
Das hängt sicherlich von der Schwere der Behinderung ab. Da ich kein Arzt bin, kann ich dir leider nicht sagen, wieviel, welche Art der Störung an Selbstbewusstsein zulässt.
Aber darauf willst du sicher nicht hinaus, sondern darauf, ob ein Behinderter als Mensch zu bezeichnen ist. Ja, ist er!
Egal welchen Behinderungsgrad ein Mensch hat, er hat ein Recht auf Respekt und Würde.

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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Julia » Mi 26. Sep 2012, 12:47

stine hat geschrieben:Und weil man anderen Tieren das Bewusstsein nicht nachweisen kann, heisst es üblicherweise, sie haben keins.

Dein Wissensstand scheint hier einige hundert Jahre alt zu sein. ;)

Ich denke hier wird durchaus ein wichtiger Punkt angesprochen, es gibt nicht den Menschen und das (andere) Tier, das ist eine sehr konstruierte Trennung. Alle Versuche den Menschen eine Sonderstellung aufgrund bestimmter Eigenschaften zuzusprechen scheitert daran, dass längst nicht alle Menschen diese Eigenschaften (während der gesamten Lebensspanne) besitzen und/oder viele andere Tierarten sie auch (in Ansätzen) besitzen, wie neuere Forschungsergebnisse gezeigt haben.
Da kommt dann auch die Frage auf, wie man es rechtfertigen will einen Affen, der sich auf dem geistigen Entwicklungsstand eines menschlichen Kleinkindes befindet, so ganz anders zu mis/behandeln als eben jenes Menschenkind.
Daher plädieren immer mehr Menschen dafür den Personenstatus nicht nur an Menschen zu vergeben.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 26. Sep 2012, 13:46

Nanna hat geschrieben: Deine Art und Weise Diskussionen zuführen, erwecken bei mir, und wenn ich die regelmäßig eingestreuten süffisanten Kommentare hier korrekt deute, auch bei Anderen, eher das Gefühl, dass es dir in aller erster Linie darum geht, in einer Auseinandersetzung Recht zu behalten.

Gefühle sind etwas sehr trügerisches. Zugegeben, sowas in der Richtung (Arroganz und Rechthaberei) wurden mir öfters attestiert. Ich dachte zunächst es läge an meiner Mimik, meiner Artikulation oder meinem fremden Aussehen für blonde, blauäuigige Friesen. Nun, das kann schonmal wegfallen, trotzdem ist mir ganz ehrlich nicht klar, warum ihr bei aller Liebe und Offenheit eine bestimmte Art von Humor nicht versteht. Mag sein, dass ich arrogant bin, aber das ändert nichts an der Sachlichkeit meiner Kommentare. Auch wenn ich hier öfters das Gefühl habe, man wolle mir wieder irgendetwas unterstellen, auf unsachliche Themen ausweichen oder gar nicht verstehen, was ich da schreibe, bemühe ich mich doch, darauf zu antworten, auch wenn die Antwort selbst, wie auch immer sie ausfiele, wohl nicht wichtrig ist. Ich denke nicht, dass ich viel von euch erwarte, wenn ich annehme, dass ihr euch bemühen könnt, so wie ich, trotz bestimmter tendenziöser Kommentare (oder so verstandener) einfach mal auf den Inhalt zu antworten. Und deshalb nochmal: Ich habe eine Frage gestellt, deswegen erwarte ich auch eine Antwort, kein Eingeständnis, dass man Unrecht habe oder sowas, sondern nur eine Antwort.
Nanna hat geschrieben:"Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit." (Joseph Joubert)

"Die Wahrheit existiert nicht, aber ich schon." (Darth Nefarius)
stine hat geschrieben:Das hängt sicherlich von der Schwere der Behinderung ab. Da ich kein Arzt bin, kann ich dir leider nicht sagen, wieviel, welche Art der Störung an Selbstbewusstsein zulässt.
Aber darauf willst du sicher nicht hinaus, sondern darauf, ob ein Behinderter als Mensch zu bezeichnen ist. Ja, ist er!
Egal welchen Behinderungsgrad ein Mensch hat, er hat ein Recht auf Respekt und Würde.

na endlich mal eine Antwort, auch wenn sie durchdachter hätte sein können. Meine Frage, und du hast sie richtig erkannt, resultierte aus deinen Definitionen, die einen Menschen ausmachten und da passten geistig Behinderte nicht rein, weswegen ich deine Definitionen für fehlerhaft hielt. Die Frage, ob du einen geistig Behinderten als Menschen bezeichnen würdest, ist fast schon Nebensache. Es war eher die Frage, warum du dies nicht begründet hast, oder diese Menschen einfach nicht miteinbezogen hast. Von Westeuropäern (besonders Deutschen) ist deine Haltung selbstverständlich, aber fraglich, ob sie mit deiner tatsächlichen Philosophie zusammenpasst. Deswegen beißen sich diese idealistischen Meinungen mit solchen (eigentlich halbwegs verständlichen) Aussagen:
stine hat geschrieben:Nur weil es ein paar geistig Behinderte gibt, kann ich nicht allen Menschen das Bewusstsein absprechen. Und weil man anderen Tieren das Bewusstsein nicht nachweisen kann, heisst es üblicherweise, sie haben keins. Das ist die Situation, in der die Kernaussage formuliert wird.

Und vor allem:
stine hat geschrieben:Menschliches Dasein (Leben) unterscheidet sich von dem anderer Tiere oder Pflanzen durch das sich des Lebens "bewusst" sein.

Meine Position ist von deiner jedenfalls nicht weit entfernt, das bedeutet für mich aber, dass das Menschsein kein Wert an sich ist.
Ich stehe da etwas im Zwiespalt und wollte wissen, wie ihr mit dem Problem einer solchen Definition und gleichzeitig der Frage nach den geistig Behinderten und ihrem Platz umgeht.
Letztlich sehe ich es eher so wie die Feministin (ausnahmsweise):
Julia hat geschrieben:Ich denke hier wird durchaus ein wichtiger Punkt angesprochen, es gibt nicht den Menschen und das (andere) Tier, das ist eine sehr konstruierte Trennung. Alle Versuche den Menschen eine Sonderstellung aufgrund bestimmter Eigenschaften zuzusprechen scheitert daran, dass längst nicht alle Menschen diese Eigenschaften (während der gesamten Lebensspanne) besitzen und/oder viele andere Tierarten sie auch (in Ansätzen) besitzen, wie neuere Forschungsergebnisse gezeigt haben.

Da ergeben sich zurecht Fragen nach den Zugeständnissen einer Gesellschaft an ihresgeleichen, oder Wesen, die ihnen ähnlich sind. Und dann kommen solche Schnapsideen zustande, aus einem allzusehr ausgeweiteten Idealismus:
Julia hat geschrieben:Daher plädieren immer mehr Menschen dafür den Personenstatus nicht nur an Menschen zu vergeben.
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Letztlich bleibt die Frage, ob man einige Wesen der eigenen Spezies aus den zugestandenen Rechten aussschließt oder jedes Gemüse reinnimmt. Das ist zwar keine Frage, die mich bewegt, es interessiert mich aber, wie ihr damit umgeht.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Arathas » Mi 26. Sep 2012, 13:59

Darth Nefarius hat geschrieben:Letztlich bleibt die Frage, ob man einige Wesen der eigenen Spezies aus den zugestandenen Rechten aussschließt oder jedes Gemüse reinnimmt. Das ist zwar keine Frage, die mich bewegt, es interessiert mich aber, wie ihr damit umgeht.


Ob es wohl eine Frage wäre, die dich bewegt, wenn dein eigenes Kind auf Grund einer Behinderung zur Kategorie "Gemüse" gehörte?
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 26. Sep 2012, 14:09

Ich will ehrlich sein: Wenn es irgendwann mal soweit ist, dass ich eine Partnerin mit Bauch habe, dann werde ich den Bauch untersuchen lassen, gründlichst, um soetwas zu vermeiden (wenn ich mich nicht schon vorher durch eine PID habe absichern können). Wozu Molekularbiologe sein, wenn man soetwa nicht ausschließen kann?
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Julia » Mi 26. Sep 2012, 14:17

Behinderungen müssen nicht angeboren sein.

Darth Nefarius hat geschrieben:Letztlich bleibt die Frage, ob man einige Wesen der eigenen Spezies aus den zugestandenen Rechten aussschließt oder jedes Gemüse reinnimmt.

Oh, ich denke da gibt es noch ein Kontinuum an Möglichkeiten. Für mich ist Bewusstseinsfähigkeit ein gutes Kriterium und dem Gemüse fehlen da die Voraussetzungen.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon stine » Mi 26. Sep 2012, 15:15

Julia hat geschrieben:Für mich ist Bewusstseinsfähigkeit ein gutes Kriterium und dem Gemüse fehlen da die Voraussetzungen.

Weiß man das so genau?

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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Julia » Mi 26. Sep 2012, 15:33

Nach allem was ich weiß haben Pflanzen kein zentrales Nervensystem oder eine vergleichbare Struktur. Ein weiteres Argument wäre das Fehlen einer evolutionären Notwendigkeit ein Bewusstsein zu entwickeln, für Leben, das in seiner Handlungsfreiheit so stark eingeschränkt ist, dass ein Nutzen hier fraglich ist.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 26. Sep 2012, 20:12

Julia hat geschrieben:Für mich ist Bewusstseinsfähigkeit ein gutes Kriterium und dem Gemüse fehlen da die Voraussetzungen.

Was ist mit Tieren? Mit anderen Menschen, die aber geistig behindert sind oder in deren Haut man einfach selbst nicht steckt? Du verstehst (wohl nicht als einzige) nicht die 2 Grundprobleme: 1. Kann Bewusstsein wenn überhaupt nur gemutmaßt werden. Man könnte sowas wie intelligentes, interaktives Verhalten als Ergebnis eines Bewusstseins betrachten (dann haben wir immernoch das Problem der graduellen Stufen und von Simulationen von Maschinen, Computern)2. Sind bei diesen Vorraussetzungen nicht zwangsläufig alle Menschen miteinbezogen.
Julia hat geschrieben:Nach allem was ich weiß haben Pflanzen kein zentrales Nervensystem oder eine vergleichbare Struktur.

Quallen auch nicht, trotzdem können die Medusen sich manchmal sehr intelligent verhalten.
Julia hat geschrieben:Ein weiteres Argument wäre das Fehlen einer evolutionären Notwendigkeit ein Bewusstsein zu entwickeln

Ach, da will also jemand mit Evolution argumentieren?
Ich würde gern eine Begründung für die Notwendigkeit zur Entwicklung eines Bewusstseins lesen. Und ich bin auch gespannt, ob du tatsächlich lamarckistisch argumentierst, oder wirklich Ahnung von Evolution hast.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Julia » Mi 26. Sep 2012, 21:42

Darth Nefarius hat geschrieben:Ich würde gern eine Begründung für die Notwendigkeit zur Entwicklung eines Bewusstseins lesen.

Ah, ich habe mit dem Wort Notwendigkeit gerungen, aber dann ist mir doch kein besseres eingefallen. Mein Punkt war, dass so etwas Komplexes wie Bewusstsein sich nur entwickelt, wenn es einen Nutzen bringt, da dann die Selektion wirken kann.
Wenn mehr potentielle Möglichkeiten zum Handeln vorhanden sind, dann wird die bewusste Steuerung dieser Handlungen immer vorteilhafter.
Aber ich lass mich da gerne korrigieren.

Darth Nefarius hat geschrieben:Quallen auch nicht, trotzdem können die Medusen sich manchmal sehr intelligent verhalten.

Dass uns etwas als Intelligent erscheint sagt noch nichts darüber aus, ob ein Bewusstsein dahinter steckt. Manche meinen ja, dass auf die Art auch Gott in die Welt kam.

Darth Nefarius hat geschrieben:Was ist mit Tieren?

Viele Tiere (wenn auch wahrscheinlich nicht alle) erfüllen das Kriterium.
Zum Problem der graduellen Stufen: Irgendwo wird man seine Grenze halt ziehen müssen, wie bei Schwangerschaftsabbrüchen zum Beispiel auch.

Darth Nefarius hat geschrieben:Sind bei diesen Vorraussetzungen nicht zwangsläufig alle Menschen miteinbezogen.

Ich frage mich tatsächlich was für ein Interesse ein vollkommen bewusstseinsloser Mensch zum Beispiel in einem irreversiblen vegetativen Zustand an seinem Leben haben soll.

Darth Nefarius hat geschrieben:Kann Bewusstsein wenn überhaupt nur gemutmaßt werden.

Man kann mit EEGs zum Beispiel einen vegetativen Zustand von einem Zustand mit minimalem Bewusstsein unterscheiden.
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Re: Respekt, Würde, Ehre

Beitragvon Darth Nefarius » Do 27. Sep 2012, 10:03

Julia hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Ich würde gern eine Begründung für die Notwendigkeit zur Entwicklung eines Bewusstseins lesen.

Ah, ich habe mit dem Wort Notwendigkeit gerungen, aber dann ist mir doch kein besseres eingefallen. Mein Punkt war, dass so etwas Komplexes wie Bewusstsein sich nur entwickelt, wenn es einen Nutzen bringt, da dann die Selektion wirken kann.
Wenn mehr potentielle Möglichkeiten zum Handeln vorhanden sind, dann wird die bewusste Steuerung dieser Handlungen immer vorteilhafter.
Aber ich lass mich da gerne korrigieren.

Gut, dann werde ich mal die Probleme der Aussage nochmal betonen: Das Bewusstsein ist in keinem Fachwerk der Biologie als abgeleitetes Merkmal aufgelistet, da es mehr oder weniger ein Konstrukt und nur indirekt erfahrbar ist. Selbst uner Menschen kann man sich nicht sicher sein, ob sie eines haben. Dein Axiom ist, dass nur der Mensch ein Bewusstsein hat (und dass er eines hat). Es ist in der wissenschaftlichen Welt keine Selbstverständlichkeit, dass irgendetwas Bewusstsein hat oder nicht und meist ist diese Frage ohnehin irrelevant. Wenn du von Flexibilität der Handlungsweise sprichst, dann wird in der Wissenschaft eher die Intelligenz betrachtet und diese ist in Abstufungen vorhanden, anders als "Bewusstsein, ja/nein".
Julia hat geschrieben:Dass uns etwas als Intelligent erscheint sagt noch nichts darüber aus, ob ein Bewusstsein dahinter steckt. Manche meinen ja, dass auf die Art auch Gott in die Welt kam.

Ach, und was sagt mir, dass ein Wesen ein Bewusstsein hat und was nicht? Deine Aussage lässt sich genausogut auch auf den Menschen übertragen. Diesen Gottesunsinn lasse ich mal unkommentiert.
Julia hat geschrieben:Viele Tiere (wenn auch wahrscheinlich nicht alle) erfüllen das Kriterium.
Zum Problem der graduellen Stufen: Irgendwo wird man seine Grenze halt ziehen müssen, wie bei Schwangerschaftsabbrüchen zum Beispiel auch.

Warum muss man eine Grenze ziehen? Stellt sich bei dir da nicht die Frage, ob die Kategorisierung in diesem Fall einfach fehlerhaft ist? Und welche Kriterien sollen es sein? Du hast ja schon angemerkt, dass intelligent erscheinendes verhalten für dich nicht ausreicht.
Julia hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Sind bei diesen Vorraussetzungen nicht zwangsläufig alle Menschen miteinbezogen.

Ich frage mich tatsächlich was für ein Interesse ein vollkommen bewusstseinsloser Mensch zum Beispiel in einem irreversiblen vegetativen Zustand an seinem Leben haben soll.

Das wird von denjenigen entschieden, die ihnen ein "Bewusstsein" zusprechen, ohne Anhalspunkt.
Julia hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Kann Bewusstsein wenn überhaupt nur gemutmaßt werden.

Man kann mit EEGs zum Beispiel einen vegetativen Zustand von einem Zustand mit minimalem Bewusstsein unterscheiden.

Nicht jedes Wesen kann an EEGs angeschlossen werden. Siehe Quallen. Und dann hast du immer noch nicht das Bewusstsein, sondern Hirnaktivität nachgewiesen.
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