Julia hat geschrieben:Wenn du meine Statements mal als ganzes zu verstehen versuchen würdest und nicht Satzbruchstückhaft, dann würdest du nicht nochmal fragen müssen.
Julia: "Für mich ist Bewusstseinsfähigkeit ein gutes Kriterium und dem Gemüse fehlen da die Voraussetzungen."
Julia: "Das Kriterium ist immer noch Bewusstseinsfähigkeit."
Wenn ich danach frage, welches kriterium das ist, dann will ich von dir die "Bewusstseinsfähigkeit" erklärt bekommen. Ich habe, wenn du dir das genau durchließt, einige Punkte genannt, die es schwierig machen, dieses Kriterium als brauchbares zu nehmen. Wenn du beim Gemüse kein Bewusstsein aufgrund mangelnder Vorraussetzungen redest, dann verschiebst du das Problem des Kriteriums auf andere Kriterien. Merkst du das nicht? Hier:"Für mich ist Bewusstseinsfähigkeit ein gutes Kriterium und dem Gemüse fehlen da die Voraussetzungen(/Kriterien." Das in Klammern ist von mir eingeschoben.
Julia hat geschrieben:Das was du beschreibst würde ich schon eher als Selbstbewusstsein beschreiben.
Nun, besser als Bewusstseinsfähigkeit durch nicht näher definierte "Vorraussetzungen" zu beschreiben, nicht wahr? Dein Problem mit meiner Definition ist, dass sie dann in gewisser Weise jedes Lebewesen miteinbezieht, was die Frage nach dem Bewusstsein überflüssig macht und als falsches Kriterium darstellt.
Julia hat geschrieben: Darth Nefarius hat geschrieben: Wenn wir Pflanzen und Quallen betrachten, dann haben die gewiss auch eine Wahrnehmung, sie interagieren mit der Welt, was für mich bedeutet, dass sie Interaktion mit ihrem "selbst" wahrnehmen und entsprechend darauf reagieren können.
Das zweifle ich an. In der Physik sprechen wir auch von der Interaktion von Teilchen, haben die auch Bewusstsein, da sich interagieren?
Eine gute Frage, auch wenn sie eher als Scherz gemeint ist. Naturlich nicht, aber worin unterscheidet sich deren Interaktion großartig von unserer? Letztlich lässt sich alles auf physikalische, chemische, biologische Interaktionen zurückführen. Wo soll da ein Bewusstsein existieren?
Julia hat geschrieben:Ich denke auch nicht, dass es zwangsläufig ein Säugetiergehirn braucht um Bewusstsein zu erzeugen, aber doch einen ähnlich komplexen, hierarchisch organisierten, zentraler Informationsprozessor.
Gewiss ist eine hierarchisch organisierte Informationsverarbeitung notwendig, aber nicht zwangsläufig eine zentrale. Schon ein Einzeller funktioniert aber "zentral", wenn man den Zellkern mit der DNA als Zentrum versteht. Wenn man weitergeht, dann sind da die Gewebe, in denen auch die einzelnen Zelltypen eine Hierarchie aufweisen. Und dann sind da die Organe, bei denen das selbstverständlich auch der Fall ist. Wenn wir bei Organismen landen, dann haben wiederum einzelne Körperregionen oder Organe Prioritäten, in der Informationsverarbeitung. So gesehen ist immernoch kein zentrales Nervensystem dafür notwendig, da andere Strukturen die Hierarchie schaffen.
Julia hat geschrieben:Nicht objektiv, aber intersubjektiv. Unbegründet und willkürlich sicher nicht.
Wenn sie nur intersubjektiv ist, dann wird sie immer willkürlich sein (nach dem biologischen Verständnis von Willkür). Damit ist Moral nur eine unnötige Rechtfertigungsschleife für den Willen. Wozu diesen Umweg gehen? Warum versucht man nicht über Logik und Triebe anstatt durch Gut, Böse, Selbstlosigkeit und Sitte zu leben (letztere sind ohnehin nur Illusionen)?
Julia hat geschrieben:Ich wette mit dir, dass mein Lebensstil deutlich weniger widerwertig und grausam ist als deiner.
Und um was wettest du?
Julia hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Moral bietet immer eine gute Grundlage für genau deine Vorgehensweise: Es wird festgestellt, wer als Gemüse behandelt werden darf. Es stellt sich Moralisten gar nicht die Frage, ob sie denn nicht Mitleid oder soetwas empfinden.
Da projezierst du jetzt aber eine ganze Menge. Ich versuche meine Handlungsweisen rational zu begründen. Das schließt Mitleid nicht aus, aber Mitleid mit Lebewesen, die nicht leiden können erscheint mir als ein sehr merkwürdiges Konzept.
Woher willst du wissen, wer leiden kann und wer nicht? Warum ist das für dich ein Kriterium? Was ist für dich Leid? Warum hast du Mitleid als Empfindung nicht gleich als Kriterium genannt (du wirst einsehen, dass es nichts mit deiner vorigen Argumentation hat, aber das einzige ist, was wirklich bewiesen werden kann oder als Argument taugt)? Ich will dir mal sagen, woher du das wahrscheinlich instinktiv wissen willst: Durch Empathie. Allerdings sit die von gewissen Faktoren abhängig, die aber letztlich zu einem zusammenzufassen sind: Ähnlichkeit. Mit einer Katze oder einem Hund kannst du eher mitleiden als mit einem Gemüse, da dir erstere ähnlicher sehen, dein Gehirn erkennt wegen seines Übereifers nach Gesichtserkennung auch im Hund ein Gesicht mit Emotionen. Dann gibt es da noch die Abstufungen, die von der Ähnlichkeit abhängen. Mit einem Affen empfindet man eher Mitleid als mit einer Katze, mit einem Menschen eher als mit einem Affen. aber dann wird es doch interessant: Irgendwann wird schon die Haar- und Hautfarbe zum Kriterium erklärt (wenn auch unbewusst), sowie bestimmte ausgeprägte Formen.
Wenn du diese Hierarchie richtig betrachtest, kannst du nichts Moralisches an ihr finden.
Julia hat geschrieben:Mal abgesehen davon, dass ich dem willkürliche und unbegründet nicht zustimme, sehe ich das Problem nicht.
Das Problem ist, dass du diese oft zweifelhaften Gründe als ausreichend betrachtest und nicht die Empathie oder das Mitgefühl erwähntest. Über Moral lässt sich nicht zwangsläufig ein wünschenswerter Umgang herleiten, da sie willkürlich ist. Auf Empathie kann man sich eher verlassen als auf Moral. Das Problem ist, dass Moral Empathie oft ausstellt, sie als scheinbar überflüssig darstellt. Oder kennst du nicht das Experiment mit den Elektroschocks, wo einem befohlen wird, Elektroschocks an einen Menschen bei falscher Antwort zu geben? Woran scheiterten wohl die meisten? Ich werde es dir sagen: An dem anerzogenen moralischen Kodex, der es als moralisch empfindet, Befehle zu befolgen. Das Gehirn dieser Probanten hat sich auf diese Prämisse konzentiert und dabei die Empathie vernachlässigt.
Julia hat geschrieben:Ist Mitleid nicht etwas sehr willkürliches? Wieso streicheln manche Leute Hunde und essen Schweine? Das nenne ich Willkür.
Ja, das ist es. Aber letztlich ist sie immernoch intersubjektiver als Moral und meist auch angeboren. Anstatt diese Fähigkeit durch Moral als überflüssig darzustellen, sollte es als rationaler Grund anerkannt werden, zumindest als rationaler als Tradition oder nicht näher definierte oder halbherzig betrachtete Kriterien, um den Wert an Leben zu bestimmen (wie du es durch das Bewusstsein versucht hast).