Gandalf hat geschrieben:Es ist nur eine Frage der Zeit, wenn bei uns ebenfalls "Benzin auf's Feuer" kommt. Ich frage mich nur ob der Dollar (noch) eher dran ist.
Schwer zu beantworten. Jedenfalls sind die Amis mit dem Deleveraging schon weiter als Europa und auch deren Banken sind weit gesünder. Der durchschnittliche Hebel der jeweils 40 größten Banken beträgt in den USA 9, in Europa 23 und gemessen am BIP ist der europäische Finanzsektor viermal so groß wie der amerikanische.
Überdies könnte es denn USA in absehbarer Zeit dank Fracking und damit einhergehender rückläufiger Rohstoffimporte gelingen, die Passivität ihrer Leistungsbilanz ein gutes Stück abzubauen.
Bei beiden ticken die demografischen Zeitbomben in den Staatshaushalten, in Europa etwas mehr als in den insgesamt jüngeren und weniger sozialistischeren USA.
Außerdem hat Europa aufgrund der herrschenden Mehrheitsverhältnisse in den entscheidenden Gremien immer noch keinen Weg gefunden, die strukturellen Anreizprobleme innerhalb des Eurosystems in seiner jetzigen Konstruktion zu beseitigen. Und Deutschland als Hauptzahler der Party hat es bisher nicht geschafft, auf die obligatorische Nazi-Keule eine andre Antwort zu finden, als klaglos noch ein paar Milliarden mehr rüberzuschieben. Die übrigens
nicht, und das halte ich für wichtig festzuhalten, den geschundenen Bürgern in den Ländern Südeuropas helfen, sondern allenfalls deren politischen Eliten eine gewisse Galgenfrist verschaffen
und den Gläubigern in aller Welt (französische Banken, deutsche Lebensversicherungen oder auch die Goldmänner) ermöglichen, sich an den Steuerzahlern der Handvoll echter Zahlerstaaten (Deutschland und ein paar kleinere Länder) für die eigenen Anlagefehler schadlos zu halten. Aber die Zahler werden weniger. Die Niederlande schlittern selbst auf gewaltige Probleme zu, weil sich dort eine Immobilienblase vom allerfeinsten grade in der Auflösungsphase befindet (die Preise sind zuletzt erstmals seit Ewigkeiten gefallen). Bleiben neben Deutschland noch Finnland und Österreich, und auch bei den Finnen steigt die politische Tendenz sich rauszudividieren.
Die Politik hat sich in meinen Augen an der Stelle komplett verrannt und will das nicht wahrhaben. Währungsunionen ohne
vorherige politische Union haben historisch noch nie funktioniert. Selbst das deutsche Kaiserreich brauchte nach seiner politischen Vereinigung 1871 runde 38 Jahre bis es endgültig auf eine Einheitswährung umstellen konnte. Und da waren die fähigsten Ökonomen der Epoche am Werk. "This time is different"-Syndrom in R(h)ein(landpfalz)kultur...