ganimed hat geschrieben: Da bin ich bei Freidenker1, ich mag zu viel Hochleistung in der Gesellschaft auch nicht. Stichwort Bologna-Prozess in der Bildung, G8-Abitur, schnell, effizient, keine Fehler machen (und sich damit um die größte Lernquelle bringen), keine Umwege, keine ausgedehnten Selbsterprobungsprozesse mehr. Und dann später im Job so viel hetzen, dass auch bei paradiesischen Arbeitsbedingungen im Vergleich zur Nietzsche-Zeit sklavenartige Verarmungssymptome auftreten: Stress, Burnout, Versagensängste, Depressionen, keine Zeit für sich.
ganimed hat geschrieben:Sklave sein kann übrigens auch sehr angenehm sein. Wenn man sich selbst sehr zurückstellt und beispielsweise viel für seine Familie tut oder für soziale Belange.
ganimed hat geschrieben:Letztendlich kommt einem das dann ja, so zumindest die psychologische Milchmädchenrechnung, wieder selbst zugute durch die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, die bei manchen eben so sind, dass sie gerne selbstlos für andere tätig sind.
ganimed hat geschrieben:Jedem das seine. Ein Aspekt, den Nietzsche, wenn ich das als Laie richtig überblicke, wohl eher weniger gesehen hat.
Darth Nefarius hat geschrieben:Das macht dich nicht zu einem Sklaven, wenn du diese Arbeit machen willst.
Ich möchte gar nicht wissen, wer mich alles ausgeblendet hat, weil sie denken, dass ich verblendet bin. Aber nu, das ist das Ergebnis der Möglichkeiten. Man kann sich schließlich die Welt machen, wie man will, sofern man nur indirekt mit seinen Mitmenschen zu tun hat, ist das leicht. Ich muss auch nicht jede Zeitung lesen und jeden Mist im Fernsehen anschauen, aber dann weiß ich auch nict, was hinter meinem Rücken passiert und wie perfide, unmoralisch und banal die Welt um mich herum schon geworden ist. Es blendet den Handlungsbedarf der Gegensteuerung aus und schafft ein Wolkenkuckucksheim.Darth Nefarius hat geschrieben:...seltsam ist nur, dass du diese Eingeschränktheit in deiner Wahrnehmung auch noch selbst gewählt hast. Einen Toast auf dich, Zappa!![]()
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Führte ich den Gedanken noch etwas weiter, könnte man doch eigentlich alle Teilnehmer des Forums ausblenden, würde sich somit jeder Diskussion entziehen, jeder anderen Meinung.
Das ist ein wahres Wort!ganimed hat geschrieben:Insofern halte ich Menschen für ideale Sklaven: wir machen sehr oft, was wir gar nicht wirklich wollen und reden uns und anderen dann sehr oft ein, dass wir das aber auch so wollen (weil es ja zum Beispiel auch gar nicht anders geht).
ganimed hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Das macht dich nicht zu einem Sklaven, wenn du diese Arbeit machen willst.
Das ist aber auch ein sehr schwer zu nutzendes Kriterium. Wenn man die Arbeit machen will ist man kein Sklave, sonst doch. Aber was ist, wenn man irgendwann mal wollte und seitdem nur jeden zweiten Montag nachmittag, aber den Rest der Zeit nicht will?
Ist wohl alles Geschmackssache, wann man den eigentlich ganz anders definierten Begriff "Sklave" anbringen möchte.
ganimed hat geschrieben:Was heißt eigentlich "Zeit für sich selbst haben"? Meint das soviel wie "in dieser Zeit etwas machen, dass man auch machen will"?
Ich habe die meisten Menschen im Verdacht, die Frage "willst du das machen?" nicht wahrheitsgemäß beantworten zu können. Was genau Sachzwang ist und was wirklich gewollt ist, das ist eine sehr wenig untersuchte Frage bei den meisten. Insofern halte ich Menschen für ideale Sklaven: wir machen sehr oft, was wir gar nicht wirklich wollen und reden uns und anderen dann sehr oft ein, dass wir das aber auch so wollen (weil es ja zum Beispiel auch gar nicht anders geht).
stine hat geschrieben:Ich möchte gar nicht wissen, wer mich alles ausgeblendet hat, weil sie denken, dass ich verblendet bin.
stine hat geschrieben: Aber nu, das ist das Ergebnis der Möglichkeiten. Man kann sich schließlich die Welt machen, wie man will, sofern man nur indirekt mit seinen Mitmenschen zu tun hat, ist das leicht.
stine hat geschrieben:Ich muss auch nicht jede Zeitung lesen und jeden Mist im Fernsehen anschauen, aber dann weiß ich auch nict, was hinter meinem Rücken passiert und wie perfide, unmoralisch und banal die Welt um mich herum schon geworden ist.
stine hat geschrieben:Ich finde deine Beiträge manchmal auch ziemlich selbstherrlich, aber mei, die Welt ist komplex und es gibt von jeder Sorte ein Pärchen in der Arche.
stine hat geschrieben:Wir lieben unsere Sachzwänge und reden uns ein, ohne Wohlstand nicht überleben zu können. Wir treiben den Wohlstand auf die Spitze und damit auch unsere Zwänge, diesen zu erhalten. Die Weiterentwicklung und Perfektionierung hat sich mE doch längst verselbständigt und wir sind längst Sklaven unserer eigenen Technik geworden. Sie treibt uns an, macht alles schneller und globaler und wir laufen ständig hinterher.
Neulich las ich einen interessanten Artikel zum Thema: Ein einmal in Bewegung gesetztes System hätte einen ständigen Energieverlust und damit eine kontinuierliche Verlangsamung zur Folge, hieß es da, und dass es deswegen sehr erstaunlich wäre, dass wir unsere wahrnehmbare Welt im Gegenzug dazu immer mehr beschleunigen.
stine hat geschrieben:Ich möchte gar nicht wissen, wer mich alles ausgeblendet hat, weil sie denken, dass ich verblendet bin.
ganimed hat geschrieben:I
Sklave sein kann übrigens auch sehr angenehm sein. Wenn man sich selbst sehr zurückstellt und beispielsweise viel für seine Familie tut oder für soziale Belange. Letztendlich kommt einem das dann ja, so zumindest die psychologische Milchmädchenrechnung, wieder selbst zugute durch die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, die bei manchen eben so sind, dass sie gerne selbstlos für andere tätig sind. Jedem das seine. Ein Aspekt, den Nietzsche, wenn ich das als Laie richtig überblicke, wohl eher weniger gesehen hat.
Gandalf hat geschrieben:Daher gibt es beim "reziproken Egoismus" immer eine "Erfüllungslücke" in diesem Moralkodex. Derjenige der durch seinen Altruismus erwartet, ebenfalls vom Altruismus der anderen profitieren zu können, erhält stets weniger zurück, als er gegeben hat. Ganz einfach deshalb, weil der ander nicht weis, was er erwartet hat und das gegebene deshalb evtl. nicht in dem Maße schätzen kann, wie es der Geber beabsichtigt.
Gandalf hat geschrieben: Und da dies widerum den "Geber" irritiert, fühlt er im dümmsten Fall Undankbarkeit bei seinen Mitmenschen und im schlimmsten Fall meint er 'zu wenig' gegeben zu haben.
Gandalf hat geschrieben:... und dann kommen Glaubensysteme, wie z.B. bestimmte Religionen (aber auch kollektivistische Ideologien) daher und bestärken dieses latente Gefühl - stets zu wenig getan und gegeben zu haben. Daraus ziehen sie ihre Macht, bestimmen zu können, - was (immer mehr) gegeben werden muss, um solche Sachen wie "Seelenheil" zu erlangen. Als nächstes wird es zur Doktrin, das stets "Gemeinwohl vor Eigennutz" zu gehen hat (das war zentraler Programmpuntk der NSDAP und 'ist' zentraler Parteiprgrammpunkt bei "der Linken") Altruismus ist die perfekte Lehre Menschen unmündig und gefügig zu machen.
Gandalf hat geschrieben:Der moralische Wert einer Handlung wird von der Handlung selbst entkoppelt. - Hauptsache, man handelt nicht für sich selbst. Es zählt nur noch, ob Handelnder und Nutznießer identisch sind. Sind sie es nicht, ist 'die Handlung' selbst (und nicht ihr Wert) über jede Kritik erhaben. Sind sie identisch, also tut jemadn was im Eigeninteresse, - ist die Handlung "schlecht".
Gandalf hat geschrieben:Umgekehrt ist "Robin Hood" das gesellschaftspolitische Ideal: Er nimmt den Reichen und gibt den Armen. - .. aber halt war das wirklich so? In sämtlichen Hollywood-Adaptionen, die mir bekannt sind, hat Robin Hood nicht den Armen gegeben, sondern den Bauern (also den 'Eigentümern'!) - das zurückgegeben, was von ("staatlichen") Nichtsnutzen vorher geraubt wurde!?
Gandalf hat geschrieben:Was stimmt nicht mit unserer Welt?
Gandalf hat geschrieben:Was stimmt nicht mit unserer Welt?
Gandalf hat geschrieben:..hat kein Mensch das Recht darauf, das ein anderer Mensch für ihn existiert!
stine hat geschrieben:Und wir müssen ständig daran erinnert werden, dass Geben seliger macht, als Nehmen, weil ansonsten würden wir es glatt vergessen.
Der Mensch ist das einzige Lebenwesen, das sich nicht auf die Natur seiner körperlich materiellen Existenz verlässt, sondern auf seine geistigen Fähigkeiten baut. Wir sind sozusagen die Sklaven unseres Geistes. Wir sind die Sklaven unserer Erziehung, unserer Bildung und deswegen letztlich unserer Selbst.
Und weil das so ist, funken wir den "natürlichen" Abläufen ständig daziwschen.
Nanna hat geschrieben:in Kind hat ein Recht darauf, dass seine Eltern für es existieren, ein Kranker hat das Recht darauf, dass seine Angehörigen für ihn existieren, ein Greis hat das Recht darauf, dass seine Nachkommen für ihn existieren
Nanna hat geschrieben: Du bist in diesem Bild halt der sonderliche Onkel, der immer ein bisschen liebenswürdig und manchmal anstrengend rumgrantelt. Schon ok, du gehörst trotzdem zur Familie, auch wenn du nicht willst.
Aber man würde nach deiner Theorie doch gar niemanden zwingen müssen. Du schließt das doch dauerhaft aus. Deine Aussage ist doch, dass jeder Mensch aufgrund seines intuitiv altruistischen Naturells gar nicht anders kann, als zu geben, wo es notwendig ist, weil er damit ein selten gutes Stimulativ erfährt, das direkt zum Glück führt.Darth Nefarius hat geschrieben:Und wen es nicht glücklich macht, sollte nicht gezwungen werden mehr zu bezahlen als für die gesellschftliche Ordnung notwendig ist ...
stine hat geschrieben:Der Mensch ist das einzige Lebenwesen, das sich nicht auf die Natur seiner körperlich materiellen Existenz verlässt, sondern auf seine geistigen Fähigkeiten baut. Wir sind sozusagen die Sklaven unseres Geistes. Wir sind die Sklaven unserer Erziehung, unserer Bildung und deswegen letztlich unserer Selbst.
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