Sind wir alle Sklaven?

Re: Sind wir alle Sklaven?

Beitragvon Gandalf » Mo 10. Dez 2012, 19:46

Darth Nefarius hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:Daher gibt es beim "reziproken Egoismus" immer eine "Erfüllungslücke" in diesem Moralkodex. Derjenige der durch seinen Altruismus erwartet, ebenfalls vom Altruismus der anderen profitieren zu können, erhält stets weniger zurück, als er gegeben hat. Ganz einfach deshalb, weil der ander nicht weis, was er erwartet hat und das gegebene deshalb evtl. nicht in dem Maße schätzen kann, wie es der Geber beabsichtigt.

Das ist schlichtweg Unsinn. Nicht deswegen funktioniert der Altruismus nicht. Du stellst schlichtweg eine unbegründete Prämisse auf, dass der erste Akteur in einer Kooperation der Dumme ist.


Wo stelle ich diese ("unbegründete") Prämisse auf?

JEDER, der Altruismus darin versteht, das man irgendwann etwas von dem zurückbekommt, was man gegeben hat, ist an der Stelle, an der er was gibt, 'erster' in der Kette!? Und derjenige, der nichts erwartet, sowieso. Würde er etwas 'zurückgeben' auf unmittelbare Vorgabe eines Altruisten, wäre es kein Altruismus, sondern ein Tausch! Das die anderen überhaupt was davon merken, das sie "altruistisch bedacht" worden sind, ist ja überhaupt nicht sicher. Ist ein gefunder Geldschein das Werk eine Altruisten oder "persönliches Glück" des Findenden?
Darth Nefarius hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben: Und da dies widerum den "Geber" irritiert, fühlt er im dümmsten Fall Undankbarkeit bei seinen Mitmenschen und im schlimmsten Fall meint er 'zu wenig' gegeben zu haben.

Ersteres trifft wohl auf dich zu.

Wo habe 'ich' gesagt, das ich Altruist bin und damit das "Ersteres" überhaut auf mich zutreffen kann?

@DArth das war jetzt das allerletzte mal, das ich auf Deine unterstellenden Popanze - ohne Dekonstruktion Deiner Beweggründe für dieses gebaren - reagiere.
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Re: Sind wir alle Sklaven?

Beitragvon Gandalf » Mo 10. Dez 2012, 20:03

Nanna hat geschrieben:
Gandalf hat geschrieben:..hat kein Mensch das Recht darauf, das ein anderer Mensch für ihn existiert!

Ein Kind hat ein Recht darauf, dass seine Eltern für es existieren,


Diese Art der Argeumentation führt in die Irre: Was ist mit dem (Lebens-)Rechtder ungeborenen Kinder? ..mit dem Recht der noch nicht gezeugten Kinder, die einmal diese Welt bevölkern wollen?

Da (/solange) das Kind nicht selbst ein Recht beanspruchen kann, haben die Eltern die 'Verantwortung' für das zu sorgen, was sie in die Existenz gebracht haben, - ohne das sie es gefragt haben.

Nanna hat geschrieben:ein Kranker hat das Recht darauf, dass seine Angehörigen für ihn existieren,

Auf welcher Basis?

Nanna hat geschrieben:ein Greis hat das Recht darauf, dass seine Nachkommen für ihn existieren, und weil wir heute anders zusammenleben als vor Jahrhunderten und familiäre Aufgaben auf den Staat übertragen haben, gibt es jetzt abstraktere soziale Rechte.

Wenn überhaupt doch nur der Greis, der selber Kinder gezeugt (und damit Verantwortung für den Fortbestand und das Zusammenleben übernommen) hat?
Was ist aber mit denjenigen, die das nicht getan haben, nicht für sich selbst vorgesorgt, sondern ihre Verantwortung auf ein Gewaltmonopol übertragen - und damit andere Menschen 'zwingen' das sie für ihn existieren müssen? (Hieran erkennt man auch wie wichtig ein stabiles Geldsytem ist, - das wir nicht haben, um überhaupt die Chance zu bekommen, für sich selbst Rücklagen zu bilden)

Nanna hat geschrieben:Du bist in diesem Bild halt der sonderliche Onkel, der immer ein bisschen liebenswürdig und manchmal anstrengend rumgrantelt. Schon ok, du gehörst trotzdem zur Familie, auch wenn du nicht willst. ;-)

Voll erwischt! :santagrin:
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Re: Sind wir alle Sklaven?

Beitragvon stine » Di 11. Dez 2012, 07:51

Gandalf hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Der Mensch ist das einzige Lebenwesen, das sich nicht auf die Natur seiner körperlich materiellen Existenz verlässt, sondern auf seine geistigen Fähigkeiten baut. Wir sind sozusagen die Sklaven unseres Geistes. Wir sind die Sklaven unserer Erziehung, unserer Bildung und deswegen letztlich unserer Selbst.


Wirklich? Wenn etwas bewundern, dann kleiden wir das regelmäßig in Beschreibung von Tieren. Auf den Altären geopfert wird hingegen der Mensch.
Ich finde, wir sind hier einer Meinung. Genau das, wollte meine Aussage andeuten.

:wink: stine
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Re: Sind wir alle Sklaven?

Beitragvon Darth Nefarius » Di 11. Dez 2012, 11:17

stine hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Und wen es nicht glücklich macht, sollte nicht gezwungen werden mehr zu bezahlen als für die gesellschftliche Ordnung notwendig ist ...
Aber man würde nach deiner Theorie doch gar niemanden zwingen müssen. Du schließt das doch dauerhaft aus. Deine Aussage ist doch, dass jeder Mensch aufgrund seines intuitiv altruistischen Naturells gar nicht anders kann, als zu geben, wo es notwendig ist, weil er damit ein selten gutes Stimulativ erfährt, das direkt zum Glück führt.

Fast. Aufgrund seines egoistischen aber auch teilweise empathischen Naturells wird der Mensch meist geben. Den staatlichen Zwang gibt es für diejenigen, die es nicht können oder nicht im ausreichenden Maß tun. Ich rechtfertige dieses Vorgehen nicht mit "dem Guten", "der Moral" oder "der Ethik", sondern mit dem Faktum, dass soziale Unruhen bei überproportionalem Besitz weniger zunehmen. Mit anderen Worten: Damit der Pöbel nicht aus Neid eine Revolution anzettelt, liegt es im eigenen Interesse, den Pöbel ausreichend glücklich zu machen, sodass die kritische Masse an Revoluzern nicht überschritten wird und sich die Unzufriedenheit höchstens in kurz dauernden Demos entlädt. Dann liegt es wiederum im eigenen Interesse soetwas wie Gerechtigkeit zu simulieren, indem die Steuersätze mehr oder weniger proportional zum Einkommen sind. Eine gleichmachende Besteuerung würde auch Unruhen und Unzufriedenheit verursachen. Alles Rationale lässt sich mit egoistischen Motiven rechtfertigen.
Gandalf hat geschrieben:
Darth Nefarius hat geschrieben:Das ist schlichtweg Unsinn. Nicht deswegen funktioniert der Altruismus nicht. Du stellst schlichtweg eine unbegründete Prämisse auf, dass der erste Akteur in einer Kooperation der Dumme ist.

Wo stelle ich diese ("unbegründete") Prämisse auf?

Na da, wo ich dich zitiert habe:
Gandalf hat geschrieben:Derjenige der durch seinen Altruismus erwartet, ebenfalls vom Altruismus der anderen profitieren zu können, erhält stets weniger zurück, als er gegeben hat.

Das hast du einfach mal so in den Raum gestellt. Die "Begründung" sollte wohl dies sein:
Gandalf hat geschrieben:Ganz einfach deshalb, weil der ander nicht weis, was er erwartet hat und das gegebene deshalb evtl. nicht in dem Maße schätzen kann, wie es der Geber beabsichtigt.

Das wiederum hast du nicht mehr begründet, weswegen du erstere Prämisse nur mit einer weiteren unbegründeten "begründet" hast. Es stimmt einfach nicht, die Erwartung und Einschätzung der Leistung eines Gegenübers kann sowohl als zu niedrig als auch als zu hoch eingeschätzt werden. Damit sind sowohl von der einen als auch von der anderen Seite unverhältnismäßige Gegenleistungen möglich. Z.Bsp.: Ein Nuklearmediziner hat mir neulich ein archäetypisches Beispiel des Umgangs mit einem Patent erklärt: Der Akteur/Geber (in deinen Darstellungen der gelackmeierte), in diesem Fall eine Firma im Besitz eines Patents, verkauft selbiges kurz vor dem Auslaufen an eine andere Firma für etwa eine Milliarde, nachdem erstere selbst für 12 Jahre jährlich Milliarden kassiert hat, in dem Wissen, dass eine alternative Methode entwickelt wurde, die das eigene Patent wertlos macht. So ist natürlich die zweite Firma kurze Zeit später Pleite gegangen, was für die erste vorherzusehen war. In diesem Beispiel hat der, wie du es formuliertest, durch seinen "Altruismus" wiederum "Altruismus" erwartende mehr bekommen als er gab.
Gandalf hat geschrieben:Würde er etwas 'zurückgeben' auf unmittelbare Vorgabe eines Altruisten, wäre es kein Altruismus, sondern ein Tausch!

Ja, deswegen gibt es auch keinen echten Altruismus, weil die Erwartungshaltung meist reziprok ist. Folglich ist "reziproker Altruismus" ein Euphemismus für die Massen, die von der Biologie nicht als Egoisten dargestellt werden wollen, was die Biologen im ihrer selbst willen wissen. Von daher ist auch jede Erwartung Altruismus zu erhalten die Erwartung von Reziprozität, also einer Gegenleistung, was gewiss nicht altruistisch ist.
Gandalf hat geschrieben:Wo habe 'ich' gesagt, das ich Altruist bin und damit das "Ersteres" überhaut auf mich zutreffen kann?

Das hast du nicht, wohl aber hast du in deinen Beschreibungen der gesellschaftlichen Interaktionen deine eigene Enttäuschungen dargestellt. Ich nehme an, dass selbst du deine Behauptungen zumindest auf eigenen Erfahrungen begründest. Da deine Aussage schlichtweg nicht der Norm entspricht, muss sie deine persönliche Erfahrung sein. Ich selbst habe absolut gegenteilige Erfahrungen des Inverstierens und der Rendite gemacht, weil ich wusste, wie es geht. Es geht dabei nie um echten Altruismus, sondern um Verhältnismäßigkeit und um Erwartungen, subjektive Einschätzungen. Das Gegenüber kann die eigene Leistung sowohl gering als auch zu hoch einschätzen, folglich kann man auch mehr erhalten als man investiert hat.
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