stine hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Und wen es nicht glücklich macht, sollte nicht gezwungen werden mehr zu bezahlen als für die gesellschftliche Ordnung notwendig ist ...
Aber man würde nach deiner Theorie doch gar niemanden zwingen müssen. Du schließt das doch dauerhaft aus. Deine Aussage ist doch, dass jeder Mensch aufgrund seines intuitiv altruistischen Naturells gar nicht anders kann, als zu geben, wo es notwendig ist, weil er damit ein selten gutes Stimulativ erfährt, das direkt zum Glück führt.
Fast. Aufgrund seines egoistischen aber auch teilweise empathischen Naturells wird der Mensch meist geben. Den staatlichen Zwang gibt es für diejenigen, die es nicht können oder nicht im ausreichenden Maß tun. Ich rechtfertige dieses Vorgehen nicht mit "dem Guten", "der Moral" oder "der Ethik", sondern mit dem Faktum, dass soziale Unruhen bei überproportionalem Besitz weniger zunehmen. Mit anderen Worten: Damit der Pöbel nicht aus Neid eine Revolution anzettelt, liegt es im eigenen Interesse, den Pöbel ausreichend glücklich zu machen, sodass die kritische Masse an Revoluzern nicht überschritten wird und sich die Unzufriedenheit höchstens in kurz dauernden Demos entlädt. Dann liegt es wiederum im eigenen Interesse soetwas wie Gerechtigkeit zu simulieren, indem die Steuersätze mehr oder weniger proportional zum Einkommen sind. Eine gleichmachende Besteuerung würde auch Unruhen und Unzufriedenheit verursachen. Alles Rationale lässt sich mit egoistischen Motiven rechtfertigen.
Gandalf hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:Das ist schlichtweg Unsinn. Nicht deswegen funktioniert der Altruismus nicht. Du stellst schlichtweg eine unbegründete Prämisse auf, dass der erste Akteur in einer Kooperation der Dumme ist.
Wo stelle ich diese ("unbegründete") Prämisse auf?
Na da, wo ich dich zitiert habe:
Gandalf hat geschrieben:Derjenige der durch seinen Altruismus erwartet, ebenfalls vom Altruismus der anderen profitieren zu können, erhält stets weniger zurück, als er gegeben hat.
Das hast du einfach mal so in den Raum gestellt. Die "Begründung" sollte wohl dies sein:
Gandalf hat geschrieben:Ganz einfach deshalb, weil der ander nicht weis, was er erwartet hat und das gegebene deshalb evtl. nicht in dem Maße schätzen kann, wie es der Geber beabsichtigt.
Das wiederum hast du nicht mehr begründet, weswegen du erstere Prämisse nur mit einer weiteren unbegründeten "begründet" hast. Es stimmt einfach nicht, die Erwartung und Einschätzung der Leistung eines Gegenübers kann sowohl als zu niedrig als auch als zu hoch eingeschätzt werden. Damit sind sowohl von der einen als auch von der anderen Seite unverhältnismäßige Gegenleistungen möglich. Z.Bsp.: Ein Nuklearmediziner hat mir neulich ein archäetypisches Beispiel des Umgangs mit einem Patent erklärt: Der Akteur/Geber (in deinen Darstellungen der gelackmeierte), in diesem Fall eine Firma im Besitz eines Patents, verkauft selbiges kurz vor dem Auslaufen an eine andere Firma für etwa eine Milliarde, nachdem erstere selbst für 12 Jahre jährlich Milliarden kassiert hat, in dem Wissen, dass eine alternative Methode entwickelt wurde, die das eigene Patent wertlos macht. So ist natürlich die zweite Firma kurze Zeit später Pleite gegangen, was für die erste vorherzusehen war. In diesem Beispiel hat der, wie du es formuliertest, durch seinen "Altruismus" wiederum "Altruismus" erwartende mehr bekommen als er gab.
Gandalf hat geschrieben:Würde er etwas 'zurückgeben' auf unmittelbare Vorgabe eines Altruisten, wäre es kein Altruismus, sondern ein Tausch!
Ja, deswegen gibt es auch keinen echten Altruismus, weil die Erwartungshaltung meist reziprok ist. Folglich ist "reziproker Altruismus" ein Euphemismus für die Massen, die von der Biologie nicht als Egoisten dargestellt werden wollen, was die Biologen im ihrer selbst willen wissen. Von daher ist auch jede Erwartung Altruismus zu erhalten die Erwartung von Reziprozität, also einer Gegenleistung, was gewiss nicht altruistisch ist.
Gandalf hat geschrieben:Wo habe 'ich' gesagt, das ich Altruist bin und damit das "Ersteres" überhaut auf mich zutreffen kann?
Das hast du nicht, wohl aber hast du in deinen Beschreibungen der gesellschaftlichen Interaktionen deine eigene Enttäuschungen dargestellt. Ich nehme an, dass selbst du deine Behauptungen zumindest auf eigenen Erfahrungen begründest. Da deine Aussage schlichtweg nicht der Norm entspricht, muss sie deine persönliche Erfahrung sein. Ich selbst habe absolut gegenteilige Erfahrungen des Inverstierens und der Rendite gemacht, weil ich wusste, wie es geht. Es geht dabei nie um echten Altruismus, sondern um Verhältnismäßigkeit und um Erwartungen, subjektive Einschätzungen. Das Gegenüber kann die eigene Leistung sowohl gering als auch zu hoch einschätzen, folglich kann man auch mehr erhalten als man investiert hat.