Die Rente ist sicher
Verfasst: Mi 5. Dez 2012, 14:50
Provinzler hat geschrieben:Es ging um das System der Rentenversicherung, das auf der ältesten Betrugsmasche der Welt aufbaut. Die Dysfunktionalität unseres Rechtsstaates erkennt man unter andrem daran, dass die Verantwortlichen frei rumlaufen. Gehört aber eigentlich nicht in diesen Thread...
Dann lass uns nen anderen draus machen.
Ich habe von Finanzfragen, an sich null Ahnung, kann aber Deine Argumente in der Regelnhalbwegs nachvollziehen.
Warum meinst Du, dass das mit den Renten nichts wird?
Meine Einwände resultieren aus der Beschäftigung mit der demographischen Entwicklung.
Wie man es auch dreht und wendet, ich sehe da derzeit überhaupt keinen Ausweg, außer man druckt massenhaft Geld, was aber bekanntlich auch kein Ausweg ist.
Nachdem man das Thema der demographischen Entwicklung so lange ignoriert hat, bis es nun wirklich nicht mehr ging, sehe ich nun das noch bedenklichere Phänomen, dass selbst dort, wo man es inzwischen zur Kenntnis nimmt die Folgen offenbar (trotz anerkannt guter Absichten) nicht klar sind.
So erklärte letztens jemand, in einer durchaus konstruktiven Diskussionsrunde zum Thema Rente, das mit der demographischen Entwicklung sei eigentlich kein Problem.
Ein Grund war, dass allein viele Kinder, das Problem auch nicht lösen, denn dann müsste Kenia eine prall volle Rentenkasse haben, was nicht der Fall ist. Kann man unter „is klar“, abhaken, Arbeitsplätze müssen her und die auch noch angemessen bezahlt werden.
Der andere Grund war dann schon prekärer, weil er das tiefe Unwissen offenbarte.
Der demographische Wandel, so hieß es, sei überhaupt kein neues Phänomen, wir hätten ihn schon seit 100 Jahren. Das stimmt, sogar schon etwas länger, aber das ist nicht das Problem.
In der Tat sank die Zahl der Kinder von 6-8 pro Frau in Deutschland in recht kurzer Zeit auf 3-4 pro Frau. Aber das ist noch immer ein spürbares Bevölkerungswachstum mit einer entsprechenden Dynamik von jungen Menschen und einer Bevölkerungspyramide (statt einer Säule, die in einen Pilz übergeht).
Dazwischen lagen zwei Weltkriege, was kein Spaß ist, aber auch für genügend Arbeit durch Wiederaufbau sorgt.
2,1 Kinder pro Frau ist der Schnitt, den es braucht, um eine Bevölkerung demographisch stabil zu halten und diese Marke ist sei langem unterschritten und vor allem, sie sinkt weiter.
Ein Ende ist erst mal nicht abzusehen, gleichzeitig wurden die Sozialleistungen ja seit Bismarcks Zeiten intensiviert, ein Thema für sich, so dass der Staat heute über 50 % für Sozialleistungen ausgibt, bei einer Wahrnehmung, als seien alle kurz vorm Verhungern.
Das ist in keiner Weise durchzuhalten, weil nicht irgendwann, sondern schon längst, die Bevölkerung älter wird und dadurch wird die Produktivität schrumpfen.
Da hilft es nichts, wenn man die Menschen länger arbeiten lässt oder sie länger fit sind, es fehlt an jungen Leuten und zwar nicht an 200 oder so, sondern in einem Ausmaß, was dramatisch zu nennen ist, 500.000 Einwanderer pro Jahr bräuchte man um das zu kompensieren. Die Schrumpfvergreisung (ein etwas böser Begriff von Heinsohn) ist also keine Zukunftsmusik, sondern wir sind mitten drin.
Jetzt kann man durch allerlei Einzahlungen, Selbstvorsorgen usw., ein wenig tricksen, aber Zeit zu gewinnen, ist hier kein Gewinn, da sie Situation immer schlimmer wird, Tendenz: kein Ende in Sicht.
Die ganzen Finanzversprechungen heute, sind also überhaupt nicht durchzuhalten, bestenfalls bekommt man das zurück, was man eingezahlt hat, wenn das Unternehmen nicht vorher pleite geht.
Dann geht man eben auch Nummer sicher und kauft Staatsanleihen? Eher nicht, denn ein zunehmend avitaler Staat, der mal eben aus der Portokasse Europa finanziert (Europa im Ganzen hat dasselbe Problem), eine ausgeprägtes Sozialsystem hat und immer weniger arbeitende Leute die die proportional immer mehr Renten bezahlen müssen, das macht den Staat langsam und dann immer schneller wirtschaftlich schwach und das lässt auch die Staatsanleihen irgendwann in die Knie gehen, nicht in 1000 sondern eher in 10 Jahren, für Rentenvorsorge keine gute Sache.
Das Problem ist, dass die einzige Lösung, die ich sehe, die ist, Geburten wieder attraktiv zu machen, selbst wenn das morgen gelingt, werden sich die positiven Auswirkungen frühestens in 20 bis 25 Jahren einstellen und in der Zwischenzeit kostet das noch mehr Geld.
Eine Licht am Ende des Tunnels stellt in meinen Augen die Energiewende dar, da diese dafür sorgen kann, dass die hohen Energiekosten (die auf uns nicht zukommen weil Strom durch die Energiewende teurer geworden wäre – das Gegenteil stimmt –, sondern weil man Zusagen gemacht hat, private Einspeisungen ins Netz zu subventionieren) schon bald wieder gesenkt werden könnten.