Politische Bildung

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Beitragvon xander1 » Di 15. Jan 2013, 10:03

Mir ist aufgefallen, dass sich manche Menschen besser auskennen mit der Politik als ich und das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass sie sich mehr informieren, sondern darauf dass sie andere Quellen nutzen?

Die Hauptfrage ist: Wie bildet man sich politisch zur aktuellen Politik am Besten?

  • Welche Quellen nutzen Autoren von Zeitungen?
  • Ist man gut dran, wenn man sich Bundestagsausschnitte ansieht
  • Was sind die Besten Quellen um sich richtig politisch zu informieren?
  • Was macht man mit Medien, die Informationen nicht "richtig" wiedergeben? (z.B. Sachen weglassen)
  • Woran erkennt man, dass Medien manipulativ vorgehen?
  • Anstelle Blogs oder Nachrichten zu lesen, ist es nicht viel sinnvoller zu lesen wo die recherchiert haben?
  • Ist die Welt nicht total abhängig davon, wie die Nachrichtenautoren die Wahrheit zurechtbiegen? Haben wir eine Chance dem Dilemma aus dem Weg zu gehen oder ist das mit zu viel Aufwand verbunden?
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Re: politische Bildung

Beitragvon Lumen » Di 15. Jan 2013, 14:07

Viel quer lesen. Das ganze Spektrum mitnehmen, im Onlinebereich von Spiegel Online, TAZ, Focus, Süddeutsche, Welt, Nachdenkseiten. Verschiedene Kommentare lesen, die jeweils immer besser damit sind, Ungereimtheiten bei der Opposition zu finden, aber weniger bei der eigenen Seite. Bei der Recherche rational vorgehen, sich nicht unnötig festlegen und festfressen. Unbekannte Themengebiete, wo man anfängt eine Meinung zu bilden, wenigstens einmal durch Wikipedia durchjagen und dort weiterführende Quellen bei Bedarf beachten. Kommt drauf an, was du selbst für wichtig empfindest. Kritisches Denken trainieren, Argumentstrukturen verstehen lernen. Dabei ist ein Blick auf die Fehlschlüsse ganz hilfreich. Ebenso ein Blick auf kognitive Vorurteile (cognitive bias, eine Übersicht hier)

Sich allgemein antrainieren, eine Bewertung einer anderen Person nicht einfach zu übernehmen. Der Autor findet es gut, dass viel exportiert wird. Für wen ist das gut? Sollte ich es auch gut finden? Dabei hilft die alte römische Formulierung: Qui Bono? (Wem nützt es? Wer profitiert davon?). Als nächstes hilft noch ein Blick auf die Ökonomie einer Aussage. Wenn da steht "russischer Rollstuhlfahrer tötet Ehefrau" stellt sich mir die Frage, was mir gesagt werden soll. Darum ist es kritisch wenn eine Schlagzeile "türkischstämmiger Mann tötet Ehefrau" lautet. Inwiefern ist die Herkunft wichtig, also warum "verschwendet" der Autor Platz dafür? Dabei ist es dann hilfreich in Gewichtungen und Assoziationen zu denken. Welcher Anteil hat Gewicht: der Sachverhalt 1 (Mann tötet Ehefrau) oder Sachverhalt 2 (jemand aus der Türkei tötet irgendwen)? Als nächstes kann man ja seine eigene Spotan-Reaktion bemerken, und vermuten, welche Wirkung ein Autor intendierte. Angenommen, der Autor möchte eine andere Person kritisch beurteilen und es steht da unverhofft "Die Frau war früher Kommunistin", dann stellt sich auch im Sinne der Aufmerksamkeits-Ökonomie die Frage, was der Autor damit bezwecken möchte. Das Bauchgefühl ist durchaus nützlich. Stimmt die Reaktion mit dem Sachverhalt überein, oder nicht. Wenn nicht, ist es möglicherweise manipulativ. Dazu braucht man noch etwas Basiswissen in Kommunikation. Jede Aussage hat mehrere Ebenen. Wenn deine Freundin meint "es ist ganz schön kalt hier", möchte sie bestimmt keine Offenkundigkeiten kommunizieren, sondern je nach Lage, dass du dich mal näher rüberbequemst, das Fenster zumachst, oder die Heizung aufdrehst. Sie sagt etwas über einen Sachverhalt, einiges über sich selbst (möchte z.B. aus irgendeinem Grund nicht direkt Anweisungen geben), und hat auch noch einen Appell an dich. Nicht anders ist das bei Texten und Nachrichten.

Schließlich kannst du noch in Begriffe reinschauen und die Sprache beobachten. Welche Arten von Metaphern werden genutzt? Sind es kriegerische, wie Siegen, kämpfen und durchhalten? Mal steht Merkel "vor" ihrem Minister, hier ist die Metapher "schützend", mal steht sie "dahinter", rückenstärkend. In dem Sinne werden auch Bewertungen wieder interessant. Wie sieht ein Sachverhalt faktisch gesehen denn aus, wenn die Interpretation weggelassen wird? Was macht Merkel konkret? Hier ist sehr viel "Spin" möglich. Zwischen "leidenschaftlich diskutieren" und "zerstritten sein" besteht vielleicht garkein Unterschied. Manche Journalisten arbeiten damit, eine ungenehme Fraktion oder Partei als "zerstritten" darzustellen, hier ist die Wahl der Aussrücke nicht zufällig. Genauso kann ein Fehltritt wirklich ein Fehltritt sein, oder "menschliche Schwäche". Ganz hilfreich ist auch noch das sogenannte "Framing". Das ist vor allem in den USA ganz groß. Man beachte: die Abtreibungsgegner, die auch ungewollte Schwangerschaft von Vergewaltigten "schützen" wollen, nennen sich selbst "Pro Life" (Pro Leben). Die andere Seite nennt sich dann notgedrungen "Pro Choice". Ganz klar, wer das Framing da gewonnen hat. Interessant sind hier Politiker nach Wahlen, wenn sie Bezugsgrößen auswählen müssen: das Ergebnis könnte gleichzeitig "das schlechteste aller Zeiten" sein, oder auch nur "wir haben uns nur um 1% verschlechtert". Auch da drehen Spin-Meister sich das so hin, wie es für sie gut klingt.
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Re: politische Bildung

Beitragvon stine » Di 15. Jan 2013, 14:25

:respekt: Von dir kann man noch einiges lernen, @Lumen.
Arbeitest du in der Werbeindustrie? Manipulativ?

LG stine
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Re: politische Bildung

Beitragvon provinzler » Di 15. Jan 2013, 14:59

Für ökonomisch Interessierte sehr empfehlenswert ist übrigens der Blog "Bankhaus Rott & Meyer".

Ansonsten kann ich nur empfehlen: Internationaler denken, erhöht den Überblick. Wenn man auch amerikanische, englische, spanische oder südamerikanische Quellen heranzieht, kriegt man oft eine zweite wertvolle Position dargelegt. Aus diesem Grund lese ich auch ab und zu ganz gern mal den "Economist", der übrigens auch noch andre Themen als Wirtschaft hat, und ganz interessante historische oder soziale Einblicke in eher unbekannte Ecken der Welt(geschichte) bietet (vor Weihnachten etwa ein Artikel über " La Guerra de la Triple Alianza", mir vorher kein Begriff und ein Streifzug durch Nairobi).
Man sollte auch Quellen lesen, die zur eigenen Haltung konträre Meinungen vertreten. Dafür nutze ich beispielsweise zeit.de
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Re: politische Bildung

Beitragvon Zappa » Di 15. Jan 2013, 17:29

Querlesen ist sicher wichtig und auch die Beschäftigung mit gegenläufigen Meinungen (selbst den Blog des Ludwig Mises Institut tue ich mir an :kotz:) sowie Informationen aus anderen Länder (Meine Empfehlung: the guardian weekly als print oder halt online, The New York Review of Books schau ich ab und zu mal rein).

Aber: Ohne ein tieferes Verständnis der politischen Funktionsweisen wird es auch nicht funktionieren. Wer nicht selber politisch tätig ist oder war, sollte zumindest mal ein Standardwerk über unser deutsches, politisches System und aktuell sicher auch was zum Finanzsystem lesen. Zur Politik kann Dir @Nanna sicher was empfehlen (bei mir ist das länger her), persönlich für mich war übrigens erhellend mal ein Buch über das britische System zu lesen (The British System of Government, AH Birch).
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Re: politische Bildung

Beitragvon provinzler » Di 15. Jan 2013, 18:14

Zappa hat geschrieben:Querlesen ist sicher wichtig und auch die Beschäftigung mit gegenläufigen Meinungen (selbst den Blog des Ludwig Mises Institut tue ich mir an :kotz:)

Manchmal nicht so angenehm, vom Baum der Erkenntnis zu naschen, denn es folgt die Vertreibung aus dem Paradies :lachtot:

Zappa hat geschrieben:Aber: Ohne ein tieferes Verständnis der politischen Funktionsweisen wird es auch nicht funktionieren. Wer nicht selber politisch tätig ist oder war, sollte zumindest mal ein Standardwerk über unser deutsches, politisches System und aktuell sicher auch was zum Finanzsystem lesen. Zur Politik kann Dir @Nanna sicher was empfehlen (bei mir ist das länger her), persönlich für mich war übrigens erhellend mal ein Buch über das britische System zu lesen (The British System of Government, AH Birch).

Solange sich das in ein Abarbeiten der formalen Prozeduren erschöpft finde ich das eher langweilig.
Was mich interessieren würde, wäre das Verständnis von Politikfunktionen hinter den Kulissen, also wie Lobbying arbeitet, welche (informellen) Druckstrukturen bestehen, wie man es schafft, subtil eine Diskurs- und Deutungshoheit über ein Thema zu bekommen (und seis nur situativ), wie oben in dem "Framingbeispiel". Edward Bernays kenne ich bereits. Bin für Lesetipps aber immer offen...
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Re: Politische Bildung

Beitragvon fopa » Di 15. Jan 2013, 20:34

xander1 hat geschrieben:Was macht man mit Medien, die Informationen nicht "richtig" wiedergeben? (z.B. Sachen weglassen)
Das machen alle Medien, die über aktuelle Politik berichten. Zumindest ist mir kein Gegenbeispiel bekannt. Um einen Überblick über das ganze Geschehen zu bekommen, muss man auch das Spektrum seiner Quellen erweitern. Dazu gehören natürlich auch die Randbereiche. In Zeitungen und Zeitschriften deutlich abseits der "Mitte" findet man oft Informationen, die andere gern verschweigen. Damit meine ich nicht nur das eindimensionale Links-Rechts-Spektrum, sondern je nach Thema auch andere Richtungen wie z.B. Öko-Aktivismus, religiöse Bewegungen oder Arbeitsbereiche entsprechender NGOs.
Dort findet man auch oft genug offensichtliche Paradebeispiele manipulativer Sprache, wie Lumen sie beschrieben hat. Hat man erst einmal einen Blick dafür entwickelt, fällt einem insbesondere in den "neutral berichtenden" öffentlich-rechtlichen Medien doch so einiges auf. :tv:

Ansonsten ist natürlich die grundsätzliche Frage, welche Politik bzw. was dich speziell interessiert. Landes-, Bundes- oder internationale Politik? Krisengebiete? Wirtschaftspolitik? Sozialpolitik? Parteien? Die Liste ist lang. Aber die Wahl der Medien hängt von der Antwort auf die Frage ab.
Bundestagsausschnitte sind manchmal sehenswert, wenn man weniger an Sachinformationen, sondern mehr an den Menschen interessiert ist.
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Re: Politische Bildung

Beitragvon provinzler » Fr 18. Jan 2013, 13:33

@Lumen:

Apropos Framing: Wie siehst du den hier eigentlich den gepflegten Umgang mit "Nazi-Symbolik", in der Beispielsweise unschuldige Zahlen plötzlich zwangsweise in eine politische Aussage gedrückt werden? Unterwerfen wir uns mit der Tabuisierung nicht in gewisser Weise dem Frame der Nazis, wenn wir die Verwendung stinknormaler Zahlen beinahe kriminalisieren? Ich hab schon in etlichen Foren Nazismusanschuldigungen gesehen, die einzig darauf beruhten, dass ein User aktuelles Alter bei Anmeldung (18) oder den Geburtsjahrgang 88 im Nick eingebaut hatte. Oder ist das nicht eigentlich völlig kontraproduktiv und überzogen? Ist das Tragen eines Paul-Agostino-Trikots (Rückennummer 18 und seinerzeit absoluter Publikumsliebling) oder Username paulagostino18 wirklich ein politisches Bekenntnis, wie manche meinen?
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Re: Politische Bildung

Beitragvon Nanna » Fr 18. Jan 2013, 13:54

Kurzer Einwurf an der Stellle:
Das Problem ist, dass die Nazis es hier relativ leicht haben, Symbole zu definieren. Sobald in der breiten Bevölkerung bekannt wird, wofür "18" "88" oder die Schriftzüge bestimmter Modemarken im rechtsradikalen Zusammenhang stehen, ist es im Prinzip unmöglich geworden, sich dazu indifferent zu verhalten. Man kann dazu natürlich keine Meinung haben, aber damit wird man nicht durchkommen, wenn man z.B. entsprechende Kleidung trägt, weil man permanent mit Nachfragen und skeptischen Blicken konfrontiert wird. Das offene Auftreten einer Idee oder Symbolik zwingt den Rest der Diskursgemeinschaft eigentlich grundsätzlich dazu, zu diesem Gegenstand Stellung zu beziehen. Sie kann entweder sagen, dass sie sich die Butter von ein paar radikalen Außenseitern nicht vom Brot nehmen lässt und weiterhin entsprechende Symbole in einem "normalen" Zusammenhang tragen, was aber dazu führt, dass die Radikalen den Schutz des Normalen abbekommen und ihre eigenen Inhalte verharmlosen können. Das wissen viele Leute, weshalb relativ schnell ein Abgrenzungsimpuls entsteht - was dann Lösung Nummer Zwei ist, nämlich sich eben scharf abzugrenzen, auch auf Kosten des Verlustes eines vormals harmlosen Symbols und mit dem Preis, dass man die symbolischen Definitionen der Radikalen recht unkämpferisch übernimmt. Das Problem ist, dass die Nazis zwar eigentlich nicht besonders mächtig sind in unserer Gesellschaft, aber so verachtet werden, dass niemand mit ihnen in Zusammenhang gebracht werden will und das gibt ihnen, trotz Minderheitenposition, eine gewisse Möglichkeit, das framing mitzubestimmen, weil sie mächtige Symbole erzeugen können (aufgrund der mächtigen Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt, nicht aufgrund genuiner Macht).
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Re: Politische Bildung

Beitragvon fopa » Fr 18. Jan 2013, 14:19

@provinzler
Auch wenn du Lumen angesprochen hast, möchte ich gerne was dazu sagen.
Das Problem besteht wohl grundsätzlich bei Symbolen. Wenn ich mir ein Kettchen mit einem Kreuz um den Hals hänge, sieht jeder ein christliches Symbol darin, obwohl ich es gar nicht so verstanden haben will. Auch ist beispielsweise das Hakenkreuz (Swastika) ja kein Nazi-genes Symbol, sondern eine Rune, die sich in vielen Kulturen wiederfindet.
Beim Gebrauch von Symbolen muss man zwei Seiten betrachten: den Absender (Verfasser, Exponator) einerseits und den Empfänger (Leser, Perzipator, "Wahrnehmender"). Wenn die Botschaft des Absenders so beim Empfänger ankommt und interpretiert wird, wie beabsichtigt war, ist alles richtig gelaufen. Wenn nicht, hat entweder der Absender seine Botschaft ungeeignet verschlüsselt oder der Empfänger hat sie missverstanden. Nach meinem Dafürhalten liegt die Verantwortung für die "richtige" Interpretation in erster Linie beim Empfänger, denn er muss kritisch prüfen, ob seine Interpretation korrekt im Sinne des Absenders ist - sei es durch Nachfragen, Überlegen oder Recherchieren. Auch sollte der Empfänger möglichst nach einem Minimalprinzip vorgehen und möglichst wenig in die eigentliche Aussage hineininterpretieren, sondern sich auf das beschränken, was tatsächlich ausgesagt wurde. Wenn ich beispielsweise einen "Gegen rechts"-Aufkleber auf dem Auto habe, heißt das noch lange nicht, dass ich eine linke Einstellung habe.
Bezüglich der Nazisymbole ist es dasselbe. Meiner Ansicht nach haben die Leute, die in einer 18 oder einer 88 oder in AH oder HH nationalsozialistische Gesinnungsäußerungen sehen, eine gestörte Wahrnehmung. Selbst wenn sie eine solche Gesinnung richtigerweise vermuten, wäre es ihre Pflicht, Gewissheit durch Nachfragen o.ä. zu erlangen, bevor sie in irgendeiner Weise dagegen aktiv werden. Das Fatale ist aber, dass sie mit ihrem unreflektierten Aktionismus eine Tabuisierung (wie du gesagt hast) hervorrufen und damit eine Schere im Kopf jedes Einzelnen, der sich in der Öffentlichkeit bewegt. Dagegen muss man sich meiner Ansicht nach wehren, denn letztendlich ist es auch ein großes Stück (innerer und äußerer) Freiheit, das auf diese Weise verloren geht.

@Nanna
Sicher wird es für einen selbst unbequem, wenn man eine (unpolitische) Glatze trägt und sich ständig in einem Rechtfertigungszwang befindet. Würde man dadurch aber einem Skinhead "Schutz gewähren"? Schutz vor was eigentlich? Wenn es Schutz vor Vorurteilen ist, täte ich das gerne, denn es beträfe ja alle Menschen mit unnatürlicher Glatze. Schutz vor kritischer Auseinandersetzung mit politischen Inhalten kann ich niemandem geben. Jedenfalls verharmlost niemand irgendwelche Inhalte durch den Gebrauch irgendwelcher Symbole. Inhalte bleiben Inhalte. Symbole an sich sind harmlos.
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Re: Politische Bildung

Beitragvon provinzler » Fr 18. Jan 2013, 15:46

Vor allen Dingen muss man ja ständig mit die neuste Antifaliste im Kopf haben, was jetzt neuerdings alles Autobahn ist. Da wird der selbsternannte Antifaschismus teilweise intoleranter und totalitärer als der vorgeblich bekämpfte Gegner...
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Re: Politische Bildung

Beitragvon Libertaer » Fr 18. Jan 2013, 16:33

provinzler hat geschrieben:Ich hab schon in etlichen Foren Nazismusanschuldigungen gesehen, die einzig darauf beruhten, dass ein User aktuelles Alter bei Anmeldung (18) oder den Geburtsjahrgang 88 im Nick eingebaut hatte.

Verlinke doch mal ein Beispiel. Ich denke, du lügst. Zeig' uns ein einziges Beispiel, wo nur wegen 'Kevin18' oder 'Brigitte88' jemand des Nazismus beschuldigt wurde.
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Re: Politische Bildung

Beitragvon provinzler » Fr 18. Jan 2013, 19:59

Es ist nicht so, dass das täglich passiert, aber es kommt ab und zu vor. Du entschuldigste bitte, dass ich als Mitleser von etwa einem dutzend Blogs und Foren (nicht alle täglich), sowie bisweilen von selbigen verlinkten Inhalten, nicht immer noch exakt weiß, wo was stand. Und googeln ist ohne dieses Wissen auch einigermaßen sinnlos. Spinner gibts in allen Richtungen, und da gehören solche Hysteriker halt auch mit dazu. Man sollte nur vermeiden, sich von solchen Leuten das eigene Denken diktieren zu lassen. Wenn du glaubst ich lüge, dann glaub das meinetwegen. Wenns dir damit besser geht...
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Re: Politische Bildung

Beitragvon Lumen » Mo 21. Jan 2013, 00:44

provinzler hat geschrieben:@Lumen: Apropos Framing: Wie siehst du den hier eigentlich den gepflegten Umgang mit "Nazi-Symbolik", in der Beispielsweise unschuldige Zahlen plötzlich zwangsweise in eine politische Aussage gedrückt werden? [...]


Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Wer sich so nennt, muss damit rechnen, dass andere einen entsprechenden Eindruck gewinnen. Ich halte aber überhaupt nichts von dem, was der Engländer "knee-jerk reaction" nennt (Kniesehnenreflex). Es gibt neben dem Vorurteil und dem Urteil auch noch den Verdacht, der vielleicht öfter einmal genutzt werden könnte. Wer nur verdächtigt wird, ist erst einmal unschuldig.

Die Reflexe sind aber nun nicht immer ehrlicher und inhaltlicher Art. Häufig von Trollen heimgesuchte Foren bilden bisweilen eine Miliz (aka Forenpolizei) aus Leuten aus, die sich nicht zwangsläufig von den Trollen unterscheiden. Gerade in der Auseinandersetzung zwischen den extremen Enden politischer Lager verschwimmt bald der Unterschied, weil durch die fast ritualisierte Art jegliche Inhalte in den Hintergrund treten. Das ist mehr wie die Hooligans von zwei unterschiedlichen Fußballvereinen, die sich regelmäßig bekriegen. Da interessiert es mich nicht, wer Recht hat, weil es einfach bessere Orte gibt, danach zu suchen.

Leider entsteht um alle leidenschaftlich geführten Themen irgendwann ein Minenfeld. Weniger Begabte betätigen sich durch reflexartige Äußerungen als "Öl-ins-Feuer-Gießer", was dann bald dazu führt, dass der leiseste Verdacht schon zu einem Todesurteil führt (ein Karneval der Metaphern wird das hier). Das Thema kann alles sein, von Sexismus bis Kommunismus, von Faschismus bis Vegetarismus. Irgendwann ist der Anteil an präventiven Erklärungen und Versicherungen so hoch, dass über das Thema nichts mehr gesagt werden kann. Ein Kommentar zu Israel kann man sich zum Beispiel komplett schenken. Nach den drei Seiten, die man darauf verwendet hat, zu versichern, dass man den Beteiligten nichts böses wolle, interessiert der Sachverhalt kaum jemanden mehr, vor allem wenn Trolle und Milizen auf einen Satz als Startschuss für das Scharmützel lauern.

Bei den Nazi-Symbolen allgemein denke ich, dass wir es den Nazis zu leicht machen. Die Nationalsozialisten haben mit ihrer Propaganda einen beispiellosen Kunstraub der Symbole veranstaltet und der wird ihnen zu einem gewissen Grad zugestanden, dabei hat ihr "Reich" gerade einmal zwölf Jahre gewütet und die Symbole stehen ihnen eigentlich nicht zu. Zum Glück gibt es mittlerweile wieder eine etwas entspanntere Haltung zur Geschichte außerhalb des Nationalsozialismus. Aber Mittelaltermarkt, Subkulturen verschiedener Art oder Guido Knopp holen sich ja manches Scheibchenweise wieder zurück.

Libertaer hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Ich hab schon in etlichen Foren Nazismusanschuldigungen gesehen, die einzig darauf beruhten, dass ein User aktuelles Alter bei Anmeldung (18) oder den Geburtsjahrgang 88 im Nick eingebaut hatte.

Verlinke doch mal ein Beispiel. Ich denke, du lügst. Zeig' uns ein einziges Beispiel, wo nur wegen 'Kevin18' oder 'Brigitte88' jemand des Nazismus beschuldigt wurde.


Ich gestehe. Bei einem solchen Forennamen habe ich genau diesen Verdacht. Ich mache manchmal den Fehler und lese Kommentare auf YouTube. Da wird dieser Verdacht durch ein Geständnis manchmal direkt weggeblasen (durch entsprechend eindeutige Äußerungen).
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Re: Politische Bildung

Beitragvon provinzler » Mo 21. Jan 2013, 16:10

Lumen hat geschrieben:Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Wer sich so nennt, muss damit rechnen, dass andere einen entsprechenden Eindruck gewinnen. Ich halte aber überhaupt nichts von dem, was der Engländer "knee-jerk reaction" nennt (Kniesehnenreflex). Es gibt neben dem Vorurteil und dem Urteil auch noch den Verdacht, der vielleicht öfter einmal genutzt werden könnte. Wer nur verdächtigt wird, ist erst einmal unschuldig.

Führt aber manchmal auch zu absurden Konstellationen. Ich könnte mich zum Beispiel ohne explizites Einfügen meines zweiten Vornamens in einem österreichlastigen Internetforum nicht mal mit meinem eigenen Klarnamen bewegen, ohne als Anhänger eines rechtsgerichteten Attentäters der 90 er - Jahre zu gelten. Und mein Name ist nun wirklich ein Allerweltsname, den ich nunmal leider mit diesem Typen teile.
Den Rest kann ich im Übrigen weitgehend so unterschreiben.
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Re: Politische Bildung

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 21. Jan 2013, 17:38

FF?
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Re: Politische Bildung

Beitragvon provinzler » Mo 21. Jan 2013, 20:09

Ganz genau.
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Re: Politische Bildung

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 22. Jan 2013, 09:04

Namensähnlichkeit kann immer ein Fluch sein und wenn man Namen selbst wählen kann, dann liegt der Verdacht natürlich immer auf der Hand, dass der Name gewählt wurde, bewusst gewählt wurde und mit dieser (angenommenen) Wahl auch was beabsichtigt wäre.
Deshalb eben auch Vorbehalte bei "88", "18" o.ä. in einem Forennamen. (Und hier irrt "Libertaer" sehr, sehr deutlich mit seinem Verdacht der Lüge, ob ihm ein weiterer "Zeuge" als Beleg ausreicht, muss er selber wissen.)
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Re: Politische Bildung

Beitragvon Gandalf » Mi 6. Feb 2013, 07:41

xander1 hat geschrieben:Mir ist aufgefallen, dass sich manche Menschen besser auskennen mit der Politik als ich und das ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass sie sich mehr informieren, sondern darauf dass sie andere Quellen nutzen?

Die Hauptfrage ist: Wie bildet man sich politisch zur aktuellen Politik am Besten?


Hi!

Da der "Eu-Thread" ja gesperrt ist, passt das vlt. hier rein:
Imagepflege: EU startet PR-Aktion in Internet-Foren

Die EU will sich im Vorfeld der Wahlen zum Europaparlament massiv in die Diskussionen im Internet einmischen. PR-Agenturen und EU-Beamte sollen in euro-skeptische Foren gehen, um dort jeden anti-europäischen Mythos im Keim zu ersticken. Die Aktion kostet zwei Millionen Euro aus Steuermitteln und wird von Kritikern als schlicht lächerlich bezeich

Ist das evtl. jetzt ein Geschäftsmodell für Forenbetreiber?

Ich befürchte jedoch die EU-Beamten werden es sich einfach machen und ihre "Freunde" bei den Chefredaktionen der "Qualitätsmedien" einfach darum "bitten" kritsiche Kommentare nicht zu veröffentlichen, bzw. löschen zu lassen. - Die 2. Mio Steuergelder werden bald verbraucht sein.
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Re: Politische Bildung

Beitragvon xander1 » Mi 6. Feb 2013, 12:10

Aus dem Thema habe ich mir eigentlich erhofft ein paar gute Informationsquellen zu bekommen.
Ich bin meist eher so auf Newsseiten, die zu einem nicht unerheblichen Teil auch der Unterhaltung dienen. Deshalb trifft mich viel Propaganda wenn man es so ausdrücken will.

Eine Quelle habe ich ja genannt, die besser sei: Die Webseite des deutschen Bundestages mit den Videos von einzelnen Sitzungen. Ich glaube, dass das schon ziemlich wertvoll ist.

Allerdings bin ich schon so verwöhnt von den News-Unterhaltungswebseiten, dass mir die Lust an geistiger Mehrbeschäftigung mit ernsthaften politischen Seiten vergeht.
Ja so ist der Mensch - träge - wenn man so will.
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