Studenten sind ein faules Pack?

Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon xander1 » Sa 26. Jan 2013, 12:21

Als ich mal bei der Mutter eines sehr nahen Bekannten zu besuch war - sie ist schon lange arbeitslos - da meinte sie doch glatt zu mir, dass ich als Student doch wenig zu tun habe, dass Studenten faul sind. (Vielleicht zu viel RTL geguckt) Ich habe dann nichts dazu gesagt und sie in ihrem Glauben belassen der Harmonie willen wie ich so oft bin. Das ist jetzt auch schon 2-3 Jahre her.

Ja ... könnte jetzt schreiben, wie es in meinem Studium aussieht, aber jetzt seid erstmal ihr dran!
Sind Studenten ein faules Pack? Das meinen ja recht viele anscheinend, besonders ältere Menschen oder welche aus bildungsfernen Schichten.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon Nanna » Sa 26. Jan 2013, 13:43

Also Leute, die keine Ahnung haben.

Wir haben häufig eine freiere Zeiteinteilung, klar, aber 40h-Wochen sind für uns genauso normal wie in den Semesterferien Prüfungen, Seminararbeiten und Praktika hinterherzuhecheln. Viele meiner Kommilitonen gehen zudem nebenher arbeiten (ich auch). Der Gammelstudent fällt meines Erachtens unter dieselbe Kategorie wie der Hartz-IV-Sozialschmarotzer: Existiert, aber anteilsmäßig irgendwo im unteren einstelligen Prozentbereich und wird von Leuten vorgekramt, die einfache Antworten und jemanden zum Beschuldigen brauchen.

Das nächste Mal einfach vorrechnen, was du als alles tun musst und dass du dir haltlose Behauptungen verbittest. Harmonie bringt ja nichts, wenn du innerlich Magenkrämpfe kriegst davon.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon Zappa » Sa 26. Jan 2013, 15:04

Also ich finde die Bekannte hat recht, schau Dir doch mal an, wie viel Zeit die Studenten hier im Forum verbringen können :mg:

Im Ernst: Es kommt halt drauf an wie ehrgeizig und engagiert jemand studiert und natürlich auf das Studium. Ingenieur- und Naturwissenschaftliche Studiengänge sind eher verschult und eng getacktet. Geisteswissenschaftliche sind von der Zeiteinteilung meist freier und damit kommen einige nicht klar. Ich kannte mal einen, der im 36 Semester "studiert" hat, da war die wöchentliche Belastung natürlich überschaubar. Es gibt übrigens auch im normalen Job die "Verpisset", die es schaffen bei 8-stündiger Anwesenheit auf 3-4 Stunden Arbeit zu kommen.

Allerdings gibt es natürlich auch Jobs, in denen man auf eine 50 - 80 Stunden Woche kommt.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon stine » Sa 26. Jan 2013, 16:27

Um auch noch dazuzusenfen:
Ich bin wie @Zappa der Meinung, dass man wieder mal nicht alle über einen Kamm scheren darf. Wer sich in den Naturwissenschaften etwas aufbauen möchte und zudem noch arbeiten muss, um überleben zu können, hat als Fauler keine Chance. Wer seine Klausuren ernst nimmt und einen einigermaßen guten Abschluss haben möchte, muss ziemlich klotzen, um nicht hinten runter zu fallen.
Im Gegensatz dazu gibt es sicher Abkömmlinge gutsituierter Eltern, die an der Uni solange herumhängen, bis der Betrieb übergeben werden kann oder gleich irgendwelche Schmetterlingsfächer studieren, die eh keiner braucht und wo der Abschluss also auch nur eine Formsache ist. Am Ende macht sich der Doktortitel immer gut, egal, in welchem Fach promoviert wurde.

Um es kurz zu machen: Wer was erreichen möchte muss immer klotzen, egal, ob Schüler, Student, Arbeiter, Unternehmer oder sonstwas. Sogar der Hartz4-Empfänger muss fleißig herumlaufen, wenn er von allen seinen Berechtigungen Gebrauch machen möchte.
Von Nix kommt nix!

:mg: stine
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon xander1 » Sa 26. Jan 2013, 18:14

Ich habe auch deshalb nix zu ihr gesagt, weil ich ihr das nicht beweisen wollte und mich nicht streiten wollte und weil ich dann wirklich zeigen könnte, dass ich sehr sauer bin, dass sie sowas sagt.

Jedenfalls lerne ich oft bis zum Kopfschmerz und weiter. Es ist nicht nur eine Frage des Fleißes, sondern es ist auch anstrengend.

Früher im Kommunismus gings darum schwere körperliche Arbeit höher zu honorieren, aber vielen Menschen ist gar nicht klar, dass geistige Arbeit auch sehr anstrengend sein kann.

Wer nur die eine Art der Arbeit kennt, denkt dass die andere nicht so anstrengend ist.

Dann kenn ich noch eine ältere Frau ausm Internet mit der ich eigentlich gar nichts zu haben will, die mir vorwirft ein ewiger Student zu sein, was gar nicht stimmt. Es gibt einfach Menschen, die ein Problem damit haben, dass ich ein Student bin. Sie meint ich soll arbeiten gehen. Ich mein nur, dass das die dümmere Entscheidung wäre, wenn ich mein Studium abbreche, auch wenn ich schon den Bachelor habe. Es gibt gar keinen Grund mein Studium abzubrechen, außer dass ich so schneller zu Geld kommen würde.

Ich habe weder Verständnis für die Reaktion der arbeitslosen Mutter, noch Verständnis für die Reaktion der alten Dame aus dem Internet.

Wenn sie neidisch sind, dann hätten sie sich selbst früher in der Schule anstrengen sollen. Außerdem sind langzeitarbeitslose Mütter in Deutschland gewöhnlich deutlich reicher als Studenten, die von Bafög leben und ggf. Geld der Eltern. Das zeigt auch meine Erfahrung.

Ich finde manches Verhalten einfach armselig und niedrig.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon stine » So 27. Jan 2013, 11:21

Genau: Schwamm drüber!
Oder heißt es schwimm drüber? :ka:

:mg: LG stine
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon fopa » So 27. Jan 2013, 13:23

xander1 hat geschrieben:Es gibt einfach Menschen, die ein Problem damit haben, dass ich ein Student bin. Sie meint ich soll arbeiten gehen. [...] Es gibt gar keinen Grund mein Studium abzubrechen, außer dass ich so schneller zu Geld kommen würde.
Ich glaube, diese Menschen haben gar nicht so sehr ein Problem damit, dass du Student bist, sondern dass du in naher Zukunft nach abgeschlossenem Studium deutlich mehr verdienen wirst als sie. Mir scheint es dabei immer um Neid zu gehen: sie sind neidisch auf die angeblich reichlich vorhandene Freizeit während der Ausbildung, neidisch auf das angebliche Freisein von Zukunftssorgen, neidisch auf das höhere Einkommen im zukünftigen Beruf.
Was sie dabei übersehen, brauche ich wohl nicht alles aufzuzählen.
Ich sehe nur, dass viele meiner ehemaligen Schulfreunde, die nicht studiert haben, ein schickes Auto fahren, teilweise schon verheiratet sind und sich über einen Hauskauf Gedanken machen. Tja, sie haben ja auch schon einige Jahre Berufsleben hinter sich. Ich könnte eigentlich auch neidisch sein. :^^:
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon xander1 » So 27. Jan 2013, 18:25

Ja und ich könnte auch neidisch sein.
Kenne auch welche, die sind so alt wie ich und die Partnerin jünger und die haben schon ein Haus und 2 Kinder und ein schickes Auto. Mehr brauch ich ja nicht aufzählen.

Irgendwann fragt man sich warum man überhaupt aufs Gymnasium gegangen ist und ständig gebüffelt hat.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon mat-in » So 27. Jan 2013, 19:38

Mahlzeit liebe Radiohörer, guten Morgen liebe Studenten...

Ich nehme mal an, daß kommt auf den Studengang an? Ich habe eine 80-Stunden-Woche + Arbeit zu Hause.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon xander1 » Mo 28. Jan 2013, 08:31

Du arbeitest 11:30 Stunden in der Woche und das 7 Tage die Woche?
Das andere wären 16 Stunden an 5 Tagen in der Woche, was ja nicht sein kann.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon mat-in » Mo 28. Jan 2013, 21:11

Kann es nicht? Der "normale" Tag, wenn nicht viel los ist ist 8-20 Uhr weil man bis 20 Uhr mit dem öffentlichen Nahverkehr gut nach Hause kommt. Wird aber auch schnell mal 22 Uhr. Ich lese für die Arbeit im Zug auf dem Weg hin und dem Weg zurück. Am Wochenende mache ich nur "halbe Tage", so für 4-6 Stunden mal rein schaun, was ausdrucken zum lesen, ... und dann zu Hause weiter schreiben. Mein Rekord sind 94. Da bin ich aber auch die meisten Tage nur nach Hause gefahren um 5 Stunden zu schlafen. Unterbrochen wird das manchmal von 20 Minuten über den Campus laufen, belegte Brötchen kaufen. Aber nicht immer, oft haben meine Studis Mittleid und bringen mir was mit.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon Nanna » Mo 28. Jan 2013, 21:28

Verglichen dazu führe ich schon fast ein entspanntes Studentenleben wie es das Klischee fordert. ;-)
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon Zappa » Mo 28. Jan 2013, 22:51

@mat-in: An- und Abfahrtzeiten werden leider nur bis maximal 10 min am Tag mit angerechnet ;o)
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon stine » Di 29. Jan 2013, 07:26

Ich fange an zu arbeiten, wenn ich morgens um 6.00 Uhr aufstehe und beende meine Arbeit um 23.00 Uhr, wenn ich wieder schlafen gehe. Manchmal habe ich auch schlaflose Nächte, weil mich das eine oder andere Problem nicht zur Ruhe kommen lässt.

:( stine
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon Nanna » Di 29. Jan 2013, 12:58

Wie kriegst du eigentlich deinen Haushalt geregelt, mat-in?
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon mat-in » Di 29. Jan 2013, 20:08

Haushalt? Ich habe zum Glück einen Geschirrspüler, Wäsche wird am Wochenende 3 Maschinen gemacht und alle 3-4 Wochen mal ein Wochenende aufgeräumt, wenn Besuch uns dazu zwingt, den "Jemand hat eine Handgranate ins Wohnzimmer geworfen"-Zustand zu verändern.

Schlimmer finde ich, daß es ein echtes Problem ist mal einen Termin zu finden zu dem ich zum Zahnarzt kann (Krone fällig), den ich dann nicht wieder über den Haufen werfen muß weil irgend was los ist...
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon xander1 » Mi 30. Jan 2013, 10:47

Wie kann man eigentlich so verrückt sein und so viel Arbeit auf sich ziehen? Wird man dadurch nicht krank? Ist das Geld sooo wichtig?
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon mat-in » Do 31. Jan 2013, 00:15

xander1 hat geschrieben:Ist das Geld sooo wichtig?
Wenn mir Geld wichtig wäre hätte ich was anderes studiert UND mir keinen Job an der Uni gesucht. Mir ist sonst einfach fürchterlich langweilig...
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon xander1 » Fr 1. Feb 2013, 10:28

Auch wahr, aber möchtest du nicht mehr Gestaltungsspielraum für deine alltäglichen Tätigkeiten?
Wie siehts da überhaupt mit dem anderen Geschlecht aus? Also ich will jetzt keine persönlichen Fragen stellen über deine Partnerin usw., aber hat man da noch genug Zeit für den Partner, sofern man einen hat?

Das ist ja wirklich Leben für die Wissenschaft. Ich könnte das gar nicht. Mein Körper würde irgendwann streiken, auch wenn man den Stress ausklammert.
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Re: Studenten sind ein faules Pack?

Beitragvon Darth Nefarius » Mi 20. Mär 2013, 21:39

Manche Sachen sind es wert, dass man ihnen sein Leben widmet. Zumindest kann man sich so nicht vorwerfen, man hätte nicht alles gegeben für seine Ziele. Vor dem unvermeidlichen Ende kann man nur feststellen, ob man etwas bereut nicht wenigstens versucht zu haben. Und wenn es eine lebenslange Verpflichtung in Form eines wissenschaftlichen Lebens bedeutet, ist das nur eine konsequente und pragmatische Aktion. Was wäre die Menschheit ohne größenwahnsinnige Besessene, die versuchten, wo andere immer scheiterten? Die Menschheit wäre ein langweiliger Haufen nackter Affen.
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