Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon stine » Di 29. Jan 2013, 07:56

Und?
War 's das dann in der Sexismus Debatte?

Ich habe mir den Talk angesehen und ich fand, er war genau das, was man von einer Unterhaltungssendung erwartet: Flach und witzig!
Ich weiß ja nicht, was die Urheber damit erreichen wollten, aber das Thema gehört nicht in eine Talksendung wie diese. Die ganze Debatte scheint mir sehr weit hergeholt, denn der Ausgangspunkt, nämlich ein angetrunkener Brüderle, der sich eine junge Journalistin gegen Mitternacht vom Hals halten möchte und dem nichts Besseres einfällt, als nach "Männerart" zu blödeln, ist nun wirklich kein Thema. Ich finde auch, dass der Stern an dieser Stelle sehr unglaubwürdig wirkt, denn Frauenkörper zu vermarkten sind doch gerade sein Metier.
Die Spitze gegen einen Politiker, der nicht auf der genehmen Welle reitet, ist meiner Meinung nach in die Hosen gegangen.
Und das tollste: Die sogenannte glaubwürdige Presse reitet auf der Welle weiter - warum denn nicht - solange sie trägt und solange der Buhmann nicht einer von den ihren ist.

Aber nun mal Butter bei die Fische: Was versteht man denn unter Sexismus überhaupt und kann man das menschlich verhindern?
Ist verbale Anmache verwerflich?
Ich finde Karasek hat das gut formuliert: Wenn die Frau mit dem Mann flirten möchte, dann ist das für sie in Ordnung, wenn sie das nicht möchte, dann ist das Sexistische Anmache.
Oder wie sehen das Naturalisten?

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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon Vollbreit » Di 29. Jan 2013, 09:15

Ich kann die Fernsehkritik nicht teilen, ich fand die Sendung nicht flacher als andere auch und kann auch nicht sehen, wo übermäßig gewitzelt wurde. Im Gegenteil, mindestens zwei mal wollte Jauch ernsthaft wissen, was denn im umgekehrten Fall sei: Bei anzüglichen Bemerkungen über Männer und hatte auch gleich Konkretes: Frau Schwarzers Bemerkungen zu Herrn Jauchs Krawatte als Penisersatz. Wurde von der grande dame des Feminismus dann in zu oft gehörter Weise plattgebügelt.

Auch die aus 10.000 Diskussionen routiniert eingeübten Empörungen „Ich sehe Männer nicht als Tiere“, als inhaltlich deplazierte Entgegnung gegenüber einer gelassen, aber schwach argumentierenden Wibke Bruhns, war sehr vorhersehbar.

Das Ergebnis schien mir ein, von der Frauenseite in meinen Augen recht souveräner, Appell an mehr FSK zu sein und die Feststellung, dass die Grenze schwer zu ziehen ist, da subjektiv. Einer Seite nun kategorisch die Hoheit zuzusprechen, die bestimmt, wo dümmliche Anmache nun beginnt und endet, kann nicht gut gehen. Dass im Extremfall sowohl Männer als auch Frauen ihre Macht missbrauchen, ist ein offenes Geheimnis, liegt m.E. weniger am Geschlecht als an der jeweiligen Primitivität oder Differenziertheit des Individuums.
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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon stine » Di 29. Jan 2013, 09:23

Vollbreit hat geschrieben:Appell an mehr FSK
??
Was bedeutet hier FSK?

Vollbreit hat geschrieben: Dass im Extremfall sowohl Männer als auch Frauen ihre Macht missbrauchen, ist ein offenes Geheimnis, liegt m.E. weniger am Geschlecht als an der jeweiligen Primitivität oder Differenziertheit des Individuums.
Das ist richtig.
Aber was machen wir nun, wenn die Primitivität weiterhin spürbar bleibt und Moral dehnbar und uninteressant wird?
Muss es Gesetze geben? Brauchen wir öffentliche Richtlinien?
So eins, wie das Diskriminierungsgesetz?
Ein Sexismusgesetz, das den Anmacher (m/w) im Zweifelsfall von seinen Ämtern befreit?



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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon Vollbreit » Di 29. Jan 2013, 09:59

FSK sollte freiwillige Selbstkontrolle heißen.

Der konkrete Inhalt eines Antisexismusgesetzes würde mich dann schon interessieren.
Die Anwort auf die Frage von Herrn Jauch, wie es denn im umgekehrten Fall aussieht, übrigens auch.
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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon xander1 » Di 29. Jan 2013, 11:49

Habe schon seit Tagen bevor das ganze mit Jauch und Twitter und Stern begonnen hat ein Thema darüber angefangen in einem anderen Forum, aufgrund einer Studentenzeitschrift.

Wie Sexismus definiert ist steht in Wikipedia, aber anscheinend kommen täglich neue Dinge dazu, die dazu gezählt werden wollen, wie so ein Begriff den man sich immer schön zurechtlegen kann wie man will.

Habe auch schon einige News gelesen darüber seit Tagen und was auf Twitter unter diesem berühmten Hashtag geschrieben wurde.
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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon stine » Di 29. Jan 2013, 15:00

Komm erzähl mal, @Xander. Du hast dir da wohl schon längst eine Meinung gebildet, oder nicht?

Vollbreit hat geschrieben:Der konkrete Inhalt eines Antisexismusgesetzes würde mich dann schon interessieren.

Eigentlich könnte man hier das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz bereits 1:1 übernehmen. Darin ist die sexuelle Belästigung ja schon aufgeführt.
Die Frage bleibt aber, ab wann sich jemand belästigt fühlt. Ab wann ist Anmachen belästigend?
Also ich frage demnächst vorher nach :anmachen: !

Eigentlich tut es mir leid, dass ich bei dem Thema nicht ernst bleiben kann, aber da ich nun ja schon mal ein paar Tage älter bin, habe ich das Problem nur noch selten und ich kann mich ganz gut wehren. Ich denke auch, dass "Mann" schon ziemlich bald merken kann, wann er über seine Ziele hinausschießt, wenn Frau (oder umgekehrt) sichere Zeichen gibt. Ich verstehe die Journalistin nicht, dass sie Herrn Brüderle nicht einfach an der Bar hat stehen lassen. Was man so hört, hat sie sich offenbar hinterher mit ihm noch ein Taxi geteilt :nein: . Und ihn dann hinhängen? Also ich weiß nicht...
Meine Meinung: Dieser Auslöser ist für eine ernsthafte Debatte leider nicht geeignet.

Vollbreit hat geschrieben:Die Anwort auf die Frage von Herrn Jauch, wie es denn im umgekehrten Fall aussieht, übrigens auch.

Ja, schade, weil ich denke, dass gerade junge Männer zunehmend in die selbe Falle tappen könnten, wenn Frauen die Führungsriegen erst mal via Frauenquote zu 50% besetzen werden. Vielleicht sind Männer aber härter im Nehmen und können sich besser abschotten. Viele Personaler sind heute schon weiblich und ich glaube nicht, dass sie bei den Einstellungsgesprächen immer nur objektiv nach den Unterlagen entscheiden.
Schwierig wird es immer, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, egal in welcher Konstellation.

Es wird hart, sich im Arbeitsalltag geschlechtsneutral zu verhalten, aber das ist die einzig mögliche Konsequenz. Wobei auch hier wieder gesagt werden muss, dass das auf Kosten der Frauen geht. Der Hosenanzug ist für Männer ja selbstverständlich, die Frau hat sich arbeitskleidungsmäßig an die Männerwelt anzupassen, wenn sie nicht dumm angemacht werden möchte.


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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon fopa » Di 29. Jan 2013, 16:33

Die Frauen provozieren doch die sexistischen Bemerkungen erst durch ihr aufreizendes Auftreten! Würden sie schön zu Hause am Herd stehen, würden sie auch nicht belästigt werden! Ich bin für Kopftuchpflicht! Am besten gleich Burka!!!!!einself :applaus:

Na gut, im Ernst...
Man muss sich doch die Frage stellen: Was wollen wir eigentlich? Wollen wir eine Gesellschaft, in der es Männlein und Weiblein gibt, die sich auch so verhalten? Oder wollen wir eine Gesellschaft, in der alle 'Arbeitsbienen' sind, wie es in der Sendung treffend formuliert wurde?
Klar, Diskriminierung ist eine Grenze, die in einem gesellschaftlichen Diskurs gezogen werden muss. Aber sind Bemerkungen über Oberweite Diskriminierungen? Manche Frauen mögen es so auffassen - dann sollen sie das aber auch deutlich machen und nicht mit dem Gegenüber ins Taxi steigen und ihn ein Jahr später öffentlich diffamieren. Wenn Frauen so selbstbewusst sind, wie Alice Schwarzer es gerne behauptet, können sie auch selbst den Mund aufmachen und sich gegenüber sexistischen Bemerkungen wehren.

Die Talkrunde mit Günther Jauch fand ich deshalb auch ziemlich überflüssig. Nicht in dem Sinne, dass Sexismus kein Thema wäre, aber ist es ein Thema, über das man in solch einer Talkshow sprechen muss? Zudem noch, wenn eigentlich ein anderes Thema vorgesehen war? Meinetwegen sollen sich Britt und Markus Lanz damit auseinandersetzen. Die Premium-Talkrunde des Ersten Deutschen Fernsehens hat sich eher selbst damit herabgestuft.
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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon xander1 » Di 29. Jan 2013, 18:14

Die junge Frau aus dem Talk von Günther Jauch hat unter Twitter folgendes verlinkt:
http://feminismus101.de/flirten-ohne-creepen/

Mich würde mal interessieren was ihr davon haltet.
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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon stine » Di 29. Jan 2013, 20:26

Das hat die Welt noch gebraucht: Einen 100.000sten Verhaltenskodex für Party-Gänger.
Alle Verhaltensregeln scheine ich schon von irgendwoher zu kennen. Oder bin ich automatisch uncreepy?
:kopfklatsch: Jetzt fällts mir wieder ein: Sowas hat die Bravo doch schon vor 25 Jahren geschrieben! :mg:

Aber gut, dann eben jetzt nochmal von der Fachfrau für Spezialeinsätze an der Tanzbar.

:mg: stine

NS: Aber eventuell ganz zeitgemäß. Das Internet ist schließlich die Bravo der heutigen Jugend.
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Re: Günther Jauch: Sexismus Debatte

Beitragvon provinzler » Di 29. Jan 2013, 22:08

xander1 hat geschrieben:Die junge Frau aus dem Talk von Günther Jauch hat unter Twitter folgendes verlinkt:
http://feminismus101.de/flirten-ohne-creepen/

Mich würde mal interessieren was ihr davon haltet.

Mich würde interessieren wie man begründen soll, dass physischer Kontakt nur von der Frau initiert werden darf (Punkt 6)? Und Frauen die mit offenherzigem Dekollete daherkommen und sich beschweren, dass auch Männer hingucken die ihnen nicht gefallen, haben aus meiner Sicht nen gehörigen Dachschaden. Wen Hingucken auf aktiv durch die Kleidungswahl in die Auslage gestelltes jetzt schon sexuelle Belästigung ist, ist dann das Betrachten eines SChaufensters künftig schon Diebstahl?
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon stine » Mi 30. Jan 2013, 07:49

Frauen, wie Alice Schwarzer haben wir es zu verdanken, dass die Wahl der Kleidung nichts mehr mit der Signalwirkung zu tun haben soll, sondern lediglich der Frau selbst, also der Stärkung des fröhlichen Selbstbildes, dient. (Junge) Frauen, so sagt sie, sind stark genug, ihre Kleiderwahl für sich selbst zu treffen und die Kleidung auch selbstbewusst und offenherzig zu tragen. Es ist dabei, so sagt sie, nicht vorgesehen, dass Männern das zu gefallen hat. Jahrzehntelang hat sie sich dafür stark gemacht und das Umdenken, das bei Frauen offensichtlich stattgefunden hat, ist aber leider nicht auf die Männerwelt übertragbar.

Erstaunlich: Starke und intelligente Frauen wissen immer noch instinktiv, dass das nur Gequatsche ist und mit der Realität nichts zu tun hat. Oder warum erscheint eine Direktorin nicht mit tiefem Ausschnitt und einem gürtelbreiten Minirock zum Meeting? Auch wenn Frau Schwarzer es nicht wahrhaben möchte: Kleidung hat Signalwirkung und wird immer noch bewusst eingesetzt. Und Männern ist dieses Wissen nie verloren gegangen. :mg: !

Ich erinnere mich, dass ich seinerzeit nicht geschminkt in die Schule gehen durfte und immer brav angezogen sein musste. Das Ergebnis war, dass ich als graue Maus fleißg und erfolgreich sein musste, während die anderen alle schon mit ihren Freunden durch die Discos zogen. Gut, letztlich ist aus mir doch noch was geworden und schminken darf (muss :blush2: ) ich mich heute auch, aber dass Kleidung keine Wirkung haben soll und nur der Selbstverwirklichung der Mädchen und Frauen dient, ist heute noch genauso eine Mär, wie gestern.

Kokette Schülerinnen in den Pubertätsjahren zu unterrichten kann für manchen Lehrer schon eine Harusforderung bedeuten. Ich habe immer wieder erlebt, wie ältere Lehrer dem ganz väterlich begegnen können und humorvoll damit umzugehen wissen, aber für einen Lehramtsanwärter, der sich noch sehr unsicher in Front der Klasse bewegt, ist das schon eine Zumutung, wenn die Gören tiefausgeschnitten mit vollem Abend-Make-Up in den Tischreihen sitzen und ihren Augenaufschlag üben. Bild

Vielleicht werden Männer bald lernen, dass das schrille Outfit nicht der Offerte dient, sondern abschrecken soll, weil die Aussage bedeutet: Ich liebe mich selbst am meisten! :wink:

In diesem Zusammenhang ist die Facebook-Welt ganz interessant. Wie Mädchen und junge Frauen sich dort teilweise präsentieren, könnte auch zu Spekultionen Anlass geben. Aber offensichtlich ist ihnen die Signalwirkung nicht bewusst. Es klärt sie niemand mehr auf. Und wo, um alles in der Welt, sind die Erziehungsberechtigten geblieben, die das kontrollieren sollen?

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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon Vollbreit » Mi 30. Jan 2013, 11:24

Ich glaube, dass das Thema in wenigen Tagen bis spätestens Wochen stark an Dampf verlieren und überhaupt keine Folgen haben wird.

Ich stimme stine zu, dass wir a) alles schon gesetzlich festgezurrt haben, b) Antisexismusbeauftragte nicht sehr dringend brauchen und c) halte ich es für ein Märchen, dass Frauen sich Miniröcke und andere sexuelle Merkmalsverstärker mit der Einstellung „Ich tue das nur für mich“ anziehen.
Ich würde vermuten, dass sie ihre sexuelle Attraktivität testen wollen oder, wenn sie um diese sicher wissen, diese auch gerne hier und da einsetzen (im auslösenden Sternartikel stand ganz unten ürbigens, es gehöre auch zur Wahrheit, dass junge attraktive Journalistinnen auch gerne mal auf dafür anfällige Politiker losgleassen werden) oder einfach auch zeigen wollen, dass sie attraktiv sind. Das muss ja noch nicht heißen, dass sie dumm angemacht oder gar begrabscht werten wollen. Und natürlich schon gar nicht von jedem.

Das Locken, Necken und Protzen, von beiden Seiten, inklusive subtiler Grenzverletzungen, im idealen Fall mit dem Gefühl dafür, welche Signale die andere Seite dann nicht mehr beantwortet gehört zum beiderseitigem Verhaltensinventar und ist eine Mischung aus kulturellen Spielarten, mit kräftigem biologischen Antrieb. Warum nur Frauen den ersten Schritt tun dürfen sollten, halte ich, wie provinzler, auch für unbegründet.

Da will man schon alle Welt biologisieren und da wo's mal passt (was wirklich nicht oft der Fall ist) tut man es nicht. Frau Bruhns hat zwar konsequent den naturalistischen Fehlschluss bedient, indem sie sagte, Männer seien eben so (Frauen übrigens auch), naja, ich glaube es stimmt in gewisser Weise.

Pauschalierende Urteile über „die Männer“ und „die Frauen“ halte ich zwar generell in so gut wie allen Fragen für unangebracht. Aber es ist schon so, dass Männer bei entsprechenden Reizen ständig an Sex denken, was aber nicht bedeutet, dass zwischen dem dran Denken und der Ausführung nicht noch sehr sehr viele Schritte liegen. Es gibt Extremformen des weiblichen und männlichen Verhaltens, aber Extremformen sind eben extrem und das Normale eben normal und häufig.

Die sexuelle Reizschwelle ist bei Männern und Frauen sehr individuell und reicht von vollkommen fehlender Impulskontrolle (bei beiden) bis zur absoluten sexuellen Gehemmtheit (bei beiden) und normal ist eben hier auch die subtile ungeschriebene Choreographie. Wird schon der Blick in die Augen nicht erwidert, ist der Rest in der Regel für die Katz' und wenn sie um 1 Uhr fragt: „Kommst du noch mit hoch einen Kaffee trinken?“, geht es nicht immer darum, dass sie jetzt wirklich Kaffee trinken möchte, behaupte ich mal ganz kühn.

Statistisch ist es aber so, dass Frauen sexuell etwas stärker gehemmt sind als Männer (was sich aber im Laufe des Lebens gibt), was einer relativ komplizierten Theorie der Psychoanalyse folgt, die aber experimentell bestätigt werden konnte. Die 1000 bewussten, halbbewussten und unbewussten Abläufe im Hintergrund sind kompliziert, aber auf der Benutzeroberfläche des Alltags ist glaube ich den Allermeisten klar, wie das Spiel gespielt wird und dass es kein Spiel ohne Grenzen ist.

Völlig unfähigen Individuen sollte man die Spielregeln noch mal beibringen, allerdings gehört es nun mal dazu, dass die völlig unfähigen Individuen auf Argumente, Erklärungen und Appelle am wenigsten ansprechen und ob man per Gesetz ein allgemein neurotisches (= sexuell gehemmtes) Klima schaffen möchte, zugunsten der Erziehung einiger Schwer-/Unerziehbarer, muss man dann auch abwägen.

Die patriachal ausgerichteten Religionen, gegen die die meisten Brights ja ins Feld ziehen, haben Sexualneurosen kollektiv installiert. Die entsexualisierte Frau, die als Mutter (wir erinnern uns, Maria empfing ihr Kind vom heiligen Geist), als archetypisch rein idealisiert wird und die ihre sexuellen Reizen niemandem, außer dem Ehemann (oft nicht mal dem) zeigen darf. Das Geschenk der Sexualität wird dann reduziert auf die Fortpflanzung (im Dunkeln, von vorne und bitte ohne Stöhnen und größere Lustempfindungen), ein bisschen zu viel, „gute alte Zeit“, wenn man mich fragt.

Und ob es wohl einen inneren Zusammenhang gibt, dass ausgerechnet an Orten/in Gesellschaften/in kulturellen Subsystemen mit harter neurotischer Sexualhemmung, die Sexualität sich dann auf besonders unschöne Weise Bahn bricht, darüber darf jeder selbst nachdenken...
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon provinzler » Mi 30. Jan 2013, 12:44

stine hat geschrieben:Frauen, wie Alice Schwarzer haben wir es zu verdanken, dass die Wahl der Kleidung nichts mehr mit der Signalwirkung zu tun haben soll, sondern lediglich der Frau selbst, also der Stärkung des fröhlichen Selbstbildes, dient. (Junge) Frauen, so sagt sie, sind stark genug, ihre Kleiderwahl für sich selbst zu treffen und die Kleidung auch selbstbewusst und offenherzig zu tragen. Es ist dabei, so sagt sie, nicht vorgesehen, dass Männern das zu gefallen hat. Jahrzehntelang hat sie sich dafür stark gemacht und das Umdenken, das bei Frauen offensichtlich stattgefunden hat, ist aber leider nicht auf die Männerwelt übertragbar.

Du hast aber kein Recht darauf, irgendjemandem zu gefallen oder nicht zu gefallen. Sobald du dich in die Öffentlichkeit begibst, ist dein Anblick allgemein verfügbar. Was und wieviel du von dir zeigen willst, entscheidest einzig und allein du als erwachsene Frau und in eigener Verantwortung. Wieviel man(n) sehen kann, bestimmst du ganz allein. Aber unerwünschte Blicke auf freiwillig zur Schau gestelltes kriminalisieren zu wollen ist idiotisch. Und gerade der Stern, der primär davon lebt, mittelmäßigen Inhalt durch ansehnliche spärlich bekleidete junge Damen auf dem Cover zu kaschieren, sollte da die Füße mal ganz still halten. M.E. eine gezielte Honigfalle, da Brüderles Schwäche für Wein und junge Damen ja durchaus kein Geheimnis sind. Brüderle hat halt das Pech, dass er Mitglied einer Partei ist, die in Deutschlands extrem linksdominierter Medienlandschaft (Zitat einer international hochangesehenen englischen Zeitung), deshalb wird sowas halt zum Thema aufgebauscht. Bei Willy Weinbrandt hats ja offenbar auch niemanden interessiert, ebenso wenig beim Supermacho Gasgerd, aber die gehörten halt zu den "Guten".
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon stine » Mi 30. Jan 2013, 14:11

Sehe ich wie du, @provinzler!
Da hat der Stern eben versucht mit seiner primitiven Art und Weise Politik zu machen.
Das ging daneben, würde ich sagen.

:wink: stine
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon Vollbreit » Mi 30. Jan 2013, 15:14

Unabhängig vom Inhalt und der Frage seiner Berechtigung, scheint mir der „Stern“ da auch nicht die geeignetste Speerspitze des Antisexismus zu sein, zudem finde ich die Wahl des Zeitpunktes der Veröffentlichung, ein Jahr nach dem Vorfall, aber nur wenige Tage nach Brüderles Ernennung bemerkenswert.

Die Analyse der angeblich linksdominierten Medienlandschaft, kann ich allerdings so nicht teilen. Im Verwaltungsrat des ZDF sitzen mehr CDUler als SPDler, was an „Bild“, „Welt“ (allgemein der Springerpresse), „FAZ“, „Focus“, 90% der Wirtschaftszeitungen und so weiter links sein soll, kann ich nun wirklich nicht sehen, nicht mal der „Spiegel“ ist mehr explizit links (von einigen hier wurde er schon als die neue Speerspitze des Katholizismus bezeichnet).
Regiozeitschriften haben oft die politische Färbung der Region, die WAZ Gruppe und der „Weserkurier“ sicher andere als der „Rottaler Anzeiger“ und der „Bayernkurier“. Ähnliches gilt für die einzelnen Anstalten der ARD.
Ein harter Linker wird natürlich schon die „TAZ“ unter dem Kampfbegriff „bürgerliche Presse“ einordnen, für harte Rechte ist sicher auch die „National-Zeitung“ eindeutig von linken Elementen unterwandert sein.
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon fopa » Mi 30. Jan 2013, 15:39

Vollbreit hat geschrieben:Die Analyse der angeblich linksdominierten Medienlandschaft, kann ich allerdings so nicht teilen. Im Verwaltungsrat des ZDF sitzen mehr CDUler als SPDler, was an „Bild“, „Welt“ (allgemein der Springerpresse), „FAZ“, „Focus“, 90% der Wirtschaftszeitungen und so weiter links sein soll, kann ich nun wirklich nicht sehen, nicht mal der „Spiegel“ ist mehr explizit links (von einigen hier wurde er schon als die neue Speerspitze des Katholizismus bezeichnet).
Regiozeitschriften haben oft die politische Färbung der Region, die WAZ Gruppe und der „Weserkurier“ sicher andere als der „Rottaler Anzeiger“ und der „Bayernkurier“. Ähnliches gilt für die einzelnen Anstalten der ARD.
Ein harter Linker wird natürlich schon die „TAZ“ unter dem Kampfbegriff „bürgerliche Presse“ einordnen, für harte Rechte ist sicher auch die „National-Zeitung“ eindeutig von linken Elementen unterwandert sein.
Du sagst es schon selbst: Es ist eine Frage der Perspektive. Wo ist die Mitte? Jürgen Trittin sagte es nach Wahl zum Spitzenkandidaten selbst: "Wir sind nicht weiter in die Mitte gerückt, sondern die Mitte ist nach links gerückt".
Im Vergleich zu früher oder zu einigen unserer Nachbarländer würde ich nämlich die CDU heutzutage auch nicht mehr mitte-rechts einordnen, sondern eher mitte-links. Deswegen kann ich deiner Argumentation mit dem Fernsehrat auch nicht zustimmen. Das ZDF ist nur etwas weniger links als die ARD. Der Focus ist etwas weniger links als der Spiegel. Dennoch muss man konstatieren, dass die Medienlandschaft immer deutlich weiter links stand und steht als die Mitte der Gesellschaft und damit eine starke Sogwirkung auf sie ausübt.

Noch kurz zur Sexismus-Debatte: Eigentlich hätte das Erscheinen des Artikels eine Diskussion um vernünftigen Journalismus lostreten müssen. Aber es ist natürlich nachvollziehbar, dass das nicht unbedingt im Sinne der Akteure (der Journalisten) gewesen wäre. :/
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon Vollbreit » Mi 30. Jan 2013, 16:16

@ fopa:

Man kann ja problemlos Deine Aufzählung auch als “etwas weniger rechts” darstellen.
Da macht die Setzung des Kontextes schon die Musik.

Wer oder was die Mitte ist, liegt ja auch an der Definition.
Gebe ich die Definition vor, ist klar definiert was die Mitte ist und wer dazugehört.
Gehe ich von der Mitte als Mehrheit der Gesellschaft aus, müsste man analysieren, wie diese Mitte wirklich tickt.

Den Trend zur Sozialdemokratisierung der CDU sehe ich auch, insofern stimme ich auf den daraus folgenden Schlüssen weitgehend zu.
Der Trend bei Linken scheint tendenziell das laute Aufbegehren zu sein, bei Rechten ist es eher der stille Rückzug.

Zudem gibt es auch Kontroversen in der Trendforschung, was die wahre und medial präsentierte Mitte angeht: http://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale

Und ja, ich sehe da auch eher den Versuch einer medialen Kampagne gegen Brüderle/FDP.
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon stine » Mi 30. Jan 2013, 16:34

Vollbreit hat geschrieben:...medial präsentierte Mitte angeht: http://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale

Das Ergebnis: Alle Welt denkt, die SPD/Linke müssten 90% der Wählerstimmen einfahren und dann bleiben sie doch unter 30%.
Das heißt: Wer schweigt rächt sich mit seiner Wählerstimme. :devil:

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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon provinzler » Mi 30. Jan 2013, 19:17

Vollbreit hat geschrieben:Die Analyse der angeblich linksdominierten Medienlandschaft, kann ich allerdings so nicht teilen. Im Verwaltungsrat des ZDF sitzen mehr CDUler als SPDler, was an „Bild“, „Welt“ (allgemein der Springerpresse), „FAZ“, „Focus“, 90% der Wirtschaftszeitungen und so weiter links sein soll, kann ich nun wirklich nicht sehen, nicht mal der „Spiegel“ ist mehr explizit links (von einigen hier wurde er schon als die neue Speerspitze des Katholizismus bezeichnet).

Die CDU ist spätestens seit Merkel Kanzlerin ist, stramm durchsozialdemokratisiert. Nur die CSU scheint zuletzt erkannt zu haben, dass sich im konservativen Spektrum ein politisches Vakuum aufgetan hat, das gar nicht mehr bedient wird. Die FDP hat bei der letzten Wahl mit klarem Profil von diesem Phänomen profitiert, nur um dann unter der geballten Medienmacht sofort wieder einzuknicken und damit selber wieder zur reinen Klientelpartei degradieren. Grüne, SPD verstehen sich ohnehin als links und von der SED-Nachfolgeorganisation brauchen wir eh nicht reden. Wenn ich mir anschaue, was heute angebliche "Konservative" an Vorschlägen machen, dafür wäre man vor 40 Jahren in der SPD noch als linksextremistischer Spinner komisch angeguckt worden. Selbst die einst tiefschwarze Passauer Neue Presse ist ideologisch längst im linken Lager angekommen (auch wenn kaum noch einer mehr liest, als Lokalteil, Todesanzeigen und evtl. den Sport). Allenfalls unter der Rubrik "Leserbriefe" kommt noch bisweilen Gegenwind. Und das in einer Gegend, wo über 60% konservativ Wählen. (CSU, Freie WÄhler, Bayernpartei, und Teile der FDP-Stimmen)
Gab vor paar Jahren mal ne Studie nachdem rot-grün unter Journalisten in D ne 75%-Mehrheit hatte, die Union grad so über die 5%-Hürde rutschte, und der Rest sich verteilte. Und das nennt man dann "ausgewogen" :lachtot:
Deswegen lese ich auch vermehrt ausländische Zeitungen.
Allein die Tatsache, dass wir hier in Deutschland nicht wie anderswo gegen Faschismus kämpfen, sondern "gegen rechts" sagt eigentlich schon alles aus.
Die Abstände zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung gehen immer weiter auseinander. Abgesehen von vielleicht muslimischen Gruppen kriegt man etwa via facebook kaum Meinungen, die dezidiert nicht links sind. Die Nichtlinken schreiben da nix über Politik (meine Wenigkeit übrigens eingeschlossen).
Ich gehe davon aus, dass irgendwann eine ziemlich heftige Gegenbewegung kommen wird, die vermutlich auch wieder das Kind mit dem Bade ausschüttet, aber der Druck im Kessel steigt, die Frage ist nur noch wann es so weit ist.

P.S. Wenn der Spiegel die Speerspitze des Katholizismus ist, dann war die Prawda ein neoliberales Kampfblatt
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Re: Günther Jauch: Sexismus-Debatte

Beitragvon Vollbreit » Mi 30. Jan 2013, 21:17

Habe das mit der Parteipräferenz der Journalisten mal unter verschiedenen Schlagwörtern gegooglet, scheint was dran zu sein:
http://blog.ronniegrob.com/2011/02/07/d ... rnalisten/
http://www.pro-medienmagazin.de/journal ... %5D=detail
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... utschland/

Der zweite link müsste wohl kopiert werden, warum der nicht klapp, weiß ich nicht.

[Link repariert, 1v6,5m]
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