Die Scheinheiligen

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Beitragvon Lumen » Mi 6. Feb 2013, 12:44

Nachdem bereits Karl-Theodor zu Guttenberg (CDU), seinerzeit Shootingstar; Frau Mehrin (FDP) Europa-Abgeordnete; Florian Graf (CDU), Fraktionchef; Jorgo Chatzimarkakis (FDP), Abgeordneter ihre Doktortitel erschlichen haben und abgeben mussten, hat es nun auch die Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) erwischt. Vroniplag nennt noch andere, darunter auch eine Person von einer anderen Partei (Jugendamtsleiter, SPD), die aber keine hohen Ämter bekleiden. Bei der Auflistung wird eine gewisse Parteien-Tendenz deutlich, die doch irgendwie voll den Bestätigungsfehler ("habs ja gewusst!") bedient. Mir kommt es in der Tat so vor, als seien gewisse Ecken der Gesellschaft doch mehr auf Schein und Blendwerk ausgerichtet, was sich traditionell auch stets auszahlte, sich aber bisher kaum mit "Leistung" deckt. Was ist dran, an der Liberal-Konservativen Scheinheiligkeit?
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon xander1 » Mi 6. Feb 2013, 13:05

Ich glaube mittlerweile, dass das viele Doktoren in Deutschland betrifft und sich nur bei den Parteien so bemerkbar macht.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon stine » Mi 6. Feb 2013, 13:11

Klar, dass das wieder einmal Wasser auf den Mühlen der Arbeiterklasse ist.
Ob die mediale Treibjagd auch auf SPD- oder Grünen-Größen stattgefunden hätte, sofern sie mit einem Titel angetreten wären, bleibt leider eine Frage, weil Titel hier dünn gesät sind.

Natürlich kann man nun alle Doktoren durchleuchten und zum Rücktritt zwingen. Sie bleiben aber nicht die einzigen, die sich mit Hochstapeln Ämter angeeignet haben. Das Schönen des Lebenslaufs ist inzwischen Gang und Gäbe und wer es nicht macht bleibt eben außen vor. In der Wirtschaft gilt längst: Wenn er oder sie es trotzdem schaffen, dann kann er bleiben, egal, wie geschönt der Lebenslauf gewesen ist. Was das Parteibuch bei den Roten ist der Doktor bei den Schwarzen - wer hätte das nicht von vorne herein gedacht?

Mit Einführung von digitalen Suchmaschinen wird es einfacher, so manchem auf die Schliche zu kommen, aber ob das im Nachhinein Sinn macht, weiß ich nicht. Dass die Doktorschmiede in Akademikerkreisen eine gut geölte Maschine ist, musste doch jedem klar sein.
Das Schmücken mit Titeln ist eigentlich nichts Neues. Dumm nur, wenn man ihn sich wirklich erarbeiten musste und wegen eines Formfehlers, der längst bei der Abgabge der Arbeit schon hätte erkannt werden müssen, nun wieder zurück geben muss.

LG stine
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon xander1 » Mi 6. Feb 2013, 13:17

Achtung Achtung Goethe muss seinen von und zu adligen Titel abgeben. Es hat sich später rausgestellt, dass er einen Taler zu wenig bezahlt hat damals für den Titel.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Gandalf » Mi 6. Feb 2013, 17:06

Hallo!

ich denke es geht nicht nur um die Doktortitel, die wohl v.a. in konservativen Kreisen eine Art "Orden" darstellen und dann - man sich auch noch wie im Fall Schavan bei Guttenberg - "fremdschämen" muss.

Ich frage mal generell, - was für eine Qualifikation unsere Politiker allgemein mitbringen, um sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit über uns aufzuschwingen und uns zu belehren, wie wir zu leben haben?

Genügt es - wie z.B. im Fall Claudia Roth, das ich ein 'abgebrochenes Theaterstudium' und 'finanzielle Pleiten' vorweisen kann, um mich wirksam (schrill und "hinterfotzig" = Zitat eines Medienanwaltes bei Maybrit Illner gegenüber C.R. im Zuge von "Dirndlgate") in Szene zu setzen und dabei freigebig das Geld anderer Leute auszugeben?
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon xander1 » Mi 6. Feb 2013, 17:17

Naja, die Quote einen Doktor nicht erreichen zu können liegt nach meinem Wissensstand nur bei 1%.
Demnach kann man von dem Doktor nicht viel halten.
Habilitationen sind vielleicht schwieriger - aber keine Ahnung.

Jedenfalls würde ich von einem Politiker schon ein Hochschulstudium erwarten, mindestens einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften / Medizin / Jura / etc. , aber jedenfalls nicht Theaterwissenschaften oder Gesang.

Ein Doktor muss es nicht sein. auch deshalb weil er nur eine Spezialisierung darstellt.
Habe auch mal gelesen, dass Amerikaner darüber lachen, dass auf Deutschen Ausweisen der Doktor-Titel steht.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » Mi 6. Feb 2013, 21:27

Das schöne ist, dass regelmäßig Stimmzettel ausgehändigt werden, auf denen man für Leute stimmen kann, die die Kriterien erfüllen, die man sich wünscht. Alternativ kann man sich eine entsprechende Qualifikation zulegen und sich zur Wahl aufstellen lassen. ;-)
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Beitragvon provinzler » Mi 6. Feb 2013, 21:54

Was mir als prinzipiellem Skeptiker des Urnenkultes auch nix nützt.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » Mi 6. Feb 2013, 22:55

Richtig, aber irgendwie auch deine Entscheidung, oder?
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » Do 7. Feb 2013, 00:30

Nanna hat geschrieben:Richtig, aber irgendwie auch deine Entscheidung, oder?

Solange ich wenigstens noch frei von Saktionen die Kultteilnahme verweigern darf...
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Nanna » Do 7. Feb 2013, 01:34

Ist so vorgesehen, ja. ;-)
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » Do 7. Feb 2013, 03:06

Nanna hat geschrieben:Ist so vorgesehen, ja. ;-)

Hoffen wir, dass es dabei bleibt...
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Gandalf » Do 7. Feb 2013, 07:48

Nanna hat geschrieben:Das schöne ist, dass regelmäßig Stimmzettel ausgehändigt werden, auf denen man für Leute stimmen kann, die die Kriterien erfüllen, die man sich wünscht. Alternativ kann man sich eine entsprechende Qualifikation zulegen und sich zur Wahl aufstellen lassen. ;-)


Tja das ist ja leider eben nicht so. Wieviele Paralementarier z.B. von den Grünen sind denn 'direkt gewählt'? Und ist es nicht in manchen Parteien eher so, dass der "ständig klamme abgebrochene Lehramstsanwärter", die "privatinsolvente abgebrochene Schauspielerin" bei Kampfabstimmungen zum Listenplatz unterstützt - und umgekehrt. (Ich denke da auch an die Lobbygruppe eines ehemaligen Außenministers, die schon auch gern mal gewalttätig wurde)

Mich würde daher auch interessieren was ist eine "entsprechende Qualifikation"?
- Kann diese ein "normaler Steuerzahler" und "Familienvater/mutter" mitbringen?
- Hätte er/sie eine Chance im gegenwärtigen System?
- Was richten demgegenüber 'Fehlbesetzungen' an , die möglicherweise genau so an die Macht gekommen sind: Schavan hat - wohl nicht zuletzt - mit Hilfe ihrer falschen Doktorarbeit mit "Genderprofessuren" und "Quotenregelungen" mitgeholfen, die öffentliche Meinung dahingehend umzupolen und das deutsche Hochschulwesen in Sackgassen umzulenken.


Darüber ob man überhaupt noch wählen soll - und darüber dass die Ablehung der Wahl und das politische Engagement grundverkehrt wäre, laufen aktuell übrigens heftige Diskussionen unter Voluntaristen und Libertären

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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon stine » Do 7. Feb 2013, 08:43

provinzler hat geschrieben:Solange ich wenigstens noch frei von Saktionen die Kultteilnahme verweigern darf...

Magst du dich dazu genauer äußern?
Was ist dein persönlicher Grund, nicht wählen gehen zu wollen?
Und was erwartest du dir langfristig als Ergebnis von, sagen wir mal: 70% Nichtwähler?

:ka: stine
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon stine » Do 7. Feb 2013, 08:59

Gandalf hat geschrieben:Mich würde daher auch interessieren was ist eine "entsprechende Qualifikation"?

Ideale Qualifikationen für einen guten Politker wären für mich:

Hinhören und Zuhören können,
das Gehörte sachlich analysieren zu können,
ein fehlender narzistischer Selbstdarstellungsdrang,
ein gewisses Durchsetzungsvermögen
und die Fähigkeit zur sachlichen Darstellung seiner Erkenntnisse und der daraus folgenden Ziele.

Dabei ist es mir völlig egal, ob der Betreffende Jura, Lehramt oder Theologie studiert hat, weil jedes Studium letztlich nur das eigene Ziel bedient. Im günstigsten Fall hat ein guter Politiker Latein oder Altgriechisch, Geschichte oder Volkswirtschaft studiert.
Ich halte einen Absolventen der Ingenieurswissenschaften für durchaus fähiger, als einen Lehramtsabsolventen und ich finde, der beste Politiker ist einer, der sich vorher im Berufsleben und in der Wirtschaft qualifizieren konnte.
Zum Davonlaufen finde ich Politiker, wie Florian Pronold. :sauer:

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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon fopa » Do 7. Feb 2013, 09:55

Lumen hat geschrieben:Bei der Auflistung wird eine gewisse Parteien-Tendenz deutlich, die doch irgendwie voll den Bestätigungsfehler ("habs ja gewusst!") bedient. Mir kommt es in der Tat so vor, als seien gewisse Ecken der Gesellschaft doch mehr auf Schein und Blendwerk ausgerichtet, was sich traditionell auch stets auszahlte, sich aber bisher kaum mit "Leistung" deckt. Was ist dran, an der Liberal-Konservativen Scheinheiligkeit?
Abgesehen davon, dass jede Aufdeckung eines Betrugsversuchs bei wissenschaftlichen Abschlüssen erstmal positiv zu bewerten ist, sollte man die Verteilung bezüglich der Parteien mit Vorsicht betrachten. Zum einen, das wurde ja schon genannt, sind Promotionstitel im liberal/konservativen Lager dichter gesäht, zum anderen haben diese Parteien auch mehr Mitglieder, die Ämter bekleiden. Ein weiterer, vielleicht der entscheidende, Faktor für die ungleiche Verteilung der Plagiatsaufdeckungen könnte aber die politische Gesinnung der Plagiatjäger sein. Es dürfte sich in erster Linie um Linke und Linksliberale handeln.

Ob das partei- oder lagerinterne Verhältnis von ehrlich und unehrlich erworbenen Titeln sich tatsächlich unterscheidet, wäre jedenfalls nur zu klären, wenn auch Arbeiten linksorientierter Politiker entsprechend durchleuchtet würden. Mit den gegenwärtigen Aufklärungsbemühungen lässt sich dazu aber m.E. nicht viel sagen.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon provinzler » Do 7. Feb 2013, 17:29

stine hat geschrieben:
provinzler hat geschrieben:Solange ich wenigstens noch frei von Saktionen die Kultteilnahme verweigern darf...

Magst du dich dazu genauer äußern?
Was ist dein persönlicher Grund, nicht wählen gehen zu wollen?
Und was erwartest du dir langfristig als Ergebnis von, sagen wir mal: 70% Nichtwähler?

:ka: stine

Es ist eigentlich ein ganzes Bündel von Überlegungen.

1. Ich will keine Blankoschecks ausstellen: Da ein Politiker nicht haftbar gemacht werden kann, wenn er nach der Wahl ganz was andres tut, als angekündigt, stellt man ihm eigentlich defacto einen Blankoscheck aus.

2. Die individuelle Nichtigkeit ist Garantiert mit meinem 62 millionstel Nanostimmchen. Warum sollte ich mich darauf einlassen, wenn mir schon am Roulettetisch die Verlustchance von maximal 1:36 zu hoch ist? Ich mag einfach keine Spiele mit negativem Erwartungswert.

3. Hängt ganz eng mit 1. zusammen. Ich will nicht verantwortlich sein, für das was den Politikern so einfällt, nur weil sie vor der Wahl ganz was andres gesagt haben.

4. Warum sollte ich mich für irgendeinen Handballverein entscheiden, wenn ich eigentlich Fußball spielen möchte?

Was ich mir davon erwarte? Für mich persönlich ein sauberes Gewissen. Dass es die Herrschaften nicht sonderlich interessiert, ist mir auch klar.
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon mat-in » Fr 8. Feb 2013, 07:01

xander1 hat geschrieben:Naja, die Quote einen Doktor nicht erreichen zu können liegt nach meinem Wissensstand nur bei 1%.
Demnach kann man von dem Doktor nicht viel halten.
Worauf stützt du das? Wir haben 500000 Studienanfänger im Jahr und 25000 Promotionen im Jahr. Die Abbruchquote (und die Promotionsquote) ist über die Fächer gesehen sehr unterschiedlich - wie die Ansprüche an eine Promotion übrigens auch.


xander1 hat geschrieben:Jedenfalls würde ich von einem Politiker schon ein Hochschulstudium erwarten, mindestens einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften / Medizin / Jura / etc. , aber jedenfalls nicht Theaterwissenschaften oder Gesang.
Ich würde von Politikern erwarten, das sie fähig sind, Experten zuzuhören, gemeinsam mit diesen Entscheidungen zu treffen und diese Entscheidungen dann in der Öffentlichkeit zu vertreten. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, wie da ein Medizinstudium weiterhilft.

xander1 hat geschrieben:Ein Doktor muss es nicht sein. auch deshalb weil er nur eine Spezialisierung darstellt.
Nein, es ist nicht bloß eine Spezialisierung. Es ist eine Ausbildung zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Davor arbeitet der Student immer nur an "vorgedachten" Projekten, darf und soll sich zwar in einer Masterarbeit einbringen, besitzt aber nicht die qualifikation, selbst einen sinnvollen Zeitplan auszuarbeiten oder den Überblick ein ganzes Projekt zu planen.

In wieweit das für Politiker nötig ist, sei mal dahingestellt, es sieht mit anderen Abschlüssen aber ganz ähnlich aus. Da machen Leute Abitur (ein par zusatzjahre die mal als "weiterlernen um sich für ein Studium zu qualifizieren" gedacht waren) und arbeiten dann im Reisebüro...
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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon stine » Fr 8. Feb 2013, 08:04

provinzler hat geschrieben:Die individuelle Nichtigkeit ist...
...eben nicht garantiert. Ab 50% Nichtwähler wird Demokratie zur Farce. Wenn nur Politikinteressierte zweier oder dreier Lager noch wählen, können wir auch gleich wieder eine Monarchie gründen. Die wäre mir noch lieber, als eine Parteiendiktatur der zwei Großen, die sich längts in der Mitte gefunden haben.

Wahlverweigerer ignorieren ihre Möglichkeiten und strafen ein System ab, das weltweit das Beste aller politischen Systeme ist. Dafür habe ich kein Verständnis. Und wenn man nur eine Randpartei beglückt, die keine Chancen hat, jemals mitzuregieren, aber deren Inhalt man voll unterstützen kann, hat man für die Demokratie mehr getan, als zu Hause zu bleiben oder Skifahren zu gehen.
Du musst ja nicht gleich einer Partei beitreten, aber von deinem Wahlrecht solltest du Gebrauch machen, denn nur so, können Politiker wissen, wo das Volk hin will.

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Re: Die Scheinheiligen

Beitragvon Arathas » Fr 8. Feb 2013, 09:30

provinzler hat geschrieben:1. Ich will keine Blankoschecks ausstellen: Da ein Politiker nicht haftbar gemacht werden kann, wenn er nach der Wahl ganz was andres tut, als angekündigt, stellt man ihm eigentlich defacto einen Blankoscheck aus.

2. Die individuelle Nichtigkeit ist Garantiert mit meinem 62 millionstel Nanostimmchen. Warum sollte ich mich darauf einlassen, wenn mir schon am Roulettetisch die Verlustchance von maximal 1:36 zu hoch ist? Ich mag einfach keine Spiele mit negativem Erwartungswert.


Die Demokratie ist nunmal die schlechteste aller Staatsformen - mit Ausnahme aller anderen. Was fändest du denn gerechter oder besser?

Zu Punkt 1 gebe ich dir Recht: Es ist im Grunde schon ein Witz, dass man Sachen, die für's Wahlprogramm wichtig sind und für die man möglicherweise gewählt wurde, hinten runterfallen lässt, sobald man gewählt ist. Das einzig gangbare wäre, die Parteien für so etwas systematisch abzustrafen und nicht mehr zu wählen, allerdings - auch da hast du ja Recht - kann man dann überhaupt keine Partei mehr wählen.

Aber jede Alternative, Parteien auf die Einhaltung ihres Wahlprogramms festzunageln, scheint mir schwierig bis nicht machbar. Nehmen wir mal an, Wahlprogramme würden als eine Art Vertrag gesehen, die die Partei mit der Bevölkerung schließt, so ähnlich, wie bei zwei Firmen, die einen Vertrag eingehen, wo eine Seite die Lieferung von XYZ verspricht und haftbar gemacht werden kann, wenn sie XYZ nicht in angemessener Zeit liefert.

Hört sich vielleicht gut an, aber wer würde sich dann noch auf Politik einlassen? Denn es hängt so oft (immer?) nicht an einem Menschen oder einer Partei, um etwas durchzubringen; die Opposition (oder auch die eigene Partei) kann einem da so schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Es ist ja nicht so, dass eine gewählte Partei eine diktatorische Herrschaft im Land inne hat und tatsächlich auch alles machen kann, was sie versprochen hat. Ein gutes Beispiel ist da Obama, der zumindest einige der Sachen, für die er mal stand, versucht hat, umzusetzen. Es ist eben viel zu oft ein Kampf gegen Windmühlen, selbst wenn man die Absicht hat, etwas zu verändern.

Ich denke daher nicht, dass es in irgendeiner Form möglich oder sinnvoll ist, Parteien auf ihre Wahlprogramme festzutackern. Aber vielleicht hast du ja gute Ideen, wie man dieses Problem umschiffen könnte?
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