provinzler hat geschrieben:Darth Nefarius hat geschrieben:...ebenso wie in den faschistodien Ideologien des heutigen Europas wie Frankreich, Deutschland...
Gibt schon Entwicklungen, die ich sehr bedenklich finde. In Frankreich bleiben Freiheitsberaubung, Folter durch Schlafentzug und Androhung weitaus schlimmerer Dinger straflos, wenn die Opfer dem dortigen Untermenschentum angehören (Unternehmer oder Manager, die ein Fabrik zumachen wollen oder müssen). In einem Rechtsstaat müsste eine Organisation (in diesem Fall eine Gewerkschaft), deren Chef derartiges äußert, als kriminell eingestuft und verboten werden, sowie die Täter strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden, mal ganz abgesehen davon, dass die Staatsmacht, die vorgibt Leib und Leben zu schützen in solchen Situationen tatenlos zusieht, weil die Vertreter die Aktionen gut und richtig finden.
Klar ist Frankreich in sowas ausbaufähig, aber dennoch ist es weltweit einer der Vorzeigestaaten und ein Ursprungsland was Demokratie angeht. Eine Heile-Welt-Demokratie gibt es nicht, das liegt aber am grundsätzlichen Konzept welches eine Mischform verschiedener effizienterer Regierungsformen ist, die jedoch einzeln wesentlich anfälliger für Missbrauch und Korruption sind als der Hybride, den wir aktuell in Europa zurecht bevorzugen. Es ist etwas anderes Missstände zu kritisieren als zwischendurch alles faschistoid zu bezeichnen, was nicht Anarchismus bedeutet und sich dann jeder Diskussion zu entziehen, nachdem man sein Feuer gelegt hat.
provinzler hat geschrieben:Staatliche Betreuung bedeutet vor allem Externalisierung von Kosten.
Klingt mir nach Liberalisierung der Familien wie die Liberalisierung der Märkte. Das bedeutet konsequent gedacht, dass man einen Großteil an Verwahrlosung überlässt, um keine kollektive Verantwortung zu übernehmen. Diese "Kosten" sind eine sinnvolle Investition in den wichtigsten Rohstoff: Nachwuchs.
provinzler hat geschrieben: Du verlangst, dass andre deine bevorzugte Lebensart über ihre Steuergelder subventionieren müssen.
Als ob ich der Schmarotzer wäre, den die anderen bezahlen müssten! Ich selbt bin auch bereit einen Teil der Kosten zu tragen, sobald ich ein Einkommen außer Bafög habe. Ich verlange gar nichts, habe nicht die Position etwas zu verlangen - stelle aber fest, dass es ein zu großes Risiko bedeutet, die Kinder ihren Familien zu überlassen und die wenigsten wohl ein derart komfortables Berufsleben haben, sich einerseits Kinder zu leisten und andererseits auch noch ihre Erziehung zu übernehmen.
Es kommt mir vor, als seien die Linken mit denen ich immer diskutiere grundsätzlich irgendwelche weltfremden Idealisten, die nie arbeiten mussten oder müssen und sich deswegen gar nicht vorstellen können, dass manche gar keine Zeit/kein Geld oder beides nicht haben, um für eine Familie unabhängig vom Staat zu sorgen.
provinzler hat geschrieben:Und ich bin skeptisch, wer darüber befinden darf, ob Eltern "nicht in der Lage sind" ihre Kinder selbst zu erziehen.
Die Daten einer Bevölkerung sprechen für sich. Selbst einer Gesellschaft wie dieser, der es so gut geht, scheint sich immer weniger Nachwuchs leisten zu wollen (vielleicht weil sie es oft auch nicht können?!). Die geburtenreichen Länder hingegen haben zwar viel Nachwuchs, allerdings weniger Lebensqualität (und damit weniger Aussicht auf eine gute Erziehung, ein gutes Leben). Die meisten Menschen müssen noch arbeiten, um für sich und vielleicht sogar eine Familie zu sorgen. Das bedeutet, dass sie "nicht in der Lage" sind, ihre Kinder selbst zu erziehen. Soll nicht nur bedeuten, dass der Inhalt der Erziehung unter Umständen unangebracht ist, sondern dass selbst bei Wille und Kompetenz schlichtweg die Zeit fehlen kann. Ist das so schwierig nachzuvollziehen für euch?
Diese Form des Zwangs zur physischen Anwesenheit im staatlichen Unterrichtsvollzug wurde in den 1930ern eingeführt und passt auch bestens in den Geist der damaligen Zeit. Diese besonders repressive Form teilt die BRD nur mit einer Handvoll Diktaturen wie Nordkorea. In andren Ländern ist es zwar umständlich und bürokratisch, aber immerhin möglich seine Kinder selbst zu unterrichten, oder falls man sich das leisten kann, von Privatlehrern zu Hause unterrichten zu lassen.
OK, bei so einer Aussage lohnt es sich nicht, mit dir sachlich zu reden.
Zappa hat geschrieben:Alle anderen Vergleiche (faschistoide, BRD und Nordkorea) sind natürlich vollkommen albern und nicht mein (Erregungs)Niveau.
provinzler hat geschrieben:Wenn nun eine Mehrheit dafür wäre, dass du jeden Sonntag in die Kirche gehen und dafür auch noch bezahlen musst, hättest du damit ein Problem?
In der Kirche wird man nicht zum nützlichen Mitglied der Gesellschaft ausgebildet, du bekommst keine Sprachkenntnisse, kein Wissen um die Naturwissenschaftten, keine Geschichtlichen Informationen und Fakten überliefert. Selbst ich mit meinem Abitur und meiner weiteren Ausbildung bezweifle, dass ich ausgewogen und alleine meine Kinder erziehen könnte. Es ist unrealistisch in allen relevanten Bereichen des Lebens so ausgebildet zu sein, dass man noch andere so erziehen könnte.
provinzler hat geschrieben:Ich musste viele Jahre lang, fünf Tage die Woche in einer Anstalt verbringen, in der man behauptete mich zu bilden, in Wirklichkeit aber jeglichen geistigen Fortschritt, der weiter als der Zentralplan reichte, zu sabotieren suchte (schon allein indem man meine Anwesenheit erzwang und Fremdbeschäftigung bekämpfte) und mir nebenbei täglich das Leben zur Hölle machte. Und einem Teil dieser Peiniger, den Unterrichtsvollzugsbeamten, darf ich dann auch noch eine fette Pension mitbezahlen.
Oh, da muss ich aber
Ich wette, dass deine Schulzeit nicht halb so schlimm war wie meine, nicht halb so brutal, nicht halb so erniedrigend, so nervig. Aber es hat mich gestärkt und das war immer noch besser als zu verwahrlosen. Hätten meine Eltern meine Ausbildung übernommen, könnte ich wohl keinen einzigen korrekten Satz deutsch rausbringen!
provinzler hat geschrieben:Aber für die Anbeter des "größeren Gesellschaftswohls" sind Leute wie ich halt bedauerliche Einzelfälle. So wie halt im Mittelalter das Schicksal der "Hexen" den meisten am Arsch vorbeiging.
Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass das Leben so unfair ist.
Aber ich bin nicht bereit mich selbst derart zu erniedrigen, auch noch das Loblied für diese Schinder zu singen.
Ja, für dich wäre die Welt wohl in Ordnung, würde der Staat für solche wie dich ein Klassenzimmer mit 3 Lehrern bereitstellen, nicht wahr? Und wenn nicht - naja, soll jeder selbst sehen, wo er bleibt, oder? Wenns im Geldbeutel fehlt, was solls?
provinzler hat geschrieben:Ob ich die Perspektive verloren habe? Ich würde sagen, ich habe die ganze Veranstaltung halt aus einem ganz andren Blickwinkel kennen gelernt.
Das Zentrum der Welt: provizler.
Hier waren wohl alle auf einer staatlichen Schule, du bist uns in nichts voraus (zumindest gehe ich mal davon aus).
provinzler hat geschrieben:Ich hab sehr früh lernen müssen, dass das Leben nicht fair ist, und das eigene Schicksal den allermeisten Menschen völlig am Arsch vorbeigeht. Das war immer so, das ist so, und wird auch immer so sein. Und aus dieser Erfahrung heraus sehe ich halt auch diese ganze Veranstaltung namens Staat oder wie mans neuerdings gern nennt "Gesellschaft" halt mit deutlich weniger Idealismus.
Ohne Zentralisierung im Staat würde eine Gesellschaft sich die Eier kraueln und dahinvegitieren. Die widerwertigen Ausprägungen des Föderalismus sind schon schlimm genug, da diverse Organe wie die Polizei sich schlichtweg nicht absprechen und dann häufen sich Verbrechen wie des NSU oder von professionellen Einbrechern, die nur das Bundesland wechseln müssen, um den labilen Staat zu überfordern. Und da soll irgendein Kommunensystem die Lösung sein? Nur das ist nicht faschistoid?
Die menschliche Natur ist egoistisch, kein Zweifel, aber auf dieser Grundlage ist eine staatliche Demokratie die beste Organisationsform.
provinzler hat geschrieben:Im Ergebnis orientiert sich halt dann das Tempo am unteren Mittelfeld, schließlich brauchen wir ja hohe Abiturientenquoten

und in der Grundschule darf "keiner zurückbleiben". Aus meiner Sicht hilft nur eine größere Ausdifferenzierung und mehr Wahlmöglichkeiten. Stattdessen geht der Trend zu noch mehr Mittelmaßorientierung. Das ist mal das eine Thema.
Also, du erkennst den offensichtlichen Widerspruch in deinen Forderungen nicht? Einerseits bist du beleidigt, weil du in einer wie auch immer gearteten Minderheit ausgestoßen wirst, forderst jedoch gleichzeitig, nicht die Dummen mitzuschleppen, um auch sie zu bilden? Was hättest du gefordert, wenn du einer der Lerngestörten wärst (oder ist da der Konjunktiv falsch?)?
provinzler hat geschrieben:Das andre Thema ist die menschliche Dimension, dass manche sogenannte Pädagogen massives Mobbing nicht mal erkennen, wenn es direkt vor ihrer Nase passiert, solang das Opfer sich nicht umbringt oder Amok läuft (dann sind natürlich wieder alle furchtbar geschockt und schuld sind Ballerspiele und die Schützenvereine).
Da bin ich dir mal wieder eine Erfahrung voraus: Manche Lehrer betreiben sogar auch Mobbing, du hattest Glück.
Es gibt leider keine leichte Lösung für dieses Problem, es erfordert immer von dir Anstrengung, aber ausgeliefert bist du deinen Peinigern nie. Man muss nur die Stärke finden, ihnen entgegenzutreten.