Die sterbende Arbeit

Re: Die sterbende Arbeit

Beitragvon provinzler » Fr 26. Apr 2013, 04:27

Nanna hat geschrieben: Wir handeln gleichwertige Güter

Ludwig von Mises würde dir widersprechen. Es ist eine Ungleichung, nur dass die jeweiligen Wertannahmen unterschiedlich sind. Für den Bäcker ist dein Geld wertvoller als das Brot, denn davon hat er mehr als genug. Für dich ist das Brot wertvoller als das Geld, denn du hast Hunger, und Papier schmeckt nicht wirklich.

Nanna hat geschrieben:Ich versuche es mal mit einer historischen Antwort. Die Steuer ist im Zusammenhang mit dem Aufkommen von Bewässerungssystemen aufgekommen, in Ägypten, Mesopotamien, der Induskultur und China gleichermaßen.

Da bin ich bei dieser Interpretation eher skeptisch. Steuern (bzw. Tribute) wurden auch in diesen Gesellschaften in erster Linie auferlegt um extraktive Wirtschaftsformen aufrecht zu erhalten. Die Verpflichtung zur Steuerzahlung war historisch immer gleichbedeutend mit Untertanendasein. Diejenigen die das politsche Ruder in der Hand hatten haben umgekehrt faktisch immer von diesen Geldern gelebt. Und sich hochqualifizierte Büttel gehalten, um ihre Macht aufrechtzuerhalten. Und schon die Römer kamen dahinter, dass man den Plebs ablenken musste und investierten in Brot und Spiele (heute heißt das Hartz 4 und subventionierte Bundesliga). Im Grunde hat sich an den grundlegenden Strukturen die letzten paar tausend Jahre nicht allzu viel geändert.

Nanna hat geschrieben: Das Problem ist die Rationalitätenfalle, also das Phänomen, dass es individuell sinnvoll sein kann, sich gemeinschaftsschädlich zu verhalten oder zumindest nichts zur Gemeinschaft beizusteuern, aber gleichzeitig das Kollektiv davon profitiert, wenn sich alle kooperativ verhalten;

Das lustige ist, dass es den umgekehrten Fall aber genauso gibt. Also, dass dadurch der gemeinschaftliche Vorteil steigt, dass die einzelnen sich nicht kooperativ verhalten. Unser ganzes marktwirtschaftliches System lebt von risikofreudigen Innovatoren, die versuchen, den Verkäufern des status quo Konkurrenz zu machen. Lese grade Talebs "Antifragilität", da finden sich zu dem Thema eine ganze Reihe interessanter Gedanken...



Nanna hat geschrieben:Vielleicht irgendwann mal, wenn die Produktion vollständig automatisiert und die Logik des Handels von Produkten aus Herstellung durch menschliche Arbeit ausgehebelt wurde. Da kannst du aber noch ein paar Jahrzehnte warten.

Und die Maschinen erfinden und warten sich selber?
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