PRISM war bis vor kurzem selbst noch Verschwörungstheorie, da hast Du Recht.
Der Rest bedient aber wieder das verschwörungstheoretischen Muster. Dunkle Andeutungen, wie das Helmut Schmidt Zitat, das ich von Dir jetzt bestimmt schon zum dritten Mal lese. Damit wird dann immer so eine Stimmung evoziert... Helmut Schmidt, der weise alte Mann, der alle Ämter hinter sich hat, der es nicht mehr nötig hat, zu taktieren, der nun die reine Wahrheit verkündet. Da wird dann so eine Aura beschworen, war ja auch'n Bilderberger, der Altkanzler.
Nur leider ist das was Schmidt über die Bilderberger sagt denkbar unspektakulär. Der ist zwar irgendwie auch ne coole Socke, aber er redet manchmal auch dummes Zeug. Er ist nicht das Orakel von Delphi, sondern ein erfahrener Staatsmann, mit einer durchwachsenen politischen Bilanz (wie wohl alle), der für Dich vermutlich noch mal durch seine Nähe zu Popper emotional aufgewertet wird. Aber warum wird auf das Sedierende seiner Äußerungen nicht hingewiesen, sondern immer nur das Schrille ausgegraben, was man sich dann noch durch Zutaten zurechterklären muss.
Was soll der Satz denn nun sagen, welcher Staatsterror ist denn da gemeint? Israels Siedlungspolitik, Amerikas Drohnenattacken, worum geht’s?
Die nächste verschwörungstheoretische Zutat ist, dass nie
nur ein Thema diskutiert und geschweige zu Ende diskutiert wird. Verschwörungstheorie lebt von emotionalen Verknüpfungen, mindestens 3, besser 15 Themen müssen miteinander verwoben werden, da kann man dann immer so schön springen, schließlich muss man ja zeigen, dass und wie alles zusammenhängt, eine Andeutung hier, ein Geraune da, immer mit dem triumphalen „Hab ich's nicht immer schon gesagt?“-Gefühl verbunden.
Das klärt nicht, das verwirrt. Soll es ja, vielleicht nicht einmal bewusst. Zum Beispiel hier: PRISM, Frau Merkel, Andreotti, Schmidts nebulöse Andeutung, Gladio, Syrien und die RAF schon haben wir sechs, sieben Themen und natürlich, alles hängt wieder mit allem zusammen und am Ende gibt es mächtige Strippenzieher.
Ich finde es ist schon eine Aussage, wenn Hubertus Knabe, der eine recht schroffe Abrechnung mit der Linken/Linkspartei/PDS/SED geschrieben hat, Frau Merkel, deren Biographie ja nicht unbekannt ist ausdrücklich vom Verdacht dort verstrickt gewesen zu sein ausnimmt. Zwar hat Merkel die CDU in die vielbeschworene Mitte der Gesellschaft geführt und man kann sich fragen (was ja auch dauernd getan wird), ob das noch die gute, alte CDU ist (falls man die jemals gut fand), aber in ihr die heimliche Kommunistin zu sehen, ich weiß nicht. Aber Obama ist ja auch Islamist.
Und klar, es gibt Geheimpolitik, also etwas, was hinter verschlossenen Türen verhandelt wird, wenn der Laden läuft und nicht zu viel Unsinn gemacht wird, habe ich auch nicht viel dagegen. Und es gibt gewachsene Strukturen gegenseitiger Abhängigkeiten, in Deutschland mit der Wirtschaft, in Italien auch mit der Mafia, in Russland haben die Diebe im Gesetz, die Köpfe der brutalsten Russenmafia mitunter die Funktionen von Streitschlichtern und die Möglichkeit zum sozialen Ausstieg und so könnte man noch viele Staaten durchgehen und immer die berechtigte Fragen stellen, wo Kriminalität eigentlich beginnt und wo sie aufhört.
Persönlich finde ich die Datensammelwut übrigens mies, weil sie erst mal jeden unter Generalverdacht stellt und das darf nicht sein.
Ich finde wenig interessant, welcher google-Manager da von welchem Alien bestochen wurde, sondern, was man dagegen tun kann, wie die Nummer weiter geht.
Nun ist Öffentlichkeit hergestellt und man kann überlegen was man tun kann. Thema Eigenverantwortung, was jeder einzelne tun kann.
Scholl-Latour, mal ein schlechte Laune Verbreiter, den ich wirklich schätze, weil seine Angaben in der Regel wirklich neu, anders, präzise sind und obendrein nicht selten eintreffen, hat schon vor Jahren gesagt, wenn er in Deutschland mit dem Handy telefoniert, geht er davon aus, dass er abgehört wird.
Facebook hat ja seinen Ruf, Stasi auf freiwilliger Basis zu sein, nicht umsonst, ich wette aber, dass nicht wenige VTler sich auf fb tummeln, schließlich haben sie ja diesen unstillbaren Drang, ihr Geheimwissen mit anderen zu teilen. Komisch eigentlich, nicht? Wo sie sich, die doch regelmäßig die ärgsten Machenschaften der mächtigsten Organisationen aufdecken, selbst in allerhöchste Gefahr bringen.
Bei Verschwörungstehoretikern trifft ab und an auch mal was zu, was aber bei der inflationären Menge des Unsinns, der in der „Szene“ kursiert, dessen nicht eintreffen keinen juckt, dessen seltenes Eintreten aber gefeiert wird, eher ein sozialpsychologisch interessantes Phänomen darstellt. Da es buchtstäblich nichts gibt, was in diesen Kreisen nicht behauptet wird – psst: Du hast doch gehört, dass der Tscheche beim Hochwasser die Schleusen geöffnet hat. Warum wohl? Cui bono? Merkel kann nun punkten, wochenlang wird über Elbe, Donau und Oder berichtet und nicht über Merkels Stasivergangenheit. Die alten kommunistischen Seilschaften.... kann das Zufall sein? - außer eben, dass die Normalität so ist, wie sie uns erscheint, muss irgendwann auch mal was zutreffen.
Also, um das mal konstruktiv zu wenden, was kann man tun? Die ganz normale Realität ist schon schlimm genung:
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/ ... alte-spitz Handy mal öfter aus lassen? Aber jederzeit online zu sein, gehört zur heutigen Normalität dazu und was man allein aus der Kenntnis meines Freundeskreises, der Treffpunkte, usw. machen kann, das weiß facebook. Viele unter 30 haben auch gar kein komisches Empfinden mehr,
dass ihre privaten Daten mehr oder minder öffentlich sind. Mangelndes Problembewusstsein oder einfach ein neue Ära?