xander1 hat geschrieben:
Gewinner des Systems sind dann wohl auch erfolgreiche Selbstständige und welche die ich mal als Luxussklaven bezeichne: Angestellte mit hohem Gehalt.
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xander1 hat geschrieben:Also ich will nicht dazu aufrufen auf beliebige Art kriminell zu werden, aber ich will sagen, dass wir klein gehalten werden und dass wir irgendwie aus dem selbst errichteten Gefängnis ausbrechen könnten, wir dazu aber Cleverness brauchen, die nicht zu verwechseln mit Intelligenz ist.
xander1 hat geschrieben:Also ich will nicht dazu aufrufen auf beliebige Art kriminell zu werden, aber ich will sagen, dass wir klein gehalten werden und dass wir irgendwie aus dem selbst errichteten Gefängnis ausbrechen könnten, wir dazu aber Cleverness brauchen, die nicht zu verwechseln mit Intelligenz ist.
Darum geht es doch gar nicht. Egal wer und aus welchem Grund er unsere Sozialsysteme in Anspruch nimmt, ist ein Gewinner an einem sozialverträglichen System. In einem System, das nur auf Leistung und Zugewinn aufbaut, wäre er ein Verlierer.Vollbreit hat geschrieben:Es fällt mir schwer die echten Sozialschmarotzer, die es gibt, zu beneiden. Aber nicht jeder der arm ist, ist Sozialschmarotzer, eher im Gegenteil.
Vollbreit hat geschrieben:Kommt drauf an, wie gerne man arbeitet.
Manche machen ihre Berufung zum Beruf, sind wirklich manische Arbeiter im besten Sinne.
Manche halten wirklich nur den Laden am laufen, sind Söldner, manchmal fast schon Sklaven, die unter nahezu unmenschlichen Bedingungen arbeiten.
Vollbreit hat geschrieben:Dass es dennoch zu einer Entsolidarisierung kommt, hat viel mit einer eigenen Angst vor dem sozialen Abstieg zu tun.
Vollbreit hat geschrieben:Es ist ja oft die Mittelschicht, die hier ätzt. Es waren bestimmt auch nicht die Prolls, die ihren Sarrazin gelesen haben...
provinzler hat geschrieben: Dazu sollte man vielleicht mal grundsätzlich klären, was man unter Solidarität versteht. Für meine impliziert es in jedem Fall Freiwilligkeit und zweitens kann es nicht bedeuten, dass der Hilfeempfänger buchstäblich den Arsch nachgetragen kriegt.
Da bin ich ganz bei Dir. Meine Grundeinstellung ist immer Eigenverantwortung und Hilfe kann für mich, außer in kurzfristigen Notfällen, immer nur heißen, Hilfe zur Selbsthilfe. Ich halte das auch nicht für gemein oder unsolidarisch, sondern ich habe mir den psychoanalystischen Spruch zu Herzen genommen (ich verstehe ihn auch, ich glaube ihn nicht nur), dass Mitleid immer auch eine Art von Entwertung ist.provinzler hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Dass es dennoch zu einer Entsolidarisierung kommt, hat viel mit einer eigenen Angst vor dem sozialen Abstieg zu tun.
Dazu sollte man vielleicht mal grundsätzlich klären, was man unter Solidarität versteht. Für meine impliziert es in jedem Fall Freiwilligkeit und zweitens kann es nicht bedeuten, dass der Hilfeempfänger buchstäblich den Arsch nachgetragen kriegt.
Ja, die Reaktion auf Sarrazin war stellenweise kurios. Seine Kernthesen gibt es übrigens auch noch mal in intelligenter Version, von Gunnar Heinsohn. Lies mal „Söhne und Weltmacht“ von ihm, gibt es inzwischen als TB, ist dünn, aber maximal gehaltvoll.provinzler hat geschrieben:Völlig richtig. Und diejenigen, die am vernehmlichsten gegen Sarrazin ätzten waren diejenigen, die seine Bücher nicht selbst und nicht im Kontext gelesen hatten (erkannte man in vielen Äußerungen), und in vielen Fällen eine abgesicherte Stelle beim Staat und seinen Wurmfortsätzen (z.B. ARD) hatten.Vollbreit hat geschrieben:Es ist ja oft die Mittelschicht, die hier ätzt. Es waren bestimmt auch nicht die Prolls, die ihren Sarrazin gelesen haben...
Interessanter Link zum Thema.Vollbreit hat geschrieben:Lies mal „Söhne und Weltmacht“
Klar, die größten Gewinner aber auch. Liegt in der Natur der Nachkommen.stine hat geschrieben:Interessanter Link zum Thema.Vollbreit hat geschrieben:Lies mal „Söhne und Weltmacht“
Die größten Verlierer aller Systeme sind vermutlich auch die Jugendlichen.
Was ja heiß umstritten ist. Der Vorteil bei Heinsohn ist, dass der einige stabile Faktoren ins Spiel bringt.stine hat geschrieben:Weltweit sind die Perspektiven für die Zukunft derzeit relativ dünn.
Das kommt drauf an, welche Ecke der Welt Du betrachten möchtest. Die chronische Langeweile und ihre Betäubungsversuche betrifft sicher eher die westliche Welt.stine hat geschrieben:Man könnte fast sagen, wir haben das Maximale erreicht und alles andere sind nur noch Machtkämpfe der Größten untereinander. Das tägliche Leben zu arrangieren scheint langweilig geworden zu sein, weil für das Notwendigste gesorgt ist.
Optimal gab es aber noch nie.stine hat geschrieben:In den reichen Ländern sorgen die Eltern zu lange für die Kinder und den ärmeren Ländern können sie gar nichts tun, als sie ziehen lassen und sie sich selbst zu übergeben. Beides ist schlecht.
Bei uns? Freie Auswahl an Arbeitsplätzen, gute Vernetzung, Ablenkung, Spiele, man hungert und friert nicht, es gibt Strom, Wasser, Seife, ärztliche GRundversorgung... es gibt schlechtere Zeiten.stine hat geschrieben:Wo ist denn eigentlich die Perspektive für die nächste Generation?
Das war nie anders.stine hat geschrieben:Die Söhne können sich so lange verweigern, bis sie Verantwortung übernehmen müssen und bis es so weit ist, fällt ihnen allerlei Blödsinn ein.
Das war auch nie anders.stine hat geschrieben:Kinder wachsen heute entweder zu behütet oder sozial vernachlässigt auf.
Du beschwörst da immer eine Zeit, in der das mal besser war, aber so pauschal kann man das einfach nicht sagen.stine hat geschrieben:Sie werden gedrillt oder vergessen. Mich wundert nicht, dass sie religiösen Hetzern auf den Leim gehen oder politischen Ideologien verfallen, denn viele erfahren damit den ersten Zuspruch in ihrem Leben. Fühlen sich gebraucht und anerkannt.
stine hat geschrieben:Wenn wir es nicht schaffen, die Jugend zu begeistern und Perspektiven aufzuzeigen, dann haben wir es als Gesellschaft sowieso versemmelt.
Zappa hat geschrieben:provinzler hat geschrieben: Dazu sollte man vielleicht mal grundsätzlich klären, was man unter Solidarität versteht. Für meine impliziert es in jedem Fall Freiwilligkeit und zweitens kann es nicht bedeuten, dass der Hilfeempfänger buchstäblich den Arsch nachgetragen kriegt.
Solidarität hat für mich vor allem etwas mit Gerechtigkeit innerhalb einer sozialen Gruppe zu tun und mit dem Wunsch diese herbeizuführen. Gerechtigkeit aber steht mit Freiheit im Konflikt, insofern impliziert der Begriff Solidarität nicht Freiheit, sondern steht im Spannungsverhältnis dazu. Man muss halt eine vernünftige Balance finden.
Aber vielleicht meinst Du das auch?
Vollbreit hat geschrieben:Trotz allem kann und muss man dennoch feststellen, dass es einige gibt, die wirklich nicht können und da sehe ich es nicht als Widerspruch an, wenn diese Menschen auch Leben und zwar in Achtung und Würde leben sollen. Und ich bin wirklich stolz auf unser Sozialsystem, was vermutlich eines der besten der Welt ist.
Vollbreit hat geschrieben:Über weitere Details, bei den ich auch was zu moppern habe (zum Beispiel haben wir ein entsetzliche Fehlerkultur, einmal was in den Sand gesetzt, ist man im Grunde als Unternehmer tot, wenn man Geld will), können wir gerne reden, aber das sind meine Eckpfeiler, der Dritte wäre ein angemessenes Recht auf Privatsphäre, da bin ich momentan nicht sonderlich amused.
Vollbreit hat geschrieben:Hier meinte ich jedoch eine psychische Entsolidarisierung. Reflexhaft sucht man bei denen, die unverschuldet auf einmal in Harzt 4 rutschen, spezialisierter Ingenieur, 52, Firma Pleite... schade, noch nach einem eigenem Fehlverhalten und leider ist das immer seltener zu finden.
Vollbreit hat geschrieben:Ja, die Reaktion auf Sarrazin war stellenweise kurios. Seine Kernthesen gibt es übrigens auch noch mal in intelligenter Version, von Gunnar Heinsohn. Lies mal „Söhne und Weltmacht“ von ihm, gibt es inzwischen als TB, ist dünn, aber maximal gehaltvoll.
Vollbreit hat geschrieben:Optimal gab es aber noch nie.
Das war nie anders.
Das war auch nie anders.
Du beschwörst da immer eine Zeit, in der das mal besser war, aber so pauschal kann man das einfach nicht sagen.
provinzler hat geschrieben:Nur hab ich so meine Zweifel, ob man für Achtung und Würde iPhone und Megaglotze braucht.
Ja, das kann man angehen und versuchen zu ändern, ist aber vielleicht auch eine Frage der Tradition. Dieses Anglodenken von Freiheit und eigenem Weg, gibt einem irgendwo mehr Chancen, geht es einem aber wirklich schlecht, kann man sehen, wo man bleibt.provinzler hat geschrieben:Das unterschreibe ich. Donald Trump wäre bei uns längst nur noch ein kleiner Angestellter, der irgenwo gefrustet Dienst nach Vorschrift schiebt.Vollbreit hat geschrieben:Über weitere Details, bei den ich auch was zu moppern habe (zum Beispiel haben wir ein entsetzliche Fehlerkultur, einmal was in den Sand gesetzt, ist man im Grunde als Unternehmer tot, wenn man Geld will), können wir gerne reden, aber das sind meine Eckpfeiler, der Dritte wäre ein angemessenes Recht auf Privatsphäre, da bin ich momentan nicht sonderlich amused.
Mir generell auch, aber bei der Entsolidarisierung wird eben aus Verantwortung Schuld gemacht. Man hat es ja auch nicht zu verantworten, wenn die Post massiv Stellen kürzt. Es ist ja ein eigenes Thema wie Unternehmen bisweilen versuchen Mitarbeiter loszuwerden, das ist mitunter unterste Kategorie.provinzler hat geschrieben:Ich mag den Begriff "Schuld" in dem Zusammenhang nicht, "Verantwortung" gefällt mir besser.Vollbreit hat geschrieben:Hier meinte ich jedoch eine psychische Entsolidarisierung. Reflexhaft sucht man bei denen, die unverschuldet auf einmal in Harzt 4 rutschen, spezialisierter Ingenieur, 52, Firma Pleite... schade, noch nach einem eigenem Fehlverhalten und leider ist das immer seltener zu finden.
Bedingt. Kommt drauf an, an welcher Position Du bist und was für den Erhalt der Firma alles getan werden muss. Ist ein umfangreiches Thema. Ich habe an nichtverantwortlicher Stelle in einem Betrieb gearbeitet, wo jeder Verbesserungsvorschlag (nicht nur von mir) kaltlächelnd ignoriert wurde, da ist dann nicht viel zu machen, so frustriert man seine Mitarbeiter systematisch. Schade, da ich mich eigentlich mit dem Laden stark identifizieren konnte. Anderswo bin ich mir bewusst, dass ich nur Söldner bin, geht mir dann im Grunde kalt am Arsch vorbei wie es dem Laden geht und denen, wie es mir geht. Ist halt der Klassiker von Nehmen und Geben. In leitender Position sieht das schon wieder anders aus.provinzler hat geschrieben:Verantwortlich ist prinzipiell erstmal jeder für sich selber, und auch eine Firmenpleite kommt nicht aus heiterem Himmel. Ein Problem in solchen Konstellationen ist of das "nicht-sehen-wollen" und das Klammern an diesen einen Job, verbunden mit selbst"verschuldeten" (buchstäblich Schulden, und das fast immer für Konsumzwecke) Klötzen am Bein.
Ja, die Schuldenkultur ist sicher ein Übel, nur was uns fehlt ist da oft auch das innere Regulativ.provinzler hat geschrieben:Unnötige Konsumschulden sind in meinen Augen der Hauptgrund der Abstiegspanik vieler Mittfünfziger. Besonders die Hausbesitzer, die mit den Erträgen ihrer Kapitallebensversicherung ihre endfällige Hypothek tilgen wollten, und jetzt merken, dass sie von der Politik(!), die zwischendurch einfach mal die Spielregeln geändert hat, um sich günstiger verschulden zu können. Und diese Leute stehen nun vor fünfstelligen Refinanzierungslücken.
stine hat geschrieben:Es hat sich zweifellos etwas verändert und deswegen war ohne Frage auch früher (geschätzte 30 bis 40 Jahre) alles ein wenig anders. Es gab Perspektiven und das für viele Menschen, gerade bei uns. Natürlich impliziert das nicht, dass "das Leben an sich" einfacher gewesen wäre, aber es gab gefühlsmäßig eine Zukunft.
Vollbreit hat geschrieben:Der Punkt ist, dass es nicht nur um Essen und Wohnung gehen kann, sondern auch um die Möglichkeit der Teilnahme am kulturellen Leben. Ob und wie man das dann nutzt, steht auf einem anderen Blatt, es gibt auch „Bessergestellte“ denen nichts anderes einfällt, als täglich zum Friseur zu gehen und statt Dosenbier wird dann eben Rotwein gesoffen.
Vollbreit hat geschrieben:
Bedingt. Kommt drauf an, an welcher Position Du bist und was für den Erhalt der Firma alles getan werden muss. Ist ein umfangreiches Thema. Ich habe an nichtverantwortlicher Stelle in einem Betrieb gearbeitet, wo jeder Verbesserungsvorschlag (nicht nur von mir) kaltlächelnd ignoriert wurde, da ist dann nicht viel zu machen, so frustriert man seine Mitarbeiter systematisch.
Vollbreit hat geschrieben:]Ja, die Schuldenkultur ist sicher ein Übel, nur was uns fehlt ist da oft auch das innere Regulativ.
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