Nanna hat geschrieben:Sorry, Gandalf, da komme ich jetzt nicht ganz mit: Inwiefern ist denn "Gesellschaftsklempnerei" für diesen Vorfall verantwortlich? Ich würde eher sagen, da wird der Frau eine Entscheidungsfreiheit eingeräumt, die ihr der Gesetzgeber eher nicht geben sollte. Wenn die Frau sich aus beliebigen Gründen für eine Abtreibung entscheiden kann, ist ein pervertiertes Verständnis von Individualismus das Problem, nicht eine Überregulierung durch böse "Gutmenschen".
Mit dem neuen Rechtsinstitut der elterlichen
Mitverantwortung wollen wir die Beziehung von Kindern zu ihren
sozialen Eltern...
.... Wir räumen Kindern und Jugendlichen
eigenständige Rechte ein, wir wollen sie gezielt fördern und schützen
sie, wo Familien dies nicht leisten. Dazu wollen wir Rechte von Kin
-
dern und Jugendlichen ausdrücklich ins Grundgesetz aufnehmen, die
Umsetzung der VN-Kinderrechtskonvention durch ein unabhängiges
Monitoring voranbringen und den Aktionsplan für ein kindgerechtes
Deutschland wieder auflegen.
Nanna hat geschrieben:Ähm, es geht um Embryonen und da ist die Frage schlicht und ergreifend davon abhängig, ab wann man den Embryo als vollen Menschen mit vollen Rechten definiert.
Nanna hat geschrieben:
Kurios, dass ausgerechnet du verlangst, dass ihr die Gesellschaft da hineinredet und reglementiert, welche Embryonen die Frau abtreiben darf und welche nicht.
Nanna hat geschrieben: Das ist genau die selbstbestimmte, unreglementierte Welt, in der jeder sich unbehelligt von jeglichem menschlichen Gericht der Nächste sein darf, von der du immer schwärmst. Jetzt akzeptier die Quittung und trags mit Fassung.
Gandalf hat geschrieben:Wenn Du gelesen hättest, was ich gesagt habe, dann hättest du auch gelsen, dass hier nicht die "'Gesellschaft hineinreglementiert", sondern das es sich bei dem Recht auf Leben und der Ablehnung von Gewalt um ein Prinzip handelt, das schon lange 'als Recht' befolgt wurde, bevor überhaupt ein Naseweis auf die Idee kam, das aufzuschreiben und als "Gesellschaftsgesetz" zu verkaufen über das man gerichtlich verhandeln kann.
Nanna hat geschrieben:Und wenn dein Naturrecht jemand nicht achtet, was dann?
Gandalf hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Und wenn dein Naturrecht jemand nicht achtet, was dann?
Dann gibt es erprobte (gefundene) Regeln nach denen man verfährt und immer feiner abgestimmt werden können.
Gandalf hat geschrieben:BTW: Ich bin immer wieder erstaunt und (durchaus Dir persönlich) dankbar, das ich hier in diesem Forum immer wieder "Beschreibungen" entdecke, die mein Denken wiedergeben. Und das ohne das es mir bislang in dieser Art bewusst war.
Gandalf hat geschrieben:"Naturrecht" (vs Rechtspoistivismus - was ich dazu ergoogelt habe) ist genau so einer wie "Libertarismus", den ich bis vor wenigen Jahren überhaupt nicht kannte. Unabhängig davon, das ich wohl schon immer so "begriffslos" (vor-)eingestellt war.
Gandalf hat geschrieben:Liegt das an der Denkungsart eines "krtischen Rationalismus" der uns immer wieder kollidieren lässt? Wäre vlt. mal ein eigenes philosophisches Kapitel
Nanna hat geschrieben:Ach komm, das ist doch so allgemein wie "morgen wird's regnen oder nicht". Im Fall der gezielten Abtreibung: Was wäre denn in einer Anarchie das, was du tun würdest, wenn du erfahren würdest, dass deine Nachbarin ein Kind wegen des Geschlechts abtreibt? Was wäre die anarchistische Antwort darauf? Und nimm mal bitte als fieses Upgrade an, dass ihr Ehemann, der die Abtreibung ebenfalls will, eine M16 im Schrank stehen hat, damit umgehen kann und generell nicht der übermäßig gesprächsbereite Typ ist.
Nanna hat geschrieben:Inhaltlich gesehen weißt du ja, dass ich dem Naturrecht sehr kritisch gegenüber stehe. Für mich ist das der naturalistische Fehlschluss und letztlich eine konservative Fantasie, die der Emanzipation des Menschen im Sinne einer umfassenden Selbsterkenntnis und einer Selbstbestimmung seines Schicksals im Weg steht.
Nanna hat geschrieben:Ich kann mit dem kritischen Rationalismus durchaus viel anfangen, aber sehe keinen Zweck in seiner Heiligung. Ich sehe mich auch mehr in der philosophischen Tradition von Kant, Rawls und Habermas als in der von Popper, der im Kern nie mit dem Utilitarismus gebrochen hat. Rawls finde ich faszinierend, weil er die Selbstbestimmung rettet und gleichzeitig aber Grundlagen für Solidarität und eine faire Ordnung legt, die die Schwächen des Utilitarismus elegant aushebelt. Das lässt sich mit dem passiven trial-and-error-Ansatz des kritischen Rationalismus aber eben nicht durchziehen, dafür braucht man eine aktive Setzung durch den Menschen, der erkennt, dass eine "natürliche Ordnung" nicht notwendigerweise fair ist, und dieser Setzung verweigerst du dich ja recht konsequent, weil du sie als willkürlich (miss)verstehst. Da liegt wahrscheinlich der Kern des Konfliktes.
Gandalf hat geschrieben:Da anarchische Strukturen nicht regel- und Instanzenlos sind, wird es wohl genauso wie jetzt Gesetze, Richter und Polizei geben. Alles weitere dazu habe ich bereits oben gesagt.
Gandalf hat geschrieben:Nanna hat geschrieben:Inhaltlich gesehen weißt du ja, dass ich dem Naturrecht sehr kritisch gegenüber stehe. Für mich ist das der naturalistische Fehlschluss und letztlich eine konservative Fantasie, die der Emanzipation des Menschen im Sinne einer umfassenden Selbsterkenntnis und einer Selbstbestimmung seines Schicksals im Weg steht.
Dem kann ich nicht folgen. Das man eine existierende Wahrheit nicht perfekt abbilden kann, heisst heisst ja nicht das es diese nicht gibt.
Gandalf hat geschrieben:Analog: Kein Mensch hat je den absoluten Nullpunkt erreicht (und kein Mensch wird das jemals), - niemand zweifelt aber daran das es ihn gibt. Und das es einen gibt ist ja nicht einer "Fantasie" geschuldet, sondern der deduktiven Logik.
Gandalf hat geschrieben:So beruht die (friedensstiftende) Forderung nach strikter "Regelgerechtigkeit" (anstatt der derzeit viel beschworenen "sozialen Gerechechtigkeit") imho aus dem Naturrecht ableitbar und kein Fehlschluss. Gerade die Bibel ist hier voll von diesbezüglichen "Gleichnissen", die imho heutzutage zumindest die evangelischen Popen nicht mehr verstehen.
Gandalf hat geschrieben:..und wieder ermächtigst Du Dich darüber zu entscheiden, was 'als fair erklärt werden kann und was nicht'. Woher nimmst Du Dir dieses (Natur-)Recht?(?) Auf welcher (nicht notwendigerweise fairen natürlichen) Grundlage ist 'das' fair von Dir anderen gegenüber?
Gandalf hat geschrieben:Und weil das dazu passt und ich gerade Gleichnisse in's Spiel brachte: Das Gleichnis von den "Arbeitern im Weinberg". Wird hier Deiner Meinung nach "fair" vom Herrn mit den Arbeitern umgegangen? (Wenn ja/nein bitte 'Deine' Begründung dazu, denn das ist mir sehr wichtig um hier etwas zu entwirren) - ...Oder ist das ganz einfach nur metaphysischer Schmonzes ohne Relevanz und um die Willkür Gottes zu demonstrieren?
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