Homosexualität im Unterricht

Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Vollbreit » Mi 12. Mär 2014, 13:08

provinzler hat geschrieben:Damit auch Ende hier dazu hier im Thread und ich bin gespannt auf die Threaderöffnung...


... die Threaderöffnung:
viewtopic.php?f=29&t=4542
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Nanna » Mi 12. Mär 2014, 17:40

provinzler hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Es ist kein Zufall, sondern eher eine historische Konstante, dass die puristischsten Länder die größten "perversen" Subkulturen entwickeln.

Wie beurteilst du vor diesem Hintergrund eigentlich die jüngsten Bestrebungen der EU Prostitution zu kriminalisieren? Skandal im bald EU-weiten Sperrbezirk?

Finde ich bescheuert und nur teilweise glaubwürdig. Ich unterstütze voll jegliche Bestrebungen, Prostituierte vor Misshandlungen zu schützen, aber da ist meines Erachtens auch eine moralisierende Komponente mit im Spiel, wo Leute ihre spezifischen Vorstellungen durchsetzen wollen. Man spricht außerdem nicht ohne Grund vom ältesten Gewerbe der Welt, was auf das tief sitzende menschliche Bedürfnis nach Sexualität zurück geht, das eben nicht jeder in einer partnerschaftlichen Beziehung ausleben kann oder will. Solange kein Zwang im Spiel ist, sehe ich überhaupt keinen Grund, da irgendetwas zu verbieten. In Skandinavien, wo die Zahl der Prostituierten zurück und dafür die Gewalt gegen Prostituierte hoch gegangen ist, kann man sehen, was passiert, wenn man eine Dienstleistung, für die eine starke Nachfrage besteht, noch weiter in die dunkle Halbwelt abdrängt, als sie eh schon ist.

Der deutsche Ansatz ist zwar auch reformbedürftig und müsste dringend mit einer besseren Beratung und viel mehr Hilfe für Prostituierte in Not ergänzt werden, geht aber doch im Großen und Ganzen in die richtige Richtung.

provinzler hat geschrieben:Letztlich gehts darum einen Weg zu finden, der irgendwo in der Mitte, zwischen Extremprüderie und einer Fixierung auf Sex.

Da sind wir uns absolut einig und ich würde auch keinen anderen Aufklärungsunterricht unterstützen als einen, der genau darauf abzielt.

provinzler hat geschrieben:Wir erleben irgendwie einen merkwürdigen gesellschaftliche Spagat zwischen Prüderie (Diskussion über Merkels Dekolleté oder Prostitutionsverbot) und Hypersexualisierung (Intim"beichten" irgendwelcher Sternchen, oder der Nacktwahn bei Filmen, Plakaten etc.)

Ich denke, dass sich das an unterschiedliche Zielgruppen richtet. Beides geht aber letztlich vermutlich auf Mechanismen der Mediengesellschaft zurück, die das Skandalisieren mit Aufmerksamkeit und Umsatz belohnt. Damit werden wir uns arrangieren müssen, das geht nicht weg. Lästern und Aufmerksamkeitsheischen sind halt ebenfalls recht tief sitzende menschliche Bedürfnisse.

provinzler hat geschrieben:Übrigens gehts mir mittlerweile so, dass ich die in älteren Filmen oft nur gemachten Andeutungen erotischer finde, als das heute gern gepflegte Vollbild mit möglichst viel nackter Haut. Ist mir mittlerweile irgendwie zu plump...

Ach, es hat beides seinen Reiz. Game of Thrones wäre ohne Sex- und Gewaltexzesse irgendwie nur halb so spannend. ;-) Umgekehrt will man in Filmen, wo es mehr um die tiefen Gefühle und die Feinheiten der Beziehungsebene der Charaktere geht nicht unbedingt wildes Gerammel sehen. Aber das ist doch letztlich in vielen Kontexten so. Wenn ich mit einer Horde Freunde ins Kino gehe und bei viel Popcorn The Expendables ansehe, ist mir die Handlung oder der Realismus ziemlich egal, da will ich ein paar Autos in einer verrückten Choreographie explodieren sehen und ein paar sinnfreie, aber coole One-Liner dazu hören. Bei einem realistisch aufgemachten Politdrama wie West Wing, Homeland, The Americans u.ä. kann ich dagegen recht dünnhäutig sein, wenn die Macher sich nicht penibel darum bemühen, reale Abläufe abzubilden. Da will ich dann die Illusion haben, wirklich im Weißen Haus dabei zu sein. Insofern: Es kommt auf den Kontext an und welche visuellen und voyeuristischen Bedürfnisse man gerade bedienen will.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » Do 13. Mär 2014, 00:43

Nanna hat geschrieben:Finde ich bescheuert und nur teilweise glaubwürdig. Ich unterstütze voll jegliche Bestrebungen, Prostituierte vor Misshandlungen zu schützen, aber da ist meines Erachtens auch eine moralisierende Komponente mit im Spiel, wo Leute ihre spezifischen Vorstellungen durchsetzen wollen. Man spricht außerdem nicht ohne Grund vom ältesten Gewerbe der Welt, was auf das tief sitzende menschliche Bedürfnis nach Sexualität zurück geht, das eben nicht jeder in einer partnerschaftlichen Beziehung ausleben kann oder will. Solange kein Zwang im Spiel ist, sehe ich überhaupt keinen Grund, da irgendetwas zu verbieten. In Skandinavien, wo die Zahl der Prostituierten zurück und dafür die Gewalt gegen Prostituierte hoch gegangen ist, kann man sehen, was passiert, wenn man eine Dienstleistung, für die eine starke Nachfrage besteht, noch weiter in die dunkle Halbwelt abdrängt, als sie eh schon ist.

Sehe ich übrigens genauso. Man erhöht damit die Abhängigkeit der Prostituierten von den Zuhältern und stärkt damit letztlich die Mafia. Hat ja in USA mit der Alkoholprohibition auch schon so gut geklappt. Die Mafia scheint in Brüssel gute Lobbyisten zu beschäftigen...

Nanna hat geschrieben:Ach, es hat beides seinen Reiz. Game of Thrones wäre ohne Sex- und Gewaltexzesse irgendwie nur halb so spannend. ;-)

Kann ich nicht mitreden. Ich lebe seit Mitte 2007 komplett ohne Fernsehgerät. Und mir fehlts auch ehrlich gesagt nicht. Youtube reicht mir.
Und selbst da gucke ich mehr Dokus als Filme. Aber wenn Film, dann sind die oft schon etwas älter (sonst wären sie auch kaum bei youtube). Das andre kommt mir zwar ab und zu unter (wenn ich so alle Schaltjahre mich mal in ein Kino verirre), aber mir gibts nix.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Nanna » Do 13. Mär 2014, 01:55

Heute schreibe ich nichts mehr dazu, aber wir können das ja hier noch weiter auswalzen.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon stine » Do 13. Mär 2014, 07:46

Nanna hat geschrieben:Ich unterstütze voll jegliche Bestrebungen, Prostituierte vor Misshandlungen zu schützen, aber da ist meines Erachtens auch eine moralisierende Komponente mit im Spiel, wo Leute ihre spezifischen Vorstellungen durchsetzen wollen. Man spricht außerdem nicht ohne Grund vom ältesten Gewerbe der Welt, was auf das tief sitzende menschliche Bedürfnis nach Sexualität zurück geht, das eben nicht jeder in einer partnerschaftlichen Beziehung ausleben kann oder will. Solange kein Zwang im Spiel ist, sehe ich überhaupt keinen Grund, da irgendetwas zu verbieten.
Würdest du Prostitution aus Geldnot, wegen sonstiger Berufslosigkeit und illegalem Aufenthalt als freiwillig bezeichnen?
Ob Prostitution erlaubt oder verboten ist, spielt keine Rolle, es wird immer Freier geben, die eine besondere Behandlung verlangen und es wird ihnen auch weiterhin unter dem Ladentisch angeboten werden. Eine illegale Nische wird es immer geben.
Die Prostituierte die den Freier freiwillig bedient weil es ihr selbst Spaß macht ist wohl das Ergebnis männlicher Fantasie. Aber träumt weiter, @Nanna und @provinzler!

LG stine
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon ujmp » Do 13. Mär 2014, 08:07

Nanna hat geschrieben:IMan spricht außerdem nicht ohne Grund vom ältesten Gewerbe der Welt

Ich würde da dem Volk nicht all zu sehr auf's Maul schauen. Nach der Bibel stimmt das nämlich nicht, das sind es Viehzucht und Ackerbau. :mg:
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon Nanna » Do 13. Mär 2014, 13:18

stine hat geschrieben:Würdest du Prostitution aus Geldnot, wegen sonstiger Berufslosigkeit und illegalem Aufenthalt als freiwillig bezeichnen?

Ich habe neulich um 21:40 Uhr von einem dieser armen Schweine, die für einen Hungerlohn Pakete ausfahren dürfen, ein Paket geliefert bekommen. Der hat eine Minute lang Sturm geklingelt, bloß um irgendwie endlich seinen Arbeitstag fertig zu kriegen. Dieser Job wird wegen der körperlichen Belastung meist nur von Männern gemacht. Würdest du das Arbeiten für einen Ausbeuterpaketdienst aus Geldnot oder sonstiger Berufslosigkeit als freiwillig bezeichnen?

Merke: Es gibt Scheißjobs, die man hauptsächlich aus wirtschaftlicher Not und nicht aus Berufung macht. Willkommen in der Realität. Ich habe nirgendwo gesagt, dass alle Prostituierten ihre Arbeit mögen oder freiwillig machen, und ich weiß auch nicht, wie hoch der Anteil ist. Bei denjenigen, die unter Zwangsprostitution leidern, liegt der Fall eh klar, da müssen wir nicht drüber reden, die müssen möglichst viel Hilfe erhalten, da raus zu kommen. Für den Rest muss die Arbeit gesetzlich sinnvoll geregelt werden und darüberhinaus braucht es meines Erachtens kein moralinsaures Rumdeuteln.

stine hat geschrieben:Ob Prostitution erlaubt oder verboten ist, spielt keine Rolle, es wird immer Freier geben, die eine besondere Behandlung verlangen und es wird ihnen auch weiterhin unter dem Ladentisch angeboten werden. Eine illegale Nische wird es immer geben.

Wie das skandinavische Beispiel zeigt, ist es keineswegs irrelevant, ob die Prostitution legal oder illegal ist.

stine hat geschrieben:Die Prostituierte die den Freier freiwillig bedient weil es ihr selbst Spaß macht ist wohl das Ergebnis männlicher Fantasie. Aber träumt weiter, @Nanna und @provinzler!

Die Motivationen sind da höchst unterschiedlich, so wie in jedem anderen Beruf auch, der nicht auf radikale Selbstverwirklichung (Künstler etc.) ausgelegt ist.

Hier schildert eine Art Halbtagsprostituierte ihre Arbeit (die sie offenbar auch emotional als erfüllend erlebt), hier geht es um ein Feldforschungsprojekt, das zu ergründen versuchte, was Professionalität für Prostituierte ist, und dass eine starke emotionale Distanz zum Kunden wichtig ist, vor allem für Prostitutierte, die dauerhaft in diesem Gewerbe arbeiten. Auch in der FAZ ist das differenzierte Bild wichtiger als irgendein bürgerliches Ächtungsspiel. Alle drei Artikel wurden übrigens von Frauen geschrieben.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » Do 13. Mär 2014, 14:46

stine hat geschrieben:Die Prostituierte die den Freier freiwillig bedient weil es ihr selbst Spaß macht ist wohl das Ergebnis männlicher Fantasie. Aber träumt weiter, @Nanna und @provinzler!


Ich weiß nicht, wie es andren geht und wie du auf diesen Unfug kommst, aber ich hege keinerlei solchen Phantasien. Und verspüre im Übrigen auch nicht das geringste Bedürfnis derartige Etablissements aufzusuchen. Die Frage die ich stelle ist eine ganz pragmatische. Ist es für die Prostituierten besser wenn das ganze einigermaßen öffentlich und wenigstens halbwegs reguliert passiert, oder wenn das ganze komplett in den Untergrund getrieben wird. Desweiteren hatte ich ja auch schon angedeutet - Stichwort Skandal im Sperrbezirk - dass es naiv ist anzunehmen dass es dann keine Prostitution mehr gäbe oder es den Prostituierten dann besser ginge, eher im Gegenteil.
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Re: Homosexualität im Unterricht

Beitragvon provinzler » Do 13. Mär 2014, 15:04

Eine rechtliche Konsequenz eines Verbots wäre beispielsweise, dass es leichter ist die Prositutierte um ihren Lohn zu prellen. Denn wenn es sich um eine unerlaubte Handlung im Sinne des BGB handelt, wären entsprechende Verträge nichtig. Die Prostituierte hätte also keine rechtliche Möglichkeit ihre Forderung einzuklagen. Das wiederum macht es für die Prostituierte wahrscheinlich erforderlich sich einen "Beschützer" zu suchen, der dann gegen "geringes Gebiir" das Inkasso übernimmt. Nur mal ein Beispiel, warum sich durch eine Kriminalisierung die Position der Prostituierten verschlechtern würde...
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