von Klaus » Sa 17. Mär 2007, 01:33
Das ist ein Artikel, wie ich ihn im August 2006 zum Thema Islamo-Faschismus auf meinem Blog gepostet habe.
Wenn Sie meinten, dass der Krieg gegen den Terror schlecht ist, dann bereiten sich sich auf weitere Katastrophen vor, die der Krieg gegen den Islamo-Faschismus bringen wird.
Wer die Sprache kontrolliert, kontrolliert die Debatte. Während die Nah-Ostpolitik der Bush-Regierung immer tiefer in blutiger Zusammenhangslosigkeit versickert, hat der Krieg gegen den Terror eine sprachliche Veränderung erfahren. Es wurde daraus der Krieg gegen den "Islamischen Faschismus".
Der Begriff ist seit geraumer Zeit im Gebrauch, Nexis brachte ihn 1990 ins Gespräch, als der Schriftsteller und Historiker Malise Ruthven den Begriff des Islamo-Faschismus im Londoner Independent benutzte, um die autoritären Regimes der muslimischen Welt zu beschreiben, nach den Ereignissen vom 11. September, wurde der Begriff wiederbelebt, durch Neocons und Kriegstreiber, einschließlich Stephen Schwarz vom Spectator und Christopher Hitchens, im selben Magazin, um die Mullahs im Iran als eine grosse Horde von muslimisch-bösen Typen zu beschreiben, die sich in der näheren Umgebung von Osama Bin Laden befinden.
im August diesen Jahres kam der Begriff dann im mainstrean an, als Bush in einer Rede die vereitelten Flugzeugattentate von GrossBritannien geisselte.
Joe Liebermann vergleicht die Situation im Irak mit Spanien zur Zeit des Bürgerkrieges, der als Vorbote für das interpretiert wird, was danach noch kommen sollte(2.WK).
Die Abkehr vom Begriff des Krieges gegen den Terror kommt keinen Moment zu spät, insbesondere bei Leuten die Probleme damit haben über einen Krieg aus taktischen Erwägungen heraus zu sprechen. Es sagt nichts aus über Jene, die sich wunderten, das, wenn der Terrorismus das Problem ist, die USA und ihre Verbündeten in den Irak einmarschiert sind.
Auf der Pressekonferenz des US-Präsidenten vom 21.08.06, Frage:Aber was hatte der Irak mit den Ereignissen des 11. September zu tun?
Antwort Bush:Nichts. Jetzt spricht Bush die Wahrheit aus, 5 Jahre wurde gelogen, Intrigen gesponnen, die UN verarscht Menschen getötet, für NICHTS.
Was ist nun falsch am Begriff des Islamo-Faschismus? Nun für den Anfang ist es eine schreckliche historische Analogie. Italienischer Faschismus, deutscher Nazismus u.a. faschistische Bewegungen der 20er und 30er Jahre in Europa waren nationalistisch und säkular, mit dem internationalen Kapital verbunden und eng auf die betreffenden Staaten ausgerichtet.
Mussolini blickte zurück auf das Alte Rom, die deutschen Nazis waren von der nordischen Mythologie fasziniert, aber vom Grundgedanken her, waren diese Staaten modern, bürokratisch und rational. Kaum einer der nazistischen Führer dürfte sich einen Rat aus der Bibel geholt haben. Sogar der Antisemitismus war "wissenschaftlich" begründet und beruhte auf der genetisch niedrigeren Stellung der Juden und anderer gegenüber der nordischen Rasse. Wieviele Biologen, Anthropologen und Mediziner fühlten sich dazu berufen das zu beweisen.
Die schlimmste Barbarei im modernen Zeitalter wurde von Menschen mit moderner Grundeinstellung verübt. Daher ist es vom Inhalt her wichtig den Begriff des Faschismus zu erhalten.
Der Begriff des Islamo-Faschismus verschmilzt eine Reihe von unterschiedlichen Staaten, Bewegungen und Organisationen, als ob sie, ähnlich dem Willen der Faschisten, gemeinsame Ziele erreichen wollen und gemeinsam funktionieren. Dem ist aber nicht so.
Die Neocons haben Saddam Hussein und die syrische Baath-Partei als Islamo-Faschisten bezeichnet, aber diese relativ säkularen, nationalistischen Tyrannen haben nichts mit der schattenhaften, staatenlosen und fundamentalistischen Al-Quida gemein, wie sogar Bush zugeben musste, oder mit den Taliban, die Afghanistan ins 7.te Jahrhundert befördern wollen und die Taliban sind nicht so wie der Iran, welcher wiederum nicht so repressiv ist wie Saudi-Arabien.
Wer sind die Islamo Faschisten in Saudi-Arabien? Das gegenwärtige Regime oder seine religiösen, fanatischen Opponenten. Unter dieser Regierung wird gefoltert, geköpft, Frauen dürfen nicht wählen oder Auto fahren, die Verehrung alles Nicht-muslimischen ist verboten, die "Kleiderordnung" ist religiös und wird staatlicherseits mit Gewalt durchgesetzt, der Wahhabismus ist der Nennwert des Fundamentalismus, der in alle Welt exportiert wird.
"Islamo-Faschismus" hört sich wie ein analytischer Begriff an, nur er ist es nicht. Der Begriff des Faschismus besitzt ein suggestives Schmähpotential, er ist ein moralisches Argument, welches durch ein sachliches Argument nicht zu widerlegen ist.
Mit dem Gebrauch des Begriffs Islamo-Faschismus wird überlegene Moral demonstriert. Dieser Begriff ist emotional stark besetzt, er bringt uns dazu weniger zu denken und mehr zu fürchten. Am Ende bleibt nur noch eins, dem Islamo-Faschismus muss genauso entgegen getreten werden, wie seiner Zeit Hitler-Deutschland.
Zeitlich betrachtet rettet dieser Begriff die Neocons vor einer gründlicheren Analyse und Beurteilung der Invasion im Irak.
Ganz plötzlich ist es nur noch eine Episode, dass Saddam nichts mit dem 11. September zu tun hatte, keine Massenvernichtungswaffen besaß, nicht bereit war die USA anzugreifen, oder Israel mit Krieg zu überziehen. Die Welt vergisst schnell, zu schnell.
Wir werden vorbereitet "Auf nach Teheran". Wir denken zu wenig nach über das spektakuläre Unrecht, dass die grösste militärische Initiative der letzten 30 Jahre verursacht hat.
Islamo-Faschismus findet heute schon Eingang in den Sprachgebrauch der muslimischen Welt. in der New York Times wurde ein offener Brief der Al-Kharafi Gruppe, an Bush veröffentlicht. Die Al-Kharafi-Gruppe ist ein grosser kuwaitischer Baukonzern. Dem Brief waren Fotos von toten und verletzten Libanesen beigefügt. Titel:"Wir glauben das es an der Zeit ist ein Missverständnis aufzuklären, wer von diesen Menschen hat es verdient, als Faschist bezeichnet zu werden."
Islamo-Faschismus macht nicht nur die wenigen Muslime wütend, die uns ohnehin hassen.
Heute verdunkelt die Ideologie ein Spektrum von Situationen - den Libanon, Palästina, Flugzeug-und UBahn- Bombenangriffe, Afghanistan und den Irak auf ganz absichtliche Art und Weise. kein Wunder, dass die Leute, die den Irak okkupierten, diese Situation so mögen.
Ich hoffe, für den Anfang reicht das zur Beantwortung deiner Frage aus.