UN-Resolution für Verbot von religiöser Diffamierung

UN-Resolution für Verbot von religiöser Diffamierung

Beitragvon Sisyphos » Do 5. Apr 2007, 14:43

http://www.net-tribune.de/article/300307-194.php

30. März 2007 22:02 Uhr

UN-Resolution für weltweites Verbot von religiöser
Diffamierung


Genf - Auf Antrag der Organisation der Islamischen
Konferenz (OIC) hat der UN-Menschenrechtsrat in Genf
eine Resolution für ein weltweites Verbot der
öffentlichen Diffamierung von Religionen
verabschiedet. In der Erklärung wird Bezug genommen
auf eine Kampagne gegen muslimische Minderheiten und
den Islam seit den Terroranschlägen vom 11. September
2001. Die Entschließung gilt als Reaktion auf die in
einer dänischen Zeitung abgedruckten
Mohammed-Karikaturen, die im vergangenen Jahr in der
islamischen Welt Empörung ausgelöst hatten.

In der Erklärung vom Freitag wird neben dem Islam
keine andere Religion erwähnt. Die Resolution wurde
mit 24 zu 14 Stimmen bei neun Enthaltungen angenommen.
Neben europäischen Staaten stimmten auch Kanada, Japan
und Südkorea dagegen. Diese kritisierten insbesondere
die einseitige Ausrichtung der Entschließung auf den
Islam und dass die Resolution nicht auf die
Problematik der Meinungsfreiheit eingehe. Das Problem
religiöser Intoleranz sei weltweit verbreitet und
nicht auf bestimmte Religionen beschränkt, erklärte
die deutsche Delegierte Brigitta Maria Siefker-Eberle
im Namen der EU. Ghana, Indien, Nigeria, Sambia und
einige lateinamerikanische Staaten enthielten sich. Im
47 Mitglieder zählenden Menschenrechtsrat sind 17
islamische Staaten vertreten.

In der Resolution wird tiefe Besorgnis über Versuche
ausgedrückt, den Islam mit Terrorismus, Gewalt und
Menschenrechtsverletzungen in Verbindung zu bringen.
Staaten werden aufgefordert, die Verbreitung gegen
Religionen oder deren Anhänger gerichteter
rassistischer und fremdenfeindlicher Vorstellungen zu
verbieten.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch
erklärte, die Resolution könne die Grundrechte
Einzelner gefährden. Das Dokument konzentriere sich
darauf, Religionen selbst zu schützen, insbesondere
den Islam, und nicht die Rechte von Individuen,
einschließlich Mitgliedern religiöser Minderheiten,
erklärte die Organisation mit Sitz in New York.
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Beitragvon Sisyphos » Do 5. Apr 2007, 14:50

Der UN-Menschenrechtsrat soll doch eigentlich die Einhaltung der Menschenrechte überwachen.

1. Gibt es ein Menschenrecht auf Freiheit von Kritik?

2. Sind Menschrechte nicht eigentlich individuelle (nicht kollektive) Rechte?

Der neue UN-Menschenrechtsrat scheint genauso absurde Ergebnisse zustande zu bringen wie das alte Gremium. Jene, die Menschenrechte verletzen, schaffen es, Resolutionen zum Schutz ihrer Begründungen für diese Verletzungen zu verabschieden.
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Beitragvon Mark » Do 5. Apr 2007, 14:50

wie geht das denn ?
wie kann man per resolution die rechte einer religion schützen wollen ?
ich dachte immer es gibt nur menschen ?

die un hat wohl den verstand verloren (24/9 zu 13 )

"gott"seidank sind un resolutionen zahnlose papiertiger ohne wert. die botschaft indes ist beschämend für jeden der die un jemals als weltpolitisch sinnvolle institution angesehen hat.
in meinen augen hat sie aber auch schon lange jeden einfluss und respekt verloren. scheiss auf die UN.
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Beitragvon Nox » Do 5. Apr 2007, 14:53

Aprilscherz?!
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Beitragvon Sisyphos » Do 5. Apr 2007, 14:54

Nox hat geschrieben:Aprilscherz?!


Kam heute über den IBKA-Verteiler.
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Beitragvon Andreas Müller » Do 5. Apr 2007, 14:59

Aufklärungsfeinde. Wer bleibt da überhaupt noch übrig?
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Beitragvon Sisyphos » Do 5. Apr 2007, 15:02

Der Autor hat geschrieben:Aufklärungsfeinde. Wer bleibt da überhaupt noch übrig?


Wir.

Ganz allein.
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Beitragvon Tom K » Do 5. Apr 2007, 21:50

Nun ja, bei der UN gibt's 190+x Interessen (pro Land mindestens eine...), und da kommt selten etwas Konkretes oder gar Konstruktives raus.
Außerdem wirkt dort ja die übliche islamische Reaktion (Kritik = Beleidigung = Recht zur Randale) durchschlagend. Schließlich werden Vertreter islamischer Länder Beschlüsse, die ihnen gegen den Strich gehen, zu verhindern suchen.
Wie damals im guten, alten Kalten Krieg. Da haben die USA und die UdSSR dieses Spiel zur Perfektion gebracht.
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Beitragvon lorenz » Fr 6. Apr 2007, 14:31

Mark hat geschrieben:wie geht das denn ?
wie kann man per resolution die rechte einer religion schützen wollen ?
ich dachte immer es gibt nur menschen ?

Wieso denn? Man kann nicht nur Menschen schützen. Z. B. schützt die UNO auch Kulturgüter. Schon in der Haager Landkriegsordnung wurde der Schutz von bestimmten Gebäuden und Einrichtungen von sozialer und gesellschaftlicher Bedeutung usw. vereinbart. (Krankenhäuser, Schulen, Kirchen, usw. - wenn ich es recht sehe.)
Das ist ja auch grundsätzlich sinnvoll. Seltsam wird es aber, wenn etwa Lottoverkaufsstellen oder Fußballvereine oder Religionen Sonderschutz bekommen, andere Institutionen aber nicht.
Zuletzt geändert von lorenz am Fr 6. Apr 2007, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon HF******* » Fr 6. Apr 2007, 14:31

Sachlich müsste dann genauso die Weltanschauungen geschützt werden, sonst kann man das gleich vergessen.
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Beitragvon Joe » Fr 6. Apr 2007, 17:57

Säkulare Weltanschauungen haben eben keine Lobby.
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Beitragvon Besserwisser » Sa 7. Apr 2007, 06:46

In der Resolution wird tiefe Besorgnis über Versuche ausgedrückt, den Islam mit Terrorismus, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung zu bringen.

Hallo? Verbindungen, die bestehen, darf man nicht mehr benennen?
Ist also auch der Wikipedia-Beitrag http://de.wikipedia.org/wiki/Terroranschlag#Internationale_Terroranschl.C3.A4ge mit "tiefer Besorgnis" zu sehen, weil _alle_ dort aufgelisteten Anschläge von Tätern ausgeführt wurden, die sich dem Islam verbunden fühlten?

Soll zukünftig über Terroranschläge etwa so berichtet werden: "Die Selbstmordattentäter stammten laut Polizeiangaben aus dem Nahen Osten. Über ihre Religionsangehörigkeit werden - in Übereinstimmung mit der Resolution A/HRC/2/L.14 des Human Rights Council - keine Angaben gemacht."?

Schade, dass man sich den UN-Menschenrechtsrat auch nicht mehr als Plattform der Aufklärung vorstellen darf ...
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Beitragvon Andreas Müller » Sa 7. Apr 2007, 13:15

Ist also auch der Wikipedia-Beitrag http://de.wikipedia.org/wiki/Terroransc ... hl.C3.A4ge mit "tiefer Besorgnis" zu sehen, weil _alle_ dort aufgelisteten Anschläge von Tätern ausgeführt wurden, die sich dem Islam verbunden fühlten?


Das finde ich in diesem Fall dann schon. "Nur" ein Drittel aller Terroranschläge wird von Islamisten begangen, der überwiegende Teil von wirtschaftlich und politisch unterdrückten Gruppen verschiedener Art.

Ansonsten hast du Recht.
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Beitragvon Besserwisser » So 8. Apr 2007, 08:34

Hier einige Zahlen zur Entwicklung religiös motivierter terroristischer Ereignisse der letzten Jahre:
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Overview: Religiously Motivated Terrorist Incidents         

Year   Sum  Religious   Percentage
1995   182       52      28,6
1996   119       28      23,5
1997    77       20      26,0
1998   323       40      12,4
1999   223       28      12,6
2000   397       41      10,3
2001   584      100      17,1
2002   449      111      24,7
2003   649      153      23,6
2004  1195      438      36,7
2005  1895      693      36,6
2006  1678      563      33,6

Quelle: Terrorism Knowledge Base (http://www.tkb.org)/eigene Auswertungen (http://radek.com/brights/figures/terroristic_incidents.xls)
Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten:
1. Die Zahl terroristischer Ereignisse pro Jahr ist innerhalb der letzten zehn Jahren auf das Fünffache gestiegen.
2. Davon waren ursprünglich ungefähr ein Achtel religiös motiviert. In der Zwischenzeit ein Drittel!

Wer meint, einen Zusammenhang zwischen Religionen und Terrorismus leugnen zu müssen, läuft blind durch die Gegenwart.
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Beitragvon Andreas Müller » So 8. Apr 2007, 10:00

Die meisten Terroranschläge sind aber nicht religiös motiviert, sondern nationalistisch/separatistisch und es gibt etwa gleich viele kommunistisch/sozialistisch motivierte Terroranschläge wie religiöse.
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