Deutsches Brights-Forum 2006 - 2014 (ARCHIV)

http://www.kath.net/detail.php?id=16649

Das ist eine äußerst schwach begründete Ablehnung. Da ist das letzte Wort noch nicht gefallen, denke ich mal.

der Spiegel schrieb:
Das Ministerium begründete seine Entscheidung damit, dass ein reines Jungengymnasium nicht gesetzeskonform wäre. Brandenburgs Schulgesetz sieht - für öffentliche Schulen - gemeinsamen Unterricht für Jungen und Mädchen vor.

Eine sehr spannende Argumentation. Die Schulgesetze wären sicherlich auch verfassungskonform im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes auszulegen. Wenn die Religionsfreiheit insofern Vorragng hätte vor dem Schulgesetz und dem Gleichheitsgrundsatz, dann könnte es auch irgendeine Nazi- oder Rechts-Neuheiden-Sekte geben, die nur Kinder mit Ariernachweis oder mit blauen Augen in die Schule lässt.

In anderen Bundesländern hat man mit Artikel 3 Grundgesetz kein Problem, weil Jungen und Mädchen ja auch unterschiedlich sind - wobei eben das bei der besonderen Aufführung der Geschlechter in Art. 3 gerade vorausgesetzt wurde :roll:

nicht ganz zum Thema, aber zum Hintergrund Opus dei:

der Spiegel schrieb:
Darin wird die Organisation als mächtiger wie verschwörerischer Geheimbund beschrieben, dessen Mitglieder sich mit Bußgürteln und Peitschen selbst kasteien - was die katholische Kirche als "Zerrbild" zurückwies.

Zerrbild vielleicht, aber geleugnet wird es nicht, dass es Selbstgeißelung aus religiösen Gründen gibt und sich die Mitglieder weltweit damit rühmen:

Opus dei schrieb:
So krankhaft faszinierend Dinge wie Bußbänder, Geißeln und kalte Duschen für Uneingeweihte auch sein mögen, die Wahrheit ist, dass äußere Abtötungen verglichen mit der inneren Abtötung nur ein Kinderspiel sind.

http://de.opusdei.org/art.php?p=22336

"Krankhaft faszinierend" sind nicht die Taten ansich (wer drauf steht...), sondern die Vorstellung, dies für eine Gottheit zu tun, die tatsächlich nur in der Phantasie existiert. Dieses Verständnis dürfte dem Hardliner-Orden fremd sein.

Bravo Brandenburg! würde ich mal sagen.

Opus Dei ist eigentlich nur ein sichtbarer Auswuchs der völlig indiskutablen Denkweise der katholischen Kirche.

Aber helft mir doch mal auf die Sprünge: Werden andere Organisationen mit einem derartigen Gedankengut nicht ganz schnell als verfassungsfeindlich, kriminell oder terrorristisch eingestuft?

Doch nicht bei Opus Dei, das sind doch die guten Christen! Interessant auch der unter dem Artikel stehende lint zur Kathpedia (Opus Dei). Das sind ja wirklich die allertoolsten wenn man das so liest......

Ontopic: Es zeigt sich wieder, daß es schwierig is "vernünftig" solche Ansinnen abzlehnen. Dieses ganze Konstrkt mit privaten Schulen die von glaubens und ideologischen Gemeinschaften gegründet werden ist einfach falsch.

Aus Sicht von Opus Dei ist die Eröffnung einer Schule ja ein völlig logischer Schritt. So bekommt man Kinder in der idealsten Situation in die Hände:

• die Kinder befinden sich im idealen Alter, um kritiklos und beeinflussbar zu sein,
  
• die Eltern sind nicht in der Nähe (Wobei Eltern, die ihre Kinder an eine religiös geführte Schule ausliefern schon entsprechende Vorschädigungen haben müssen) und
  
• die Schule wird den Kindern als Vorbild und Authorität dargestellt.

Vor diesen Gesichtspunkten ist die in Brandenburg gefällte Entscheidung gar nicht hoch genug einzustufen.

Das sehe ich genauso, Frank. Die Erziehung hat -- natürlich -- einen enormen Einfluss auf die Kinder. Je jünger Kinder sind, desto leichter sind die manipulierbar. Sie sind nicht dazu im Stande, eigenständig zu denken und Dinge kritisch in Frage zu stellen. Stattdessen vertrauen sie Autoritäten und glauben diesen blind. Wenn Autoritäten einem etwas erzählen, glaubt man das in diesem Alter gar nicht. Zum einen ist dies das einzige, was man machen kann, denn es ist wichtig für die menschliche Entwicklung von der älteren Generation zu lernen. Zum anderen ist es für Kinder gar nicht möglich, alles in Frage zu stellen und kritisch zu denken, da sie nicht über das Wissen verfügen, um alles richtig einzuordnen oder zu prüfen.

Ich selbst kann mich erinnern, dass ich als 7 oder 8-jähriger geglaubt hatte, Adam und Eva hätten existiert. Es wurde in der Schule und andererorts so oft erzählt, dass ich es -- als einfältiges, leichtgläubiges, dummes Kind -- einfach glauben musste. Irgendwann entstand in meinem Kopf ein Widerspruch: Ich glaubte, wir Menschen stammten vom Affen ab, und gleichzeitig spukte in meinem Kopf immer noch die Idee herum, dass Adam und Eva existiert haben. Im Ethik Unterricht wurde dann mal etwas angesprochen, was damit im Zusammenhang stand (nach zehn Jahren kann ich mich nicht mehr gut erinnern) und ich fragte daraufhin die Lehrerin, wie es denn möglich sei, dass wir vom Affen und von Adam und Eva abstammen. Um nicht irgendwelche religiösen Anschauungen zu verunglimpfen, bestand ihre Antwort lediglich in der Lüge, sie wisse dies nicht. Dies erstaunt mich auch heute noch: dass diese Lehrerin nicht die Courage hat, dezidiert stellen zu nehmen und klar zu stellen, dass diese groben Phantasmen einfach falsch sind.

Ich habe im Einschulungsalter auch die Geschichten aus der Bibel geglaubt.

Irgendwann später hat mein Großvater mir dann einen Floh ins Ohr gesetzt: "Verlang doch mal, dass dir einer diese Geschichten beweist."

Das hat geholfen und immerhin dazu geführt, dass im im Konfirmandenunterricht 50 mal "Ich soll nicht an der heiligen Schrift zweifeln" an die Tafel schreiben musste.

Darauf bin ich heute noch stolz.

Das ist etwas ganz entscheidendes. In Diskussionen wird von christlicher Seite immer wieder klargestellt, dass das alles doch gar nicht so gemeint sei und man es nicht wörtlich nehmen dürfe. Man sagt, dass niemand heute mehr Genesis wörtlich nehme. Und für die meisten Menschen trifft dies auch zu. Aber das Problem ist nun einmal: Den Kindern wird wörtliches Genesis gelehrt.

JustFrank hat geschrieben:Ich habe im Einschulungsalter auch die Geschichten aus der Bibel geglaubt.

Irgendwann später hat mein Großvater mir dann einen Floh ins Ohr gesetzt: "Verlang doch mal, dass dir einer diese Geschichten beweist."

Das hat geholfen und immerhin dazu geführt, dass im im Konfirmandenunterricht 50 mal "Ich soll nicht an der heiligen Schrift zweifeln" an die Tafel schreiben musste.

Darauf bin ich heute noch stolz.

Bravo!

Aber mal ganz ehrlich: Eine Opus Dei-Schule, das geht ja mal gar nicht. Wo bleibt da der empörte Aufschrei der Öffentlichkeit. So wie bei den NPD-Spinnern mit ihrer Schulhof-CD.